SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.07.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zu Wochenbeginn nochmals Verschärfung der Hitze, im Norden und Westen vor allem
ab Mittwoch aber nicht mehr ganz so heiß. Dabei einzelne kräftige Gewitter mit
Unwetterpotenzial, vor allem am Dienstag und Mittwoch.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... hat sich an der großräumigen Potenzialverteilung weiterhin nicht
viel geändert. Im Europaausschnitt der 500 hPa-Geopotenzialkarte sind nach wie
vor drei Potenzialgebilde dominant: Dem altbekannten Höhenhoch über
Fennoskandien stehen ein flacher Höhentrogkomplex über Südosteuropa sowie ein
markanter und umfangreicher Höhentrog über dem Nordostatlantik mit Drehzentrum
südlich von Island gegenüber, an dessen Südostflanke sich das Vorhersagegebiet
befindet.
Ein kurzwelliger und recht breit angelegter Randtrog über dem Nordosten
Deutschlands kommt aufgrund der Blockadewirkung durch das Hoch über
Nordosteuropa kaum weiter nach Nordosten voran und wird im Laufe der Nacht
zusehends aufgefüllt. Auf dessen Rückseite schwenkt ein Höhenrücken über den
Süden und die Mitte des Landes hinweg ostwärts. Der Norden und Westen befinden
sich weiterhin unterhalb einer schwachen südwestlichen Höhenströmung, darin
eingebettet, verlagert sich ein sehr flacher Kurzwellentrog über Benelux und die
Deutsche Bucht hinweg nordostwärts.
Im Bodenfeld überquert ein mit diesem Kurzwellentrog korrespondierendes
Frontensystem den Süden und Osten der Britischen Inseln nordnordostwärts, wobei
dichtere Wolkenfelder auch den Westen und Norden des Landes streifen. Eventuell
fällt im Nordseeumfeld und im Emsland auch etwas Regen.
Ansonsten verläuft die Nacht im Einflussbereich eines flachen Bodenhochs
warntechnisch ruhig. Eventuell auftretende Konvektion an den Alpen löst sich
rasch wieder auf. Vor allem im Süden und im zentralen Mittelgebirgsraum fällt
die Nacht angenehm frisch aus, während es im Norden und Westen unter zeitweise
dichteren Wolkenfeldern recht mild bleibt, die 20 Grad werden aber wohl noch
fast überall unterschritten, wenn auch knapp.

Montag ... bleiben der Süden und Osten Deutschlands im Einflussbereich des
Höhenrückens, während über den Westen und Norden hinweg - eingebettet in die
südwestliche Höhenströmung - ein weiterer, ebenfalls im Geopotenzialfeld (am
besten noch anhand der IPV) kaum auszumachender kurzwelliger Troganteil geführt
wird. Dynamische Hebung wird dabei kaum induziert, allerdings setzt im Bodenfeld
schwacher Druckfall ein und bei genauerem Hinsehen (auf jeden Fall die 1
hPa-Auflösung nutzen!) ist sogar auch eine meridional ausgerichtete, sehr flache
Tiefdruckrinne, über dem Westen bzw. der Mitte des Landes auszumachen, zumindest
aber eine zyklonale Ausbuchtung im Isobarenfeld. Innerhalb dieser Rinne befinden
sich auch die labilsten Luftmassen, die aber nicht gut mit der höchsten Feuchte
überlappen. Diese befinden sich eher im Randbereich der Rinne, nämlich im
Nordwesten und vielleicht noch im äußersten Nordosten. Im Nordwesten wird in
Trognähe auch die markanteste Scherung simuliert (15 bis 20 m/s) bei einer
ML-Cape von punktuell knapp über 500 J/kg, allerdings dürfte es mangels Trigger
(keine Orographie, kaum Hebung) kaum zur Auslöse reichen. Lediglich SuperHD
liefert dort schwache Signale für hochreichende Konvektion. Dann stehen
natürlich Starkregen und kleinkörniger Hagel im Fokus, einzelne Sturmböen nicht
ausgeschlossen.
