SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.06.2014 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit schauerartigen Regenfällen und teils kräftigen Gewittern, dabei
meist mäßig warm bis warm.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 02.07.2014


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Samstag befinden sich
Mitteleuropa respektive Deutschland vorderseitig eines recht breit konturierten,
dafür mit limitierter Amplitude ausgestatteten Höhentroges über Westeuropa.
Darin eingelagert ist ein kleines Höhentief, dessen Drehzentrum um 12 UTC über
Südengland positioniert ist, wo es gleichzeitig mit einem flachen Bodentief
(etwas unter 1010 hPa) korrespondiert. Es ist Bestandteil einer recht
großräumigen Tiefdruckzone, die sich vom mittleren Norwegen bis hinunter zum
westlichen Mittelmeer bzw. zur Iberischen Halbinsel erstreckt. Ausgehend vom
Tief über England erstreckt sich ein Frontensystem bis nach Deutschland mit
einer schleifenden, zur Wellenbildung neigenden Kaltfront, die langsam ostwärts
schwenkt, im Süden aber zurückhängt. Dahinter strömt (wegen der schwachen Winde
sollte man vielleicht eher sagen "sickert") erwärmte Meereskaltluft in große
Teile des Vorhersageraums (T850 etwa zwischen 6 und 10°C), während präfrontal
eine Portion mediterraner Warmluft in Teile Ost- und Südostdeutschlands gelangt
(um oder etwas über 10°C, im Südostzipfel Bayerns sogar bis zu 14°C).

Im weiteren Verlauf des Wochenendes schwenkt der Trog gemächlich ein Stück weit
nach Osten, während das integrierte Höhentief zur Nordsee zieht. Während sich
das "englische" Bodentief auffüllt und von der Bildfläche verschwindet, wird
über Dänemark ein neues Tief generiert (unter 1005 hPa), das am Montag 00 UTC
etwa bei Gotland liegen soll. Damit verlagern sich auch das Frontensystem bzw.
die wellende Kaltfront ostwärts, so dass ganz Deutschland von der postfrontalen
erwärmten Meereskaltluft "geflutet" wird (auch dieser Begriff mutet angesichts
der überschaubaren Strömungsverhältnisse martialisch an, aber man weiß, was
gemeint ist). Die 10°C-Isotherme in 850 hPa jedenfalls wird aus Deutschland
ost-südostwärts abgedrängt.

Zu Wochenbeginn verbleibt Deutschland rückseitig der Tiefdruckzone zwischen
Südschweden und dem Baltikum, während westlich von uns der Luftdruck etwas
steigt. Dabei etabliert sich ein schwacher Keil, der bis zu den Alpen gerichtet
ist. Zwischen diesem Keil und dem angesprochenen Tief wird mit
west-nordwestlicher Strömung ein Schwall etwas kühlerer Meeresluft polaren
Ursprungs (T850 unter 5°C) insbesondere in den Nordwesten advehiert. Das
Höhentief verlagert sich nach Dänemark/Südschweden, wo es sich zusehends
auffüllt. Gleichzeitig wird der großräumige Trog über Westeuropa durch von N
bzw. NW einlaufende Kurzwellentröge regeneriert, so dass Deutschland wieder
unter eine zyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung gelangt, die die
Fortdauer der wechselhaften Witterung garantiert.

Ein "knackiges" Szenario offeriert der heutige 00-UTC-Lauf des ECMF für den
erweiterten Mittelfristzeitraum in der zweiten Wochenhälfte. Von der Irminger
See her schwenkt ein markanter Höhentrog respektive ein Höhentief südostwärts
erst in Richtung UK (Freitag, 00 UTC), dann gen Südskandinavien (Samstag, 00
UTC). Dabei wird eine substanzielle Bodenzyklogenese in Gang gesetzt, die
schließlich in ein Sturmtief mündet, welches mit einem Kerndruck von etwas unter
990 hPa am Samstag 00 UTC etwa über dem Skagerrak zu finden ist. Eins zu eins
übersetzt hätte dieses Szenario einen Sommersturm insbesondere an der Nordsee
zur Folge, allerdings für einen Zeitpunkt, der noch sehr weit weg ist.

