SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.06.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Von Nordwesten zunehmend gewittrig, teils Unwetter möglich. Zum Sonntag
deutliche Abkühlung und teils Starkregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... verläuft die recht breite Frontalzone mäandrierend über West-,
Mittel- und Osteuropa sowie den gesamten Mittelmeerraum. Damit hat sich eine
südliche Westlage eingestellt, die für den Hochsommer eher untypisch ist und
vielen Regionen Europas recht unbeständiges Wetter bringt.
Über Deutschland liegt derweil noch ein Kurzwellenrücken, so dass sich heute in
den meisten Regionen ruhiges und warmes Sommerwetter eingestellt hat. Der Westen
ist dagegen schon auf der Vorderseite eines breiten Kurzwellentroges über
Westeuropa geraten, in dem über dem Süden Irlands auch ein kleines Drehzentrum
zu finden ist. Etwa dort befindet sich auch das Bodentief Jutta, während über
uns die Druckverteilung recht flach ist. Auf den Westen Deutschlands hat am
Nachmittag eine Konvergenz mit Schauern und Gewittern übergegriffen, die in der
Nacht den Norden Deutschlands überqueren soll. Diese geht von einem flachen
Bodentief über der Nordsee aus, das sich bis morgen früh nach Jütland verlagert.
Da die Schichtung leicht labil (CAPE-Werte in der Nacht meist noch bis 300 J/kg)
ist, der Rücken nach Osten abzieht und auf der Vorderseite des Troges
Hebungsgebiete nach Deutschland hereinlaufen, kann es im Westen, Norden und in
der Mitte die ganze Nacht lang zu Schauern und Gewittern kommen. Die Scherung
reicht auch für organisierte Strukturen, so dass Gewitter problemlos bei allen
Parametern markante Kriterien erreichen können, bezüglich Starkregens darf das
Erreichen der Unwetterschwelle zumindest nicht ganz ausgeschlossen werden,
Cosmo-DE (12-UTC-Lauf) liefert zumindest über den Niederlanden entsprechende
Hinweise. Zudem dürfte sich der Luftmassenunterschied über Deutschland in der
Nacht allmählich verstärken, so dass im Laufe der Nacht möglicherweise auch
schon eine Front über dem Nordwesten oder der Mitte des Landes gefunden werden
kann.

Samstag ... dürfte diese Front weiterhin wellend über Deutschland liegen, in
etwa zwischen dem westlichen Bergland und Vorpommern. Sie dürfte sich nicht in
allzu deutlichen Konvergenzen abzeichnen, dafür aber reichlich Bewölkung
bringen, was sich bei MOS mit Sonnenanteilen unter 20 %, teils auch unter 10 %
manifestiert. Nordwestlich davon ist es zumindest etwas sonnig, richtig
freundlich dürfte es im Süden und Osten Bayerns werden. Großräumig liegt
Deutschland am Samstag im Bereich einer leicht welligen westsüdwestlichen
Höhenströmung auf der Vorderseite des Kurzwellentroges, der in etwa im Bereich
der Biskaya liegt. Das Bodentief Jutta bildet nun zusammen mit dem nach Jütland
gezogenen Tief eine flache Tiefdruckzone nordwestlich unseres Landes. Hauptthema
für unser Wettergeschehen sind wieder die Gewitter, die sowohl im Bereich der
Front, als auch nördlich davon sowie südlich davon über dem Bergland entstehen
können. In allen genannten Regionen werden zumindest zeitweise CAPE-Werte von
200 bis knapp über 500 J/kg simuliert, verursacht teils durch einen erhöhten
vertikalen Temperaturgradienten, im Bereich der Front vor allem durch sehr hohe
Feuchtewerte, wobei es stellenweise ppws von über 35 mm gibt. Auch wenn die
CAPE-Werte nicht gerade furchteinflößend sind, so darf nicht außer Acht gelassen
werden, dass A) genügend Trigger zur Auslösung von Konvektion vorhanden sind
(Front, flache Tröge, Berge, eventuelle Konvergenzen in der flachen
Druckverteilung) und B) die Scherungswerte recht hoch sind. Teils erreichen sie
bis zu 30 m/s zwischen 0 und 6 km. Damit kann es wohl organisierte Konvektion
geben, so dass nicht nur markante Gewitter ein Thema sind, sondern bezüglich
Hagels und Starkregens auch unwetterartige Entwicklungen durchaus möglich sind.


Am Abend und in der Nacht zum Sonntag liegt der Fokus dann auf der Front.
Nördlich und südlich derselben lässt die Gewitteraktivität tagesgangsbedingt
nach, an der Front selbst kommt es jedoch zu einer markanten Wellenentwicklung,
wobei das Wellentief in etwa vom Burgund bis nach Thüringen ziehen sollen. In
diesem Zusammenhang wird es kräftige schauerartige und gewittrig durchsetzte
Regenfälle geben, wobei vor allem in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz,
Thüringen und im nordwestlichen Bayern regional Schwellen für markanten Stark-
oder Dauerregen überschritten werden können. Auch unwetterartige Regenmengen
erscheinen nicht ausgeschlossen. Cosmo-EU bringt in verschiedenen Regionen
Streifen mit bis zu 30 mm/6h, GME bringt vom Odenwald bis zur Rhön sogar 40
mm/6h. Zudem kann es an der Südflanke des Wellentiefs zu einem starken
Druckanstieg kommen, so dass dort Sturmböen vorübergehend auftreten können. Dies
wird von Cosmo-EU in Baden-Württemberg simuliert.

