SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.06.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Samstag von Westen her Gewitter mit Starkregen, nur geringe
Unwettergefahr. Am Samstag zunächst teils gewittrige Regenfälle, Starkregen
möglich. Ab dem Nachmittag bis in die Nacht zum Sonntag hinein im Osten und
Süden mit Starkregen und Hagel. Dabei vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum
und im Südosten Unwetter durch heftigen Starkregen und größeren Hagel möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... ist zunächst noch ein Höhenrücken wetterwirksam, der unter
Abflachung nach Südosten gesteuert wird. Diesem folgt ein Kurzwellentrog, der in
höheren Troposphärenschichten besser ausgeprägt ist als in der unteren
Troposphäre. Vorderseitig erfolgt ein Einschub labilerer Luft, die in den Westen
und Südwesten Deutschlands gelangt. CAPE ist nicht allzu hoch (nur wenig über
500 J/kg), aber der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt auf mehr als 30
bis etwa 35 mm; auch bodennah ist die Luft hinreichend feucht, so dass die
Voraussetzungen für vertikale Umlagerungen gegeben sind. Die entsprechende
Hebung wird durch den sich annähernden Trog beigesteuert, dem eine flache
Tiefdruckrinne vorgelagert ist. Diese erfasst in der zweiten Nachthälfte den
Westen Deutschlands. Das Kondensationsniveau liegt zwischen 850 und 900 hPa,
also relativ niedrig. In der unteren Troposphäre kommt kräftigere Scherung
hinzu. Da CAPE relativ gering ist, sollte Hagel nur eine untergeordnete Rolle
spielen. Dafür treten Starkregen und auch Sturmböen (bei einer
Windgeschwindigkeit bis 40 kt im 700 hPa-Niveau) in den Vordergrund. Ein
gewisses Unwetterpotential (durch heftigen Starkregen) ist gegeben, wenn auch
die Wahrscheinlichkeit hierfür nicht allzu hoch ist. Aufgrund der Scherung sind
auch organisiertere Strukturen vorstellbar, die dann ggf. als Unwetter zu
bewarnen wären.
Wo die kräftigsten Niederschläge auftreten, ist noch unsicher. Bisher
kristallisiert sich hierfür der Westen und Nordwesten heraus. In diesen Regionen
ist die Hebung am intensivsten. Dabei dürfte bis Samstagfrüh von diesen
Niederschlägen der gesamte westliche und auch Teile des zentralen
Mittelgebirgsraumes sowie das östliche Niedersachsen erfasst werden.
Nach Osten hin sowie im Süden wird wohl noch nicht allzu viel passieren. In
diesen Gebieten ist noch schwacher Zwischenhocheinfluss wetterwirksam. Da aber
auch dort schwache Hebungsprozesse einsetzen, wird es nicht mehr so verbreitet
aufklaren wie in den Nächten zuvor.

Samstag ... greift der o.g. Kurzwellentrog auf Deutschland über und weitet sich
dabei mehr nach Süden aus als dass er nach Osten vorankommt. Dies ist durch den
über Osteuropa liegenden Langwellentrog bedingt, der den über Deutschland
liegenden Trog zusehends in seine Zirkulation mit einbezieht. Dies hat zur
Folge, dass im Osten und Süden noch bis weit in den Tag hinein die wetteraktive
Trogvorderseite wirksam ist. In diesen Gebieten sind alle Zutaten für
hochreichende Konvektion gegeben. Zum einen ist das die feuchtlabile Luft, zum
nächsten die Hebung und zusätzlich gewinnt CAPE mehr an Bedeutung als bisher und
erreicht im Süden teils mehr als 1500 J/kg. Gemäß dieser Zutaten wäre die
Wahrscheinlichkeit unwetterartiger Entwicklungen bis hin zu größerem Hagel und
Sturmböen gegeben. Dagegen spricht jedoch die geringe Scherung, welche die
Entwicklung von relativ langlebigen Strukturen nicht zulassen würde. Zum anderen
ist der Charakter der Luftmasse (die aus dem mittleren Nordatlantik herangeführt
wurde) nicht unbedingt typisch für eine Schwergewitterlage.
Im Tagesverlauf setzt mit Drehung der bodennahen Winde und bedingt durch
Kaltluftadvektion Stabilisierung ein, wobei eher von einem Einsickern der
trockeneren und kühleren Luft gesprochen werden kann als von einer typischen
Kaltfront. Folglich sollten ab Mittag von Nordwesten und Westen her sowie
nachfolgend auch von Südwesten her kaum noch Schauer oder gar Gewitter auftreten
und vermehrt Auflockerungen oder Aufheiterungen einsetzen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 22 bis 27, unmittelbar an der See und im
höheren Bergland Werte um 19 Grad.
In der Nacht zum Sonntag nähert sich von Westen her ein weiterer Höhenkeil. Im
Norden und Nordosten ist noch der Trog wetterwirksam, der durch einen erneut
hereinlaufenden Kurzwellentrog regeneriert wird. Von Westen her setzt sich
jedoch zusehends Hochdruckeinfluss durch, der durch schwache Kaltluftadvektion
zunächst noch gestützt wird. Dabei sorgt Absinken für Auflockerungen und lässt
es gebietsweise auch aufklaren.
Die feuchtlabile Luft wird nach Polen und zu den Alpen abgedrängt.
Starkniederschläge, die anfangs noch mit Gewittern einhergehen und die
Unwetterkriterien erreichen können, sind in der ersten Nachthälfte am Alpenrand
am wahrscheinlichsten. Danach sollten sich auch dort die Niederschläge
allmählich abschwächen.

