SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.06.2015 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HM (Hoch Mitteleuropa)

Heute im Osten und Südosten vereinzelte Gewitter nicht ganz ausgeschlossen.
In den nächsten Tagen von Frankreich her zunehmende Hitze.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... setzt die Weichenstellung für einen hochsommerlichen, von großer Hitze
geprägten Witterungsabschnitt in großen Teilen West- und Mitteleuropas und somit
auch bei uns in Deutschland ein. Auslöser ist von Grönland weit nach Süden
vorstoßende Kaltluft, die zu einer bis in den Azorenraum greifende Austrogung
über dem mittleren Nordatlantik sorgt. Im Gegenzug wird vorderseitig Warmluft
aus dem Bereich des südlichen Nordatlantiks sowie aus dem nordafrikanischen Raum
nach Norden verfrachtet, was Potenzialgewinn respektive den Aufbau eines
veritablen Höhenrückens zur Folge hat, der sich zunächst über Westeuropa
aufspannt.
Als "Umwälzpumpe" im Bodenniveau fungiert ein kräftiges Tiefdruckgebiet weit
westlich von Irland, das heute nord-nordostwärts zieht und um 24 UTC etwa bei
20°W und 55°N zu liegen kommt. Das Tief saugt niedertroposphärische Warmluft -
angesichts von 850-hPa-Temperaturen von über 25°C möchte man fast schon von
niedertroposphärischer Heißluft sprechen - von der Iberischen Halbinsel an, die
sich nun peu a peu auf den Weg nach Norden macht und dabei über Westeuropa einen
regelrechten Warmluftberg erzeugt. So viel zunächst zu den großräumigen
Mechanismen.
Bevor es bei uns so richtig losgeht mit der Hitze, seien und noch ein bis zwei,
nach Nordosten hin vielleicht auch noch drei Tage Schonfrist gewährt. So muss
heute erst einmal ein kurzwelliger Höhentrog nach Osten abziehen, der sich aber
auch in der unteren Troposphäre sowie im Bodenfeld abbildet. Deutlich
schwieriger als diese zyklonalen Strömungskonturen ist die Kaltfront
auszumachen, die in den nächtlichen Analysen jeweils an den Westrand des
Bodentrogs gelegt wurde. Die thermischen Gegensätze in 850 oder auch 950 hPa
sind nur schwach ausgeprägt, und auch im Bodenniveau lassen sich keine
wirklichen Luftmassenunterschiede ausmachen (T, Td, pseudopotenzielle T.).
Tatsache ist, dass das Regengebiet aus der Nacht klar der Vorderseite des
Höhentroges geschuldet ist. Dieser Regen zieht im Laufe des Vormittags nach
Osten ab, es folgt allerdings noch der Bodentrog nach, der erst in der kommenden
Nacht die Oder-Neiße-Linie erreicht. Da die einströmende, deutlich erwärmte
Meeresluft leicht labil geschichtet ist und vor allem nach Osten hin über ein
gewisses Quantum am CAPE verfügt (z.T. zwischen 300 und 500 J/kg), sind später
mit Unterstützung des Tagesgangs nicht nur Schauer im Dreieck
Ostsee-Harz-Erzgebirge sowie im östlichen Bayern wahrscheinlich, sondern sogar
vereinzelte kurze Gewitter nicht ganz ausgeschlossen.
Ansonsten gilt noch festzuhalten, dass der Luftdruck von Westen her etwas
ansteigt, dass mit der nordwestlichen, zunehmend antizyklonal gekrümmten
Höhenströmung aber noch hohe und mittelhohe advehiert werden, die zusammen mit
tiefer Quellbewölkung einen landesweiten Affenhochglanz zunächst noch zu
verhindern wissen. Die höchste Sonnenscheindauer dürfte im Südwesten zu
verzeichnen sein, wo das Absinken am stärksten ist. Dort wird es mit bis knapp
30°C (Oberrhein) auch am wärmsten bzw. heißesten, während z.B. in der Nordhälfte
23 bis 27°C, an der See um 20°C auf der Karte stehen.

In der Nacht zum Dienstag bricht die Konvektion im Osten rasch zusammen,
vielerorts klart es auf. Dabei können sich örtlich flache Nebelfelder bilden.


