SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 31.08.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht und morgen teils starke Gewitter und markanter Temperaturrückgang.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... wölbt sich ein kräftiger Höhenrücken vom Balkan her bis nach
Skandinavien auf. Dagegen hat ein Trog den Westen Europas erreicht, seine Achse
erstreckt sich von den Britischen Inseln bis zur westlichen Iberischen
Halbinsel. Deutschland gelangt dabei von Westen her allmählich in den
Hebungsbereich auf der Trogvorderseite. Im Bodendruckfeld hat sich das bisher
wetterbestimmende Hoch weit nach Osten verabschiedet, dagegen entwickelt sich im
Beneluxgebiet allmählich das Tief Jonas, in dessen Zirkulation ganz Deutschland
einbezogen wird. Seine Warmfront liegt am Abend im Bereich der Ostsee, die
Kaltfront noch außerhalb Deutschlands über Benelux und Frankreich. Die über
Deutschland liegende Luftmasse ist hochsommerlich heiß (in 850 hPa meist 17 bis
20 Grad, im Nordwesten 15 Grad), weist aber recht unterschiedliche Luftfeuchten
auf. Während im Norden und Osten oft Taupunkte von 15 bis über 20 Grad
herrschen, liegen diese im Südwesten nur um 10 Grad. Über weiten Teilen
Deutschlands herrscht heute Abend noch wolkenloser Himmel, nur im Nordwesten
ziehen Schleierwolken als Vorboten der weiter westliche liegenden Gewitter über
den Himmel. Vor allem im äußersten Nordwesten können auch schon erste Gewitter
übergreifen. Ein paar einzelne Gewitter gibt es auch in der Osthälfte.

In der Nacht zum Dienstag erreicht die Trogachse eine Linie
Südostengland-Katalonien. Über der westlichen Nordsee schnürt sich ein Höhentief
ab. Auf der diffluenten Vorderseite lässt PVA das Bodentief Jonas weiter
vertiefen, wobei es in der Frühe schon Dänemark erreicht mit einem Kerndruck
nahe 1000 hPa (nach Cosmo-EU). Die Kaltfront hat am frühen Morgen den Nordwesten
und Westen schon überquert, über Westdeutschland deutet sich aber eine schwache
Wellenentwicklung an, zumindest sollte dort aber die Front vorübergehend ins
Schleifen geraten. Im Bereich der Kaltfront kommt es vor allem im Nordwesten zu
starken Gewittern, da dort alles zusammenkommt. Mäßig hohe CAPE-Werte,
verstärkte Scherung, teils sehr hohe ppws und hohe Auslösewahrscheinlichkeit
durch eine diffluente Bodenströmung (Tiefkern zieht durch) lassen wohl
zahlreiche starke Gewitter entstehen, wobei die Hauptunwettergefahr wohl vom
Starkregen ausgeht, auch schwere Sturmböen und Hagel um 2 cm sollte durchaus mal
dabei sein. Da auch die Wolkenuntergrenzen tief simuliert werden, könnte auch
mal ein Tornado dabei sein. In der zweiten Nachthälfte kommt es dann an dem zur
Wellenbildung neigenden südlicheren Abschnitt der Kaltfront zu Gewittern, hier
dürften die hohen ppws vor allem für Starkregen gut sein, wobei auch hier recht
gute Scherung herrscht, aber die Labilität nicht sehr hoch ist. Richtig hohe
CAPE-Werte gibt es im Osten Deutschlands, hier dürfte aber mangels
Hebungsantrieb die leichte Gewittertätigkeit in der Nacht schnell wieder
nachlassen. Somit ergibt sich für den Süden und Osten des Vorhersagegebiets noch
einmal eine ruhige und sehr laue Sommernacht in den meteorologischen Herbst
hinein.