Abschließend sei noch die Bemerkung erlaubt, dass die geschilderte Entwicklung,
die für unseren Raum einen wechselhaften Wettercharakter garantiert, einen
Großteil des klassischen SIEBENSCHLÄFERzeitraums (Ende Juni/Anfang Juli)
abdeckt. Welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen (oder auch nicht), überlässt
der Verfasser der geneigten Leserschaft.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten Modellläufe des ECMF kann insgesamt als mittelmäßig
bezeichnet werden. Zunächst zeigen sich die Basisfelder wie Geopotenzial und
Bodendruck zu Beginn des kommenden Wochenendes noch kongruent ohne nennenswerte
Abweichung. Im weiteren Verlauf ist aber erkennbar, dass sowohl der heutige
00-UTC-Lauf als auch der gestrige 12-UTC-Lauf den Höhentrog und das Bodentief
rascher nach Osten vorankommen lassen als das im 00-UTC-Lauf von Dienstag der
Fall war. Die Folge wäre speziell nach Nordwesten hin, aber auch im Allgemeinen,
ein vor allem zu Wochenbeginn etwas niedrigeres Temperaturniveau.
Was daraus nicht folgt, wäre eine Änderung des insgesamt wechselhaften
Wettercharakters. So simuliert auch der aktuelle ECMF Lauf sowohl für das
Wochenende als auch für die erste Hälfte der kommenden Woche immer wieder teils
gewittrige Niederschläge, deren Intensität und räumliche Verteilung - man möchte
fast sagen naturgemäß - von Lauf zu Lauf anders gesetzt werden.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Sieht man einmal von den handelsüblichen, aber nicht signifikant ausfallenden
Unterschieden hinsichtlich Position und Timing der Druck- und Potenzialgebilde
ab, zeigen die einschlägig bekannten Globalmodelle eine ähnliche Entwicklung.
Bei GFS und GEM fällt auf, dass zur Mitte nächster Woche ein etwas
antizyklonaleres und geringfügig wärmeres Szenario angeboten wird.
Interessant ist die Tatsache, dass bei allen betrachteten Modellen (in diesem
Fall GME, GFS, GEM und UKMO) früher oder später der besagte Höhentrog/-tief
und/oder ein Bodentief im Bereich der Irminger See/Südgrönland auftauchen.
Allerdings bietet keines dieser Modelle eine so "krasse" Lösung wie das ECMF. So
bleibt z.B. bei GFS dieses Tief westlich von Island, wobei es schon früh (Di/Mi)
seinen Höhepunkt erreicht hat, um sich dann aufzufüllen. Bei GEM hingegen
erreicht das Tief bei Island seinen Höhepunkt, wo es sich auf unter 980 hPa
vertieft (Mi/Do), dabei aber quasistationär bleibt.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach (ECMF-EPS) zeigt einen relativ homogenen Verlauf,
in dem sich die Streuung in Grenzen hält. Bei Geopotenzial folgt einem Maximum
am Freitag eine dreitägige (flache) Talsohle, bevor danach wieder ein leichter
Anstieg erfolgt. Dieser ist aber nicht so zu verstehen, dass sich nachhaltig
antizyklonaler Einfluss durchsetzt, was an den täglich wiederkehrenden
Niederschlagspeaks erkennbar ist. Beim Temperaturverlauf in 850 hPa fällt auf,
dass der operationelle Lauf in der nächsten Woche den unteren Rand der
Kurvenschar markiert.
Trotz der vergleichsweise geringen Streuung bietet die Clusterung für den
Zeitraum T+120...168h vier verschiedene Cluster an (16, 16, 15, 4 Fälle). Bezogen
auf unseren Raum liegt der kleine Unterschied darin, dass CL 1 und 3 den
Höhentrog von Westen her durchschwenken lassen, während CL 2 diesen westlich von
uns belassen und Deutschland unter einer südwestlichen Höhenströmung sehen. Das
"Außenseitercluster 4" hingegen signalisiert von Westen her das Übergreifen
eines flachen Höhenrückens.
Für den Zeitraum T+192...240h liegen gar fünf Cluster vor (17, 10, 9, 8, 7 Fälle),
von denen CL 4 dem operationellen Lauf am nächsten kommt. "Favoritencluster 1"
sieht Deutschland unter einer weitgehend zyklonal gekrümmten SW-Höhenströmung,
in der kurzwellige Anteile nordostwärts ablaufen. In CL 2 und 3 zieht das
Sturmtief nicht nach Südskandinavien sondern nach UK/Irland. Das Wettergeschehen
wäre bei uns dabei auch weitgehend zyklonal geprägt, während CL 5 uns nach
anfänglichem Trogeinfluss einen Höhenrücken mit kräftigem Bodenhochkeil zukommen
lässt.

Fazit: Die Mehrzahl der EPS-Prognosen deutet auf einen durchweg wechselhaften
Witterungscharakter hin, wenn auch die Details noch unsicher sind. Thermisch
betrachtet liegen wir meist im mäßig warmen bis warmen Niveau; es wird
wahrscheinlich weder richtig heiß noch richtig kühl.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Allein aus den geschilderten synoptischen Rahmenbedingungen lässt sich ableiten,
dass während des gesamten Mittelfristzeitraums immer mal wieder Gewitter
auftreten, die sowohl mit Starkregen, Hagel und/oder Sturmböen einhergehen
können. Dabei sind auch lokale Unwetter denkbar. Für eine überregionale
Unwetterlage dürfte es wahrscheinlich aber nicht reichen, weil die beteiligten
Luftmassen nicht über die nötige Energie verfügen. Die dafür eigentlich
benötigten subtropischen Luftmassen mit den entsprechenden pseudopotenziellen
Temperaturen verbleiben wahrscheinlich weitgehend südlich unseres Raumes. Die
Signale für signifikante Wettererscheinungen (z.B. Starkregen) seitens der
EPS-Prognosen (ECMF-EPS, COSMO-LEPS) jedenfalls fallen sehr bescheiden aus.
Am Sonntag ist nicht ganz ausgeschlossen, dass sich im äußersten Südosten (vor
allem zu den Alpen hin) eine Dauerregensituation aufgrund einer wellenden
Kaltfront einstellt.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS und einem "Schuss" deterministischer Modelle.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)