SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 281800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.06.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht von SW teils kräftige Regenfälle, im Süden anfangs noch Gewitter.
Am Sonntag Richtung Alpen Dauerregen, sonst Schauer und Gewitter, die auch am
Montag noch andauern.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines umfangreichen
Höhentroges, der mit leicht zurückhängender Horizontalachse von der Barentssee
über Norwegen und UK bis zur Iberischen Halbinsel reicht. Entsprechend liegen
wir unter einer südwestlichen Höhenströmung, in der kurzwellige Troganteile
nordostwärts ablaufen, die immer wieder für dynamische Hebungsimpulse sorgen. In
der kommenden Nacht schwenkt der Südteil des Troges nach Frankreich, wodurch die
Strömung bei uns etwas aufsteilt. Die Numerik signalisiert dabei das Übergreifen
eines Hebungsmaximums von Frankreich und Benelux her, das sich in der zweiten
Nachthälfte splittet. Ein Teil verlagert sich nach Nordosten, der andere entlang
der Alpen ostwärts. Beide Maxima wirken unterstützend auf das Geschehen in der
unteren Troposphäre respektive im Bodenniveau.

Dort sieht die Sache so aus, dass der Vorhersageraum innerhalb eines
großräumigen "Tiefdrucksumpfes" liegt, der mit mehreren Kernen gespickt ist
(u.a. Südskandinavien, Südengland). Für das Wettergeschehen vor Ort wird ein
flaches Wellentief relevant, das quasi entlang der diagonal über Deutschland
liegenden, thermisch zunächst nur mit schwacher Baroklinität ausgestatteten
Kaltfront von Frankreich her auf nordöstlicher Bahn über den Vorhersageraum
hinwegzieht. Nach dem neuesten Lauf von 12 UTC soll das Tief unter allmählicher
Intensivierung vom Saarland und der Pfalz über Hessen, den Harz und
Sachsen-Anhalt bis nach Vorpommern ziehen, wo es in den Frühstunden aufschlägt.

Schaut man sich die aus diesem Prozess resultierende Niederschlagsentwicklung
an, so kristallisieren sich zwei Schwerpunkte heraus. Der eine liegt weiter
nördlich quasi in der Peripherie des Wellentiefs, wobei der meiste Regen als
skaliger Regen bei relativ stabilen Verhältnissen auf der "kalten" Seite der
Luftmassengrenze fällt (Anacharakter), wo sich eine bedingte Gegenstromsituation
einstellt (niedertroposphärische N-NW-Strömung vs. südwestliche Höhenströmung
mit reversal point etwa bei 650 hPa). Nach den neusten Rechnungen sollen die
höchsten Regenmengen in einem relativ schmalen Streifen vom Hunsrück über
Nordhessen und den Harz bis nach Vorpommern auftreten (C-EU bit maximal 25 bis
35mm/12h, GME etwas weiter südlich mit bis zu 45mm/12 in Mittelhessen). Andere
Modelle, die zum Teil noch nicht aktualisiert sind, simulieren nicht so hohe
Mengen. Zwar können die Regenfälle schauerartig verstärkt sein, die
Wahrscheinlichkeit für eingelagerte Gewitter ist aber eher gering.

