SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.07.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst vor allem in höheren Lagen im Süden, in Verbindung mit kurzen Gewittern
aber auch im Nordosten und von Nordwesten her Böen bis Sturmstärke. In der Nacht
zum Dienstag im Küstenbereich weitere kurze Gewitter mit Sturmböen, in
Nordseenähe auch mit Starkregen. Am Dienstag stürmische bzw. Sturmböen vor allem
in Verbindung mit kurzen Gewittern auf den Küstenraum beschränkt, am Mittwoch
auch weiter ins Binnenland ausgreifend. Auch am Donnerstag im Küstenbereich
wechselhaft mit kurzen Gewittern und Böen bis Sturmstärke.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland an der Südflanke eines kräftigen Tiefs mit Zentrum
über der Nordsee. Wenn sich auch der tiefste Druck ein wenig nach Norden bis vor
die Südspitze Norwegens verlagert, so bleibt doch ein kräftiger Gradient
bestehen, so dass an der Küste während der gesamten Nacht stürmische Böen
auftreten können.
Durch dieses Tief wurde die Frontalzone derartig deformiert, dass der Norden und
die mittleren Teile Deutschlands an deren kalte Seite gelangt sind. Im Südwesten
und im Süden macht sich die Frontalzone noch bemerkbar, die in Verbindung mit
dem Gradienten an der Südflanke des o.g. Tiefs vor allem (aber nicht nur dort!)
in höheren Lagen zu stürmischen Böen führt. Auf exponierten Berggipfeln treten
auch schwere Sturmböen auf.
Die Gewittertätigkeit hat sich auf den Norden und Nordosten konzentriert. Dort
ist die Luftmasse noch am labilsten. Zudem kommt durch den Trog, der von dem
o.g. Tief ausgeht, etwas Hebung ins Spiel. Allerdings ist die Warmluft bereits
weit nach Osten abgedrängt, so dass es sich hierbei allenfalls um markant zu
bewarnende Gewitter handeln dürfte. Dabei geht die Gefahr im wesentlichen von
Böen bis Sturmstärke aus; Starkniederschläge sind aufgrund der raschen
Verlagerung der Gewitterzellen weniger wahrscheinlich.
Ein weiterer Kurzwellentrog, der das sich allmählich weiter nordostwärts
verlagernde Tief umläuft, greift in der Nacht zum Dienstag auf den Nordwesten
Deutschlands über. Dieser lässt die konvektive Aktivität von der Nordsee her
erneut aufleben und auf den gesamten Küstenraum ausgreifen. Erneut sind Gewitter
mit Sturmböen zu erwarten, in Nordseenähe ist auch bei wiederholt auftretenden
kräftigeren Schauern und kurzen Gewittern Starkregen möglich, wobei das 6-std.
Kriterium zum Ansatz kommen sollte. Eine deutlich zunehmende hochreichende und
auch niedertroposphärische Scherung sollte auch organisiertere Strukturen hoch
reichender Konvektion ermöglichen.
Weiter landeinwärts erfolgt eine deutliche Wetterberuhigung.

Dienstag ... nähert sich von den Britischen Inseln kommend ein weiterer Trog.
Zwischen diesem Trog und dem mittlerweile nach Polen geschwenkten Trog, der von
dem Tief über dem Skagerrak ausgeht, nimmt die Frontalzone vorübergehend eine
antizyklonale Krümmung an. Wenn sich im Bodendruckfeld nicht so recht
antizyklonaler Einfluss durchsetzen kann, so sollte doch die leichte
Antizyklonalität in der Höhe in weiten Teilen Deutschlands in Verbindung mit
leichter Kaltluftadvektion für Absinken und eine Wetterberuhigung sorgen.
Im Norden bleibt an der Südflanke des nun über dem Skagerrak liegenden Tiefs der
kräftige Gradient bestehen. Dabei kommt es zu weiteren schauerartigen
Niederschlägen, dir vor allem in Nordseenähe mit kurzen Gewittern einhergehen
können. Zudem treten unmittelbar an der See weiterhin stürmische, in exponierten
Küstenlagen vielleicht auch Sturmböen auf.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 17 bis 22, in Oberrheinnähe sowie in
Teilen von Niederbayern bis 24 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch erfasst von den Britischen Inseln kommend der nächste
Trog den Nordwesten von Deutschland. Mit diesem Trog wird hochreichend labil
geschichtete Luft, die im 500 hPa-Niveau Temperaturen bis -25 Grad aufweist,
herangeführt. Die hierdurch ausgelöste Labilisierung lässt in Verbindung mit
trogvorderseitiger Hebung von Nordwesten her die Konvektion erneut aufleben.
Der Süden Deutschlands wird von der Frontalzone beeinflusst. Durch diese wird
vom mittleren Nordatlantik kommend ein wellendes Frontensystem herangeführt, was
in den Gebieten etwa vom Schwarzwald bis hin zum Bayerischen Wald gelegentliche
Niederschläge verursachen kann. Diese Niederschläge werden an den Alpen
staubedingt verstärkt.
Dazwischen wird es einen breiten Bereich geben, der sich von den Gebieten
westlich des Rheins bis etwa zur Oder und Neiße erstreckt und der von leichtem
Absinken geprägt ist. Nennenswerte Niederschläge sind dort eher nicht zu
erwarten.

