SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.07.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HFz
Heute teils kräftige Gewitter mit Unwettergefahr durch lokalen Starkregen und
orkanartige Böen. Nach Norden verbreiteter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines umfangreichen
negativ geneigten Langwellentroges, der sich vom Seegebiet westlich von Island
bis nach Großbritannien erstreckt. Der Vorhersageraum befindet sich auf der
diffluenten Vorderseite dieses Troges in einem hebungsbegünstigten Gebiet.
Allerdings fällt auf, dass die gesamte Trogvorderseite von KLA überlaufen ist,
die rückseitig eines vorgelagerten kurzwelligen Troganteils ostwärts läuft.

Am Boden findet sich korrespondierend zum Antrieb in der Höhe ein Tief mit Kern
bei den Britischen Inseln, das sich rinnenartig bis nach Deutschland erstreckt.
In diese Bodenrinne eingelagert lassen sich zwei Konvergenzen herausarbeiten.
Die vorlaufende, zunächst kaum aktive erste Konvergenz hat den Westen und Süden
bereits überquert und erreicht die mittleren Landesteile. Außer Bewölkung und
vereinzelter Schauer ist diese aber weitgehend inaktiv. Die zweite Konvergenz
erreicht gerade die Grenze zu Deutschland und zeichnet sich neben dem Windsprung
durch einen Druckanstieg aus. Die daran in den Morgenstunden gekoppelten
Gewitter haben sich tagesgangbedingt zunächst abgeschwächt. Die eigentliche
Kaltfront befindet sich derzeit noch weit abseits über der Normandie und
Südengland. Diese zeichnet sich durch ein klar definiertes Wolkenband mit etwas
Regen und einen deutlichen Taupunktrückgang aus.

Die Luftmasse in Deutschland ist derzeit noch vielfach die gleiche wie auch am
Vortag. Sie zeichnet sich vor allem durch eine relativ gesehen recht trockene
Grundschicht aus. So liegen die Taupunkte vor allem über den westlichen und
südlichen Landesteilen nur zwischen 11 und 15 Grad. Entlang der Küsten und über
dem Osten sind diese etwas höher. Die morgendlichen Radiosondenaufstiege, sei es
von Essen, Idar-Oberstein oder auch Stuttgart zeigen allesamt eine hochreichend
gut durchmischte Grundschicht (bis etwa 600/700 hPa bzw. 3-4 km hinauf) und eine
resultierende umgekehrte V-Struktur. Eine Zunahme der Feuchtigkeit ist im Zuge
der zweiten Konvergenz zu erkennen. Entlang dieser nehmen die Taupunkte in einem
schmalen Streifen auf Werte zwischen 15 und 18 Grad zu. Zusammen mit der
konvergenten bodennahen Strömung ergibt sich ein Gebiet mit erhöhter
Feuchtflusskonvergenz, was sich auch in den Modellfeldern wiederfindet.
Bei der vorgelagerten ersten Konvergenz lässt sich dies nicht findet. Sie
verläuft komplett im Bereich der trockenen Grundschicht.

Im Tagesverlauf sollten sich zwei Schwerpunkte bei der Gewitteraktivität
ergeben. Der erste Schwerpunkt ist gekoppelt an die vorlaufenden Konvergenzen.
Die erste Konvergenz sollte in der ersten Tageshälfte zunehmend an Kontur
verlieren, bzw. in der zweiten deutlich besser aufgestellten Konvergenz (siehe
Diagnose oben) aufgehen. Es ist also davon auszugehen, dass es im Tagesverlauf
nur noch eine Hauptkonvergenz gibt. Eine Aktivierung der Linie ist spätestens ab
dem Mittag über der Mitte zu erwarten. Einige Modelle zeigen die Aktivierung
aber auch schon am späten Vormittag und weiter westlich. Eigentlich alle
verfügbaren hochaufgelösten Modelle, sei es vom hausinternen COSMO-D2, über
Euro4 und WRF bis hin zum französischen Arome, zeigen diese Entwicklung. Dabei
fällt auf, dass die Linie vor allem in der Nordhälfte deutlich besser
organisiert vorhergesagt wird, während sie nach Süden bei den
Prognosereflektivitäten deutliche Lücken aufweist. Dies lässt sich auch gut
nachvollziehen, wenn man sich die Ausprägung der Konvergenz anschaut. So wird
ein fast 120 Grad Windsprung von Südost auf West-Südwest prognostiziert. Zudem
ist die Konvergenz auch vertikal hochreichender und zeichnet sich deutlich auch
in 850 hPa ab. Bei den Drucktendenzen lässt sich erkennen, dass der rückseitige
Druckanstieg im Norden am stärksten vorhergesagt wird.

Der zweite Schwerpunkt wird für den späten Nachmittag und Abend für den Westen
vorhergesagt. Nach ICON soll sich knapp vorderseitig der näher rückenden
Kaltfront nochmal eine neue Konvergenz ausbilden. Dies wir allerdings nicht von
allen Lokalmodellen gestützt. Das WRF beispielsweise, hat diese Entwicklung
nicht im Programm und konzentriert das Hauptaugenmerk auf die oben beschriebene
Konvergenz.

