SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.03.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF z
Heute an den Alpen Föhn mit teils schweren Sturmböen auf höheren Berggipfeln.
Außerdem zum Abend hin im Süden einzelne Gewitter mit Sturmböen nicht ganz
auszuschließen.
Ab dem Samstagnachmittag an der Ostsee und auf höheren Berggipfeln der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge aufkommend Sturmböen. Im Norden
Niederschläge in Schnee übergehend. In der Nacht zum Ostersonntag andauernd. Im
Norden einsetzende kräftige Schneefälle, meist Nassschnee, bis Sonntagfrüh 10
bis über 15 cm Neuschnee.
Am Ostersonntag im Süden und Osten windig mit stürmischen Böen in freien Lagen,
auf höheren Berggipfeln teils schwere Sturmböen. Im Norden und Nordosten
weiterer Schneefälle, dort noch einmal 5 bis über 15 cm Neuschnee innerhalb von
12 Stunden. In der Nacht zum Ostermontag Wetterberuhigung mit teils mäßigem
Frost.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines breiten, auf Westeuropa
übergreifenden Troges, woraus eine südwestliche Strömung resultiert. Ein darin
eingelagerter flacher Rücken wird über Mitteleuropa hinweg nordostwärts geführt.
In dessen Bereich dominiert Absinken, was mit teils größeren Auflockerungen
einhergeht. Geringe Niederschläge, die an einen vorlaufenden, im
Geopotentialfeld kaum erkennbaren Kurzwellentrog gekoppelt sind, streifen den
Nordwesten Deutschlands. Warmluftadvektion, die von Südwesten her bereits
einsetzt und die sich im Tagesverlauf noch verstärkt, lässt zunächst hohe und
mittelhohe und nachfolgend mehrschichtige Bewölkung übergreifen, mit welcher ab
dem späten Nachmittag und zum Abend hin im Westen und Südwesten Niederschläge
aufkommen.
Größere Auflockerungen und auch Aufheiterungen sind im Osten und Südosten am
wahrscheinlichsten. Sie südwestliche Strömung lässt es an den Alpen leicht
föhnig werden. Auf höheren Alpengipfeln sind teils schwere Sturm- und vielleicht
auch orkanartige Böen vorstellbar; auch in einigen föhnanfälligen Tälern können
Windböen auftreten.
Im Norden und Nordosten lässt ein leicht auffrischender Ostwind die Temperatur
auf maximal 5 bis 10 und an der Ostsee nicht über 3 Grad steigen. In den anderen
Gebieten wird es mit 11 bis 16 Grad noch einmal recht mild. In tieferen Lagen
Süddeutschlands sind mit Hilfe der Sonne bis 18 Grad möglich.
Am Abend und in der Nacht zum Sonntag greift die dem westeuropäischen Trog
vorgelagerte Kaltfront auf den Westen und Südwesten Deutschlands über, was den
Föhn zusammenbrechen lässt. Mit der am Alpenrand nach Osten ablaufenden
Druckwelle sind Wind- und einzelne stürmische Böen vorstellbar, aber wenig
wahrscheinlich. Da präfrontal etwas labilere Luft einbezogen wird, können mit
Passage der Kaltfront kurze (eher eingelagerte) Gewitter, die mit Wind- und
vielleicht auch mit stürmischen Böen einhergehen können, nicht ganz
ausgeschlossen werden. In den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen dürfte
dann der Wind wieder auffrischen und auf höheren Berggipfeln in Böen Sturmstärke
erreichen. In der zweiten Nachthälfte wird dann auch an der Küste der Wind
warnrelevant.
Im Nordosten und ganz im Norden klart es verbreitet auf, so dass in diesen
Gebieten mit leichtem Frost zu rechnen ist. Ansonsten sollte es weitgehend
frostfrei bleiben.

