SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.11.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige und allmählich kältere Lage am Rand des Festlandshochs.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... bestimmt ein Keil, der sich vom zentralen Mittelmeer bis nach
Südskandinavien erstreckt, unser Wetter in Deutschland. Dieser Keil kommt durch
Warmluftadvektion an der Westflanke eines umfangreichen kontinentalen Hochs
zustande. Er wird flankiert von Trögen im Westen und Osten, in welche
abgeschlossene Höhentiefs westlich von Irland und über Weißrussland eingelagert
sind. Letzteres markiert den Schwerpunkt der Osteuropäischen Kaltluft an der
Südflanke des Hochs, das zweite liegt über einem bodennahen Zentraltief.
Deutschland liegt im Bereich eines mäßigen Gradienten zwischen den beiden
Bodendrucksystemen, wobei der bodennah östliche bis südöstliche Wind unterhalb
der Inversion (900 bis 850 hPa) recht kalte Luft advehiert. In der Höhe gelangt
dagegen von Süden milde Luft zu uns, so dass uns die Inversion erhalten bleibt,
bzw. sich sogar noch verstärken kann. In der Grenzschicht haben sich vor allem
in der Nordosthälfte die Wolken heute aufgelöst, sonst war es überwiegend dicht
bewölkt, im Westen auch mit hochreichender Bewölkung. Aus dieser ist teils auch
etwas Regen gefallen, bzw. fällt aktuell noch.

In der Nacht zum Freitag muss in aufgeklarten Gebieten mit einem raschen
Rückgang der Temperaturrückgang auf Werte unter 0 Grad gerechnet werden. Dies
betrifft insbesondere die Gebiete im Nordosten, wo auch die Taupunkte um 0 Grad
liegen. Ansonsten gibt es auch generell im östlichen Bergland Frost. Auch in
bedeckten Gebieten kann es teils leichten Frost geben, wenn durch den teils
mäßigen Wind aus Ost bis Südost kältere Luft aus anderen Gebieten zugeführt
wird. Insbesondere im hessischen und westfälischen Bergland, wo es aktuell und
in den nächsten Stunden noch regnet, könnte es dann zu überfrierender Nässe
kommen. Ansonsten sind bei Frost natürlich auch die übrigen "Glättequellen" Reif
und Nebelablagerungen in Erwägung zu ziehen. Ziemlich sicher frostfrei bleibt es
dagegen entlang und westlich des Rheins, da die flache Kaltluft in diese Gebiete
nicht eindringen kann.

Freitag ... verbleibt Deutschland zwischen dem kräftigen Kontinentalhoch und
einem nicht minder kräftigen Tief, dessen Kern zur Mittagszeit knapp westlich
der Biskaya zu finden ist. Dazwischen hat sich ein kräftiger Gradient aufgebaut,
aus dem - rein geostrophisch - bei uns verbreitet ein frischer Ost- bis
Südostwind resultieren würde. Dass das in der Realität nicht so ist, liegt an
der stabilen Schichtung, denn nach wie vor fließt aus dem Hoch flache Kaltluft
aus, die niedertroposphärisch (mit Ausnahme des Ostens und Nordostens) von
Warmluft überströmt wird. Bis zum Abend steigt die 850-hPa-Temperatur im Süden
und Westen z.T. auf 10°C. Wie auch immer, der Wind wird warntechnisch weiterhin
an der Küste und im unmittelbar angrenzenden Binnenland sowie allgemein in den
Hochlagen ein Thema sein (Böen 7 Bft, Nordsee und westliche Ostsee sowie
exponierte Kamm- und Gipfellagen 8 Bft). In den Alpen stellt sich eine
Föhnsituation ein mit Sturmböen auf einigen Berggipfeln und in den
südostdeutschen Mittelgebirgen (nicht nur Erzgebirge, auch Fichtelgebirge und
Bayerischer Wald) ist weiterhin oder kommt der Böhmische Wind ins Spiel.
Ansonsten stellt sich in erster Linie wieder die Frage nach der Bewölkung in der
Grenzschicht. Große Chancen für Sonne gibt es generell in Lagen ab etwa 1000 m
sowie im Lee der westlichen Mittelgebirge. Geringe Chancen gibt es dagegen an
der Donau und am Bodensee. In den übrigen Gebieten gibt es große Uneinigkeit
zwischen den Modellen, was sich auch in den unterschiedlichen MOS-Systemen
widerspiegelt. Vor allem EZMW ist sehr optimistisch, die deutschen Modelle eher
pessimistisch, EURO4 liegt in etwas dazwischen. Interessant in diesem
Zusammenhang ist die Temperaturentwicklung, denn auch morgen stellen sich
deutschlandweit große Kontraste ein. Während am sonnigen Niederrhein, in der
leebegünstigten westfälischen Bucht und im föhnigen Oberallgäu hier und da noch
mal zweistellige Werte bis zu 13 oder 14 Grad auf der Karte stehen, wird es im
Osten und Nordosten mancherorts schwer, ein Plus vor den Tageshöchstwert zu
bekommen.
In der Nacht zum Samstag nimmt die Frostgefahr auch im Westen und Südwesten zu.
Zumindest punktuell und bevorzugt in einigen Mittelgebirgstälern sowie in
Westfalen ist leichter Luft-, zumindest aber Bodenfrost drin. Ansonsten bildet
sich in der Mitte und im Süden stellenweise Nebel, auch wenn tendenziell eine
allmähliche Austrocknung der Luftmasse zu konstatieren ist. An der See und in
einigen Hochlagen bleibt es windig, der Föhn in den Alpen lässt wahrscheinlich
etwas nach, bricht aber nicht zusammen.

