SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.06.2014 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Indifferent, im Ansatz WS (südliche Westlage)

Heute im Norden und in der Mitte einzelne Gewitter, teils mit Starkregen.
Morgen im Westen und Norden Gewitter (markant), lokale Unwetter (Starkregen)
nicht ganz ausgeschlossen.
Übermorgen verbreitet schauerartiger Regen und Gewitter, lokale Unwetter
(Starkregen) möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich Deutschland zwischen einem flachen Höhenrücken über
Frankreich und einem umfangreichen Trogkomplex über Nordeuropa mit Drehzentren
unweit der Halbinsel Kola und dem nordwestrussischen Festland. Dieser breit
angelegte Trog wird umkreist von mehreren kurzwelligen Trögen, von denen einer
gerade dabei ist, von der Nordsee nach Norddeutschland zu schwenken. Er
überdeckt heute Mittag die Nordhälfte, bevor er am Nachmittag und Abend unter
Abschwächung nach Polen und Tschechien abzieht. Wie aktuell bereits erkennbar
sorgt der Trog für kompakte Bewölkung und gebietsweise auch Regen, der sich von
NW ost-südostwärts bis zur Mitte ausbreitet. Zudem haben sich über der Nordsee
und den Niederlanden erste Gewitter entwickelt, die auf das nordwestliche
Niedersachsen übergegriffen haben.

Mit der Trogpassage kommt es bei schwachen Luftdruckgegensätzen zu einer
Labilisierung der vor Ort befindlichen Luftmasse, so dass später etwa zwischen
Küste und dem nördlichen Mittelgebirgsrand mit Unterstützung des Tagesgangs
einzelne Schauer oder auch Gewitter ausgelöst werden. Die ganz große
Gewitternummer dürfte es bei ML-CAPE-Werten, die häufig unter 250 J/kg liegen
(nur gebietsweise auch mal darüber) und apostrophierten Topps zwischen 6 und 8
km nicht geben, trotzdem bei PPWs um 20 mm und relativ flauen
Strömungsverhältnissen lokaler Starkregen von 15 bis 20 mm innert kurzer Zeit
nicht ausgeschlossen werden.
Im nordostdeutschen Binnenland deutet sich nach allen Modellen ein Minimum
konvektiver Aktivität an, und auch südlich von Rothaargebirge, dem
nordhessischen Bergland sowie dem Thüringer Wald und dem Erzgebirge dürfte nicht
mehr allzu viel ankommen. Dort bleibt es meist trocken, wobei vor allem in
Süddeutschland - grob gesprochen südlich der Main-Mosel-Linie - häufig die Sonne
scheint oder es nur locker bewölkt ist. Längere sonnige Abschnitte stehen auch
im Nordosten auf der Karte.
Die Tageshöchsttemperatur liegt meist zwischen 20 und 24°C, am Oberrhein
punktuell bei 25°C, in der Mitte bei vielfach starker Bewölkung zum Teil auch
unter 20°C.

In der Nacht zum Freitag folgt dem abziehenden Trog der o.e. flache Rücken nach,
der für eine vorübergehende Wetterberuhigung sorgt. Schauer und Gewitter fallen
zusammen und es klart vielerorts auf, wobei sich besonders in den Regionen, wo
es tagsüber geregnet hat, einzelne Nebelfelder bilden können.
Das der antizyklonale Einfluss nur von kurzer Dauer ist, wird dadurch
dokumentiert, dass sich im Bodendruckfeld eine Tiefdruckrinne formiert, die -
ausgehend von einem Tief knapp westlich von Irland - bis in den Vorhersageraum
gerichtet ist. Die Kaltfront des Tiefs verbleibt zwar noch relativ weit
westlich, es lässt sich im Vorfeld anhand niedertroposphärischer Windsprünge
aber eine Konvergenz ausmachen, die auf den Westen Deutschlands zusteuert. Zwar
zeigt sich die Konvergenz wettertechnisch zunächst noch relativ inaktiv,
gleichwohl dürften die ersten hohen und mittelhohen Wolken in die westlichen
Landesteile ziehen.

Freitag... gelangt Deutschland auf die Vorderseite eines relativ seichten, dafür
breit angelegten Troges über dem nahen Ostatlantik, der knapp südlich von Irland
ein eigenständiges Höhentief aufweist. Mit der zunehmend auf Südwest drehenden
Höhenströmung ziehen mit dem Auge kaum auszumachende kurzwellige Anteile über
den Vorhersageraum ost-nordostwärts, die für ein gewisses Quantum an Hebung
sorgen, was anhand der numerischen Omegafelder zu erkennen ist.