Dienstag... setzt sich die Meridionalisierung der großräumigen Strömung fort.
Sowohl der Trog als auch der Rücken vergrößern ihre Amplitude, was allerdings
etwas auf Kosten der Wellenlänge geht. Damit wird das gesamte System leicht
progressiv, so dass der Höhenrücken einen Satz nach Osten macht und uns dabei
mächtig auf die Pelle rückt. So reicht seine leicht gekrümmte Längsachse in 500
hPa am Abend etwa vom westlichen Mittelmeer über Westdeutschland und die Nordsee
bis zum Südrand des Europäischen Nordmeers. Korrespondierend dazu baut sich über
Mitteleuropa eine Bodenhochdruckzone auf, die mit etwas über 1020 hPa aber gar
nicht mal so üppig ausfällt. Macht aber nix, entscheidend sind die
Absinkprozesse, die sich verstärken und somit nicht nur für eine
gesamttroposphärische Erwärmung sondern auch für eine zunehmende Abtrocknung
sorgen. So nehmen die Anteile der mittelhohen und hohen Bewölkung gegenüber
heute ab, entsprechend geht die Sonnenscheindauer nach oben. Gleichwohl
entwickeln sich im Tagesverlauf nach Osten und Norden hin noch ein paar flache
Quellwolken, für Schauer reicht es aber nicht mehr.
Die Temperatur befindet sich weiterhin auf dem Vormarsch, auch bei uns, vor
allem aber bei unseren westlichen Nachbarn. So weitet sich die
niedertroposphärische Warmluftzunge über Frankreich hinweg nach Norden aus, die
20°C-Isotherme in 850 hPa erreicht am Mittwoch 00 UTC die südenglische Küste!
Bei uns stellt sich ein thermisches Südwest-Nordost-Gefälle ein mit
850er-Temperaturen, die zum gleichen Zeitpunkt zwischen 19°C im Markgräfler Land
und 8/9°C im äußersten Osten und Nordosten liegen. Projiziert auf die
Tagesmaxima in 2 m Höhe bedeutet das Spitzen bis etwa 33°C, vielleicht auch
schon 34°C an Hoch- und südlichem Oberrhein und Temperaturen um oder etwas über
30°C im gesamten Südwesten. Der Großteil des Landes bleibt aber noch "30°C-frei"
mit Tageshöchstwerten zwischen 21/22°C in Vorpommern und bis zu 29°C im Süden
und Westen.

Die Nacht zum Mittwoch wird verbreitet gering bewölkt oder klar, wobei sich das
Lüften größtenteils noch lohnt. Im Nordosten kühlt sich die Luft z.T. sogar auf
10°C ab, während es im Westen und Südwesten mit 16 bis 19°C bereits etwas
molliger bleibt.

Mittwoch... kommt der Höhenrücken noch etwas nach Osten voran und legt sich
somit genau über den Vorhersageraum. Das Bodenhoch verstärkt sich auf etwas über
1025 hPa, wobei sich der Schwerpunkt allmählich in den Ostseeraum verlagert.
Damit stellt sich bei uns eine schwache östliche Bodenströmung ein, mit der
relativ trockene Luft in den Vorhersageraum advehiert wird. Entscheidender ist
aber die Tatsache, dass die Erwärmung bei weitgehend voller Einstrahlung weitere
Fortschritte macht. So dürfte in Frankreich (spätestens, vielleicht auch schon
einen Tag zuvor) örtlich die 40°C-Marke geknackt werden. Ganz so deftig wird es
bei uns (noch?) nicht, gleichwohl breitet sich das Areal mit Temperaturen
jenseits der 30°C-Marke gegenüber den Vortagen deutlich aus. Grob gesprochen
erwärmt sich die Luft in der ganzen Südwesthälfte auf 30°C oder mehr, wobei die
Spitze der Hitze einmal mehr im südlichen Oberrheingraben sowie im westlichen
Hochrheintal zu erwarten ist mit lokalen 36 oder 37°C - wenn denn tatsächlich
die 20°C-Isotherme in 850 hPa von Frankreich her überschwappt. Während nach
Westen und Südwesten zu also zunehmend auf Schnappatmung umgestellt werden muss
und die Hitze für einige Landsleute bereits zum ernsthaften Problem wird, kann
man im Norden und Osten angesichts 25 bis 30°C noch einigermaßen entspannt
durchatmen. Richtung deutsch-dänischer Grenze sowie im Ostseeumfeld reicht es an
dem einen oder anderen Ort wahrscheinlich noch nicht mal für einen Sommertag
(>25°C) - ein Aspekt, der beim anstehenden medialen Hitze-Hype durchaus
berücksichtigt und betont werden sollte.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Wetterentwicklung eigentlich gleich, allerdings mit
kleinen aber feinen Nuancen u.a. in den thermischen Feldern, die natürlich
essenziel für die Temperaturentwicklung sind (siehe auch Text). Warntechnisch
jedenfalls stehen erst mal einige arbeitsarme Tage auf der Karte.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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