SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.07.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs noch rege Gewitteraktivität mit lokaler Unwettergefahr, im Laufe der
kommenden Nacht nachlassend bzw. ost-nordostwärts abziehend.
Am Sonntag und Montag nur geringe Gewitterneigung, weiterhin heiß.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... wird in Teilen Deutschlands noch eine rege Gewitteraktivität
beobachtet, auch wenn momentan (18:30 MESZ) nur wenige Unwetterwarnungen laufen.
Schwerpunkte der Aktivität liegen u.a. im Bereich einer Konvergenzlinie, die in
eine Tiefdruckrinne eingebettet ist und in den nächsten Stunden unter
allmählicher Abschwächung den NO des Landes nordostwärts überqueren wird. Aber
auch an der nachfolgenden Kaltfront (sie gehört zu einem von den Hebriden zu den
Färöer-Inseln ziehenden Tief mit dem äußerst passenden Namen JULI), die den
äußersten Westen bereits erreicht hat, haben sich im Vorfeld sowie an der Front
selbst Gewitter entwickelt, die aber - dafür sprechen mehrere Gründe - in den
nächsten Stunden während ihrer Verlagerung nach Osten ebenfalls an Substanz
verliefen dürften. Zum einen wird die Kaltfront bereits von Druckanstieg
überlaufen, zum anderen geht es so langsam in die "ungünstige" Tageszeit.
Außerdem zieht der von einem Höhentief bei Schottland ausgehende Randtrog
allmählich nordostwärts ab, so dass auch die anfänglich zumindest bedingt noch
vorhandene dynamische Unterstützung zunehmend schwindet. Zusammengefasst, in den
nächsten Stunden ist zunächst noch aktives Warnmanagement der klassischen
Nowcastingschule bis in den Unwetterbereich gefragt, wobei sich die
Gewitteraktivität mehr und mehr in die östlichen Landesteile zurückzieht und
dabei tendenziell an Intensität einbüßt.
Postfrontal gelangt eine Portion deutlich trockenerer und stabilerer Luft in den
Vorhersageraum, in der die 850-hPa-Temperatur bis zum Morgen auf 14 bis 9°C
zurückgeht. Am stärksten fällt die Abkühlung im Westen und Nordwesten aus, wo
die Temperatur (also die in 2 m Höhe) verbreitet auf unter 15°C sinkt. Zur
Erinnerung, heute früh waren es meist über 20°C, so dass es sich lohnt, die
Fenster bis zum Anschlag zu öffnen und frische Luft in die hitzegeschwängerten
Räume zu lassen. Dort, wo durch den Regen und die Gewitter vom Tage noch
ausreichend Grenzschichtfeuchtigkeit vorhanden ist und es längere Zeit aufklart,
kann sich teils dichter Nebel bilden.

Sonntag ... zieht das Höhentief, das das Bodentief JULI fast zu 100% kongruent
überdeckt zum Seegebiet südlich Islands. Damit bleibt es Bestandteil des
umfangreichen Trogkomplexes über dem Ostatlantik, dessen Gegenspieler - wen
wundert´s - das nicht minder umfangreiche und prominente, bis in höhere
Troposphärenschichten reichende Hoch über Fennoskandien. Bei uns hat der o.e.
Druckanstieg für die Bildung einer kleinen Hochparzelle mit etwas über 1015 hPa
gesorgt, die zur Mittagszeit weite Teile Deutschlands überdeckt und von einem
sich von Süden aufwölbenden flachen Rücken gestützt wird.
Kurzum, der morgige Sonntag steht weitgehend im Zuge leicht antizyklonaler
Rahmenbedingungen, bei denen die niedertroposphärische Erwärmung teils bedingt
durch Absinken, teils durch Advektion schon wieder gewaltige Fortschritte macht.
Bis zum Abend steigt die 850-hPa-Temperatur auf 12°C im Nordseeumfeld und
punktuell 19°C im Südwesten. Bei sonnigem oder heiterem, gebietsweise auch mal
wolkigem Wetter resultieren daraus verbreitet 27 bis 33°C, so dass die
Wärmebelastung relativ hoch bleibt. Im Süden, wo die heutige Warmluft nicht
vollständig ausgeräumt wird, ist der Feuchtegehalt etwas höher als in den
anderen Regionen, was am Alpenrand sowie im Bayerischen Wald eine leichte
Gewitterneigung zur Folge hat. Bei geringen CAPE-Werten ist dabei am ehesten mit
Starkregen zu rechnen, auch wenn die Zellen nicht vollkommen unbeweglich sind
(700-hPa-Wind um 15 Kt).

In der Nacht zum Montag wölbt sich besagter Rücken noch etwas auf, wobei er sich
etwas nach Osten verlagert. Der Westen und Nordwesten gelangen somit wieder
etwas stärker unter eine leicht zyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung,
was aber ohne nennenswerte Folgen bleibt. Zwar fällt der Luftdruck etwas,
wettermäßig tut sich aber nichts bis wenig. Wenig deswegen, weil nicht ganz
ausgeschlossen ist, dass von den Niederlanden und Belgien etwas dichtere Wolken
zu uns driften, aus denen sogar ein paar wenige Tropfen Regen fallen können.
Fakt ist, dass die Nacht über die gesamte Fläche betrachtet wieder wärmer wird
als die Nacht zuvor, in Zahlen, die Minima pendeln sich zwischen 14 und 21°C
ein. Dazu gibt es ein paar lokale Nebelfelder.

