SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.06.2014 um 10.30 UTC



Wechselhaft bei ansteigenden Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 06.07.2014


Am Mittwoch, dem ersten Tag des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes, ist die
Wettersituation von einer großräumigen Trogstruktur über West- und Mitteleuropa
geprägt. Dabei erstreckt sich ein markanter Troganteil von der Nordsee über
Frankreich, die Biskaya und die westliche Iberische Halbinsel bis zu den
Kanaren. Innerhalb dieses Troges ist über der Biskaya und Galizien ein
abgeschlossenes Höhentief zu finden, das sich im Tagesverlauf und in der Nacht
zu Donnerstag allmählich südwärts verlagert. Auf der Vorderseite dieses Troges
wird zunehmend warm Luft nach Mitteleuropa geführt. Der mit Höhenkaltluft
gefüllte Kern des Trogsystems befindet sich allerdings über Skandinavien. Ein
markant konturierter kurzwelliger Anteil zieht im Tagesverlauf über den Norden
Deutschlands nach Osten, seine Achse liegt am Morgen des Donnerstags schon über
Polen, so dass sich über dem äußersten Nordwesten schon ein schwacher
Höhenrücken über den Britischen Inseln bemerkbar machen kann. Die Drucksituation
am Boden ist insgesamt schwachgradientig, speziell im Alpenraum ist relativ
feuchte Luft zu finden, was dort, mehr noch als im trogbeeinflussten Norden, für
Niederschläge sorgen kann.

Am Donnerstag ändert sich an der relativen Konstellation der
Trog-Rücken-Strukturen wenig, da allerdings speziell über Nordeuropa eine
ostwärtige Verlagerung des Gesamtkomplexes zu beobachten ist, kommt Deutschland
zunehmend in den Einflussbereich des flachen - und sich im Tagesverlauf weiter
abflachenden - Höhenrückens, der am Vortag noch über Nordwesteuropa zu finden
war. Dieser korrespondiert mit hohem Luftdruck am Boden, wobei sich an der
flachen Druckerteilung insgesamt - bei steigenden Druckwerten - nichts ändert.
Der o. a. Höhenrücken findet seine Fortsetzung in einer antizyklonalen
Höhenströmung über den Alpen und dem zentralen Mittelmeer. Insgesamt hält somit,
bei Absinken und entsprechender Austrocknung, die WLA an. Entsprechend steigen
die Temperaturen in 850 hPa. Während am Vortag über dem Norden Deutschlands noch
verbreitet Werte von etwa 3 Grad zu finden waren, liegen die Werte ausgangs der
Nacht zu Freitag bei etwa 7 Grad im Nordosten und bis zu 15 Grad am Hochrhein.

Am Freitag wandert der Höhenrücken weiter nach Osten aus. Während seine
Amplitude über dem Balkan aber nochmal anwächst, ist über Nordosteuropa eine
weitere Abschwächung zu beobachten. Von Westen kann sich in der Folge der
Iberische Langwellentrog zögerlich nähern, bei Island lässt sich schon ein neues
markantes Höhentief erkennen, das erste Anzeichen für einen neuerlichen
Austrogungsprozess zeigt. Insgesamt wird in Mitteleuropa die WLA weiterhin
aufrechterhalten. Entsprechend steigen die 850-Temperaturen weiter an. Sie
erreichen in der Nacht zu Samstag im Norden über 10, im Süden, speziell im Lee
der Alpen, sogar über 20 Grad. Insgesamt erhöht sich dabei die Labilität und
schon am Tage sind konvektive Umlagerungen möglich. In der Nacht erreichen dann
auch die Feuchtefelder des Troges nach jetzigem Stand (EZMW-Hauptlauf) den
Südwesten.

Am Samstag bildet sich über dem Nordatlantik rasch ein markanter Trog aus, der
bis zum Sonntag Westeuropa erreicht und dessen Achse in der Nacht zu Montag auf
Benelux, Ostfrankreich und die Westalpen übergreift. Somit liegt Deutschland
erneut trogvorderseitig. Damit sind wieder, auch kräftige, Hebungsprozesse zu
erwarten und die Warmluftzufuhr kommt erneut in Gang, allerdings steigen die
850-Temperaturen nicht mehr auf die am Freitag erreichten Werte an. Dies liegt
einerseits daran, dass uns der "iberische" Trog vor "Ankunft" des neuen Troges
überquert. Auf seiner Rückseite dreht die Höhenströmung vorübergehend auf West,
was zu einem gewissen Temperaturrückgang sowohl im 850-hPa-Niveau als auch in
der Höhe führt. Andererseits greift der neue Trog nicht so weit nach Süden aus,
so dass er keine subtropische Luft "anzapfen" kann.