Das sieht beim zweiten Schwerpunkt schon etwas anders aus, der weiter südlich
positioniert ist. Einerseits ist er an die Kaltfront gekoppelt ist, die südlich
des Wellentiefs über Süddeutschland langsam ostwärts schwenkt, andererseits an
eine Gewitterzone oder -linie, die sich präfrontal knapp westlich der Schweiz
gebildet hat. Die Gewitter haben bereits den Südwesten des Landes erreicht, um
sich von dort ost-nordostwärts zu verlagern. Sie dürften bis in den markanten
Bereich gehen, wobei neben Starkregen auch kleinkörniger Hagel und Sturmböen
möglich sind.
Im Bereich der sich nähernden Kaltfront kommt es im Laufe der Nacht dann zu
schauerartigen Regenfällen mit eingelagerten Gewittern, die sich von der Schweiz
und Ostfrankreich auf BW und große Teile Bayerns (vor allem Westen und Norden)
ausbreiten. Besonders am Rande zur Warmluft weiter östlich und südöstlich sind
einzelne Gewitter wahrscheinlich (Stichwort Querzirkulation). C-EU rechnet die
höchsten Mengen zwischen Nordschwarzwald und Fränkischer Schweiz mit etwa 20 und
35mm/12h. Nach SO hin bleibt es zunächst noch weitgehend trocken, allerdings
haben sich in der sehr warmen Luft bevorzugt aus den Alpen heraus einzelne
Gewitter entwickelt, die mit Starkregen, kleinkörnigem Hagel und stürmischen
Böen einhergehen (markant) und aktuell ostwärts abziehen.
Mit Annäherung bzw. später dann auch Durchgang der KF frischt der Wind im SW
sowie in Teilen der Mitte vorübergehend stark böig auf, wobei er von südlichen
Richtungen auf West bis Nordwest springt. Besonders im Bergland muss dabei mit
Böen 8 bis 9 Bft, exponiert sogar bis 10 Bft (Feldberg im Schwarzwald) gerechnet
werden. In tiefen Lagen dürften Böen 7 Bft in der Vorhand sein, einzelne
stürmische Böen 8 Bft aber nicht ausgeschlossen.

Sonntag ... greift der Höhentrog unter leichter Amplifizierung auf den
Vorhersagebereich über, wobei seine Achse bis zum Abend aber noch leicht
westlich von uns verbleibt. Entsprechend bleibt auch die Höhenströmung zunächst
noch auf Südwest. Dabei findet man zunächst auch noch die beiden o.e.
Hebungsmaxima über dem Nordosten sowie in Alpennähe, bevor sich beide spätestens
am Nachmittag von der deutschen "Atmosphärenbühne" verabschieden.

Bevor es soweit ist, kommt es im Nordosten zunächst noch gebietsweise zu
Starkregenfällen (15 bis 30mm/6h), die an das sich weiter vertiefende Wellentief
(KRISTINA) gebunden sind. Es liegt um 12 UTC mit einem Kerndruck von etwas über
1000 hPa knapp östlich vom Oderhaff (GME). Die zugehörige Kaltfront hat bis
dahin Deutschland weitgehend ost-südostwärts überquert, einzig am Alpenrand
schleift sie zunächst noch, was durch die Bildung einer flachen Welle unweit des
Golfs von Genua forciert wird.
Tatsache ist, dass die weitgehend skaligen, punktuell aber schauerartig
verstärkten Regenfälle sich mehr und mehr in das südliche Bayern, bedingt auch
noch ins südliche BW verlagern. Durch die Winddrehung auf West bis Nordwest
kommt an den Alpen noch Stau dazu, der für eine Intensivierung des Regens sorgt.
Unter dem Strich sollen nach den jüngsten Simulationen von 12 UTC 20 bis 40,
punktuell um 50mm/24h zusammenkommen (C-EU). Am Nachmittag und Abend lassen die
Regenfälle allmählich nach bzw. ziehen nach Österreich ab, vor allem Richtung
Chiemgau und Berchtesgadener Land könnte es aber noch bis weit in die Nacht zum
Montag regnen. Ansonsten können nachfolgend noch ein paar Schauer auftreten.

