SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.11.2014 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SEa (Südost antizyklonal)

Weiterhin verbreitet ruhiges Endnovemberwetter mit den ortsüblichen Parametern
wie Nachtfrost und Nebel. Lediglich an der Küste sowie im Bergland zeitweise
windig.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Deutschland liegt weiterhin unter einem langgestreckten
Höhenrücken, der vom zentralen Mittelmeer bis weit nach Nordskandinavien reicht.
Er wird flankiert von einem breiten Trogkomplex über dem nahen Ostatlantik mit
abgeschlossenem Cut-Off-Tief knapp westlich Portugals und einem eher schmal
konturierten Trog zwischen dem Schwarzen Meer und Finnland. Das gesamte
Strömungsmuster zeigt insgesamt nur eine schwache Verlagerungstendenz nach
Osten, so dass große Teile des Vorhersageraums antizyklonal geprägt bleiben.
Einzig im Westen, quasi an der unmittelbaren Westflanke des Rückens, sorgen
schwache WLA flache, von Süd nach Nord schenkende KW-Tröge für einen gewissen
Hebungsantrieb. Daraus resultieren in Verbindung mit einem schwach ausgeprägten
Frontensystem eines flachen Tiefs über Südengland leichte Regenfälle oder etwas
Nieselregen, die sich über das Saarland und Teile RPs nordwärts verlagern. Allzu
viel kommt dabei allerdings nicht zusammen, die Mengen bewegen sich im Bereich
weniger Millimeter, wenn überhaupt.
Wegen der summa summarum eher schwach ausgeprägten dynamischen Antriebe
fokussiert sich das Wettergeschehen - wie die Tage zuvor - im Wesentlichen auf
Prozesse in der Grundschicht bzw. der unteren Troposphäre. Da gilt es zunächst
mal zu konstatieren, dass der Luftdruck über Westeuropa und dem westlichen
Mitteleuropa fällt, so dass der Gradient zwischen dem umfangreichen Bodenhoch
über Nord- und Osteuropa und dem tiefen Druck über dem Ostatlantik zunimmt.
Entsprechend lebt der Ost- bis Südostwind etwas auf, was sich warntechnisch aber
nur an der Nord- und der westlichen Ostsee sowie am und im Erzgebirge
(Böhmischer Wind) bemerkbar macht. Dort muss mit Böen 7 Bft, an exponierten
Stellen vereinzelt auch 8 Bft gerechnet werden.
Ansonsten fließt mit der östlichen Grundströmung relativ flach kalte Luft aus
dem Hoch aus, die zwar nach Westen vorankommt, sich aber schwer tut, die
Mittelgebirgsschwellen zu überströmen. Hinzu kommt, dass mit der in der unteren
Troposphäre rasch auf südliche Richtungen drehenden Strömung milde Luft
insbesondere in den Südwesten und Westen advehiert wird, die sich teilweise auch
im Bodenniveau durchsetzt. Unter dem Strich verschärft sich der
Temperaturgradient zwischen Ost und West noch etwas. Während es zwischen
Niederrhein und Südbaden sowie am Alpenrand teilweise für 10°C oder etwas
darüber reicht, stehen im Osten und Nordosten häufig nur 0 bis 4°C auf der
Karte. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Temperaturprognosen von
MOS-Mix für diese Region im Mittel etwas zu hoch angesetzt sind, COSMO-EU
hingegen etwas zu niedrig.
Die Frage, wo sich heute die Sonne gegen die häufig hochnebelartige, besonders
im Westen auch mehrschichtige Bewölkung durchsetzen kann, beantwortet das bei
diesem Parameter hochkompetente MOS mit "gebietsweise im Norden und Osten" sowie
"an und in den Alpen bzw. im Bayerischen Wald". Die Beobachtungen von heute früh
nähren die Hoffnung, dass an dieser Prognose tatsächlich etwas (oder auch etwas
mehr) dran ist.

In der Nacht zum Freitag tut sich an der synoptischen Gesamtkonstellation nichts
Monumentales. Nach Westen zu bleibt es unter Wolken bzw. in der milderen Luft
frostfrei, nach Osten hin sowie teilweise in der Mitte ist - je nach Bewölkung -
leichter Luft- und/oder Bodenfrost zu erwarten. Dabei ist örtlich Glätte durch
Reif oder gefrierende Nässe/Nebel möglich. Darüber hinaus bildet sich bevorzugt
in der Mitte und im Süden gebietsweise Nebel. An der Küste bleibt es
verhältnismäßig windig mit Böen 7 Bft, auf der Nordsee und einigen Inseln,
exponiert auch an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste 8 Bft. Der Böhmische
Wind im südlichen Sachsen hingegen schwächt sich etwas ab. Bedingt durch die
überall vorhandene Inversion (im Westen etwas flacher als im Osten) sollte man
im Auge behalten, ob sich eventuell in einigen Hochlagen der Mittelgebirge ein
Low-Level-Jet bildet, bei dem die Windgeschwindigkeit höher ausfällt als von den
Modellen bzw. deren Anschlussverfahren signalisiert wird.

