SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 31.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Nordosten teils kräftiger Dauerschneefall, am Sonntag nur langsam abklingend.
Morgen im Osten und Süden auflebender Wind, vereinzelt stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... befinden sich Mitteleuropa respektive Deutschland unter einem
breiten Höhentrog, der in der kommenden Nacht noch etwas nach Osten vorankommt
und dabei durch einen in seine Rückseite reinlaufenden kurzwelligen Anteil
regeneriert wird. Korrespondierend zum Trog findet man in Bodennähe einen
umfangreichen, mit mehreren Drehzentren gespickten Tiefkomplex. Während die
südlich der Alpen positionierten Druckminima für uns keine Relevanz besitzen und
in den Skat gedrückt werden können, gilt es das Augenmerk insbesondere auf das
knapp östlich unseres Landes liegende Randtief FRANZISKA zu richten. Es wurde um
15 UTC mit seinem Kern (994 hPa) zwischen Brünn und Olmütz (Tschechien)
analysiert und wird in den nächsten Stunden unter Intensivierung in Richtung
Ostpolen ziehen. Auf seiner Nord- bzw. Nordwestflanke herrscht kräftige WLA,
unter der in der untersten Troposphäre mit östlichen bis nördlichen Winden
Kaltluft in den Nordosten des Vorhersageraums advehiert wird. Sie wird durch
eine Okklusion von deutlich milderer Meeresluft getrennt, die heute in weite
Teile Westdeutschlands eingeflossen ist. So wurden am frühen Nachmittag an der
Elbe lokal nur 0 oder +1°C gemessen (z.B. im niedersächsischen Lüchow), während
es an der gerade mal ca. 250 km entfernten Ems bis zu 13°C waren (im ebenfalls
niedersächsischen Meppen).

Diese Konstellation erklärt die im Nordosten andauernden skaligen und teils
kräftigen Niederschläge, die bei einer sich niedertroposphärisch einstellenden
quasiisothermen Schichtung um oder knapp unter dem Gefrierpunkt überwiegend als
Schnee fallen. Für die feste Phase spricht zudem die starke Hebungsabkühlung in
dieser Region. Nach den neuesten Simulationen von ICON (12 UTC), die
beeindruckend dicht am Vorlauf dran sind, liegt der Schwerpunkt weiterhin
zwischen Usedom und Fischland/Darß, wo 20 bis 25 mm (lokal bis knapp 30 mm)
innert 12 h zusammenkommen sollen. Auch wenn bei Temperaturen um null Grad nicht
der ganze Schnee liegenbleibt, sind doch an der einen oder anderen Stelle 10 bis
15 cm, vereinzelt auch noch etwas mehr Neuschnee denkbar. Weiter westlich und
südlich nehmen die apostrophierten Schneefallmengen ab, für eine Schneedecke von
1 bis 7 cm, lokal bis 10 cm wird es wahrscheinlich trotzdem reichen, während
weiter östlich (Uckermark bis Stettiner Haff) aufgrund des höheren
Warmluftanteils noch längere Zeit die Flüssig- bzw. Mischphase am Start ist.
Weitere, teils schauerartige und teils durch Stau verstärkte Schneefälle stehen
oberhalb 800 bis 1000 m auch an den Alpen auf der Karte, wo noch mal ein paar
Zentimeter Neuschnee dazukommen, die durch laufende, bis in die Nacht zum Montag
andauernde Warnung abgedeckt sind. Schauer werden auch in den westlichen
Landesteilen durch den o.e. kurzwelligen Troganteil ausgelöst, der wiederum mit
höhenkalter Luft (T500 um -30°C) gekoppelt ist. Je nach Intensität sinkt die
Schneefallgrenze auf 800 bis 600 m, wobei man in der Nacht aber weitgehend mit
einer Glättewarnung auskommen sollte. Vereinzelt kann ein Schauer auch mal von
Blitz und Donner begleitet sein, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür am Tage
sicherlich deutlich zunehmen wird.
Bliebe noch das Thema Wind: Der legt - von Ost auf Nord drehend - an der Küste
MVs sowie im angrenzenden Binnenland mit Intensivierung des Tiefs noch etwas zu.
Dabei treten Böen 7 Bft, an der Küste vereinzelt 8 Bft auf. Aufgrund der
Tatsache, dass der Schnee überwiegend in feuchter bzw. nasser Form fällt,
dürften Schneeverwehungen eine untergeordnete Rolle spielen. Relevant hingegen
das Kapitel "Leiterseilschwingungen", was intern aber schon abgewarnt wurde. Im
großen Rest Deutschlands frischt der vorherrschend aus westlichen Richtungen
kommende Wind vor allem in höheren Lagen mitunter etwas stärker auf, Böen > 7
Bft konzentrieren sich aber auf exponierte Kamm- und Gipfellagen und fallen
somit unter die Einzelfallentscheidung.

