SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.06.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Allmähliche Erwärmung, am Samstag von West nach Ost kräftige Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... wird der im Osten Deutschlands noch wetterbestimmende Trog von einem
Höhenrücken nach Osten abgedrängt, wobei der Trog vom Nordmeer bis zur
Odermündung bzw. nach Nordwestpolen reicht und über dem Kattegat ein
abgeschlossenes Höhentief aufweist. Die Achse des Rückens reicht aktuell von der
Iberischen Halbinsel über Frankreich zu den Britischen Inseln, bis zum Morgen
verlagert sie sich bis nach Zentralfrankreich und zur Nordsee. Entsprechend kann
sich vor allem im Süden Deutschlands hoher Luftdruck durchsetzen, der Norden
liegt allerdings auf der Südflanke eines Tiefs über Skandinavien. Entsprechend
werden über der Nordhälfte noch leichte Hebung sowie hohe Feuchtewerte in 700
hPa simuliert, die auch im Zusammenhang mit einer Warmfront stehen, die sich in
Richtung Nordosten verlagert. Von geringem Regen abgesehen ist diese jedoch
nicht wetteraktiv, die 850er Temperaturen steigen von Südwesten her an, zum
Morgen liegen sie im Südwesten bei bis zu 11 Grad, im Norden erreichen sie
teilweise nur Werte um 6 Grad.

Freitag ... verlagert sich der Höhenrücken weiter nach Osten. Seine Amplitude
wird dabei geringer, die Achse liegt zum Abend auf einer Linie von den Westalpen
über den Niederrhein bis zur östlichen Nordsee, wobei sich eine zweite, sogar
etwas markantere Achse, über den Süden Deutschlands bis nach Rumänien erstreckt.
In Richtung Atlantik geht der Höhenrücken in einen Trog über, der auch nur eine
geringe Amplitude hat, allerdings ein recht markantes Geopotentialminimum
aufweist, das sich über dem Seegebiet westlich von Schottland und Irland
befindet und einer west-östlich ausgerichteten Ellipse ähnelt. Dieses verlagert
sich, ebenso wie das zugehörige Zentraltief, nur wenig, dabei liegen beide fast
lotrecht übereinander, so dass das Bodentief sein Entwicklungsmaximum erreicht
zu haben scheint, wofür auch ein leichter Druckanstieg im Verlaufe des Tages
spricht. Sein Frontensystem hat bis zum Abend die Britischen Inseln weitgehend
überquert. Während sich die Kaltfront dann etwa von Galizien über die
Themsemündung bis zum Nordmeer erstreckt und den Vorhersagebereich somit noch
nicht erreicht hat, reicht die Warmfront von der Nordsee her bis etwa nach
Mecklenburg-Vorpommern. Damit fließt von Südwesten her wärmere, feuchtere und
instabilere Luft heran, in der sich auch, vom Nordwesten Deutschlands nach
Frankreich gerichtet, eine Konvergenzzone ausbildet. Zu Gewittern sollte es
dabei aber erst am späten Abend kommen, wobei CAPE-Werte bis knapp unter 500
J/kg, ppw-Werte von über 30 mm und dazu KO-Indizes von lokal unter -2 auch auf
lokal kräftigere Gewitter hindeuten, insbesondere im Konvergenzbereich.
Unwetterartige Entwicklungen erscheinen lokal möglich.

In der Nacht zu Samstag hält die Ost- bzw. Nordostverlagerung der synoptischen
Systeme an. Die Warmfront kommt weiter in Richtung Ostsee voran, wobei am Morgen
nur der äußerste Nordosten noch präfrontal liegt. Die Kaltfront erreicht zum
Morgen den äußersten Westen, innerhalb des Warmsektors kommt es dabei verbreitet
zu teils schauerartigen Regenfällen. Dabei simulieren die globalen Modelle teils
12-stündige Niederschlagsmengen von über 10 mm, die Lokalmodelle bringen es
punktuell auf über 20 mm. Da die Luftmasse dabei im Verlauf der Nacht zunehmend
instabil wird und das niederschlagbare Wasser verbreitet Werte über 30 mm
erreicht, erscheint gewittriger Starkregen plausibel, wobei die
6-Stunden-Schwelle von 20 mm möglicherweise verbreiteter gerissen wird als die
1-Stunden-Schwelle von 15 mm.

