SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.07.2018 um 10.30 UTC



Zunächst weiterhin heiß oder sehr warm, ab Wochenmitte vor allem nach Norden zu
etwas kühler. Dabei gebietsweise teils kräftige Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.08.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Sonntag ist
Deutschland von einer Tiefdruckrinne, die sich dann bereits einem
Tiefdruckkomplex über Osteuropa angegliedert hat, überquert worden. Anfangs
sind daher im äußersten Osten noch Schauer zu erwarten. Im Westen Deutschlands,
später dann auch in der Osthälfte, setzt sich dagegen schon wieder
Hochdruckeinfluss, der von einem Höhenkeil über Westeuropa gestützt wird,
verbunden mit einer etwas trockneren Luftmasse durch. Von daher ist es am
Sonntag erneut größtenteils sonnig und trocken. Lokale Gewitter können im
Alpenraum und über den östlichen Mittelgebirgen am Nachmittag aber erneut
ausgelöst werden.
Am Montag erfasst ein schwach ausgeprägter Tiefausläufer eines Tiefdrucksystems
über dem nahe Nordostatlantik den Nordwesten Deutschlands mit mehrsichtiger
Bewölkung und einzelnen Schauern, während im übrigen Bereich unseres Landes
weiterhin eine Hochdruckbrücke bzw. Potentialbrücke, die von der Iberischen
Halbinsel über den Alpenraum und Polen bis nach Nordwestrussland reicht, das
Wetter bestimmt. Da die Luftmasse in diesem Bereich aber weiterhin teils
instabil geschichtet ist, können im Tagesverlauf über dem Bergland dennoch
lokale Hitzegewitter ausgelöst werden.
Am Dienstag wird die Potenzialbrücke über Mitteleuropa sowohl von Westen - von
einem, sich von den Britischen Inseln nach Frankreich ausweitenden Randtrog -
als auch von Osten - ausgehend von einem flachen Höhentief über Südosteuropa -
in die Zange genommen. Auch im Bodendruckfeld ist eine flache Tiefdruckrinne
über Mitteleuropa erkennbar. Dabei gelangt weiterhin heiße Subtropikluft (14 bis
18 Grad in 850 hPa) nach Deutschland, die potenziell instabil geschichtet ist.
Erneut können sich im Tagesverlauf somit kräftige Gewitter entwickeln.
Schwerpunkte lassen sich allerdings derzeit noch schwer ausmachen, der aktuelle
IFS-Lauf simuliert die meisten Niederschläge im Süden und Osten, während in den
Nordwesten rückseitig der Rinne bereits wieder etwas stabilere Luft gelangt.
Allgemein bleibt es schwülheiß.
Am Mittwoch und Donnerstag weitet sich der umfangreiche Langwellentrog über dem
Nordostatlantik Richtung nördliches Mitteleuropa aus, während sich ein markanter
Höhenkeil über der Iberischen Halbinsel bis nach Südfrankreich und Norditalien
ausdehnt. Daher baut sich über Mitteleuropa eine antizyklonal geprägte Westlage
auf. Der Norden Deutschlands wird somit zunehmend von etwas kühlerer
Atlantikluft erfasst, während im Süden des Landes die Subtropikluft noch etwas
länger erhalten bleibt. Insgesamt wird es zwar etwas kühler, aber es bleibt mit
Höchstwerten von 22 bis nahe 30 Grad immer noch sommerlich warm bis sehr warm.
Dabei wird es bei wechselnder Bewölkung vor allem im Norden zu einzelnen
Schauern und Gewittern kommen. Aber auch im Alpenraum sind in der teils instabil
geschichteten Luftmasse lokale Schauer und Gewitter zu erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch der neueste Lauf des IFS fügt sich in die Linie seiner Vorgänger ein, so
dass von einer hohen Konsistenz auszugehen ist. Über Fennoskandien bleibt im
mittelfristigen Vorhersagezeitraum zunächst ein blockierendes Hoch bzw. eine
Hochdruckbrücke bestehen, so dass Deutschland nur abgeschwächt von
Tiefausläufern erfasst werden kann. Meist, vor allem aber in der Osthälfte,
bleibt heiße Festlandsluft wetterbestimmend, was daher nur vereinzelt, bei
ausreichender Labilität, zu teils schweren Gewittern führen kann. Zum Ende des
mittelfristigen Vorhersagezeitraums ab kommenden Mittwoch stellt sich
voraussichtlich eine antizyklonal geprägte Westlage über Mitteleuropa ein. Dies
könnte dann auch in der Nordhälfte Deutschlands zu zeitweiligen, teils
konvektiven Niederschlägen führen. Das Temperaturniveau bleibt im sehr warmen
bis heißen Bereich, geht vor allem im Norden zum Ende des mittelfristigen
Vorhersagezeitraums aber auf normal sommerliche Werte zurück.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag sind innerhalb der Modellwelt keine signifikant
unterschiedlichen Lösungen festzustellen.
Für den Dienstag ergeben sich dann einige Differenzen: Während ICON dem IFS
ähnelt und vorderseitig eines flachen Randtroges über den Britischen Inseln eine
ebenso flache Tiefdruckrinne über dem Vorhersagegebiet simuliert mit Konvektion
vor allem im Süden und Osten, hat das GFS den Trog markanter auf der Karte und
lässt ihn rasch über die Nordsee hinweg nordostwärts ziehen. Dabei greift eine
Kaltfront auf den Westen und Norden Deutschlands über, wird dann aber etwa über
der Mitte quasistationär. Im Vorfeld werden kräftige Gewitter simuliert, die
Deutschland bis Donnerstagfrüh von West nach Ost überqueren.
Am Mittwoch verstärkt sich nach GFS rückseitig der Front wieder der
Hochdruckeinfluss, während ICON das Übergreifen der Front erst im Laufe des
Donnerstages simuliert.
Eine etwas andere Lösung bietet das kanadische GEM an. Nach Lesart der Kanadier
kommt der Randtrog über den Britischen Inseln aufgrund der Blockadewirkung des
fennoskandischen Hochs nicht weiter nordostwärts voran, sondern weitet sich bis
Donnerstag südostwärts ins westliche Mitteleuropa aus und tropft dann nach
Südosteuropa ab.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse liefert für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden (So, 00 UTC bis
Mo, 00 UTC) 4 Cluster (jeweils 18, 17, 12 und 11 Member), die sich was
Mitteleuropa angeht kaum unterscheiden. Bei genauerem Hinsehen ist erkennbar,
dass Cluster 4, den Randtrog über den Britischen Inseln etwas progressiver auf
der Karte hat als die anderen.
Im Zeitraum 120 bis 168 Stunden (Di, 00 UTC bis Do, 00 UTC) verteilen sich die
51 Ensembleläufe auf 1 Cluster, der die Ausdehnung des nordatlantischen
Langwellentroges über die Britische Inseln Richtung Nordsee auf der Agenda hat.