Sonntag ... gelangt Deutschland zwischen den nach Osten abziehenden Trog und
einen sich dem Kontinent nähernden Rücken unter eine nordwestliche
Höhenströmung. Diese ist zunächst noch eindeutig zyklonal konturiert mit
südostwärts ablaufenden kurzwelligen Anteilen, bevor das Ganze zum Abend hin
allmählich einen leicht antizyklonalen Touch bekommt, insbesondere im
Nordwesten. Die hochreichende maritime Kaltluft (T500 um -30°C, T850 um -3°C)
breitet sich auf weite Teile der West- und Südhälfte aus, was dort mit
Unterstützung des Tagesgangs (und mit Ausnahme des etwas stabileren Nordwestens)
zu einer regen Schauertätigkeit führt und dem April ohne Rücksicht auf
menschliche Feiertagswünsche einen gebührenden Einstand gewährt.
Die Schauer fallen je nach Intensität oberhalb 500 bis 800 m, Richtung Alpen
oberhalb 1000 m als Schnee, der aber nicht immer und überall liegen bleibt.
Häufig reicht eine einfache Glättewarnung, kleine Schneefallwarnungen müssen
ggf. kleinräumig und in situ ausgegeben werden. Gleiches gilt für potenzielle
Gewitter, die kaltlufttypisch eher unorganisiert auftreten dürften, dann aber
durchaus mit Graupel und/oder Böen bis Stärke 8 Bft einhergehen können.
Der Nordosten verbleibt zunächst noch im Wirkungsbereich des nur langsam in
Richtung Baltikum ziehenden Tiefs FRANZISKA. In der rückseitig einfließenden
Kaltluft (T850 -4 bis -7°C) kommt es zu weiteren Dauerniederschlägen, die sich
nur langsam abschwächen. Besonders in Teilen MVs könnte es tatsächlich bis in
die Abendstunden nass schneien, allerdings reicht die zunehmende diffuse
Strahlung aus, die Temperatur soweit ansteigen zu lassen, dass spätestens ab
Mittag keine weitere Schneeakkumulation am Boden mehr erfolgt und dort
stattdessen der Schmelzprozess mehr und mehr die Oberhand gewinnt.
Der westliche bis nordwestliche Wind frischt bevorzugt im Osten und Süden auf
und erreicht in Böen Stärke 7 Bft, in kräftigen Schauern und kurzen Gewittern im
Süden 8 Bft, in exponierten Hochlagen bis 9 Bft. Auch an der Ostsee treten
anfangs noch Böen 7-8 Bft auf, die aber von Westen her sukzessive abnehmen. Zum
Abend hin wird der Wind dann auch im ost- und süddeutschen Binnenland schwächer.

Im Nordosten und Osten wird der Ostersonntag nicht wärmer als 2 bis 6°C, sonst
stehen auch nicht gerade mollig warme 6 bis 11°C auf der Karte. Dabei sind die
Chancen auf sonnige Abschnitte an der Nordsee am besten.

In der Nacht zum Ostermontag nähert sich von Westen her besagter Höhenrücken. Er
sorgt nicht nur für Druckanstieg und den Aufbau einer meridionalen
Hochdruckbrücke, die ein Nordmeerhoch mit einem mediterranen Hoch verbindet. Es
sorgt zudem für Absinken, was eine Stabilisierung der Luftmasse respektive
Wolken- und Schauerauflösung zur Folge hat. Letzte Regen- und Schneeschauer
ziehen sich in den Osten Bayerns zurück und bei vielfach auflockernder Bewölkung
geht die Temperatur in der zur Ruhe kommenden Meereskaltluft verbreitet auf 0
bis -3°C zurück. Nur in Teilen Süd- und Westdeutschlands sowie punktuell an der
Küste bleibt es (luft)frostfrei. Aufgrund der am Tage gefallenen Niederschläge
und nicht überall abgetrockneter Straßen und Wege muss gebietsweise mit Glätte
durch gefrierende Nässe gerechnet werden, was auch entsprechend offensiv gewarnt
werden sollte. Dagegen dürften beim Wind keine Warnungen mehr nötig sein,
befindet er sich doch weiter in allen Höhenniveaus auf dem absteigenden Ast.


