SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.08.2015 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SWz (Südwest zyklonal)

Heute und in der kommenden Nacht im Westen und Norden gebietsweise Dauerregen
(markant). Zudem an der Nordsee und in einigen Hochlagen windig. Im äußersten NW
vereinzelte Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich Deutschland am südöstlichen Rand eines
hochreichenden Tiefs mit Drehzentrum zwischen UK und Island unter einer
südwestlichen Höhenströmung. Die zugehörige Kaltfront hat den Nordwesten unseres
Vorhersagegebietes erreicht, kommt jetzt aber nur noch langsam ost-südostwärts
voran, weil sie zunehmend eine strömungsparallele Exposition annimmt. Bis
Freitag 00 UTC wird sie etwa eine Linie Mosel-Harz-Uckermark erreichen. Während
vorderseitig relativ stabil geschichtete Warmluft südwesteuropäischen Ursprungs
insbesondere in den Süden und Südosten des Landes gelangt, strömt rückseitig ein
Schwall erwärmter Meereskaltluft in den Nordwesten. Dabei kommt es besonders in
Nordseenähe, teils aber auch im angrenzenden Binnenland zu Schauern und
einzelnen Gewittern, die aufgrund des recht gut ausgeprägten Höhenwindfeldes mit
steifen bis stürmischen Böen 7 bis 8 Bft aus SW einhergehen können, während
Starkregen aufgrund der Mobilität der Zellen und Hagel wegen der limitierten
CAPE-Werte nicht sehr wahrscheinlich sind.

Ansonsten fokussiert sich das Hauptwettergeschehen auf den Frontbereich,
verursacht von wiederholt nach Nordosten ablaufenden flachen Wellen, die für
pulsierende Hebungsimpulse sorgen. Der zeitliche Schwerpunkt der
Hebungsaktivität liegt nach Lesart der meisten Modelle etwa zwischen heute
Nachmittag und Mitternacht. Noch wichtiger scheint aber zu sein, welche Regionen
den meisten Regen abbekommen. Subsummiert man mal die diversen deterministischen
Prognosen unter dem Gesichtspunkt des 24-stündigen Dauerregenkriteriums, so
kristallisiert sich ein etwa 150 bis 200 km breiter Streifen heraus, der sich
von NRW und dem nördlichen RP nordostwärts über das südliche und östliche
Niedersachsen und den Norden Sachsen-Anhalts bis nach Vorpommern bzw. dem
nördlichen Brandenburg, in dem bis Freitagfrüh 10 bis 30, gebietsweise bis zu 40
mm und in einigen Weststaulagen bis zu 50 mm Regen fallen. Warntechnisch ergibt
sich in diesem Korridor mit Unterstützung probabilistischer Verfahren ein
Streifen, der etwa vom Grenzbereich zu Belgien und Luxemburg nordostwärts bis
zum südlichen Niedersachen reicht, in dem der Regen 24-stündig, teils aber auch
nur 12-stündig abgewarnt wird. Ob die Warnung noch weiter nach Nordosten
ausgedehnt werden muss, steht noch nicht ganz fest.

Abgesehen vom Regen frischt der südwestliche Wind an der Nordsee und in einigen
Hochlagen mitunter stark böig auf (einzelne 7er-, Brocken auch 8er-Böen). In der
Südosthälfte bleibt es wetter- und warntechnisch ruhig mit viel Sonne, einigen
hohen und mittelhohen Wolkenfeldern und sommerlichen Temperaturen zwischen 26
und 32°C. Sonst werden nur 19 bis 25°C erreicht, bei Dauerregen eher noch etwas
weniger.

In der Nacht zum Freitag regnet es in dem besagten Korridor weiter, wobei dieser
sich etwas nach Südosten verlagert. Warntechnisch dürfte sich dadurch aber
nichts ändern, zumal auch die Intensität allgemein in der zweiten Nachthälfte
schwächer wird. An der Nordsee sind bei etwas Höhenkaltluft noch einzelne
Schauer, vielleicht auch ein Gewitter möglich. Der südwestliche Wind nimmt an
der Nordsee ab, dafür frischt er in den Hochlagen einiger süddeutscher und
zentraler Mittelgebirge auf, wobei in den Kammlagen einzelne Sturmböen 8 bis 9
Bft dabei sein können. Im W und NW können sich bei Aufklaren in der feuchten
Grundschicht einzelne Nebelfelder bilden.