Samstag... weitet sich der o.g. Trog ins westliche Mittelmeer aus. Ein
vorlaufender Kurzwellentrog schwenkt über die Alpen hinweg nordwärts und bringt
eine Zyklogenese in Gang. Das resultierende Bodentief wird auf Vb-ähnlicher
Zugbahn über Tschechien hinweg nordwärts gesteuert und erreicht bis zum Abend
unter leichter Intensivierung Westpolen. Warmluftadvektion lässt im gesamten
Norden und Osten Niederschläge einsetzen, die bedingt durch Stau, auch die
Alpen erfassen. Hinsichtlich der Niederschlagssummen an sich deutet sich keine
Überschreitung von Warnschwellen an. Allerdings wird an der Nordwestflanke des
sich nach Westpolen verlagernden Bodentiefs in der unteren Troposphäre von
Nordosten Kaltluft angesaugt, was die Niederschläge im Norden Deutschlands in
Schnee übergehen lässt. Dieser sollte vorerst aufgrund der Vorgeschichte noch
nicht liegen bleiben. In den anderen Gebieten liegt die Schneefallgrenze noch so
hoch, so dass die feste Phase vorerst noch nicht warnrelevant ist.
An der Nord- und Westflanke des Bodentiefs frischt der Wind auf, so dass in
Ostseenähe Windböen, unmittelbar an der See und auf höheren Gipfeln der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge Böen bis Sturmstärke aufkommen.
Von dieser Entwicklung werden der Westen und Südwesten sowie weite Teile von
Franken nicht erfasst. Schwacher antizyklonaler Einfluss lässt dort
Auflockerungen am wahrscheinlichsten werden. Mit Höchstwerten zwischen 7 und 13
Grad wird es nicht mehr so mild wie heute. Im Norden und Nordosten sind nur 2
bis 7 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Ostersonntag wird das o.g. Bodentief zur Pommerschen
Ostseeküste gesteuert, wobei sich eine weitere leichte Intensivierung
abzeichnet. Warmluftadvektion lässt an der Nord- und Westflanke die
Niederschläge andauern, die, bedingt durch die bodennah einfließende kältere
Luft, im gesamten Norden und Nordosten zusehends in Schnee übergehen, der dann
sehr wahrscheinlich auch liegen bleibt. Dabei können innerhalb von 12 Stunden 10
bis über 15 cm Schnee zusammenkommen. Wo das Maximum der Schneefälle ist, lässt
sich noch nicht abschätzen. Die gesamte Region von Ostholstein über Mecklenburg
bis zur unteren Oder kommt hierfür in Frage. Da der Schnee sehr nass ist, ist
die Wahrscheinlichkeit für Verwehungen vergleichsweise gering.
An der Westflanke des Bodentiefs legt der Wind noch etwas zu, so dass auch in
freien Lagen Nordostdeutschlands Windböen auftreten können. An der Ostsee und
auf höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge sind
Sturmböen zu erwarten. Mit einem sich von Südwesten hereinschiebenden
Zwischenhochkeil verschärft sich auch dort der Gradient, wodurch auf höheren
Berggipfeln der Südwestdeutschen Mittelgebirge und der Alpen ebenfalls Böen bis
Sturmstärke möglich sind.

Ostersonntag... greift auf Westeuropa ein breiter Höhenrücken über. Durch diesen
wird der Zwischenhochkeil, der über dem Südwesten Deutschlands liegt, gestützt
und kann sich kräftigen. Dies lässt eine meridionale Hochbrücke zu dem über
Grönland liegenden Hoch entstehen. An deren Ostflanke stößt arktische Polarluft
bereits wieder bis in die Nordsee vor. Das vor der Pommerschen Ostseeküste
liegende Bodentief ändert seine Lage nur wenig und beginnt sich erst in der
zweiten Tageshälfte allmählich aufzufüllen. Die Warmluftadvektion an dessen
Westflanke wird nur zögernd schwächer, so dass sich zwar die maximalen
Niederschläge auf die Ostsee verlagern, aber das Maximum der Schneefälle sich
eher nach Vorpommern verschiebt, wo bis zum Abend noch einmal 10 bis etwa 15 cm
Schnee hinzukommen können. Da es sich dabei um Nassschnee handelt, ist die große
Frage, wieviel davon liegenbleibt.
An der Westflanke des Bodentiefs bleibt ein kräftiger Gradient bestehen. Auch im
Süden und Südosten dürfte durch den sich kräftigenden Zwischenhochkeil der
Gradient verschärfen. Somit sind, abgesehen vielleicht vom Norden und
Nordwesten, verbreitet Windböen, im Osten und Süden in freien Lagen stürmische
Böen und an der Ostsee sowie im Bergland Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Auf
höheren Berggipfeln muss mit schweren Sturmböen gerechnet werden. Erst zum Abend
hin, d.h. mit der beginnenden Auffüllung des Tiefs, dürfte ein Abflauen des
Windes einsetzen. Hier macht sich dann der inzwischen bereits recht ausgeprägte
Tagesgang bemerkbar.