Samstag ... regeneriert sich der Höhenrücken, so dass er scheinbar retrograd
wird. Seine Achse reicht um 12 UTC von der Adria bis nach England. Auf seinen
Flanken befinden sich zwei Höhentiefs, von denen das eine über der Ukraine, das
andere unweit von Gibraltar zu finden ist. Während das östliche Höhentief eher
Kaltlufttropfencharakter aufweist, bildet sich das westliche deutlich am Boden
ab. Zwischen diesem Bodentief (knapp westlich der Straße von Gibraltar) und dem
fennoskandischen bzw. osteuropäischen Hoch fächert der Gradient etwas auf bei
gleichzeitig leichter Rückdrehung der geostrophischen Grundströmung.
Ageostrophisch kommt dabei - zumindest teilweise - eine leichte
Nordost-Komponente ins Spiel, was die flache KLA von Osten her noch etwas
anfacht. Entsprechend gehen trotz weiterhin hoher 850-hPa-Werte nun auch im
Westen und Südwesten die Temperaturen allmählich etwas zurück, auch wenn es
natürlich immer noch deutlich milder ist als im Nordosten, wo sich gebietsweise
leichter Dauerfrost einstellen dürfte. Die 10-Grad-Marke jedenfalls wird nur
noch vereinzelt erreicht oder knapp überschritten, was übrigens auch für den
sonnenscheinreichen und immer noch leicht föhnigen Alpenrand gilt. Der Föhn
dürfte es aber im Laufe des Tages immer schwerer haben, da auch im Alpenvorland
der bodennahe Wind zunehmend eine leichte nordöstliche Komponente bekommt.
Darüber hinaus steht einmal mehr ein weitgehend niederschlagsfreier Tag auf der
Agenda, nur ganz vereinzelt könnte es aus der hochnebelartigen Wolkendecke mal
etwas "krümeln" (Schneegriesel) oder nieseln. Wo das der Fall sein wird bzw. wo
es dicht und trüb bleibt oder sich die Sonne durchsetzt, ist naturgemäß schwer
zu prognostizieren. Es spricht aber Einiges dafür, dass der Westen, der
Alpenrand sowie einige Hochlagen beim Sonnenschein wieder gut dabei sind, aber
auch für den Nordosten deuten sich sonnige Abschnitte an. Nicht so gute Karten
hingegen haben die Donauniederungen, vielleicht auch noch die Bodenseeregion.
Der östliche Wind nimmt tendenziell etwas ab, wird an der Küste aber noch
warnwürdig bleiben (meist 7 Bft, Nordsee anfangs noch 8 Bft).
In der Nacht zum Samstag ändert sich nicht viel, außer dass mit der
Ostwärtsverlagerung des Bodentiefs über die Iberische Halbinsel der Wind weiter
auf Nordost dreht. Die Nacht wird durch die weiterhin leichte Kaltluftadvektion
in Bodennähe sowie zum Teil auch durch Ausstrahlung noch etwas kälter als die
Vornacht. Auch unter Wolken kann es dann in der Nordosthälfte leichten Frost
geben, in klaren Gebieten wird es sowieso meist frostig, mit der entsprechenden
Glättegefahr. Auch ganz im Südwesten ist der Temperaturrückgang zu spüren,
allerdings bleibt es dort zumindest bei bedecktem Himmel und auf den Bergen, wo
Wind weht, frostfrei.

Sonntag ... bleibt das Wetter weiterhin von Hochdruck geprägt und die
Inversionswetterlage inklusive dem "Nebellotto" bleibt uns erhalten.
Niederschläge gibt es weiterhin allenfalls örtlich in Form von leichtem Nieseln
oder Schneegriesel. Einige kleine Änderungen stellen sich aber doch ein. Das
Tief zieht bis zum Abend bis in die Adria. Der Gradient bleibt über Deutschland
dabei in etwa gleich stark, der Wind bekommt aber vor allem in der Südhälfte
eine noch deutlichere Nordostkomponente. Der Föhn bricht damit endgültig
zusammen, auch die übrigen Gebiete dürften weitgehend frei von Windwarnungen
bleiben, auch auf den Bergen werden es wohl meist höchstens 7er-Böen sein.
Dennoch dürfte sich der böige Wind bei recht kalten Temperaturen unbeliebt
machen. In der Nordhälfte Deutschland dürfte der erste Advent recht verbreitet
ein Tag mit Dauerfrost sein, auch im Süden kann es in den Nebelgebieten schon
Dauerfrost geben. Temperaturen von 5 Grad und mehr kann es noch am Oberrhein
sowie in Gebieten oberhalb der Inversion (Schwarzwald, Alpen) mit Sonne geben.



Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Samstag sind sich die vorliegenden Modelle weitgehend einig was die
großräumige Lage angeht. EZMW bringt dann am Sonntag ein Höhentief, was von
Norden her in den Nordwesten Deutschlands eindringt. Somit steht der Sonntag
noch auf etwas wackligen Beinen. Ansonsten sorgt natürlich auch die Grenzschicht
für einige Unsicherheiten, bei denen uns aber die Modelle auch nicht wirklich
weiter helfen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann

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