SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.06.2015 um 10.30 UTC



Hitzewelle mit möglicher kurzer Unterbrechung in der Nordhälfte am nächsten
Wochenende
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 06.07.2015


Am Donnerstag... liegt Deutschland im Einflussbereich eines langwelligen
Höhenrückens, dessen Achse sich vom westlichen Mittelmeerraum bis nach
Skandinavien erstreckt. Dadurch dominiert über großen Teilen des Bundesgebietes
Absinken. Während der Osten und Nordosten in der Höhe noch unter einer
nordwestlichen Strömung liegt, dreht diese in Richtung Südwesten allmählich auf
Südwest. Entsprechend bleiben die Höchstwerte im Nordosten und Norden auch unter
der 30 Grad Marke, direkt an der Ostseeküste werden bei auflandigem Wind 20 bis
24 Grad erreicht. Zudem liegen auch noch die pseudopotentielle Temperatur und
der Taupunkt (13 bis 15 Grad) in diesen Gebieten niedrig.

Mit jedem Kilometer weiter nach Südwesten steigen die Höchstwerte aber rasant
an. So schiebt sich die 20 Grad Isotherme in den Westen und Südwesten, sodass
dort 33 bis 37 Grad erwartet werden. Auffällig ist, dass die MOS-Werte sogar bis
auf 39 Grad nach oben gehen. Das lässt sich sicherlich mit dem recht hohen
Geopotential begründen, wodurch die auf die 850 hPa Temperatur zu addierenden 15
Grad + 2 Grad Überadiabate noch etwas höher liegen sollten. Es steigen zudem die
Taupunkte in den Bereich zwischen 16 und 20 Grad, sodass es zunehmend schwül
wird.

Im Bodenvorhersagefeld findet man über Ostfrankreich eine Tiefdruckrinne und
eingelagert eine Windkonvergenz. Auch wird der Energiegehalt der Luftmasse mit
über 2000 J/kg MLCAPE recht hoch vorhergesagt. Allerdings zeigen die
Prognosesoundings eine sehr trockene Grundschicht (inverted-v) mit einem HKN um
oder über 2000 m. Der resultierende Deckel macht eine Auslöse entsprechend recht
fraglich und wird von den Modellen auch nur sehr verhalten simuliert. Die
stärksten Signale gibt es in Richtung Nordsee, wo die Grundschichtfeuchte
entsprechend höher ist. Ob es für Gewitter im Westen Deutschlands reicht ist
also noch eher als fraglich.


Am Freitag... ändert sich an der Grundkonstellation nicht viel. Allerdings
beginnt die Achse des Höhenrückens zu kippen, sodass sie zunehmend positiv
geneigt ist. Damit verstärkt sich über Deutschland die südwestliche
Höhenströmung, die nun auch bis nach Osten vorankommt. Dadurch überdeckt die 15
Grad Isotherme in 850 hPa nun mittlerweile fast ganz Deutschland und die 20 Grad
kommt ebenfalls weiter landeinwärts voran, am Oberrhein steigt sie bis auf 22
Grad. Höchstwerte unter 30 Grad sind entsprechend nur noch im äußersten
Nordosten, auf den Bergen und im Küstenbereich zu erwarten. Die Spitzenwerte
werden vom Niederrhein bis zum Hochrhein erreicht, wo die Maxima bis an die 39
Grad steigen können.

Zudem deutet sich in der südwestlichen Grundströmung über Ostfrankreich eine
schwache kurzwellige Störung an, die als möglicher Hebungsimpuls dienen könnte
um die potentiell weiter sehr energiereiche Luftmasse zur Auslöse zu bringen.
Diese könnte dann auch den Westen Deutschlands tangieren. Gewisse
Niederschlagssignale sind auch beim Niederschlagsoutput zu finden, wenn auch nur
von schwacher Natur.