In den anderen Gebieten wird das Wetter durch Kurzwellentröge, die an der
Ostflanke des sich nähernden Höhenrückens nach Südosten ablaufen, wechselhaft
gestaltet. Dies sollte in Form von typischem Aprilwetter mit einem Wechsel von
Schauern und Auflockerungen der Fall sein, wobei jedoch im Vergleich zu den
Vortagen Bewölkung überwiegt. Die feste Phase ist allenfalls in den Kamm- und
Gipfellagen vorstellbar.
Die Tageshöchsttemperaturen gehen etwas zurück. So wird die 10 Grad-Marke nur
noch in tieferen Lagen südlich der westlichen Mittelgebirge erreicht oder
geringfügig überschritten. Im weitaus größten Teil Deutschlands bewegen sich die
Temperaturen zwischen 3 und 8 Grad. Bei länger andauerndem Schneefall sind kaum
mehr als 0 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Ostermontag verlagert sich das o.g. Bodentief zu den Baltischen
Staaten. Mit der weiteren Ostverlagerung dieses Bodentiefs wird der Gradient
auseinandergezogen, so dass der Wind ausgangs der Nacht dann auch im Nordosten
und Osten nicht mehr warnrelevant ist. Die vom Alpenraum bis nach Grönland
reichende Hochbrücke greift auf Deutschland über und sorgt für eine
Wetterberuhigung. Allerdings lässt Warmluftadvektion, die den über Westeuropa
liegenden breiten Rücken überläuft, im Westen und Südwesten bereits wieder
mehrschichtige Bewölkung aufkommen. Ob dort erneut Niederschlag einsetzt, ist
noch nicht sicher.
Im Nordosten sollten ausgangs der Nacht die Niederschläge aufhören. Auch an den
Nordrändern der östlichen Mittelgebirge kommen dann nur noch wenige Zentimeter
Schnee zusammen. Bei Tiefsttemperaturen zwischen +2 und -3 Grad besteht
Glättegefahr. Im Nordosten und Osten kann es auch aufklaren. Bei längerer Zeit
klarem Himmel kann in diesen Gebieten mäßiger Frost nicht ganz ausgeschlossen
werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch das über Westpolen hinweg nord- nordostwärts ziehende Bodentief
haben alle Modelle im Programm. Zwar bestehen noch geringe Unterschiede
hinsichtlich der Verlagerungsgeschwindigkeit dieses Tiefs und der genauen
Zugbahn. An den oben getroffenen Aussagen zur Niederschlags- und Windentwicklung
sollte dies jedoch nicht allzu viel ändern.
Noch einigermaßen unsicher ist hingegen, wieviel Schnee im Norden und Nordosten
Deutschlands in Verbindung mit diesem Tief noch fällt, wieviel hiervon
liegenbleibt und wo das Schneefallmaximum zu finden ist. Sehr wahrscheinlich
dürfte in der Nacht zum Ostersonntag der meiste Schnee fallen, wobei dann am
Ostersonntag sich Neuschneezuwachs und Schmelzen bzw. Zusammensacken der
Schneedecke die Waage halten könnten. Nach EZMW wäre das Schneefallmaximum in
Vorpommern zu finden, wo durchaus aufsummiert bis Sonntagabend bis 30 cm Schnee
fallen können. Dies wird auch vom EPS des EZMW gestützt. Nach ICON würde sich,
beginnend ab Samstagabend, das Schneefallmaximum von Schleswig-Holstein nach
Vorpommern verschieben (was sich auch nach COSMO-LEPS andeutet), nach EU4 wären
die maximalen Schneefälle eher in Ostholstein zu erwarten. Bemerkenswert ist,
dass ICON-EPS bis ins östliche Niedersachsen hinein kräftige Schneefälle zeigt,
aber von Ostholstein bis zum Oderhaff deutlich geringere Neuschneemengen bietet
als die anderen Verfahren. Dafür werden die maximalen Schneefälle im Nordstau
des Erzgebirges erwartet.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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