SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.06.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Aus Westen wieder kräftige Gewitter, vor allem durch Starkregen und kleinem
Hagel. Sonntag im Süden Dauerregen, teils ergiebig möglich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir in einer zunehmend zonalen, von West nach Ost gerichteten
Höhenströmung, wobei dem nach Osten abziehenden Trog ein flacher Rücken folgt,
der für eine vorübergehende Wetterberuhigung sorgt. Die anfangs im Norden und
Osten auftretenden Schauer und Gewitter fallen
zusammen und es klart vielerorts auf, wobei sich besonders in den Regionen, wo
es tagsüber geregnet hat, einzelne Nebelfelder bilden können.
Das der antizyklonale Einfluss nur von kurzer Dauer ist, wird dadurch
dokumentiert, dass sich im Bodendruckfeld eine Tiefdruckrinne formiert, die -
ausgehend von einem Tief knapp westlich von Irland - bis in den Vorhersageraum
gerichtet ist.

Die Kaltfront dieses Tiefs verbleibt zwar noch relativ weit westlich, es lässt
sich im Vorfeld anhand niedertroposphärischer Windsprünge aber eine Konvergenz
ausmachen, die auf den Westen Deutschlands zusteuert. Zwar zeigt sich die
Konvergenz wettertechnisch zunächst inaktiv, gleichwohl dürften die ersten hohen
und mittelhohen Wolken in die westlichen Landesteile ziehen.

Freitag ... gelangt Deutschland auf die Vorderseite eines flachen, dafür
breiten Troges über dem nahen Ostatlantik, der knapp südlich von Irland ein
eigenständiges Höhentief aufweist. Mit der zunehmend auf Südwest drehenden
Höhenströmung ziehen mit dem Auge kaum auszumachende kurzwellige Anteile über
den Vorhersageraum ost-nordostwärts, die für ein gewisses Quantum an Hebung
sorgen, was anhand der numerischen Omegafelder aber zu erkennen ist.

Im Bodenniveau verbleiben wir in der relativ breiten Rinne, in der zur
Mittagszeit ein kleines Tief etwa über den Niederlanden integriert ist. Davon
ausgehend erreicht die angesprochene Konvergenz den Westen des Landes, während
die nachfolgende Kaltfront noch über Frankreich und Südostengland verbleibt. Die
Luftmasse wird vor allem im Norden und Westen zunehmend feuchter und auch
labiler. So steigen die PPW-Werte bis zum Nachmittag auf z.T. über 25 mm,
während die ML-CAPE-Werte meist unter 500 J/kg verbleiben.
Für Hebung ist ausreichend gesorgt (Höhenströmung, Konvergenz, Tagesgang), so
dass sich vielerorts Schauer und Gewitter entwickeln, die sich an der Konvergenz
möglicherweise sogar linienhaft organisieren. Aufgrund der synoptischen
Rahmenbedingungen sind markante Entwicklungen wahrscheinlich mit Starkregen,
kleinkörnigem Hagel und - trotz limitierter Höhenwinde - auch Sturmböen (bei
organisierter Konvektion). Hinsichtlich Starkregen sind lokale Unwetter nicht
ausgeschlossen.

Nach Süden und Osten zu gestaltet sich der Wetterablauf zunächst noch ruhig.
Zwar ziehen einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder durch, zeitweise scheint
aber auch die Sonne. Mangels Labilität kommt keine nennenswerte Konvektion in
Gang, einzig im Bergland können vereinzelte Zellen ausgelöst werden. Die
Temperatur steigt auf 20 bis 25 Grad, im Süden, wo die 850-hPa-Temperatur um
oder etwas über 10°C liegt, gebietsweise auch bis 26 oder 27°C.
In der Nacht zum Samstag zieht das flache Tief unter leichter Vertiefung nach
Jütland, gleichzeitig erreicht die Konvergenz den Osten und Nordosten und die
Kaltfront greift auf den Westen und Nordwesten über. Vor allem in der Nordhälfte
kommt es mit Schwerpunkt im Nordosten und Nordwesten zu Schauern und einzelnen
Gewittern, während es nach Süden wahrscheinlich relativ ruhig bleibt.


Samstag ... etabliert sich über der Nordsee ein neues Höhentief, während das
Tief bei Irland als KW-Trog zum Ärmelkanal schwenkt. Die südwestliche
Höhenströmung dreht bei uns noch etwas zurück, wobei weiterhin kurzwellige
Anteile nordostwärts gesteuert werden.
Die angesprochene Kaltfront verlagert sich über Norddeutschland nach Osten,
während sie über dem Süden Richtung Frankreich zurückhängt und fast parallel zur
Höhenströmung ins Schleifen kommt und zur Wellenbildung neigt. Aufgrund der
vergleichsweise schwachen thermischen Gegensätze ist es nicht ganz einfach, die
Kaltfront genau zu positionieren.

