SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.06.2015 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HM (Hoch Mitteleuropa)

Keine signifikanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... ist der gestern noch für ganz Deutschland wetterbestimmende Trog
dabei, den Vorhersageraum in Richtung östliches Mitteleuropa zu verlassen.
Folgerichtig setzt sich von Westen her der bereits eingeleitete Potenzialanstieg
fort, so dass sich der resultierende Höhenrücken zunehmend über Deutschland
legt. Dabei stützt er einen Keil des Azorenhochs, der sich noch etwas nach Osten
ausweitetet, um sich schließlich im Tagesverlauf abzuspalten (etwas über 1020
hPa). Entsprechend dieser Konstellation steht nach dem vielerorts turbulenten
Samstag ein beschaulicher Sonntag auf der Karte, an dem sich die frisch
eingeflossene mäßig warme und stabil geschichtete Meeresluft erwärmen kann. Im
Osten hält sich anfangs noch stärkere Restbewölkung, nennenswerte Regenfälle
oder gar Gewitter sind aber nicht mehr zu erwarten. Am ehesten kommt es im
äußersten Südosten Bayerns noch zu einzelnen Schauern, wo die Luftmasse leicht
labil geschichtet ist mit etwas ML-CAPE, allerdings sollte es auch dort nicht
mehr für Gewitter reichen.
Ansonsten scheint in weiten Teilen des Landes die Sonne, wobei sich aber in der
feuchten und labil geschichteten Grundschicht Quellwolken bilden, die aber nicht
über 850 bis 800 hPa (Inversion) hinauskommen. Die Temperatur steigt auf 18 bis
20°C in Seenähe sowie in Vorpommern und bis 27, lokal vielleicht sogar 28°C an
Hoch- und Oberrhein.
Am Nachmittag und Abend richtet sich der Blick Richtung West-Nordwest, von wo
sich nicht nur die teilokkludierte Kaltfront eines nahezu stationären Tiefs
südwestlich von Island nähert, sondern auch ein Kurzwellentrog von der Nordsee
her im Anmarsch ist. Vorderseitige Hebung induziert zunächst hohe und mittelhohe
Wolken, bevor zum Abend hin auch tiefes "Zeug" ins Spiel kommt und es an der
Nordsee sowie im nordwestlichen Niedersachsen leicht anfängt zu regnen oder zu
nieseln. Im Laufe der Nacht schwenkt der Trog über Norddeutschland ostwärts,
wodurch der Rücken unter Verkürzung seiner Wellenlänge nach Osten abgedrängt
wird. Die Front - ohnehin ein eher "gammeliges" Exemplar ohne signifikante
Baroklinität - wird dabei überlaufen und schleppt sich, eingebettet in eine
schmale Tiefdruckrinne, eher mühsam und recht langsam nach Osten. Wie auch
immer, der leichte Regen zieht über den Norden nach Osten, wobei seine
Exposition nach Süden von Modell zu Modell etwas anders simuliert wird. Es
spricht zwar einiges dafür, dass die hohen und mittelhohen Wolken relativ weit
nach Süden ausgreifen, der Regen sollte aber auf die klassisch norddeutschen
Länder, vielleicht noch das nördliche Brandenburg, beschränkt bleiben. Im Süden
klart es vielerorts auf, stellenweise bilden sich ein paar flache Nebelfelder.