Sonntag ... schiebt sich von Westen kommend der Höhenkeil herein. Zum einen wird
dieser Keil durch Warmluftadvektion nur wenig gestützt, zum anderen durch den
über Osteuropa liegenden Langwellentrog blockiert, so dass dieser Keil alsbald
abzuflachen beginnt. Dennoch sollte das korrespondierende und relativ
ausgedehnte Bodenhoch für einen freundlichen Wettercharakter mit größeren
Auflockerungen und Aufheiterungen sorgen. Einzelne Schauer sind vielleicht noch
ganz im Osten und in Alpennähe möglich; für Gewitter ist die Labilität nicht
mehr hinreichend. Erst zum Abend hin setzt im Nordwesten, bedingt durch die
Annäherung eines weiteren Kurzwellentroges, ein erneuter Wolkenaufzug und an der
ostfriesischen Küste vielleicht auch schon etwas Niederschlag ein.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 21 bis 26, an der Küste, im höheren
Bergland und ganz im Nordosten 16 bis 20 Grad.
In der Nacht zum Montag beginnt sich, ausgehend von der Iberischen Halbinsel,
ein breiter Höhenrücken aufzuwölben. Der nachfolgende Trog setzt wesentlich
weiter westlich, d.h. etwa über dem zentralen Nordatlantik, an. Zuvor läuft
jedoch an der Nordostflanke des Höhenrückens ein weiterer Kurzwellentrog nach
Südosten ab. Durch diesen Trog kommt jedoch nur wenig Hebung zustande, so dass
Niederschläge vor allem auf den Nordseeküstenbereich beschränkt bleiben sollten.

Die anderen Gebiete werden nur von Wolkenfeldern gestreift, nach Süden hin kann
es auch längere Zeit aufklaren.

Montag ... wölbt sich über Westeuropa der Höhenrücken zusehends auf, ohne dabei
wesentlich nach Osten voranzukommen. Hierdurch bleibt die nordwestliche Strömung
über dem Vorhersagegebiet bestehen. Durch diese wird der o.g. Kurzwellentrog
nach Südosten gesteuert, bleibt aber im Norden und Nordosten Deutschlands noch
wetterwirksam. Somit können sich in diesen Gebieten einzelne Schauer entwickeln.
Für Gewitter ist die Labilität jedoch nicht hinreichend. Ohnehin wird die
Obergrenze der konvektiven Bewölkung bei etwa 600 hPa liegen, so dass es sich
hierbei eher um schwächere Schauer handeln dürfte.
Stromab wird durch diesen Höhenrücken ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt, das
sich über Mitteleuropa etabliert. Somit dürfte es im weitaus größten Teil
Deutschlands niederschlagsfrei bleiben.
Durch die nordwestliche Strömung werden in Verbindung mit dem o.g.
Kurzwellentrog noch weiterhin tiefe und mittelhohe Wolkenfelder in den Norden
und Nordosten gesteuert, was die Temperaturentwicklung in diesen Regionen
dämpft. Südlich der Mittelgebirge steht einer nahezu ungehinderten Einstrahlung
kaum etwas im Wege.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 22 bis 27, südlich der westlichen
Mittelgebirge in tieferen Lagen bis 29 Grad. In Küstennähe und im höheren
Bergland bewegen sich die Temperaturen um 20 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Differenzen ergeben sich hinsichtlich der Fragestellung, in welchen Regionen am
Samstag das höchste unwetterpotential zu erwarten ist. Nach COSMO-LEPS wäre dies
der östliche Mittelgebirgsraum, nach COSMO-EU wie auch nach dem EPS des EZMW die
Region südlich davon bis zu den Alpen. Starkniederschläge werden nach
probabilistischen Verfahren bis in die erste Nachthälfte hinein an den Alpen, in
der Lausitz und in Odernähe für am wahrscheinlichsten gehalten, wobei auch
unwetterartige Regenfälle nicht ganz auszuschließen sind. Übereinstimmend wird
in der zweiten Nachthälfte ein Nachlassen der Niederschläge gezeigt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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