Schauer ist übrigens auch das Stichwort für den großen Rest des Landes. Die
postfrontal einfließende kühle bis mäßig warme Luft (es handelt sich im Grunde
um erwärmte Meeresluft polaren Ursprungs) wird durch die Annäherung des
Höhentroges und der damit einhergehenden mitteltroposphärischen Abkühlung
zunehmend labilisiert, was schlussendlich in Schauer und örtliche Gewitter
mündet. Bei PPW-Werten um oder etwas über 20 mm, ML-CAPE-Werten meist unter 500
J/kg und einem zwar nicht übermäßig ausgestatteten, aber doch vorhandenen
Grundflow können die Gewitter sowohl von Starkregen, als auch kleinkörnigem
Hagel als auch Sturmböen 8 bis 9 Bft begleitet werden. Ein Minimum konvektiver
Prozesse deutet sich für den NW an (hinter der 2. KF, die eingeführt wurde), wo
die Gewitter evtl. "kalte" Füße bekommen könnten, sprich, durch die Zufuhr
niedertroposphärisch kühlerer Luft von der Nordsee her die Luftmasse etwas
stabilisiert wird.
Wie auch immer, die Temperatur erreicht Maxima zwischen 17 und 21°C, in der
Lausitz noch mal bis 23°C, bei Dauerregen im Süden zum Teil keine 15°C. Das o.e.
Windfeld verlagert sich im Laufe des Vormittags ostwärts, wobei besonders im
Bergland mit Sturmböen gerechnet werden muss.

In der Nacht zum Montag erreicht das Drehzentrum es Höhentroges Südskandinavien,
während die Trogachse den Westen des Vorhersageraums erfasst. Das Bodentief
zieht nord-nordostwärts in Richtung Finnland, wobei es sich noch weiter
vertiefen soll (nach C-EU auf unter 995 hPa). Vor allem in der Mitte und im
Süden kommt es noch zu Schauern und einzelnen Gewittern, vom östlichen Alpenrand
bis zum Bayerischen Wald auch zu länger andauerndem Regen. Nach Norden hin setzt
eine Stabilisierung der Luftmasse ein, so dass konvektive Prozesse zumindest im
Binnenland eher die Ausnahme sind. An der Küste allerdings könnte es einzelne
diabatisch getriggerte Schauer oder auch Gewitter reichen.

Montag ... schwenkt der Höhentrog in seinem Südteil relativ zügig ostwärts in
Richtung Balkan, während er nach Norden hin deutlich weniger Boden nach Osten
hin gutmacht. Deutschland befindet sich schlussendlich mitten im Trogbereich, in
dem sich in der einfließenden erwärmten Meeresluft polaren Ursprungs mit Hilfe
des Tagesgangs zahlreiche Schauer und Gewitter entwickeln, die bis in den
markanten Bereich gehen können.
Von Westen her setzt zwar leichter Druckanstieg ein, so dass es im
Bodendruckfeld nach leichtem Zwischenhocheinfluss aussieht, der aber durch den
überlagerten Trog konterkariert wird. Immerhin deutet sich für den Westen eine
etwas geringere konvektive Aktivität an, und auch die küstennahen Regionen
zeigen - anders als in der Nacht - diesbezüglich ein Minimum an.
Der nordwestliche Wind frischt vor allem an der See sowie in höheren Lagen
mitunter böig auf (7 Bft), in exponierten Gipfellagen mit stürmischen Böen 8
Bft. Die Höchstwerte liegen meist zwischen 17 und 22°C, an der See bei
auflandigem Wind etwas darunter.

Dienstag ... schwenkt der Trog nach Osten, wodurch die Höhenströmung zonalisiert
wird. Gleichzeitig steigt der Bodendruck, was sich in einer von UK bis zum
zentralen Mittelmeer reichenden Hochdruckzone widerspiegelt. Die deutsche
Modellkette simuliert nur am Alpenrand noch etwas Konvektion, lässt es ansonsten
trocken. Externe Modelle simulieren Trog und Konvektion nachhaltiger (auch im
Norden und in der Mitte Schauer).


Modellvergleich und -einschätzung
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Insbesondere die Niederschlagsverteilung wird von den Modellen unterschiedlich
behandelt, was es schwierig macht, im Vorfeld schon Stark-/Dauerregenwarnungen
herauszugeben. Vieles muss entsprechend mit Nowcasting abgearbeitet werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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