Sonntag ... schwenkt der Trog, der in der Nacht Frankreich erreicht hat und
Verkürzung seiner Wellenlänge und Vergrößerung seiner Amplitude bis in den
Westen Deutschlands und sorgt auf seiner Vorderseite wie auch schon in der Nacht
zuvor für kräftige Hebung. Das Bodentief zieht im Laufe des Tages über
Brandenburg hinweg nach Zentralpolen und vertieft sich dabei auf unter 1000 hPa,
so dass es sich zum steuernden Tiefzentrum am Boden entwickelt. Auf seinem Weg
bewässert es ein Gebiet von Thüringen bis nach Vorpommern reichlich, was formal
gebietsweise Stark- oder Dauerregenwarnungen erfordern wird, aber eigentlich
wohl für viele ein willkommenes Ereignis darstellen dürfte, wenn auch vielleicht
nicht gerade am Sonntag. Ein weiteres Dauerregenereignis steht an den Alpen an,
wo die Front im Laufe des Tages ankommt und zusammen mit Stau bei
Westnordwestwind für stärkeren Regen sorgt, wobei mehr als 40 mm in 12 Stunden
(als Unwetter) wohl allenfalls punktuell erreicht werden dürfte. Auch außerhalb
des Südens und Ostens, die von der Front mit reichlich Bewölkung und Regen
versorgt werden, ist es unbeständig. In der einfließenden kühlen
Meeresluftmasse, kommt am ehesten im Nordwesten mal die Sonne durch, überall
herrscht aber etwas Labilität, die auf der Trogvorderseite auch ausgelöst werden
kann, so dass mit einzelnen Gewittern bis in den markanten Bereich hinein zu
rechnen ist, wobei hierfür vor allem der Starkregen maßgeblich ist. Die
Temperatur erreicht am Sonntag nur noch punktuell 20 Grad, im Süden und Osten
vor Frontdurchgang, im Nordwesten am Nachmittag, sonst sind es meist 15 bis 19,
bei Dauerregen sind noch geringere Höchstwerte vorstellbar. Bei
Kaltfrontdurchgang im recht kräftigen Gradienten an der Süd- bis Südwestflanke
des Tiefs, muss mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Trog ins zentrale Deutschland, ein
Drehzentrum kommt über Jütland (GME) oder Südnorwegen (Cosmo-EU) zu liegen. Das
Bodentief erreicht über dem Baltikum unter 995 hPa. Damit liegt Deutschland in
der Nacht inmitten des Troges in einer für die Jahreszeit recht flotten
nordwestlichen Bodenströmung, mit der kühle Meeresluft (850 hPa um 5 Grad) nach
Deutschland fließt. Für Windböen wird es allerdings kaum reichen, allenfalls an
der Ostsee. Gewitter werden in der Nacht in fast allen Regionen noch simuliert,
nach Cosmo-EU auch mit markantem Starkregen. An den Alpen regnet es teils
länger. Nur ganz im Norden stabilisiert bodennah kühle Luft die Atmosphäre. Auch
außerhalb von Gewittern dürften in der Nacht die Wolken dominieren.


Montag ... ändert sich die Wetterlage kaum. Der Trog schwenkt nur noch minimal
ostwärts und liegt mit seiner Achse am Nachmittag über der Osthälfte. In der
Höhe liegt fast ganz Deutschland auf der kalten Seite der -20-Grad-Isotherme in
500 hPa. Im Bodendruckfeld liegen wir weiterhin in einer recht kräftigen, nach
Süden zu aber auffächernden Nordwestströmung. An den entsprechend exponierten
Küstenabschnitte muss demnach mit Windböen gerechnet werden. Die einfließende
Luftmasse ist bodennah auch recht kühl und demnach recht stabil geschichtet.
Dazu trägt auch von der Nordsee heranziehender Stratus bei. Dieser dürfte sich
im Tagesverlauf nördlich der ersten höheren Mittelgebirgsbarrieren nur sehr
zögernd auflockern. An letzteren kann es auch etwas Sprühregen geben. Weiter
nach Süden dürfte die Bewölkung deutlich aufgelockerter sein. Hier sorgt
kräftige Einstrahlung erneut für Labilisierung, so dass im Tagesverlauf wieder
jede Menge meist leichterer Schauer und Gewitter entstehen, was den Starkregen
angeht sind aber markante Warnungen sicher hier und da nötig, vor allem in den
Mittelgebirgen. Das Temperaturniveau bleibt mit 16 bis 21 Grad recht kühl.

Zum Anpfiff des Achtelfinales um 22 Uhr GZ sollte zwar tagesgangsbedingt die
Schauer- und Gewittertätigkeit schon nachgelassen haben, allerdings dürften bis
dahin auch die Temperaturwerte schon auf 15 bis 11 Grad abgesunken sein. Beim
"öffentlichen Rudelgucken" im Freien ist also eine Jacke obligatorisch.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen Strukturen werden von den externen Globalmodellen sehr ähnlich
modelliert. Allerdings lassen sowohl EZMW, GFS und NAVGEM das Tief, das ab
Sonntag aus der Welle entsteht und zum Baltikum zieht, sich wesentlich schwächer
entwickeln, bei GFS taucht nicht einmal eine 1000er-Isobare auf. Somit wäre auch
der Wind vor allem im Norden Deutschlands am Montag schwächer. Den recht
ergiebigen Regen sagen eigentlich alle Modelle recht einheitlich vor, auch das
Gebiet ist recht identisch. Bei den Mengen sind allerdings GFS und EZMW deutlich
zurückhaltender, an den Alpen nur GFS. Insgesamt sind die Hinweise auf Unwetter
aber schwach, eher markante Niederschlagsmengen scheinen wahrscheinlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann

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