Freitag... verbleibt Deutschland zwischen dem kräftigen Kontinentalhoch und
einem nicht minder kräftigen Tief, dessen Kern zur Mittagszeit knapp westlich
der Biscaya zu finden ist. Dazwischen hat sich ein veritabler Gradient
aufgebaut, aus dem - rein geostrophisch - bei uns verbreitet ein frischer Ost-
bis Südostwind resultieren würde. Dass das in der Realität nicht so ist, liegt
an der stabilen Schichtung, denn nach wie vor fließt aus dem Hoch flache
Kaltluft aus, die niedertroposphärisch (mit Ausnahme des Ostens und Nordostens)
von Warmluft überlagert wird. Bis zum Abend steigt die 850-hPa-Temperatur im
Süden und Westen z.T. auf 10°C. Wie auch immer, der Wind wird warntechnisch
weiterhin an der Küste und im unmittelbar angrenzenden Binnenland sowie
allgemein in den Hochlagen ein Thema sein (Böen 7 Bft, Nordsee und westliche
Ostsee sowie exponierte Kamm- und Gipfellagen 8 Bft). In den Alpen stellt sich
eine Föhnsituation ein mit Sturmböen auf einigen Berggipfeln und in den
südostdeutschen Mittelgebirgen (nicht nur Erzgebirge, auch Fichtelgebirge und
Bayerischer Wald) ist weiterhin oder kommt der Böhmische Wind ins Spiel.
Ansonsten gestaltet sich der Wetterablauf weiterhin eher unspannend mit der
novemberobligaten Gretchenfrage "wo bleibt es grau, wo wird es blau?". Nun,
Tatsache ist, dass sowohl MOS-Mix, als auch die meisten deterministischen
Modelle dem Westen und Südwesten deutlich mehr Sonnenanteile zugestehen als
heute, auch wenn sich vielleicht ein paar hohe oder mittelhohe Wolkenfelder am
Himmel zeigen. Tiefe Bewölkung jedenfalls wird dort kaum simuliert. Sonne dürfte
es auch in und an den Alpen (Föhn) sowie in einigen Hochlagen der Mittelgebirge
geben, während es im Norden und Osten sowie teils im Südosten nicht überall,
aber doch vielerorts bedeckt oder trüb bleibt.
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Temperaturentwicklung, denn auch
morgen stellen sich deutschlandweit große Kontraste ein. Während im Westen und
Südwesten hier und da noch mal zweistellige Werte bis zu 13 oder 14°C auf der
Karte stehen (recht hohe Startwerte + Einstrahlung + Überströmungseffekte), wird
es im Osten und Nordosten mancherorts schwer, ein Plus vor den Tageshöchstwert
zu bekommen. Auf der anderen Seite sind am Alpenrand mit Föhnunterstützung
durchaus 16 oder 17°C drin, auch wenn der Föhn aufgrund des am Alpenrand
limitierten Gradienten nicht wirklich bis in die Täler durchbricht.

In der Nacht zum Samstag nimmt die Frostgefahr auch im Westen und Südwesten zu.
Zumindest punktuell und bevorzugt in einigen Mittelgebirgstälern sowie in
Westfalen ist leichter Luft-, zumindest aber Bodenfrost drin. Ansonsten bildet
sich in der Mitte und im Süden stellenweise Nebel, auch wenn tendenziell eine
allmähliche Austrocknung der Luftmasse zu konstatieren ist. An der See und in
einigen Hochlagen bleibt es windig, der Föhn in den Alpen lässt wahrscheinlich
etwas nach, bricht aber nicht zusammen.

Samstag... regeneriert sich der Höhenrücken, so dass er scheinbar retrograd
wird. Seine Achse reicht um 12 UTC von der Adria bis nach England. Auf seinen
Flanken befinden sich zwei Höhentiefs, von denen das eine über der Ukraine, das
andere unweit von Gibraltar zu finden ist. Während das östliche HT eher
Kaltlufttropfencharakter aufweist, bildet sich das westliche HT deutlich am
Boden ab. Zwischen diesem Bodentief (knapp westlich der Straße von Gibraltar)
und dem fennoskandischen bzw. osteuropäischen Hoch fächert der Gradient etwas
auf bei gleichzeitig leichter Rückdrehung der geostrophischen Grundströmung.
Ageostrophisch kommt dabei - zumindest teilweise - eine leichte
Nordost-Komponente ins Spiel, was die flache KLA von Osten her noch etwas
anfacht. Entsprechend gehen trotz weiterhin hoher 850-hPa-Werte nun auch im
Westen und Südwesten die Temperaturen allmählich etwas zurück, auch wenn es
natürlich immer noch deutlich milder ist als im Nordosten, wo sich gebietsweise
leichter Dauerfrost einstellen dürfte. Die 10-Grad-Marke jedenfalls wird nur
noch vereinzelt erreicht oder knapp überschritten, was übrigens auch für den
sonnenscheinreichen und immer noch leicht föhnigen Alpenrand gilt.
Darüber hinaus steht einmal mehr ein weitgehend niederschlagsreicher Tag auf der
Agenda, nur ganz vereinzelt könnte (Achtung, Konjunktiv) es aus der
hochnebelartigen Wolkendecke mal etwas "krümeln" (Schneegriesel) oder nieseln.
Wo das der Fall sein wird bzw. wo es dicht und trüb bleibt oder sich die Sonne
durchsetzt, ist naturgemäß schwer zu prognostizieren. Es spricht aber Einiges
dafür, dass der Westen, der Alpenrand sowie einige Hochlagen wieder gut dabei
sind in puncto Sonne, aber auch für den Nordosten deuten sich sonnige Abschnitte
an. Nicht so gute Karten hingegen haben die Donauniederungen, vielleicht auch
noch die Bodenseeregion.
Der östliche Wind nimmt tendenziell etwas ab, wird an der Küste aber noch
warnwürdig bleiben (meist 7 Bft, Nordsee anfangs noch 8 Bft).

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung wird von den externen Modellen sehr ähnlich
simuliert. Die Problematik der Grenzschichtmeteorologie wird dadurch nicht
behoben, die Schwierigkeiten hinsichtlich der Bewölkungs- respektive
Nebel/Hochnebelverteilung sowie der zumindest teilweise unmittelbar damit
gekoppelten Temperaturentwicklung wurden im Text bereits angesprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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