Freitag... liegt Deutschland unter einer ziemlich glatt konturierten
südwestlichen Höhenströmung, die zwischen dem nach wie vor süd-südöstlich von
Island positionierten Höhentief und hohem Potenzial über dem Mittelmeer und dem
Balkan verläuft. Die Kaltfront des inzwischen vor die Lofoten gezogenen Tiefs
kommt noch etwas südostwärts voran, erreicht die Alpen aufgrund ihrer weiterhin
strömungsparallelen Ausrichtung nicht. Zudem geht nach Westen hin in die
Warmfront eines bei den Azoren liegenden Tiefs über, so dass sie dort im
Tagesverlauf beginnt, schon wieder leicht rückläufig zu werden. Fakt ist, dass
es an der Front noch zu weiteren Regenfällen kommt, die bis etwa in die
Rhein-Neckar-Region und nach Franken vorstoßen, dabei aber längst nicht mehr so
kräftig ausfallen wie tags und nachts zuvor weiter nördlich. Zum einen fehlt es
an dynamischer Unterstützung aus der Höhe, zum anderen wird die Front zunehmend
von Druckanstieg überlagert (ergo fehlende Wellen), was dem Omega-Forcing auch
nicht gerade zuträglich ist.


So steht warntechnisch ein ruhiger Tag auf der Karte, an dem im Süden -
abgesetzt von der Front - die Sonne scheint bei Temperaturen um oder über 30°C.
Auflockerungen stellen sich zunehmend auch im Norden ein, Richtung Küste zeigt
sich die Sonne sogar für längere Zeit bei allerdings nur rund 20°C. Ganz
vereinzelt reicht es im äußersten Norden für einen schwachen Schauer. An der
schleswig-holsteinischen Nordseeküste frischt der SW-Wind mitunter auf, die
Spitzen dürften aber unter der unteren Warnschwelle (7 Bft) bleiben. Auch auf
einigen Bergspitzen Süddeutschlands wird der Wind spürbar sein mit Böen bis 8
oder 9 Bft (exponiert).

In der Nacht zum Samstag schwächen sich die frontalen Regenfälle noch weiter ab
bzw. hören ganz auf. Besonders in der Mitte bildet sich das eine oder andere
Nebelfeld.

Samstag... kommt es über dem nahen Ostatlantik zu einer Austrogung, der
unweigerlich das Aufwölben eines Höhenrückens stromab zur Folge hat. Profitieren
von diesem Prozess tut Mitteleuropa respektive Deutschland, wo das Potenzial von
Süden her sukzessive ansteigt. Damit kräftigt sich auch noch etwas das
Bodenhoch, das sich mit etwas über 1020 hPa um 12 UTC vom Schwarzen Meer bis zur
Nordsee bzw. Ostfrankreich erstreckt. So bestimmt im Wesentlichen Absinken das
Geschehen vor Ort, so dass es der immer noch existenten Luftmassengrenze - am
Mittag zonal über der Mitte gelegen - mehr und mehr an den Kragen geht.
Immerhin, für einige anfängliche Wolkenfelder reicht es noch, bevor diese aber
im Tagesverlauf zusehends getilgt werden. Dann scheint verbreitet die Sonne bei
einem deutlichen Süd-Nord-Gefälle der Temperatur. In 850 hPa reicht die Spanne
am Abend von etwa 7°C an der Grenze zu Dänemark und knapp 20°C an den Alpen, was
im 2m-Niveau Maxima von etwas über 20°C im äußersten Norden und bis zu 34°C im
Süden bedeutet.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundlegende Entwicklung wird von den Modellen ähnlich simuliert.
Detailunterschiede hinsichtlich der Niederschläge sind normal. Ob der aktuell
mit Dauerregen bewarnte Streifen noch substanziell noch Nordosten ausgedehnt
werden muss, ist vor dem Hintergrund probabilistischer Prognosen fraglich. Hier
sollte man durchaus noch den 06-UTC-Lauf abwarten. Ob am kommenden Samstag
irgendwo schon Gewitter auftreten (GFS z.B. sieht einige im Mittelgebirgsraum),
ist derzeit noch sehr fraglich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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