SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.03.2018 um 10.30 UTC



Über die Osterfeiertage eher unbeständig und kühl, allerdings noch sehr
unsichere Wetterentwicklung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 03.04.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Karfreitag, gelangt Deutschland
vorübergehend in den Einflussbereich eines Höhenrückens, der sich vorderseitig
eines westeuropäischen Höhentroges durch WLA über Mitteleuropa nordwärts
aufwölbt, sich allerdings auch allmählich ostwärts verlagert. Bereits
Samstagfrüh befindet sich das Vorhersagegebiet auf der Vorderseite des
westeuropäischen Troges, der sein Drehzentrum dann zur südwestlichen Nordsee
verlagert, unterhalb einer südlichen Höhenströmung.
Im Bodenfeld gelangt mit einer sich von Frankreich nach Süddeutschland
ausweitenden Tiefdruckrinne vor allem in die Südosthälfte vorübergehend recht
milde Luft, an den Alpen stellt sich nach Lesart des IFS kurzzeitig schwacher
Föhn ein (Temperaturen in 840 hPa bis +9 Grad im östlichen Alpenvorland, dagegen
-1 bis -5 Grad im Norden und Osten). Im Tagesverlauf greifen aber mit der
Tiefdruckrinne bereits zeitweilige leichte Regenfälle auf den Südwesten des
Landes über und weiten sich in der Nacht zum Samstag bis in die Norddeutsche
Tiefebene aus, der Föhn im Südosten bricht wohl spätestens am Abend wieder
zusammen. Schnee fällt wohl nur in den Kammlagen der Mittelgebirge. Im äußersten
Norden und Nordosten bleibt es indes noch trocken.
Am Samstag weitet sich der westeuropäische Trog nach Süden und Osten aus, wobei
sich über Norditalien ein Randtrog bildet, der am Ostersonntag mehr und mehr die
Funktion des zentralen Drehzentrums des Troges übernimmt und sich über das
östliche Mitteleuropa nordostwärts Richtung Baltikum verlagert.
Im Zuge dieser Entwicklung kommt es nach Lesart des aktuellen IFS-Laufes auch
im Bodenfeld im Laufe des Samstags über dem Osten Österreichs zu einer markanten
Zyklogenese. Das daraus resultierende Tiefdruckgebiet zieht am Ostersonntag
unter weiterer allmählicher Vertiefung auf einer Vb-ähnlichen Zugbahn über
Tschechien und Polen hinweg Richtung Baltikum. An dessen Nord- und Westflanke
setzen im Laufe des Samstags im Südosten, am Sonntag auch im Osten teils länger
anhaltende Niederschläge ein. Diese gehen mit zunehmender Advektion maritimer
Polarluft vor allem in Sachsen und Südbrandenburg teilweise bis in tiefere Lagen
in Schnee über. Für den Zeitraum Samstag, 18 UTC bis Sonntag. 18 UTC werden in
Ostsachsen sowie in einigen Alpenstaulagen (Oberallgäu) mehr als 30 mm in 24
Stunden simuliert, vor allem im Osterzgebirge und im Zittauer Gebirge würde es
im Zuge dieser Entwicklung für unwetterartige Schneemengen reichen.
Im Norden und Westen fällt die Niederschlagstätigkeit dagegen eher gering aus
und zwischendurch kann sich vor allem am Sonntag im Einflussbereich eines sich
dorthin aufwölbenden Höhenrückens auch mal die Sonne zeigen. Die Höchstwerte
bewegen sich am Samstag und Ostersonntag meist im oberen einstelligen Bereich,
mit Sonne können aber auch Werte von über 10 Grad erreicht werden.
Am Ostermontag verlagern sich Höhentrog und Vb-Tief rasch ostnordostwärts und
rückseitig wölbt sich erneut ein breit angelegter Höhenrücken bis Dienstag, 00
UTC über Mitteleuropa nordwärts auf.
Im Bodenfeld schwenkt am Montagvormittag ein flacher Hochkeil rasch über das
Vorhersagegebiet hinweg nordostwärts. Dahinter setzt von Westen her wieder
Druckfall ein und auf der Vorderseite eines Tiefs westlich der Britischen Inseln
gelangt von Südwesten her wieder mildere Luft vor allem in die Südhälfte. Die
Warmfront des Tiefs greift am Montagnachmittag mit leichten Regenfällen auf den
Südwesten Deutschlands über, bis Dienstagfrüh erfassen die Niederschläge weite
Teile des Landes, lediglich im äußersten Süden und Osten bleibt es noch trocken.