Montag... beginnt die Wetterlage sich nachhaltig umzustellen. Über dem mittleren
Nordatlantik kommt es zu einer signifikanten Austrogung, die bis hinunter zu den
Azoren reicht. Korrespondierend dazu plustert sich ein kräftiges Bodentief auf,
das um 12 UTC etwa bei 50°N und 25°W liegt und somit eine südlichere Position
einnimmt als das o.e. Tief, das sich beginnt aufzulösen. Quasi als
Downstream-Development dieser Prozesse sorgt vorderseitige WLA für die
Aufwölbung eines breiten Höhenrückens, der bis zum Abend große Teile Westeuropas
überdeckt und am Boden für leichten Druckanstieg sorgt. Da die meridionale
Strömungskomponente anfangs noch recht schwach ausgeprägt ist, hält sich auch
die niedertroposphärische WLA erst noch in Grenzen. Immerhin überschreitet aber
die 20°C-Isotherme in 850 hPa von Spanien her die Pyrenäen, um in der Nacht zum
Dienstag das westliche Zentralfrankreich zu erreichen.
Deutschland bleibt davon noch unberührt, hier stellt sich - wenn man so will -
eine Art Übergangstag ein, den man (je nach Gusto und Vorliebe) vielleicht noch
mal genießen sollte. Nach Abzug des KW-Troges spätestens am Mittag kommen wir
unter eine nordwestliche, zunehmend antizyklonal konturierte Höhenströmung, mit
der aber immer noch hohe und mittelhohe Wolken über den Vorhersageraum gesteuert
werden. Zu dem bilden sich in der unteren Troposphäre einige Quellwolken, so
dass unter dem Strich ein zumindest zeitweise wolkiger, aber keinesfalls
durchweg unfreundlicher Wochenstart auf der Karte steht. Niederschläge stehen
nur noch bedingt an, wobei die Modelle Signale dafür besonders für den Osten und
Nordosten liefern. Das ist insofern auch nachvollziehbar, als dass dort die o.e.
"Gammelfront" nebst Tiefdruckrinne anlandet und für die Auslöse einzelner
Schauer sorgen soll. Ob es allerdings so dicke kommt wie von GFS apostrophiert -
immerhin werden am Nachmittag gebietsweise rund 5mm/6h angeboten, während andere
Modelle deutlich darunter liegen -, ist fraglich. Auch für vereinzelte kurze
Gewitter, ebenfalls von GFS angeboten, wird es wohl nach Abzug des Höhentroges
trotz etwas CAPE nicht reichen.
Die Temperatur erreicht je nach Einstrahlung Höchstwerte zwischen 23 bis 28°C,
im äußersten Norden eher etwas darunter, im Südwesten teils etwas darüber mit
lokal 30°C.

Dienstag... macht die Meridionalisierung der großräumigen Strömungskonfiguration
weitere Fortschritte. Sowohl der Trog als auch der Rücken vergrößern ihre
Amplitude auf Kosten ihrer Wellenlänge, die aber immer noch groß genug ist, um
das ganze System nicht zu progressiv werden zu lassen. Trotzdem kommt es zu
einer leichten Verlagerung nach Osten, wobei Deutschland zunehmend auf die
unmittelbare Vorderseite des Rückens gelangt, dessen Achse am Abend in 300 hPa
etwa vom westlichen Mittelmeer über die Westalpen, Benelux und die Nordsee bis
zum Südrand des Europäischen Nordmeers reicht. Gemessen an dieser Konstellation
hält sich der Druckanstieg im Bodenniveau eher in Grenzen, gerade mal etwas über
1020 hPa weist die Hochdruckzone auf, die sich mittags von den Alpen über
Deutschland bis zum Nordmeer erstreckt.
Tatsache ist, dass Absinken das Geschehen vor Ort bestimmt, wobei sich die
Luftmasse gesamttroposphärisch erwärmt bei gleichzeitig stattfindender
Abtrocknung. Im Klartext, die Anteile mittelhoher und hoher Wolken nehmen
deutlich ab, die absolute Sonnenscheindauer zu. Vor allem nach Osten hin reicht
es wohl aber noch für einige Quellwolken.
Temperaturmäßig stellt sich ein deutliches SW-NO-Gefälle ein, was recht gut an
der Verteilung der 850-hPa-Temperatur deutlich wird. Diese liegt am Abend (18
UTC, ICON) bei rund 8°C im Osten und Nordosten bei gleichzeitig 16°C an Hoch-
und Oberrhein. Entsprechend wird die 30°C-Marke im Südwesten geknackt bzw. knapp
überschritten, was aber nur den zaghaften Anfang einer wahrscheinlich länger
andauernden Hitzeperiode darstellt. Im Norden und Osten kann man sich dagegen
über angenehme (so zumindest die Meinung des Verfassers) 22 bis 26°C,
unmittelbar an der See rund 20°C freuen - noch.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die bevorstehende Umstellung der Großwetterlage wird von allen Modellen gezeigt.
Kleine Unschärfen offenbaren sich u.a. noch bei der Wolken- und
Niederschlagsverteilung insbesondere am Montag, warnrelevant ist das Ganze aber
nicht (es sei denn, es entwickelt sich doch noch mal ein kurzes Gewitter im
Osten, was aber nicht überbordend wahrscheinlich ist).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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