Montag ... bleibt das großräumige Strömungsmuster progressiv, d.h. der o.e.
Höhenrücken wandert langsam über den Vorhersageraum hinweg ostwärts, um
Mitternacht befindet sich seine Achse etwa über deutsch-polnischen Grenze.
Folgerichtig verlagert sich auch die Brücke im Bodenniveau langsam nach Osten,
bleibt aber in Verbindung mit dem Rücken für weite Teile Deutschlands
wetterbestimmend.
So kann man sich nach einem vielfach eher lausigen Ostersonntag insbesondere im
Süden, aber auch im Osten über einen sonnigen oder zumindest heiteren und
trockenen zweiten Feiertag freuen. Absinken und ein in der untersten Troposphäre
auf südöstliche Richtungen drehender Wind lassen zudem die Temperatur ansteigen,
was allerdings nur im Süden so richtig zum Tragen kommt. Dort steigt die
850-hPa-Temperatur bis auf +9°C am Abend in Südbaden sowie am Alpenrand, während
zwischen Nordfriesland und Angeln noch immer -5°C avisiert werden. So verwundert
es nicht, dass es im äußersten Norden und Nordosten nicht wärmer wird als 4 bis
7°C, wohingegen man sich Süden und Südwesten auf bis zu 16°C, vereinzelt
vielleicht sogar 17°C freuen kann.
Weniger erfreulich ist hingegen die Tatsache, dass der Höhenrücken wie so oft
auch morgen von WLA überlaufen wird. Damit wird nicht nur die Annäherung einer
Warmfront signalisiert (sie ist Bestandteil eines Frontensystems, das zu einem
Tief westlich von Irland gehört), es wird zudem mehrschichtige Bewölkung
generiert, die zunehmend in die westlichen und nordwestlichen Landesteile zieht.
Gegen Abend können dann sogar an der Grenze zu Benelux die ersten Regentropfen
fallen.

In der Nacht zum Dienstag kommen Warmfront und von ihr induzierte Regenfälle
ost-nordostwärts voran. Sie erfassen weite Teile Nord- und Westdeutschlands
sowie die westliche Mitte. Im äußersten Norden und Nordosten kann es in der dort
noch befindlichen Kaltluft anfangs schneien, bevor der Schneefall auch dort
alsbald in Regen übergeht.
Nach Süden und Südosten zu bleibt es trocken und gebietsweise auch aufgelockert
bewölkt, Frost ist aber mit Ausnahme einiger Mittelgebirgslagen kein Thema mehr.
In den Alpen kommt Südföhn mit Sturmböen auf den Gipfeln auf, und auch sonst
nimmt der südliche Wind in den Hochlagen allmählich zu (steife bis stürmische
Böen in einigen exponierten Kamm- und Gipfellagen).

Dienstag ... trogt es über dem nahen Ostatlantik weiter aus, was bei uns eine
südwestliche Höhenströmung zur Folge hat. Der Trog korrespondiert mit einem
umfangreichen Tiefkomplex, dessen o.e. Warmfront Norddeutschland in Richtung
Skandinavien und Ostsee überquert. Rückseitig gelangt ganz Deutschland im
breiten Warmsektor in eine südliche bis südwestliche Strömung, mit der die
gesamttroposphärische Erwärmung weitere Fortschritte macht. Bis zum Abend steigt
die 850-hPa-Temperatur auf +4°C im äußersten Norden und - mit Föhnunterstützung
- bis zu 13°C am Alpenrand. IN 2 M Höhe bedeutet das Tageshöchstwerte von 9/10°C
an der Küste und punktuell 22°C im Süden. Auf den Alpengipfeln muss mit
Sturmböen 8-9 Bft gerechnet werden, in föhnanfälligen Tälern sind Böen 7-8 Bft
nicht ausgeschlossen. Ansonsten treten Böen 7-8 Bft nur in wenigen exponierten
Hochlagen auf.
Ansonsten zieht der Warmfrontregen im Norden rasch ab, dafür entwickeln sich im
Vorfeld der zunächst noch westlich von uns verbleibenden Kaltfront im Westen
einzelne Schauer. Im Süden und Südosten scheint für längere Zeit die Sonne.




Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren im Großen und Ganzen ähnlich. Imposant sind die bisher
beobachteten stündlichen Niederschlagsmengen im NO, wo vereinzelt bis zu 7 mm
gemessen wurden. Extrapoliert man diese Mengen hoch auf die nächsten Stunden,
was angesichts der quasistationären Lage durchaus plausibel ist, könnte rein
formell und räumlich eng begrenzt das Unwetterkriterium für Schneefall
überschritten werden (> 10 cm/6 h oder > 15 cm/12 h). Warntechnisch ist das aber
schwer zu erfassen, wenn man nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen will.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)