Im Bodenniveau verbleiben wir in der relativ breiten Rinne, in der zur
Mittagszeit ein kleines Tief etwa über den Niederlanden integriert ist. Davon
ausgehend erreicht die angesprochene Konvergenz den Westen des Landes, während
die nachfolgende Kaltfront noch über Westfrankreich und England verbleibt. Die
Luftmasse wird vor allem im Norden und Westen zunehmend feuchter und auch
labiler. So steigen die PPW-Werte bis zum Nachmittag auf z.T. über 25 mm,
während die ML-CAPE-Werte meist unter 500 J/kg verbleiben. Für Hebung ist
ausreichend gesorgt (Höhenströmung, Konvergenz, Tagesgang), so dass sich
vielerorts Schauer und Gewitter entwickeln, die sich an der Konvergenz
möglicherweise sogar linienhaft organisieren. Aufgrund der genannten
synoptischen Rahmenbedingungen sind markante Entwicklungen wahrscheinlich mit
Starkregen, kleinkörnigem Hagel und - trotz limitierter Höhenwinde - auch
Sturmböen (bei organisierter Konvektion). Hinsichtlich Starkregen sind sogar
lokale Unwetter nicht ausgeschlossen.

Nach Süden und Osten zu gestaltet sich der Wetterablauf zunächst noch ruhig.
Zwar ziehen einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder durch, zeitweise scheint
aber auch die Sonne. Mangels ausreichender Labilität kommt keine nennenswerte
Konvektion in Gang, einzig im Bergland können vereinzelte Zellen ausgelöst
werden. Die Temperatur steigt auf 20 bis 25 Grad, im Süden, wo die
850-hPa-Temperatur um oder etwas über 10°C liegt, gebietsweise auch bis 26 oder
27°C.

In der Nacht zum Samstag zieht das flache Tief unter leichter Vertiefung nach
Jütland, gleichzeitig erreicht die Konvergenz den Osten und Nordosten. Vor allem
in der Nordhälfte kommt es noch zu Schauern und einzelnen Gewittern, während es
nach Süden wahrscheinlich relativ ruhig bleibt.

Samstag... etabliert sich über der Nordsee ein neues Höhentief, während das Tief
bei Irland als KW-Trog zum Ärmelkanal schwenkt. Die südwestliche Höhenströmung
dreht bei uns noch etwas zurück, wobei weiterhin kurzwellige Anteile
nordostwärts gesteuert werden.
Die angesprochene Kaltfront greift von Westen her auf den Vorhersageraum über,
wobei die Front möglicherweise schon etwas weiter ist als in der
Bodenvorhersagekarte (T+60h) erkennbar. Aufgrund der vergleichsweise schwachen
thermischen Gegensätze ist es nicht ganz einfach, die Kaltfront im Vorfeld (am
Samstag möglicherweise auch noch bei der Analyse genau zu positionieren).
Tatsache ist, dass die Luftmassen bei weiterhin schwachen Luftdruckgegensätzen
sowohl prä- als auch postfrontal potenziell instabil geschichtet sind. Da für
Hebungsimpulse gesorgt ist, kommt es verbreitet zu schauerartigen Regenfällen
und Gewittern, die meist im markanten Bereich anzusiedeln sind. Bei PPW-Werten
von z.T. über 25 mm, im Süden sogar um oder über 30 mm sind auch örtliche
Unwetter durch Starkregen nicht ausgeschlossen. Die Numerik liefert Hinweise auf
Starkregen, wenn auch noch mit unterschiedlichen regionalen Schwerpunkten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Umstellung der GWL hin zu einer schwachgradientigen SW-Lage wird von den
Modellen unisono gerechnet. Dass die daraus resultierende
Niederschlagsentwicklung mit Diskrepanzen ausgestattet ist, ist normal.
Hinsichtlich möglicher Unwetter sei bemerkt, dass diese in den nächsten Tagen
zwar lokal auftreten können (Starkregen), eine überregionale Unwettersituation
zeichnet sich aber nicht ab.
Auf die Schwierigkeiten bei der Positionierung der sich von Westen nähernden
Kaltfront wurde im Text bereits hingewiesen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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