Im Rinnenbereich wird hingegen kaum Auslöse simuliert (am ehesten noch punktuell
von AROME), was mit der relativ hohen CIN zusammenhängen dürfte, da auch,
abgesehen vom konvergenten Windfeld im Rinnenbereich, kaum ein Trigger vorhanden
ist, am ehesten vielleicht noch die Orographie (Harz, Erzgebirge, zentraler
Mittelgebirgsraum). Eine weitere Region, wo es für vereinzelte Gewitter reichen
könnte, wären der Alpenraum, der Bayerische Wald und der Südschwarzwald, wo
punktuell bis an die 1000 J/kg ML-Cape simuliert werden und die Orographie als
auslösendes Moment fungieren kann.
Ob sie nun auftreten mögen oder nicht - wettertechnisch spielen die Gewitter nur
eine sehr kleine Nebenrolle. Im überwiegenden Teil des Landes scheint die Sonne,
lediglich im Nordwesten ist es zeitweise bewölkt. Von Südwesten wird heiße
Subtropikluft advehiert, die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte zwischen 15
Grad über der Deutschen Bucht und 21 Grad punktuell über dem Süden und/oder der
Mitte des Landes. Somit können wieder heiße 32 bis 37 Grad, in der Spitze
vielleicht gar 38 Grad erreicht werden, etwas weniger heiß bleibt es lediglich
an den Küsten.

In der Nacht zum Dienstag ändert sich erst einmal nichts Wesentliches. Ausgangs
der Nacht greift dann ein markanter Kurzwellentrog auf den Ärmelkanal über, auf
dessen Vorderseite aufgrund von PVA auch markante Hebung generiert werden kann,
diese wird das Vorhersagegebiet nach Lesart der meisten vorliegenden Modelle
aber voraussichtlich noch nicht tangieren. Ausgeschlossen ist es aber dennoch
nicht, dass von Benelux her ein oder mehrere Gewitter, eventuell auch ein
Cluster (MCS) bereits in den frühen Morgenstunden das Nordseeumfeld erfasst.
ICON-EU simuliert mehrere 100 J/kg MU-Cape bei 15 bis 20 m/s Scherung, über der
offenen Nordsee auch mehr, dazu könnte das sehr warme Nordseewasser förderlich
wirken. Sollte ein solches Szenario, was nach aktuellem Modellstand noch eher
als exotisch zu bezeichnen ist, eintreffen, wären organsierte Strukturen in Form
eines MCS bis hin zu einem Bow-Echo mit schweren Sturmböen (oder mehr) über der
Nordsee (und somit auch Helgoland) denkbar. Bis dahin ist es aber noch ein sehr
weiter Weg....
Ansonsten verläuft die Nacht erneut ruhig, die Tiefdruckrinne - soweit vorhanden
- wird durch leichten Druckanstieg wieder zugeschüttet. Vor allem im Norden und
Westen bleibt es lange Zeit noch sehr warm, in vielen Großstädten, im Lee
einiger Mittelgebirge und an den Küsten wird die 20 Gradmarke teilweise nicht
mehr unterschritten, während es im Südosten auf angenehme Werte von teils unter
15 Grad abkühlt.

Dienstag ... verlagert sich der Kurzwellentrog über die Nordsee hinweg nordwärts
und erreicht abends bereits das Skagerrak. Nach derzeitigem Modellszenario
würden die besten Rahmenbedingungen für hochreichende Konvektion, was Scherung
angeht (über 20 m/s), im Nordwesten am Vormittag oder Mittag zu finden sein,
also zur unpassendsten Tageszeit. Sollte es aber für ein kräftiges und durch
Eigendynamik auch langlebiges MCS reichen, könnte es in Teilen Norddeutschland
auch am Vormittag noch längere Zeit "ungemütlich" werden. Momentan hat aber kein
vorliegendes Modell ein derartiges Szenario auf der Karte. Zudem ist bei dem
vorhandenen Vorhersagehorizont und der Kurzwelligkeit der Störung noch eine
gewisse Vorsicht geboten, vielleicht kommt der Trog auch erst etwas später oder
gar weiter südlich rein.