Samstag ... liegt Deutschland unter einer westlichen Höhenströmung. In 500 hPa
hat diese eine westliche Grundrichtung, ist nach Osten hin recht stark divergent
und zeigt einige, meist ungeordnete Trog- und Rückenmuster. Klarere Konturen
liefert da das 850er Geopotential, in dem sich über dem Nordwesten Deutschlands
und dem Osten Frankreichs eine kurzwelliger Trog abzeichnet, der mit der
Kaltfront des noch immer weitgehendortsfesten Tiefs über dem Nordatlantik in
Verbindung steht. Trog und Kaltfront überqueren Deutschland rasch ostwärts. Zum
Abend liegt die Kaltfront schon über dem Südosten Deutschlands, am Morgen des
Sonntags ist sie schon nach Osten abgezogen. Dies gilt auch für die (Achtung:
Plural!) Trogachsen. Da ist einerseits besagter Trog in 850 hPa, der mit der
Front ostwärts zieht und am Sonntagmorgen von Südskandinavien nach Polen reicht.
Da ist aber auch die Achse eines Troges in 500 hPa, der im Laufe des Tages an
Kontur gewinnt, am Abend vom Süden Norwegens zum Niederrhein reicht, am Morgen
aber schon die deutsch-polnische Grenze erreicht hat. In der feucht-warmen und
instabilen Luft, aber auch in Verbindung mit der Passage der Kaltfront, kommt es
erneut zu gewittrigen Regenfällen. COSMO-EU simuliert dabei am Vormittag in
Mitteldeutschland ppw-Werte von lokal über 40 mm, in der Osthälfte liegen diese
Werte verbreitet über 30 mm. Während die ppw-Werte im Tagesverlauf tendenziell
etwas sinken, steigen die CAPE-Werte merklich an, sie liegen nach COSMO-EU bei
bis zu 2000 J/kg, dabei erweist sich die Atmosphäre mit KO-Werten von
gebietsweise unter -5 auch als recht labil. Die Simulationen von ICON deuten
dabei mit höheren KO-Werten auf eine weniger labile Schichtung hin. Recht
niedrige Scherungswerte lassen organisierte Entwicklungen nicht sehr
wahrscheinlich erscheinen, 850er Winde von bis zu 25 kn bieten nur begrenztes
Potential für kräftige Windentwicklungen. Gleichwohl erscheinen einzelne
stürmische Böen oder Sturmböen möglich, der Schwerpunkt der Entwicklungen liegt
aber eindeutig auf möglichem Starkregen und Hagel, bezüglich dieser Zutaten sind
auch verbreiteter Unwetter zu erwarten.

In der Nacht kommt es in der Osthälfte anfangs noch zu teils kräftigem und auch
unwetterartigem gewittrigem Regen, die Kaltfront zieht aber, wie oben schon
ausgeführt, rasch nach Osten ab. Von Westen her nach Deutschland
hereinschwenkend dominiert zunehmend ein Höhenrücken und mithin Absinken das
Geschehen, nur im Nordosten bleibt ein Höhenströmung zyklonal geprägt, ICON
simuliert über Vorpommern sogar ein, wenn auch kleinräumiges, eigenständiges
Höhentief. Mit der auf Nordwesten drehenden Strömung fließt kühlere Luft ein.
Ligen die 985ßer Temperaturen am Tage noch zwischen 8 Grad im Norden und 14 Grad
im Süden, so liegen diese Werte ausgangs der Nacht nur noch bei 5 bis 10 Grad.


Sonntag ... bestimmt zunächst noch die mäßig warme Atlantikluft (um 8 Grad in
850 hPa) das Wetter in Deutschland, die rückseitig des Frontensystems
eingeflossen ist. Rückseitig des o.e. Frontensystems befindet sich auch noch ein
Kurzwellentrog, der im Tagesverlauf nach Osten abzieht. Von Westen gewinnt im
Tagesverlauf der rücken über Deutschland mehr und mehr an Einfluss, womit sich
auch das Absinken weiter verstärkt, so dass sich ein Ableger des Azorenhochs
über Mitteleuropa aufbauen kann. Damit herrscht am Sonntag meist noch wolkiges
Wetter, im Osten mit Schauergefahr, am meisten Sonne dürfte es schon im
Südwesten geben. In der Nacht zum Montag schwenkt der Keil unter Abflachung
schon über Deutschland hinweg und nachfolgend überquert eine Okklusion
(ebenfalls zu o.e. Zentraltief gehörend) unser Land, mit schauerartigen
Regenfällen vor allem im Norden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die zu erwartenden Abläufe recht ähnlich. ICON schein die
Frontverlagerung am Samstag insgesamt etwas forscher anzugehen als COSMO-EU.
Bezüglich der 850er Temperaturen am Samstag ist ICON verhaltener als COSMO-EU.
Insgesamt haben diese Unterschiede aber auf die Warnstrategie oder das
Warnkonzept keinen Auswirkungen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

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