SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.07.2015 um 10.30 UTC



Zunächst leicht wechselhaft und nur mäßig warm. Ab dem Wochenende steigende
Temperaturen, ab Anfang kommender Woche auch wieder Hitze möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 03.08.2015


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes am Donnerstag finden sich nach dem aktuellen
EZMW-Lauf von 0 UTC innerhalb eines Langwellentrogs, der von Grönland bis nach
Mitteleuropa und bis in den Norden Russlands reicht, mehrere abgeschlossene
Höhentiefs. Eines hat dabei das Baltikum erreicht, sodass Deutschland auf dessen
Rückseite gelangt ist. Ein weiteres Höhentief befindet sich im Seegebiet
zwischen Grönland, Island und Schottland. Über Deutschland selber zeigt sich ein
mit Kaltluft angefüllter Kurzwellentrog (-20 Grad in 500 hPa) mit allerdings nur
recht geringer meridionaler Ausdehnung. Dennoch sollte das Wettergeschehen
leicht zyklonal geprägt sein. Korrespondierend zum Höhentief über dem Baltikum
gibt es dort ein Bodentief, das mit einer nördlichen bis nordwestlichen Strömung
Deutschland mit recht kühler Luft versorgt, zumal auch die Frontalzone ziemlich
weit südlich bis zu den Alpen gelangt ist. Daher liegt die Temperatur in 850 hPa
in Deutschland nur bei 3 bis 10 Grad. Im Nordosten existiert am Boden noch ein
scharfer Druckgradient, der dort weiterhin für starke bis stürmische Böen sorgt.


Am Freitag zieht der Kurzwellentrog nach Osten ab und ein flacher Rücken kann
sich über Mitteleuropa aufwölben. Damit steigt auch der Druck am Boden. Im Süden
dringt die 10-Grad-Isotherme in 850 hPa in die Mitte Deutschlands vor. Im Norden
lässt die Erwärmung aber auf sich warten.

Am Samstag ist der Rücken bereits nach Osten abgewandert und hinterlässt eine
zonale Strömung über Mitteleuropa. In diese sind schwache Randtröge eingebettet.
Einer davon liegt mittags über Ostfrankreich und sorgt für Hebungsimpulse
insbesondere über dem Süden und Südosten Deutschlands, während im Norden
Hochdruckeinfluss und WLA überwiegt. Die 850 hPa-Temperaturen steigen auf 5 Grad
im Norden und bis 12 Grad im Süden.

Auch am Sonntag dominiert eine zonale Strömung, die aber leicht auf Südwest
dreht und eine antizyklonale Struktur über Mitteleuropa eingenommen hat. Damit
wird das von Norddeutschland bis nach Westrussland reichende Bodenhoch gestützt.
Einzig an den Alpen sind erneut konvektive Aktivitäten zu erwarten, die einem
Höhentief über Norditalien geschuldet sind. In 850 hPa steigen die Temperaturen
weiter an und erreichen 8 Grad im Norden bis 15 Grad im Süden.

Am Montag kippt die Höhenströmung noch weiter auf Südwest, wodurch sich die
Erwärmung durch Advektion fortsetzt und die 850 hPa-Temperaturen im Norden 10,
im Süden bis 17 Grad erreichen. Das ursprünglich im Seegebiet zwischen Grönland,
Island und Schottland zu findende Höhentief hat seine Lage kaum verändert, ohne
noch Kontakt zum anderen Höhentief zu haben und hat sich so zu einem alleinigen
Langwellentrog gemausert. Dessen Achse kommt im Tagesverlauf bis zu den
Britischen Inseln voran, womit Hebungsimpulse über Mitteleuropa zunächst
ausbleiben und das Bodenhoch weiter dominieren kann. Einzig der Südosten
Deutschlands könnte weiterhin durch das Höhentief über Norditalien konvektiv
beeinflusst werden.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum zieht der Trog in Richtung Nordmeer, sein
Einflussbereich reicht dann vermutlich bis nach Nordwestdeutschland. Auf seiner
Vorderseite gelangt durch weitere Verstärkung der südwestlichen Strömung
zunehmend warme bis heiße Luft nach Deutschland, sodass die 850 hPa-Temperaturen
auf 12 bis 20 Grad steigen und eine neuerliche Hitzewelle einläuten könnten. In
Nordwestdeutschland bleibt das Temperaturniveau in der Nähe des Troges bei 6 bis
11 Grad jedoch ein wenig gedämpft. Außerdem kann sich im Südosten weiterhin das
Höhentief über Österreich/Norditalien bemerkbar machen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