Der Süden und Osten verbleiben dagegen weiterhin im Einflussbereich einer Art
Hochdruckbrücke, die einen markanten Höhenrücken über dem westlichen
Mittelmeerraum mit dem fennoskandischen Hochdruckgebiet verbindet. Rückseitig
des Kurzwellentroges ist die südwestliche Höhenströmung über dem Westen und
Norden des Vorhersagegebietes relativ glatt konturiert, dennoch könnten darin
eingebettete flache kurzwellige Anteile eventuell etwas Hebungsantrieb liefern.
Dabei kann sich - ausgehend vom oben genannten Kurzwellentrog - im Tagesverlauf
wieder eine flache, aber etwas besser als am Vortag ausgebildete
Bodentiefdruckrinne (inklusive Konvergenz) über die Mitte des Landes hinweg nach
Süden ausweiten, worin sich auch die labilste Luftmasse befindet. Kleinräumig
werden im Nordwesten, im Bereich der Rinne sowie im Südosten erneut 500 bis an
die 1000 J/kg ML-Cape simuliert, die PPW-Werte betragen meist 25 bis 5 mm, mit
den höchsten Werten im Nordwesten. Sowohl die Orographie als auch kleinräumige
Hebung an irgendwelchen Kurzwellentrögen kommen als Trigger für Auslöse in
Frage. Dennoch simuliert ICON-EU so gut wie keine Niederschläge, SuperHD und das
WRF 4 km haben dagegen als konvektive Modelle vereinzelte Gewitter auf der
Karte, nämlich im Nordwesten und im Bereich der Rinne. Begleiterscheinungen sind
der Starkregen (bis hin zu Unwetter), kleinkörniger Hagel und vor allem im
Nordwesten aufgrund der besseren Scherung auch Sturmböen. Eine großräumige
Unwetterlage steht aber sicherlich nicht ins Haus, die Gewitter dürften auch am
Dienstag eher lokal eng begrenzte Einzelphänomene bleiben.
Für den Großteil des Landes steht nämlich erneut ein recht sonniger und
trockener Tag ins Haus, zeitweise stärker bewölkt ist es am ehesten im
Nordwesten. Vor allem im Südosten erreicht die Hitze ihren vorläufigen
Höhenpunkt, nachmittags werden 850 hPa- Temperaturen zwischen 14 Grad an der
Nordsee und 21 Grad im Südosten simuliert. Entsprechend werden Höchstwerte
zwischen 32 und 38 Grad erreicht, von Unterfranken bis nach Sachsen-Anhalt
eventuell noch etwas darüber. Nicht ganz so heiß wird es im Nordwesten, vom
Niederrhein bis nach Nordfriesland liegen die Höchstwerte zwischen 27 und 32
Grad, im Nordseeumfeld bleibt es bei aufkommendem Nordwestwind teilweise unter
25 Grad warm.

In der Nacht zum Mittwoch wird der Höhenrücken etwas nach Südosten abgedrängt,
sonst ändert sich kaum etwas. Im Bodenfeld kommt die Tiefdruckrinne ebenfalls
geringfügig nach Osten bzw. Südosten voran und auf den äußersten Nordwesten kann
von der Nordsee her eine Kaltfront übergreifen, die dort aber mangels
Schubkomponente kaum weiter nach Südosten vorankommt. Diese erweist sich
allerdings als kaum wetteraktiv, zumal innerhalb der recht glatt konturierten
südsüdwestlichen Höhenströmung darüber kein nennenswerter Hebungsantrieb
auszumachen ist und sie bodennah bereits von Kaltluftadvektion überlaufen wird
(Mittwochfrüh um 10 Grad in 850 hPa im Nordseeumfeld). Entsprechend kommt es
über Benelux und Nordwestdeutschland zu Druckanstieg.
