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Thema des Tages

Saharastaub - Nicht nur "Dreck" auf dem Autodach

In dieser Woche wird er wieder in aller Munde sein: Der Saharastaub.
Vorderseitig eines weit nach Süden reichenden Tiefdrucksystems werden
in einer kräftigen südlichen Strömung Luftmassen aus Nordafrika über
den westlichen Mittelmeerraum bis nach West- und Mitteleuropa
geführt. In dieser Luft enthalten sind größere Mengen Saharastaubs.
Der Höhepunkt des "Staubereignisses" findet voraussichtlich Mitte
dieser Woche statt.

Wenn umgangssprachlich von "Saharastaub" gesprochen wird, verstehen
wir Atmosphärenwissenschaftler darunter feinste Mineralstaubpartikel
(wie z. B. Quarz), die in der weltweit größten Wüstenregion, der
Sahara, ihren Ursprung haben und bei besonderen Wetterlagen in hohen
Konzentrationen weite Strecken zurücklegen können. In der Regel
lagert sich der Saharastaub nur in geringem Maße am Erdboden ab. Es
sei denn, es kommt zu Niederschlägen. Dann können größere Mengen an
Staub aus der Luft ausgewaschen werden und einen lästigen, rötlich in
Erscheinung tretenden "Dreckfilm" auf allerlei Oberflächen zur Folge
haben.

Waschanlagenbetreibern ein lukratives Geschäft zu verschaffen, ist
allerdings nicht die einzige "Funktion" des Saharastaubs. Er ist
zusammen mit den anderen in der Luft enthaltenen, feinsten
Schwebeteilchen, die als Aerosol bezeichnet werden, ein wichtiger
Faktor im Wetter- und Klimasystem der Erde. So sind sie
beispielsweise von entscheidender Bedeutung bei der Wolkenbildung.
Ohne sie würden Wolken nicht existieren. Denn damit Wasserdampf zu
kleinen Tröpfchen kondensieren kann und nicht sofort wieder
verdunstet, benötigt er die Hilfestellung dieser Staubteilchen. Des
Weiteren reflektieren und brechen sie Sonnenlicht oder nehmen es auf
und wandeln es in Wärme um. Während Letzteres zu einer Erwärmung
höherer Luftschichten führt, hat die Reflektion zur Folge, dass
weniger Sonnenlicht bis zum Erdboden gelangt und dort eine kühlende
Wirkung hat. Allerdings sei an dieser Stelle erwähnt, dass die feinen
Teilchen in der Luft noch eine große Unbekannte für die Wissenschaft
im Hinblick auf deren Auswirkungen auf das Wetter- und Klimasystem
sind. Als gesichert gilt dagegen, dass der Saharastaub über den
Atlantik bis nach Südamerika gelangt und dort beispielsweise den
Urwald düngt.

Bis auf die leicht zu beseitigende Verschmutzung sind durch den
Saharastaub in Deutschland keine negativen Auswirkungen zu
befürchten. Viel mehr sorgt er für ein mitunter besonderes
Farbenspiel bei Sonnenauf- und -untergängen. Das fotogene
Naturschauspiel könnte für den anstehenden Waschanlagenbesuch
entschädigen.


Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.03.2014

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