Insgesamt steigen die Temperaturen am Ostermontag wieder an, im Süden und Osten
auch deutlich und vor allem dort scheint auch länger die Sonne.
Am Dienstag gelangt das Vorhersagegebiet auf die Vorderseite eines Höhentroges
westsüdwestlich der Britischen Inseln, wobei die Höhenströmung insgesamt
antizyklonal konturiert bleibt und zwischen zwei flachen Höhenrücken ein ebenso
flacher Kurzwellentrog über den Norden und die Mitte Deutschlands hinweg
nordostwärts zieht.
Insgesamt gelangt an der Südflanke einer sich vom westlichen Mitteleuropa nach
Norddeutschland ausweitenden und sich von dort aus allmählich nordwärts
verlagernden Tiefdruckrinne recht milde Luft nach Deutschland. Vor allem im
Norden und in der Mitte führt die auch nieder- und mitteltroposphärisch recht
markante WAL zu verbreiteten Regenfällen, wobei aber wohl keine Warnschwellen
überschritten werden. Im Süden zeigt sich dagegen auch mal die Sonne. Dort
bleibt es mit Höchstwerten von über 15 Grad recht mild, aber auch sonst reicht
es wohl fast überall - mal abgesehen von den Küsten und dem äußersten Norden -
für mehr als 10 Grad.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Für den Karfreitag kann dem aktuellen IFS-Lauf noch eine recht gute Konsistenz
zu seinen Vorgängern bescheinigt werden. Danach ergeben sich aber mehr oder
weniger deutliche Differenzen, insbesondere, was die Vb-Tiefentwicklung am
Osterwochenende, in erster Linie am Samstag und Sonntag, betrifft. Vor allem der
gestrige 12 UTC-Lauf hat diese viel weiter östlich stattfinden lassen, so dass
die Niederschläge den Südosten und Osten Deutschlands nicht weiter tangieren
würden. Der gestrige 00 UTC-Lauf ähnelte dagegen dem aktuellen Lauf, wenngleich
auch dort die Entwicklung ein wenig weiter östlich simuliert wurde.
Entsprechend sollte auch der Vorstoß milder Luft im gestrigen 12 UTC-Lauf am
Montag deutlich früher stattfinden und auch intensiver als im aktuellen bzw. im
gestrigen 00 UTC-Lauf. Insofern scheint der gestrige 12 UTC-Lauf etwas aus dem
Rahmen zu fallen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Für den Karfreitag simulieren alle vorliegenden Modelle eine ähnliche
Wetterentwicklung. Wie bereits bei den IFS-Einzelläufen ergeben sich für den
Zeitraum ab Samstag teilweise gravierende Unterschiede. Nach Lesart des GFS
setzt die Vb-Tiefentwicklung bereits "einen Kurzwellentrog früher" ein, nämlich
am Freitagabend, also fast 24 Stunden eher als nach der aktuellen Version des
IFS und sie soll auch etwas weiter westlich stattfinden. Die Hauptniederschläge
werden bereits am Samstag und in der Nacht zum Sonntag simuliert, dazu auch
weiter nach Westen, bis ins Münsterland bzw. Weser-Ems-Gebiet ausweitend,
allerdings weniger ergiebig, wobei es aber in Norddeutschland gebietsweise auch
bis in tiefe Lagen schneien könnte. ICON simuliert diese Entwicklung dagegen so
weit östlich, dass sie den Süden und Osten Deutschlands überhaupt nicht mehr mit
Niederschlägen tangieren würde. Stattdessen wird der Westeuropatrog dominanter
simuliert, mit Niederschlägen, die sich am Samstag von Südwesten her auf weite
Teile West- und Süddeutschlands und auch auf die mittleren Landesteile
ausweiten. Am Ostersonntag klingen dann die Niederschläge nach GFS im Osten des
Landes deutlich rascher ab als nach ECMWF, während ICON dort sowohl in der Nacht
zum als auch am Sonntag dort überhaupt keine Niederschläge simuliert. Dafür
setzt nach Lesart des ICON bereits am Sonntag der Vorstoß milder Luft nach
Süddeutschland ein, allerdings begleitet von verbreiteten schauerartigen
Regenfällen. Über dem Norden und Westen Deutschlands simuliert ICON mit Durchzug
eines Kurzwellentroges ebenfalls schauerartige Niederschläge, während es GFS und
ECMWF dort weitgehend trocken lassen (ECMWF hat allerdings auch westlich des
Rheins und im Süden Schauer im Programm). Die großen Unsicherheiten setzen sich
auch am Ostermontag fort. ICON simuliert im Bereich eines schleifenden
Frontensystems (die Warmfront kommt über der Mitte Deutschlands nicht weiter
nach Norden voran) im Süden und in der Mitte des Landes verbreitet Regen,
während ECMWF kaum Niederschläge auf der Karte hat und GFS lediglich im
äußersten Süden mit aufziehender Warmfront erste Regenfälle simuliert. Am
Dienstag simulieren dann GFS und ECMWF den Vorstoß milderer Luft bis nach
Norddeutschland, während ICON das nach wie vor über der Mitte des Landes
schleifende Frontensystem auf der Agenda hat. Eine detaillierte Prognose ist ab
Samstag, also somit für die gesamten Osterfeiertage schlichtweg nicht möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Unsicherheiten, die Entwicklung ab Samstag betreffend, zeigt sich auch in
der Clusteranalyse. Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden (also bis Samstag, 00 UTC)
verteilen sich die Ensemblemember, Haupt- und Kontrolllauf auf 3 Cluster
(jeweils 29, 12 und 10 Member), die sich bzgl. der Wetterentwicklung in
Mitteleuropa erst einmal kaum unterscheiden, allerdings lässt Cluster 3 den
Westeuropatrog bereits am Samstag, 00 UTC auf Mitteleuropa übergreifen.