Montag ... wird der Rücken peu a peu nach SO abgedrängt, so dass der
nachrückende atlantische Trogkomplex wieder etwas stärker in den Blickpunkt
rückt. Der ganz große Wurf bleibt ihm zunächst aber noch verwehrt, oder mit
anderen Worten, eine nennenswerte Wetterwirksamkeit ist aus heutiger Sicht nicht
zu erwarten. Unter der süd-südwestlichen Höhenströmung verstärkt sich aber der
Zustrom heißer Luftmassen, was - wie der Verfasser findet - eine schlechte
Nachricht ist. Persönliche Befindlichkeiten zählen aber nichts im harten
Wettergeschäft und so gilt es tapfer die Höchstwerte des ersten Wochentages zu
apostrophieren, die bei T850igern von 14 bis 20°C erneut in den Bereich zwischen
32 und 37°C ansteigen - abzüglich höher gelegener Orte sowie Küstenabschnitten
und Inseln, wo sich Seewind einstellt. Dazu scheint verbreitet die Sonne von
einem wolkenlosen oder nur locker bewölkten Unwetter. Etwas dichtere Quellungen
sind am Nachmittag im Grenzbereich zu Benelux möglich, wo die Feuchtigkeit
sukzessive zunimmt. Für Schauer oder Gewitter sollte das aber kaum reichen.
Einzig im Bergland (z.B. an den Alpen) könnte es für isolierte Überentwicklungen
in Form eines Hitzegewitters reichen, aber auch das ist nicht sicher.

In der Nacht zum Dienstag tut sich nicht allzu viel an der großräumigen
Strömungskonstellation. Allerdings erhöht sich Wahrscheinlichkeit für
schauerartigen Regen oder auch ein Gewitter an der Grenze zu Belgien und den
Niederlanden etwas, was aber nicht von allen Modellen so gesehen wird.
Letztendlich steht der größte Teile des Landes vor einer wolkenarmen bis -losen
Julinacht (die letzte, danach geht es in den Augustus), die angesichts von
Temperaturminima um oder sogar über 20°C nicht gerade als Schlafkomfortnacht
durchgeht.

Dienstag ... nähert sich im Westen und Nordwesten die Kaltfront eines kleinen
Randtiefs oder besser einer Welle, die von der nördlichen Biscaya zur Nordsee
zieht. Im Vorfeld bildet sich in der Heißluft mitten über Deutschland eine
diabatisch getriggerte Rinne bzw. ein flaches Tief, in der sich eine meridional
exponierte Konvergenz einbauen lässt - zumindest prognostisch (deutlicher Sprung
von Ost nach West im Windfeld). Hinzu kommt im Laufe des Tages ein markanter,
aber recht kleinräumiger KW-Trog, der am Morgen knapp westlich von Brest
(Frankreich) startet und gegen Abend die südwestliche Nordsee erreicht.
Vorderseitige PVA erfasst ab den Nachmittag die westlichen und Nordwestlichen
Landesteile und unterstützt dabei die Bemühungen der Kaltfront, nennenswerte
Hebungsprozesse zu schaffen - wahrscheinlich mit (Teil)Erfolg.
So entpuppt sich aus heutiger Sicht etwa die Region zwischen Eifel und Nordsee
als die gewitteranfälligste, zumal dort auch die Luftmasse mitspielt mit einer
deutlichen Feuchteakkumulation (Anstieg PPW auf über 40 mm und spez. Feuchte in
der unteren Grundschicht bis zu 14 g/kg). Zwar hält sich ML-CAPE mit bis zu 750
J/kg in Grenzen, trotzdem reicht es für einige kräftige Gewitter, die sich
angesichts steigender Scherungswerte möglicherweise sogar organisieren und in
Einzelfällen bis in den Unwetterbereich gehen (vor allem durch Starkregen).
Im großen Rest der Bundesrepublik dürfte nicht allzu viel passieren auf dem
Konvektionssektor, weil der vermeintliche Motor (Rinne mit Konvergenz) nicht mit
dem nötigen Treibstoff (ziemlich trockene Heißluft mit relativ stabiler
mittlerer Troposphäre) gespeist wird. So wird es wahrscheinlich nur zu
einzelnen, im Wesentlichen orografisch ausgelösten Überentwicklungen kommen.
Weitaus sicherer als die Gewitterprognose ist die Vorhersage der Temperatur, die
mit verbreitet 32 bis 38°C (Ausnahme Westen und Nordwesten) ihren vorläufigen
Höhepunkt erreicht (es handelt sich allerdings schon um den zweiten dieses
Sommers).


Modellvergleich und -einschätzung
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Keine weiteren Anmerkungen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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