Dienstag ... läuft die Welle recht schnell nach Norden in den Tiefkern hinein,
so dass die Kaltfront wieder Fahrt aufnimmt und bis zum Abend wohl in etwa eine
Linie Lausitz-Oberbayern erreicht, wobei sie an den Alpen erneut ins Schleifen
gerät. In ihrem Vorfeld dürfte sich wieder eine Konvergenz bilden, die aber
Deutschland recht rasch nach Osten verlässt, so dass die Winde allgemein schon
auf westliche Richtungen drehen. Das Höhentief wandert im Tagesverlauf bis zur
Jütländischen Küste, wobei die kälteste Luftmasse sich weit westlich des Kerns
über den Britischen Inseln befindet. Das sich zum Skagerrak verlagernde
Bodentief vertieft sich unter 1000 hPa. Auf der Rückseite der Kaltfront steigt
über dem Südwesten der Druck schon deutlich an (KLA), so dass sich im Nordwesten
Deutschlands ein stärkerer Gradient bildet, der dort für böigen Westwind sorgt.
Für 7er Böen reicht es vor allem an der Nordsee und teils an der Ostsee, in
exponierten Küstenlagen und auf den höheren Bergen gibt es auch stürmische Böen.
Direkt an der Kaltfront kann es auch im Binnenland vorübergehend 7er Böen geben.
Gewitter gibt es vor allem im Bereich der Kaltfront immer wieder, wobei
Sturmböen und kleinkörniger Hagel möglich, der Starkregen aber im Mittelpunkt
steht, weil er punktuell durchaus wieder unwetterartig werden kann, wofür vor
allem die hohen ppws über 40 l/qm, aber auch die Schleiftendenzen der Front in
der Früh im Westen und ab dem Nachmittag im Süden sprechen. Eventuell kann es
auch hinter der Front (aber noch trogvorderseitig) mal einige Stunden kräftig
regnen, so dass dort Warnschwellen (6-stündiger Starkregen) erreicht werden.
Signale dafür gibt es vor allem im Süden, aber auch im Westen, westlich des
Wellenscheitels erscheint dies möglich. Erwähnt werden muss noch der deutliche
Temperaturrückgang mit einer Luftmasse, die in 850 hPa nur noch um 5 Grad warm
ist, werden im Westen nur noch um 20 Grad erreicht, ganz im Osten, wo die
Kaltfront erst am Abend ankommt, werden es dagegen noch einmal über 30 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch verabschiedet sich die Kaltfront nach Osten und in die
Alpen hinein und hinter ihr baut sich über dem Süden ein Keil des immer stärker
werdenden Hochs auf, das den gesamten östlichen Nordatlantik beherrscht. In der
Höhe verbleiben wir in einer südwestlich-zyklonalen Situation, wobei keine
nennenswerten Randtröge auszumachen sind. Im Nordwesten bleibt es dabei ähnlich
windig wie am Tage, Schauer gibt es dort vor allem über der Nordsee, wo in 500
hPa die Temperatur unter -20 Grad zurückgeht. Ansonsten ziehen die Gewitter nach
Osten ab, südlich des Hochkeils stellt sich aber an den Alpen eine Staulage ein,
die dort für länger anhaltenden Regen sorgt. Nach den aktuellen Modellprognosen
wären um 25 l/qm in 12 Stunden oder um 30 l/qm in 24 Stunden möglich, aber nur
punktuell mehr, so dass wir an der Grenze zu einer Warnung liegen. Im übrigen
Land können die Wolken durchaus mal auflockern, dann wird es mit 12 bis 9 Grad
recht frisch.

Mittwoch ... ändert sich nicht viel an der Lage: Das Höhen- und Bodentief liegt
mit seinem Kern südlich der norwegischen Küste, wobei sich das Bodentief
zunächst nicht auffüllt. Der stärkste Gradient verlagert sich aber allmählich
auf die Nordsee, so dass an der Nordseeküste 7er Böen (aus Westsüdwest) in
exponierten Lagen 8er Böen, vor allem noch in der ersten Tageshälfte auftreten.
Am Nachmittag sind vor allem noch Nordfriesland, Helgoland und diverse Windparks
betroffen. Das Temperaturniveau in 850 hPa liegt zwischen 3 Grad im Nordwesten
und 9 Grad im Süden, so dass sich allgemein nur noch Höchstwerte zwischen 18 und
23 Grad einstellen. Zudem ist der Himmel meist wolkig, Schauer gibt es aber vor
allem an den Küsten, wo die höhenkälteste Luft zusammen mit 18 Grad warmem
Wasser für etwas mehr Labilität sorgt. An den Alpen lässt der Regen im
Tagesverlauf nach, weil sich die Feuchte der Kaltfront allmählich weiter
südostwärts verlagert und Druckanstieg über den Alpen für eine abnehmende
Staukomponente sorgt.
In der Nacht zum Donnerstag ändert sich die Lage weiterhin kaum. Regen und
Schauer gibt es kaum noch, es bleibt aber oft wolkig. Wo die Wolken auflockern
können sich in der Atlantikluft Nebelfelder bilden. Windig bleibt es noch an den
Küsten, Bft 7 (aus Südwest) dürfte aber in Böen nur noch in einzelnen
exponierten Küstenlagen auftreten.

Donnerstag ... bleibt uns in der Höhe eine zyklonale Westsüdwestlage erhalten,
da die von dem Höhentief über der Nordsee ausgehende Haupttrogachse sich
südwestwärts Richtung Galizien erstreckt. Das Bodentief liegt weiter über der
Nordsee (bzw. nach GFS über Jütland), so dass es entlang von Nordsee und
westlicher Ostsee sowie im Norden Südschleswigs windig bleibt mit Böen Bft 7 aus
Südwest. Über dem Binnenland ist es dagegen schwachgradientig. In der feuchten
Atlantikluft ist es weiterhin wolkig bis stark bewölkt bei kaum veränderten
Temperaturen. An den Küsten kann es bei etwas mehr Labilität weiterhin Schauer
oder einzelne Gewitter geben. Am Nachmittag (oder Abend) soll ein über den
Südosten laufender Randtrog dort stärkere Regenfälle auslösen. Dies wird zwar
von verschiedenen Modellen simuliert, aber noch mit räumlichen und zeitlichen
Unterschieden.



Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen sind sich die Modelle recht einig. Leichte Unterschiede
bezüglich der Lage des Tiefs ab Mittwoch könnten noch Auswirkungen auf die
Windwarnungen haben, aber keine gravierenden. Die Niederschläge werden bis
Mittwoch sogar recht ähnlich simuliert, bis Morgen Mittag muss aber sowieso
Nowcasting angewandt werden. Eventuelle Dauerregenwarnungen werden am
Dienstagvormittag besprochen. Die Unterschiede bezüglich der
Niederschlagsverteilung am Donnerstag im Südosten wurden oben schon
angesprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann

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