Im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden, also bis zum Dienstag, 00 UTC)
verteilen sich die Einzelläufe dann aber bereits auf 5 Cluster (jeweils 15, 12,
9, 9 und 6 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1). Dabei tauchen bzgl.
der Vb-Tiefentwicklung auch Varianten auf, die denen vom GFS und ICON
simulierten ähneln.
Ein kurzer Blick sei noch auf die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 Stunden)
mit 3 Clustern (jeweils 20, 19 und 12 Member) gewagt. Cluster 1 (inklusive
Haupt- und Kontrolllauf) lässt den nächsten Trogvorstoß nach Südwesteuropa über
der Iberischen Halbinsel abtropfen, wobei im Vorhersagegebiet schwacher
Hochdruckeinfluss wirksam wird. Cluster 2 zeigt einen Trogvorstoß zunächst nach
West- später auch nach Mitteleuropa und Cluster 3 schließlich nach Durchzug
eines kurzwelligen Höhentroges den Aufbau eines markanten Höhenrückens über
Mitteleuropa.
Allen Unsicherheiten zum Trotz lässt sich wohl bei Betrachtung der Rauchfahne
für einen in der Mitte des Vorhersagegebietes gelegenen Gitterpunkt
konstatieren, dass das Osterfest wohl eher leicht unterkühlt ausfällt. Vor allem
am Sonntag bewegt sich die Temperatur in 850 hPa nahezu aller Member im Bereich
zwischen 0 und -7 Grad, wobei Haupt- und Kontrolllauf im oberen Bereich
angesiedelt sind. Danach geht es bei breiter werdendem Spread bis Dienstag
leicht bergauf (im Mittel um etwa 5 K) mit nach wie vor kalten Einzellösungen.
Der Haupt- und Kontrolllauf befinden sich dabei weiterhin im oberen
Temperaturbereich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt weder Hinweise auf außergewöhnlich ergiebige Schneefälle im Osten und
Südosten Deutschlands noch auf ungewöhnlich niedrige Temperaturen. Dafür zeigen
wohl zu wenige Einzelmember die vom Hauptlauf simulierte markante
Niederschlagsentwicklung in der Lausitz und in Südostbayern.
Die probabilistischen Verfahren, insbesondere COSMO-LEPS, haben für die Nacht
zum Sonntag nur sehr geringe Wahrscheinlichkeiten für mehr als 10 mm
Niederschlag als Schnee im Nordosten Deutschlands auf der Karte und etwas höhere
dafür in den Staulagen der Alpen.
Zwar ist wohl die vom Hauptlauf simulierte Entwicklung eher als gering
wahrscheinlich einzuschätzen, dennoch zeigen sowohl der gestrige Hauptlauf von
00 UTC als auch der aktuelle GFS-Lauf eine zumindest ähnliche Vb-Tiefentwicklung
für den Samstag (GFS) bzw. Sonntag (IFS gestern und heute). Ob es aber irgendwo
(am ehesten wohl in Südostbayern und in der Lausitz bzw. in den Staulagen der
dortigen Gebirge) für markante oder gar unwetterartige Niederschläge - ob als
Schnee oder Regen - reicht, ist aber noch sehr fraglich.

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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MODELMIX, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff

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