In den groben Strukturen behält der aktuelle EZMW-Lauf von 0 UTC das Konzept der
Vorläufe bei. Allerdings zeigen sich im zeitlichen und räumlichen Verlauf der
Trog/Rücken-Muster am Wochenende Unterschiede. Zum einen wird das zyklonale
Wetter am Samstag etwas mehr in den Südosten Deutschlands verlagert, zum anderen
steigen aber auch die 850 hPa-Temperaturen insbesondere im Süden nicht so
schnell an und die 15-Grad-Isotherme verbleibt südlich von Deutschland. Am
Sonntag wurde die Zyklonalität dagegen zurückgerechnet, weil nun der flache Trog
über Deutschland fehlt. Zum Wochenbeginn liegt der aktuelle Lauf mit der
Trogvorderseite wieder auf der Linie der Vorläufe, neu ist jedoch das schwach
ausgeprägte Höhentief über Norditalien, dass den Südosten von Deutschland
tangiert und dort Schauer und Gewitter bringen dürfte. Die dann deutlich
ansteigenden Temperaturen werden jedoch von allen Läufen gebracht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ab dem Wochenende beginnt ICON im Gegensatz zum EZMW früher mit der Drehung der
Strömung auf Südwest. Damit wird es nach ICON am Wochenende bereits schwül-heiß
und gewittrig, was das EZMW gestern auch noch im Programm hatte. Der
nachfolgende Langwellentrog wird vom ICON schneller und südlicher nach
Mitteleuropa verlagert, womit von Nordwesten bereits wieder feuchte und etwas
kühlere Luft eindringen kann. Das macht sich auch in Form eines Bodentiefs am
Montag über Polen bemerkbar, welches EZMW gar nicht prognostiziert. GFS und JMA
folgen in den wesentlichen Strukturen dem EZMW, sagen aber das Höhentief über
Norditalien nicht so deutlich bzw. gar nicht vorher. GEM ist ebenfalls auf
EZMW-Linie, beginnt jedoch bereits am Sonntag mit der Drehung der Strömung auf
Südwest, allerdings unter Verzicht auf das Höhentief über Norditalien. NAVGEM
bleibt ab dem Wochenende zonaler und lässt die Strömung nicht so deutlich auf
Südwest drehen, FIM bleibt sogar westlich bis nordwestlich. Alles in allem kann
wohl der EZMW-Variante getraut werden, da die meisten Globalmodelle es ähnlich
sehen. Insbesondere das Höhentief über Norditalien ist aber mit einem
Fragezeichen zu versehen, darüber hinaus ist auch der Zeitpunkt der beginnenden
Trogvorderseite bzw. Drehung der Strömung auf Südwest (Wochenende oder
Wochenanfang?) noch fraglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis zum Wochenende zeigen die Rauchfahnen des EZMW einen sehr engen Spread mit
Anstieg sowohl der 850 hPa-Temperatur wie auch des 500 hPa-Geopotenzials. Ab
Anfang kommender Woche geht der Spread dann deutlich auseinander, Haupt- und
Kontrolllauf orientieren sich jedoch am hohen Median. Kältere Ausreißer (bzw.
Ausreißer mit niedrigerem Geopotenzial) sind zwar vorhanden, aber deutlich in
der Minderzahl. Ein ganz ähnliches Bild zeichnet GFS in seiner 850
hPa-Temperatur-Rauchfahne, dessen enger Spread zunächst unterhalb des
klimatologischen Mittels angesiedelt ist, um ab dem Wochenanfang unter
allmählicher Auffächerung des Spreads darüber zu steigen.

Die Clusteranalyse des EZMW bietet bei t+120-168 h (Sa.-Mo.) 3 Cluster an (20,
18 und 13 Mitglieder). Alle gehen von dem Trog bei Schottland aus, der zu einer
südwestlichen Strömung über Mitteleuropa führen würde. Allerdings gibt es kleine
Unterschiede bezüglich der Lage, die letztlich auch Einfluss auf die Strömung
haben. Nach C1 z.B. würde die Strömung in Mitteleuropa nicht so deutlich auf
Südwest drehen. In C2 findet sich der Hauptlauf wieder, in C3 ist die
Trogvorderseite am stärksten ausgeprägt. Das Höhentief über Italien wird nur von
C2 angedeutet, womit die oben beschriebene Unsicherheit diesbezüglich noch
einmal bestätigt wird. Bei t-192-240 h (Di.-Do.) werden 4 Cluster (17, 14, 13
und 7 Mitglieder) angeboten. Alle zeigen, dass der Trog nicht über Mitteleuropa
hinwegschwenken soll. Nach C4 soll es sogar zu einem sehr steilen, bis zum Pol
(!) reichenden Rücken kommen, der eine blockierende Bodenzelle über Skandinavien
stützen würde. Bei den anderen Lösungen verbleiben wir in der südwestlichen
Strömung, womit der Anstieg der Temperatur noch einmal untermauert wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Donnerstag noch deutliche Signale für starke Windböen im Nordosten,
was auch von COSMO LEPS bestätigt wird. Daher sind im Norden Böen der Stärke 7
möglich, an der Ostsee wahrscheinlich, dort kann es einzelne Böen der Stärke 8
geben.

Am Donnerstag und Freitag gibt es im Nordwesten und Norden zudem eine erhöhte
Wahrscheinlichkeit für leicht unterdurchschnittliche Temperaturen.

Am Freitag sind am Alpenrand, am Samstag in der Südosthälfte und am Sonntag im
Süden einzelne Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel wahrscheinlich.
Lokal kann es zu heftigen Starkregen kommen, angesichts noch moderat
vorhergesagter CAPE-Werte und nicht ganz so hoher Temperaturen scheint das
Unwetterpotenzial aber noch nicht erhöht zu sein.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW-EPS. Ab dem Wochenende verstärkt MOS-MIX, da zum einen der
Höhentrog des EZMW nicht vernachlässigt werden soll, zum anderen aber auch die
Lösungen des ICON (etwas anderer Ablauf der Trog-Keil-Muster, frühere Drehung
der Strömung auf Südwest) nicht außer Acht gelassen werden soll.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler

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