Am Samstag... verstärkt sich bei den Britischen Inseln eine neue Austrogung. Die
sich dadurch intensivierende Warmluftadvektion regeneriert den stromabwärts
liegenden Höhenrücken, sodass die Achse nun wieder stärker von Nord nach Süd
orientiert ist. Damit verstärkt sich auch nochmal die Warmluftzufuhr nach
Deutschland. Die gesamte Westhälfte und der Süden liegen dann im Einflussbereich
der 20 Grad Isotherme, im äußersten Westen und Südwesten werden bis knapp 23
Grad erreicht. Die Maxima liegen zumeist zwischen 32 und 38 Grad, lokal sind
auch noch 1 bis 2 Grad mehr möglich.

Durch die Regenerierung des Höhenrückens werden die Signale für mögliche
Konvektion wieder weiter in Richtung Ostfrankreich und BeNeLux gedrängt,
wenngleich ein Übergreifen auf den äußersten Westen sich nicht ganz ausschließen
lässt.

Am Sonntag und Montag... bleibt die heiße Wetterlage weiter bestehen.
Allerdings schiebt sich am Sonntag eine Störung von Westen heran. Diese ist mit
einem kurzwelligen und flachen Höhentrog verbunden, der über dem Norden hinweg
zieht, sodass dort kurzzeitig etwas kühlere Luftmassen (<15 Grad in 850 hPa)
einfließen kann. Sicher steht im Zusammenhang mit dieser Störung auch das Thema
Konvektion auf der Tagesordnung, wenngleich der Modelloutput bisher äußerst
verhalten ist. Bereits zum Montag wird der Rücken aber bereits wieder
stabilisiert und die Warmluft kommt wieder weiter nach Norden voran. Die Störung
beeinflusst dann vor allem den Süden des Landes mit einem erhöhten
Gewitterpotential. Die 20 Grad Isotherme verbleibt dabei die ganze Zeit über dem
Süden.

In der erweiterten Mittelfrist... gibt es zunächst nochmal einen neuen Vorschub
der sehr heißen Luftmasse, ehe sich zum Mittwoch eine Kaltfront andeutet, die
schließlich die Heißluft aus Deutschland herausschieben würde und stattdessen
die Höhenströmung auf Nordwest dreht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz im mittelfristigen Bereich ist bis zum Sonntag sehr gut gegeben.
So wird auch die Entwicklung einer Bodenkonvergenz über Frankreich am Donnerstag
und Freitag vorhergesagt, die auch den äußersten Westen Deutschlands tangieren
könnte.
Die Unsicherheiten nehmen erst zum Sonntag/Montag zu und betreffen die
angesprochene mögliche Störung. Diese wurde vom gestrigen 00 UTC Lauf deutlich
kräftiger vorhergesagt, mit einem stärkeren Rückgang der 850 hPa Temperatur. So
sollte die 15 Grad Isotherme bis in den Süden vorankommen, während sie nach der
neuesten Modelllösung, und auch nach dem 12 UTC Lauf von gestern, nur den Norden
erreichen soll.
Der nachfolgende neuerliche massive Warmluftschub für Dienstag wurde von den
Vorläufen nur in Ansätzen und lange nicht so kräftig vorhergesagt. Das gilt
insbesondere für den gestrigen Morgenlauf, während der Abendlauf schon in die
Richtung des aktuellen deterministischen Laufes gegangen ist. Ausgangs des
kommenden Wochenendes bestehen also noch größere Unsicherheiten, bis dahin ist
der aktuelle operationelle Lauf sehr gut zu verwenden.
Der Kaltfrontdurchgang zum kommenden Mittwoch war auch schon gestern Abend im 12
UTC Lauf zu finden, sollte aber nicht so rasch ablaufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Blick auf die verschiedenen Globalmodelle lassen sich mittelfristig
zunächst sehr große Ähnlichkeiten erkennen. Differenzen sind nur marginal und
betreffen Fragestellungen wie: "Wie schnell und wie weit kommt die 20 Grad
Isotherme nach Nordosten voran" oder "Gibt es 38 Grad, oder werden es vielleicht
doch noch 1 bis 2 Grad mehr?". Störungssignale in Verbindung mit der
Windkonvergenz lassen sich insbesondere über Ostfrankreich eigentlich in allen
Modellen finden.