Zu den Begleiterscheinungen in Verbindung mit der Hauptkonvergenz: Hohe
ppw-Werte sprechen für Starkregen bis in den Unwetterbereich. Auch Hagel ist
natürlich möglich, aufgrund fehlender Scherung aber oft nur kleinkörnig. Es
fällt auf, dass nach Norden die Scherungsbedingungen zum Nachmittag besser
werden. Die hochreichende Scherung (0-6 km) steigt auf 10 bis 15 m/s. Zwar hinkt
die stärkste Scherung etwa hinterher, kann aber zumindest teilweise mit der
Hauptkonvergenz überlagern. Dies wiederum stützt die These, dass sich im Norden
eine besser organisierte und durchgehende Gewitterlinie (Squalline) ausbilden
könnte. In den Pseudoreflektivitäten lassen sich bogenartige Strukturen
erkennen. Diese rücken eine zweite Gefahr in den Vordergrund ... den Wind. Zwar
geben die Höhenwinde nicht viel her. Die mit etwas besserer Scherung gestützte
Entwicklung eines linienartigen MSC in Kombination mit der trockenen
Grundschicht (inverted-V) sprechen dafür, dass doch etwas verbreiteter Sturmböen
zu erwarten sind. Das COSMO-D2 EPS deutet auch bis hinzu orkanartigen Böen an,
die durchaus realistisch erscheinen und ein zweites Unwetterkriterium
darstellen. Entsprechend ist es die Nordhälfte, wo die Unwettergefahr am größten
ist und diese verbreiteter zu erwarten sind. Die Erläuterungen münden in der
ausgegebenen Vorabinformation.

Über der Mitte sind Unwetter nur punktuell zu erwarten. Im Süden lässt sich ein
gewisses zweites Maximum der Gewitteraktivität herausarbeiten, das aber aus
Mangel an Scherung, wohl auf die Unterstützung durch Orographie baut.

In der Nacht auf Sonntag verlagert sich die Hauptgewitteraktivität mit der
Konvergenz nach Osten und zieht später in Richtung Polen ab. Somit dürften sich
die Unwettergewitter spätestens in der zweiten Nachthälfte erledigt haben, da
auch von der nachfolgenden Kaltfront nichts weiter in der bereits verbrauchte
Luftmasse zu erwarten ist. Somit ist warntechnisch dann allenfalls noch der
Nebel lokal relevant. Die Tiefstwerte sinken vor allem rückseitig der Kaltfront
auf ein Niveau, was ordentliche Durchlüften erlaubt.


Sonntag... verbleibt Deutschland weiter auf der Vorderseite des nahezu
stationären Troges zwischen Island und Schottland. Der vorderseitig
Kurzwellentrog und die Kaltfront sind mittlerweile ostwärts abgewandert. Die
Warmluft wurde aber im Süden nicht völlig ausgeräumt und wird mit einer im
Tagesverlauf stärker auf Südwest drehenden Höhenströmung wieder rückläufig.
Dementsprechend ist es zwar insgesamt weniger heiß, als am Samstag. Dennoch
dürften in der Südhälfte die Höchstwerte im Tiefland wieder häufig die 30 Grad
Marke überschreiten. Damit setzt sich mancherorts die starke Wärmebelastung
fort.

Die spezifische Feuchtigkeit ist postfrontal deutlich zurückgegangen. Einzig
südlich der Donau konnten die feuchten Luftmassen nicht ganz ausgeräumt werden.
Zudem lässt sich in der Höhenströmung ein Zwischenhochkeil erkennen, der für
Absinken sorgt.

Dementsprechend ist allenfalls am Alpenrand davon auszugehen, dass sich im
Tagesverlauf einzelne (Luftmassen)gewitter entwickeln. Diese dürften vornehmlich
im markanten Bereich ablaufen, schließlich lässt der Höhenwind eine
Zuggeschwindigkeit von 15 bis 20 kn erwarten. Ein lokales Unwetter aufgrund von
Starkregen lässt sich aber nicht komplett ausschließen.

Die Nacht auf Montag dürfte unter antizyklonalem Einfluss weitgehen störungsfrei
verlaufen, wenn man von lokalen Nebelfeldern mal absieht.

Montag... verstärkt sich der Einfluss des sich allmählich nähernden Troges. Der
Höhenkeil wandert allmählich ostwärts ab, sodass Deutschland auf die
Trogvorderseite gelangt. Damit verstärkt sich die südwestlicher Strömung und der
Zustrom heißer Luftmassen. Bei einer 850 hPa Temperatur oberhalb von 15 Grad
steigen die Höchstwerte auf 32 bis 37 Grad. Gerade in den westlichen
Landesteilen sind zum Nachmittag vermehrt Quellwolken zu erwarten, da die
Luftmasse von Frankreich her allgemein feuchter wird. Abgesehen von einem
lokalen Hitzegewitter über dem Bergland dürfte es aber vielfach noch trocken
bleiben. Auch bei der Durchschau der verschiedenen Modelle lassen sich kaum
Hinweise auf Konvektion finden.

In der Nacht auf Dienstag ist in städtischen Regionen wieder mit Tropennächten
zu rechnen. Gut möglich, dass an der Grenze zu den Niederlanden und Belgien mit
dem sich weiter annähernden Trog ein Gewitter möglich ist. Die Hinweise dafür
sind aber nur gering. Meist sollte dich Nacht gering bewölkt oder klar und
warnfrei verlaufen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Insgesamt ist im Kurzfristzeitraum eine gute Übereinstimmung der verschiedenen
Modelle zu erkennen. Unsicherheiten betreffen die Entwicklung einer zweiten
Konvergenz am Nachmittag/Abend über dem Westen des Landes (siehe Text).


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer

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