Für die erweiterte Mitelfrist ergeben sich dann wieder 2 Cluster. Cluster 1 mit
33 Membern simuliert eine antizyklonal geprägte Westlage. Cluster 2 mit 18
Mitgliedern simuliert ein blockierendes Hoch über West- und Mitteleuropa.

Die GFS-Member zeigen einen ähnlichen Verlauf. Insgesamt bleibt zu konstatieren,
dass die Ensembles sowohl des GFS als auch des ECMWF-EPS die Aussagen der
jeweiligen deterministischen Läufe stützen.

Die Rauchfahnen zeigen ein leichtes Absinken des Potentials, um am Montag und
Dienstag wieder anzusteigen. Ab Mittwoch fächert die Potentialverteilung dann
merklich auf, die Unsicherheiten in der Prognose nehmen deutlich zu. Ein
ähnliches Verhalten lässt sich auch bei der 850-Temperatur feststellen. Bei
Niederschlag scheint sich der Samstag herauszukristallisieren, danach gibt es
vor allem am Dienstag und Mittwoch deutliche Signale für Niederschlag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vor allem am Samstag und dann wieder zu Beginn kommender Woche gibt EFI Hinweise
auf deutlich zu hohe Temperaturen. Lediglich der Sonntag bietet etwas
Entspannung (der Samstag eventuell im Westen, aber das wird durch die hohen
Taupunkte wieder wettgemacht). Belastend wirken dabei einerseits die hohen
Minima, vor allem in den Nächten zum Samstag und Dienstag, andererseits aber
auch der hohe Feuchtegehalt der Luftmasse und somit die Schwüle.
Niederschläge fallen überwiegend in konvektiver Form und sind etwas verbreiteter
zunächst am Samstag zu erwarten, wobei sie nur wenig zur Linderung der
Trockenheit in weiten Teilen des Landes beitragen dürften. Kleinräumig sind aber
durchaus unwetterartige Mengen in kurzer Zeit zu erwarten. Signale für
mehrstündigen Starkregen bietet am ehesten noch COSMO-LEPS in der Nacht zum
Sonntag am Alpenrand (in erster Linie Allgäu).
Nach einer vorübergehenden Wetterberuhigung am Sonntag und Montag, an denen nur
vereinzelte Gewitter, hauptsächlich im Osten und Süden bzw. im Bergland,
erwartet werden, nimmt dann die Tendenz zur Gewitterneigung ab Dienstag wieder
zu. Erneut dürfte der Starkregen im Fokus stehen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF, ECMWF-EPS, ECMWF-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer

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