Die Unsicherheiten beginnen dann erst mit der Störung am Sonntag bzw. Montag.
Beim ICON kommt diese erst zum Montag, dafür aber kräftiger und nachhaltiger
nach Deutschland rein. Das GFS ist in etwa auf der gleichen Linie wie das ECMW,
zeigt den nachfolgenden neuerlichen Warmlufteinschub aber nicht mehr so kräftig.
Dafür ist der nachfolgende Kaltfrontdurchgang nicht von langer Dauer und
widerspricht damit auch der Variante des ECMW.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen von Offenbach zeigen einen recht einheitlichen Verlauf bis
einschließlich Samstag, wobei die 850 hPa Temperatur sowohl im Haupt- als auch
im Kontrolllauf auf bis zu 23 Grad ansteigt. Zum Sonntag nehmen dann die
Unsicherheiten deutlich zu. Den leichten Einbruch zum Sonntag/Montag zeigt auch
das Mittel und der Kontrolllauf passt sich diesem gut an. Der Hauptlauf verläuft
indes am Oberrand der Ensemblelösungen, während die Mehrheit der Member einen
deutlicheren Rückgang zeigen. Beim starken Einbruch zum Dienstag/Mittwoch steht
der deterministische Lauf allein auf weiter Flur und stellt die kälteste Lösung
dar. Der Kontrolllauf verbleibt hingegen weiter im Ensemblemittel, dass kaum
einen Rückgang der 850 hPa Temperatur zeigt.

Das Clusteringverfahren zeigt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Samstag 00 UTC
bis Montag 00 UTC) drei Lösungen, die sich vor allem in der Ausprägung des
flachen Kurzwellentroges unterscheiden. Dabei liegen Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 2, der den markantesten Trog zeigt. Cluster 1 mit der Mehrzahl der
Member zeigt hingegen eine recht glatt südwestliche Höhenströmung ohne
ausgeprägten Kurzwellentrog. Und auch in Cluster 3 scheint dieser tendenziell
etwas schwächer zu sein.
Für den Zeitraum +192 bis +240 h (Dienstag 00 UTC bis Donnerstag 00 UTC) werden
2 Lösungen angeboten. Cluster 2 zeigt dabei eine recht glatte Höhenströmung,
während bei Cluster 1 ein stärkerer Höhenrücken vorhergesagt ist. Von einem
markanten Kaltfront- und Trogdurchgang ist hingegen in keinem Cluster etwas zu
finden.

Das Ensemble des GFS verläuft ebenfalls bis einschließlich Samstag recht
einheitlich. Danach zeigen sich größere Schwankungen, mit den oben
angesprochenen Unsicherheiten. Von dem neuen deutlichen Anstieg der Temperatur
in 850 hPa lässt sich hingegen nur andeutungsweise etwas erkennen.

Fazit: Die bevorstehende Hitzewelle ist in Sack und Tüten, diskutieren lässt
sich nur noch die Frage, ob die 40 Grad Marke geknackt wird oder nicht.
Ausgeschlossen ist es auf jeden Fall nicht. Inwiefern nachfolgende Störungen zu
einer Erleichterungen führen ist noch ungewiss, da diese in ihrer Intensität und
Andauer noch unterschiedlich bewertet werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im gesamten mittelfristigen Zeitraum muss in großen Teilen von Deutschland mit
einer hohen bis extremen Wärmebelastung gerechnet werden. Dies zeigt auch der
EFI recht eindrucksvoll. Am Donnerstag liegen die Höchstwerte im Nordosten und
Norden noch unter 30 Grad, ab Freitag ist das nur noch an den Küsten und im
Bergland der Fall.
Erst zum Sonntag ist von Norden vorübergehend eine leichte Entlastung möglich.

Darüber hinaus besteht bevorzugt am Donnerstag und Freitag ein geringes Risiko
für teils schwere Wärmegewitter im Westen. Am Sonntag sind in der Nordhälfte, am
Montag dann eher in der Südhälfte kräftige Gewitter möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMW EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer

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