Insgesamt ist die Entwicklung zum kommenden Wochenende noch deutlich erkennbar
mit Unsicherheiten behaftet. Die Modelle liefern hier noch kein konsistentes
Bild der zu erwartenden Abläufe.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit seinem direkten Vorlauf (Samstag 12 UTC)
ist äußerst lausig, zum kommenden Wochenende zeigen sich zwischen beiden auf dem
Atlantik komplett gegensätzliche Strukturen im Geopotential (Sonntag, 00 UTC:
Trog im 12-UTC-Lauf, Rücken im aktuellen Lauf). Dies wirkt sich entsprechend auf
die Situation über Mitteleuropa aus, wo der aktuell simulierte Trog im direkten
Vorlauf nicht zu finden ist.

Dem gegenüber ist die Konsistenz mit dem letzten 00-UTC-Lauf recht gut. Das
Übergreifen des markanten Troges vom Nordatlantik auf Westeuropa am kommenden
Wochenende zeigen beide Läufe, die Achse dieses Troges ist in der Nacht zu
Montag bei beiden Läufen auf einer Linie Nordsee-Seealpen-Italien zu finden.
Allerdings: Die Trogspitze ist nach dem aktuellen Lauf über Kalabrien zu finden,
im 24 Stunden zurückliegenden Lauf reichte sie noch in Richtung Sardinien. Und:
Im Verlauf der Entwicklung zeigen sich teils deutliche Unterschiede in der Phase
und Amplitude der Geopotentialverteilung. Am Samstag beispielsweise läuft der
Trog des neuen Laufes dem des alten über dem Atlantik um mehr als 1000 km
"hinterher", erst zum Ende des kommenden Wochenendes finden die Lösungen wieder
zusammen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Donnerstag zeigen die Modelle ein recht einheitliches Bild. Alle Modelle
haben einen Trog über der Iberischen Halbinsel im Angebot. Während dieser bei
GME und EZMW aber am Donnerstag noch weitgehend ortsstabil ist und sind erst am
Freitag nach Osten verlagert, beginnt dieser Prozess bei GFS schon früher. In
der Folge simuliert GFS über Südwesteuropa am Donnerstag und Freitag eine
westliche bis südwestliche Höhenströmung. Entsprechend bietet GFS keine massive
Warmluftadvektion über Mitteleuropa an, so dass diese Modelllösung für uns
deutlich kälter ist als die von GME und EZMW. Eine weitere Folge ist, dass GFS
eine erneute Austrogung über Westeuropa und der Iberischen Halbinsel am
Freitag/Samstag rechnet, die dann aber kaum Verlagerungstendenzen zeigt. Damit
liefern die Amerikaner auch keine Feuchte/Hebung/Niederschlag am Samstag im
Südwesten, so wie GME und EZMW dies tun. Vielmehr sorgt dort ein flacher Rücken
für Absinken. Und, last but not least, ist der GFS-Trog das ganze Wochenende
über West- und Südwesteuropa zu finden, ein Durchschwenken, wie dies der
nordatlantische Trog bei EZMW macht, lässt sich bei GFS nicht beobachten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles liefern am Mittwoch und Donnerstag (+72 bis +96 h) 3 Cluster.
Diese sind mit 19/17/15 membern etwa gleich groß, die Wetterlagenkategorie ist
zu Beginn des Zeitraum "blocking", im kleinsten Cluster wechselt sie zu
"positive NAO". Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Clustern bezüglich
der Geopotentialfelder gering.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 6 Cluster gerechnet. Dies deutet auf
die Unsicherheit in der Vorhersage für das kommende Wochenende hin, die sich
auch schon in der oben diskutierten Konsistenz der verschiedenen Modelle und der
Verschiedenen Modellläufe angedeutet hat. Ohne hier alle Details erörtern zu
wollen, zeigen alle Cluster in diesem Zeitraum ein Zentraltief über dem
Nordmer/Nordostatlantik und mehr oder weniger stark ausgeprägte Trogstrukturen
über Mitteleuropa.

Ab Montag (Zeitraum +192 bis +240 Stunden) zeigt sich dann auf den ersten Blick
mit nur mehr drei Clustern ein etwas konsistenteres Bild. Allerdings wechseln
die Wetterlagenkategorien nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der
Cluster, und die deutlichen Unterschiede zwischen den teils stark mäandrierenden
meridional geprägten Geopotentialfeldern über dem Nordatlantik deuten weiterhin
eine große Unsicherheit in der Vorhersage an.

Die Rauchfahnen des EZMW zeigen ein ähnliches Bild. Bis Freitag recht stabile
Vorhersagen mit relativ geringer Schwankungsbreite, ab Samstag dann eine
deutliche Zunahme in der Unsicherheit der Vorhersagen.

Etwas anders das Bild nur bei den GFS-Ensembles: Hier steigt die
Schwankungsbreite zwischen den Modellen erst im Laufe des Sonntages an und nicht
schon am Samstag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert für die kommende Woche keine signifikanten Wettererscheinungen, LEPS
bietet eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit für Dauerregen am Mittwoch in den
Alpen, die EZMW-Ensembles sind diesbezüglich defensiver und sehen diesbezüglich
keine Entwicklungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas

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