Mittwoch ... läuft der Trog in das mit Zentrum über dem westlichen Skagerrak
liegende Tief hinein, wodurch dieses Tief mit frischer Kaltluft versorgt und
letztendlich regeneriert wird. Die mit diesem Trog in Verbindung stehende
hochreichend labil geschichtete Kaltluft erfasst dann den gesamten Norden
Deutschlands, so dass dort relativ verbreitet Schauer und kurze Gewitter
auftreten können. Mit der Regenerierung des Tiefs nimmt auch der Gradient wieder
etwas zu, so dass von der Küste bis hin zum nördlichen Mittelgebirgsraum
zumindest Windböen, in Verbindung mit kurzen Gewittern sowie an der See auch
stürmische Böen auftreten können.
Der Süden wird noch von dem wellenden Frontensystem beeinflusst, das vom
mittleren Nordatlantik herangeführt wurde. Dort sind ebenfalls Niederschläge zu
erwarten, die an den Alpen durch Stau verstärkt werden. Im Tagesverlauf sollte
es jedoch von Westen und Südwesten her auflockern.
Dazwischen wird es, wie bereits in der Nacht zuvor, einen breiten Streifen
geben, der sich von den Gebieten westlich des Rheins bis etwa zur Neiße
erstreckt und von leichtem Absinken dominiert ist. Nennenswerte Niederschläge
sollten in diesen Regionen nicht auftreten.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 16 bis 20, in tieferen Lagen
Süddeutschlands bis 22 Grad. Gegenüber den Vortagen ist dies ein weiterer
leichter Temperaturrückgang.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das wetterbestimmende Tief zur
Südspitze Schwedens und von dort aus rasch weiter ostwärts. Dies hat zunächst an
der Nordseeküste, ausgangs der Nacht vor allem aber auch an der Ostseeküste eine
weitere deutliche Gradientzunahme zur Folge, so dass dann Sturm- und zum Teil
auch schwere Sturmböen zu erwarten sind. Dieses Tief bezieht die über Osteuropa
liegende Warmluft in seine Zirkulation ein. Somit kann von einer labilen
Schichtung lediglich zur dänischen Grenze hin und im Bereich der vorpommerschen
Boddenküste ausgegangen werden. Die Wahrscheinlichkeit für kurze Gewitter ist
daher geringer als an den Vortagen.
Die anderen Gebiete werden von dieser Entwicklung nicht beeinflusst. Absinken
sollte dort für Auflockerungen und zum Teil auch längeres Aufklaren sorgen.
Lediglich am Alpenrand sorgt das zuvor im Bericht genannte abziehende
Frontensystem noch für zeitweise Niederschläge.

Donnerstag ... greift ein weiterer Kurzwellentrog auf Deutschland über. Dieser
ist jedoch nicht mehr so kräftig ausgeprägt wie der Trog zuvor. Dennoch gelangt
mit diesem Trog hoch reichend labil geschichtete Kaltluft (mit Temperaturen bis
-23 Grad im 500 hPa-Niveau) nach Deutschland. Die damit einher gehende
Labilisierung setzt im Westen Deutschlands ein und erfasst später die mittleren
Gebiete. Dies lässt in diesen Gebieten die konvektive Aktivität bis hin zu
kurzen Gewittern noch einmal aufleben. Während im Westen die Dynamik zur
Auslösung der Konvektion beitragen muss, hilft weiter im Osten der Tagesgang.
Allerdings sollte es sich hierbei wie am Tag zuvor nur um typische
Kaltluftgewitter handeln, die sehr wahrscheinlich noch nicht einmal als markant
zu bewarnen sind.
Im Süden und später auch im Westen setzt sich antizyklonaler Einfluss durch. Das
Absinken lässt die Wolken auflockern, später sind auch Aufheiterungen
vorstellbar.
In Küstennähe dauert jedoch das wechselhafte Wetter mit wiederholten Schauern
an. Dort ist, bedingt auch durch das nordeuropäische Tiefdrucksystem, die
Zyklonalität am größten. Das Bodentief verlagert sich zwar mit seinem Zentrum in
den Bottnischen Meerbusen. Da sich aber gleichzeitig von Westeuropa ein Hochkeil
hereinschiebt, bleibt im Norden der kräftige Gradient bestehen. Somit muss an
der See den ganzen Tag über noch mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden.
Windböen treten bis weit ins nördliche und nordöstliche Binnenland auf; einzelne
stürmische Böen sind aber auch deutlich abgesetzt von der Küste nicht ganz
auszuschließen.
Die Temperaturen ändern sich gegenüber dem Vortag nur unwesentlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Bemerkenswert sind die Starkniederschlagssignale, die für die Nordseeküste und
Teile von Schleswig-Holstein geliefert werden. Nach COSMO-DE EPS wären sogar
unwetterartige Niederschlagssummen vorstellbar. EGRR-F liefert zur dänischen
Grenze hin vergleichbare Signale. Aufgrund der synoptischen Bedingungen sollte
jedoch in Bezug auf Starkniederschläge der markant zu bewarnende Bereich nicht
überschritten werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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