Die beteiligten Luftmassen sind bei weiter schwachen Luftdruckgegensätzen sowohl
prä- als auch postfrontal potenziell instabil geschichtet und da auch weiter für
Hebungsimpulse gesorgt ist, kommt es verbreitet zu schauerartigen Regenfällen,
bzw. Schauern und Gewittern, die meist im markanten Bereich anzusiedeln sind.
Bei PPW-Werten von z.T. über 25 mm, im Süden sogar um oder über 30 mm sind
örtliche Unwetter durch Starkregen aber nicht ausgeschlossen. Die Numerik
liefert zudem Hinweise auf Starkregen, wenn auch noch mit unterschiedlichen
regionalen Schwerpunkten.
Ein Schwerpunkt der Schauer und Gewitter verlagert sich tagsüber aber
wahrscheinlich über den Norden in den Osten und Nordosten und später sind aus
Südwesten im frontalen Bereich wieder vermehrt teilweise schauerartige, anfangs
gewittrige Regenfälle zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag liegt die Luftmassengrenze von Südwest nach Nordost
orientiert (etwa zur Lausitz) quer über Deutschland. An ihr wird die Bildung
einer Wellentiefs simuliert, welches von Baden-Württemberg aus über die Mitte
nach Nordosten ziehen soll. Dabei kommen von Südwesten her schauerartige, nach
Südosten zu teilweise auch von kräftigen Gewittern begleitete Regenfälle auf,
die später auch den Nordosten mit erfassen. Davon unbeeinflusst soll der
Nordwesten bleiben.
In diesem Zusammenhang sind bei Gewittern unwetterartige Erscheinungen vor allem
durch Starkregen möglich. Die Regenfälle mit Passage des Tiefs überschreiten den
deutschen Modellen zu Folge gebietsweise die Stark- bzw. Dauerregenkriterien.
Vor allem im Südwesten im Schwarzwaldstau geben auch die probabilistischen
Verfahren Signale für Stark- und Dauerregen.

Sonntag ... liegt das Höhentief weiter über der Nordsee, wobei der davon
ausgehende Trog über Frankreich nach Osten schwenkt, davor dreht die
Höhenströmung bei uns vorübergehend noch etwas auf mehr auf südliche Richtung
zurück, insgesamt kommt der Trog aber in unsere Richtung voran.
Die Luftmassengrenze liegt dabei zunächst noch über dem Südosten, kommt aber im
Tagesverlauf auf der Rückseite des nach Polen abziehenden Tiefs weiter bis zum
östlichen Alpenrand voran.
Die stärkste Hebung wird dabei vor der Trogspitze, knapp südlich Deutschlands,
über den Alpen simuliert, wo sie sich ostwärts verlagert.

Im Bereich des abziehenden Tiefs fällt anfangs im Osten noch gebietsweise
schauerartiger Regen, aber auch an der zurückhängenden Kaltfront regnet es
verbreitet, wobei im äußersten Südosten die instabile Warmluft noch nicht
verdrängt ist, so dass dort im Tagesverlauf nochmals teilweise kräftige Gewitter
ausgelöst werden können.

Auch im frontalen Bereich über dem Süden sind bei stabiler Schichtung noch
kräftige Regenfälle möglich, die Dauerregenschwellwerte (möglicherweise bis
Unwetter) überschreiten können.
Hebung durch kurzwellige Randtröge sorgt aber auch im Westen und Norden dafür,
dass sich das Wetter mitnichten beruhigt. Es werden in der etwas kühleren, aber
weiter instabilen Luftmassen Schauer und Gewitter ausgelöst, die durch lokalen
Starkregen und/oder stürmischen Böen oder Sturmböen in den markanten Bereich
gehen können.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren grundsätzlich zwar ähnlich, zeigen aber bei den an
kleinskaligere Strukturen gekoppelten Niederschlag teilweise große Unterschiede.
So lassen sich beispielsweise die Konvergenzen für den morgigen Freitag und die
Nacht zum Samstag noch nicht genau lokalisieren. Auch der Ablauf am Samstag und
Sonntag, wenn uns die wellende Luftmassengrenze nach Südosten überquert sind
noch mit einigen Fragezeichen versehen, die sich im Vorfeld auch nicht beheben
lassen.
Kräftige Gewitter sind aber im gesamten Kurzfristzeitraum einzukalkulieren und
ab der Nacht zum Sonntag der Dauerregen mit Unwettergefahr vor allem über dem
Süden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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