Vor allem GFS von 06 UTC simuliert zwar noch bis weit in die Nacht hinein
konvektive Aktivität im Bereich der Tiefdruckrinne, das zeigt aber kein anderes
Modell und somit ist wohl damit zu rechnen, dass die Gewitteraktivität
allmählich nachlässt. Im Nordwesten und im Bereich der Rinne bleibt es aber noch
länger bewölkt, im Südosten dagegen oft klar. Während im Nordwesten postfrontal
einströmende Meeresluft für angenehme Nachttemperaturen sorgt, bleibt es sonst
erneut sehr mild bis warm mit Tiefstwerten von über 20 Grad in einzelnen
Großstädten, im Lee einzelner Mittelgebirge und im Bereich der Ostseeküste.

Mittwoch ... bleibt nur noch der Südosten des Landes im Einflussbereich der
Potenzialbrücke. Der Rest des Landes befindet sich unterhalb einer
südsüdwestlichen Höhenströmung, worin im Groben zwei kurzwellige Anteile
eingebettet sind: Einer überquert vor allem den Westen und Norden des Landes,
ein weiterer greift abends auf den Südwesten über. Insgesamt hält sich der
dynamische Hebungsantrieb auf den jeweiligen Vorderseiten aber in Grenzen.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront im Nordwesten noch ein wenig nach Südosten
voran. Sie trennt allerdings die heiße und potenziell instabil geschichtete
Luftmasse in weiten Teilen des Landes von deutlich angenehmeren maritimen und
stabil geschichteten Luftmassen im Nordwesten. Etwa nordwestlich einer Linie
Eifel - Mecklenburg sinkt die Temperatur in 850 hPa auf 14 bis 9 Grad. Während
sich eine flache Hochdruckbrücke von Frankreich her bis nach Nordwestdeutschland
erstreckt, überwiegt südöstlich der Kaltfront im Osten und Süden Deutschlands
"barometrischer Sumpf"; eine Rinne mit konvergentem Windfeld ist nur schwer
auszumachen. Insgesamt ist die Luftmasse aber labil geschichtet und mit der
Einstrahlung können kleinräumig wieder mehr als 500, teilweise auch mehr als
1000 J/kg ML-Cape generiert werden bei PPW-Werten meist über 30 mm. Insgesamt
dürfte es aufgrund schwächerer Deckelung und höherer potenzieller Instabilität
voraussichtlich etwas häufiger als an den Vortagen für Auslöse reichen, wohl
wieder ausgehend von den Mittelgebirgen. Auch im Bereich irgendwelcher
kleinräumiger Konvergenzen kann selbstverständlich verstärkt Konvektion
auftreten, diese lassen sich aber nur sehr schwer ausmachen. Als
Begleiterscheinungen stehen die üblichen Parameter Starkregen, Hagel und
Sturmböen (letztere vor allem bei großem Spread in Bodennähe) auf der Agenda, in
punkto Starkregen sicherlich auch bis in den Unwetterbereich. Ob es auch im
Bereich der Kaltfront gebietsweise zu schauerartigen, teils gewittrigen
Regenfällen kommt, wie von einigen Modellen inzwischen simuliert, muss
abgewartet werden.
Im Nordwesten bleibt es dagegen trocken und vor allem Richtung Nordsee scheint
dazu überwiegend die Sonne, während es sonst im Frontbereich bzw. unmittelbar
dahinter eher bewölkt bleibt. Präfrontal kann dagegen vor Einsetzen der
Konvektion noch vielerorts längere Zeit die Sonne scheinen. Dort bewegen sich
die Temperaturen in 850 hPa nochmals zwischen 16 und 21 Grad, wobei es ziemlich
schwül werden dürfte. Die Höchstwerte liegen postfrontal im Nordwesten bzw. im
Frontbereich bei angenehmen 24 bis 28 Grad, während sonst nochmals schwülheiße
30 bis 36 Grad, in der Lausitz und in Teilen Bayerns eventuell auch noch etwas
höhere Werte erreicht werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Kurzfristzeitraum zeigen alle vorliegenden Modelle eine ähnliche
Wetterentwicklung. Die Unterschiede beschränken sich weitgehend auf die
Verteilung der konvektiven Niederschläge und wurden bereits im Text besprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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