DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.06.2013 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht und morgen an der Küste noch Windböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland in einer nordwestlichen Höhenströmung am westlichen Rand
eines umfangreichen Trogsystems. Dieses reicht von Grönland bis Griechenland und hat
mehrere Höhentiefkerne, unter anderem einen über dem Skagerrak. Über dem Westen Europas
wölbt sich dagegen ein Keil auf, dessen Achse in etwa über der Irischen See liegt. Dieser
gewinnt zunehmend Einfluss auf unser Wetter. Über dem Süden und Osten Deutschlands liegt
aktuell noch die Okklusion eines Nordmeertiefs, an der ein Leetief über dem Oslofjord
entstanden ist. Diese Okklusion bringt vor allem im Süden Deutschlands noch Regen und
nachfolgend einige kräftige Schauer, die teils auch gewittrig ausfallen. Kaltluftadvektion
in tieferen Schichten sorgt aber zusammen mit dem Tagesgang für Stabilisierung, so dass
die Gewitter bald Geschichte sind und auch die Schauer weniger werden. Da aber der Wind
auf der Rückseite der Okklusion und auf der Ostflanke des mächtigen Azorenhoch auf
Nordwest dreht, setzt an den Alpen erst jetzt allmählich Stau ein, so dass sich dort die
bisher recht spärlichen Regenfälle vorübergehend intensivieren dürften. Ansonsten zieht
aber die Front recht zügig nach Südosten ab und macht einem Hochkeil Platz, der durch den
von Westen herannahenden Rücken gestützt wird. Zunehmende Wolkenauflockerungen sind die
Folge, so dass die kommende Nacht kühl wird. Abgesehen vom Süden und dem Küstengebiet
werden Tiefstwerte unter 10 Grad erwartet, in den Mittelgebirgen teils nur um 5 Grad, so
dass stellenweise Bodenfrost nicht ausgeschlossen ist. Schließlich ist die eingeflossene
Luftmasse recht frisch mit Werten in 850 hPa um 5 Grad im Süden und nur knapp über 0 Grad
im Nordosten. Durch den heute gefallenen Regen steht auch reichlich Feuchte zur Verfügung,
so dass in den Windschwachen Regionen des Südens bei längerem Aufklaren örtlich Nebel ein
Thema ist. Recht frisch weht der Wind dagegen noch im äußersten Norden, so dass
Nordfriesland und die Ostseeküste weiterhin vor Windböen bewarnt werden müssen.

Sonntag ... schiebt sich der o.e. Rücken weiter nach Mitteleuropa vor, seine Achse
erreicht im Laufe des Tages den Westen Deutschlands. Der äußerste Nordosten steht dagegen
noch leicht unter dem Einfluss des Höhentiefzentrums, das jetzt über Südschweden liegt. Im
übrigen Gebiet dominiert aber Absinken. Dadurch wird auch die WLA vorderseitig einer von
Nordwesten herannahenden Warmfront eines zum Nordmeer ziehenden Tiefs überkompensiert, so
dass diese sich in Norddeutschland allenfalls durch starke Bewölkung und ein paar Tropfen
Regen bemerkbar macht. Die herangeführte Warmluft sorgt dafür, dass die Temperatur in 850
hPa im Westen am Tagesende auf 7 bis 8 Grad ansteigt. Für die Höchsttemperaturen am
Sonntag bedeutet dies, dass vor allem im Westen zwischen Westmünsterland und Bodensee über
20 Grad erreicht werden. Bei längerem Sonnenschein im Südwesten sind bis 23 Grad drin.
Dagegen bleibt es in der Osthälfte bei meist bedecktem Himmel mit 16 bis 19 Grad noch
kühl.
Der Wind bleibt am Sonntag noch ein Thema. Vor allem an der Ostseeküste sind aufgrund der
Nähe zu dem mittlerweile nach Südschweden gezogenen Tief noch starke Windböen, in
exponierten Lagen an der Küste auch stürmische Böen möglich.
In der Nacht zum Montag verlagert sich das Frontensystem des Tiefs über dem Nordmeer
weiter ostwärts und die vorderseitige WLA sorgt im Norden für viele Wolken und zum Teil
auch für etwas Regen. In den südlichen Landesteilen ist es in der Nacht oft aufgelockert
oder klar und es können sich gebietsweise auch Nebelfelder bilden. Der Wind im Norden
schwächt sich deutlich ab, da sich das Tief über Südschweden allmählich auffüllt.

Montag ... schwenkt der Höhenkeil ostwärts durch und damit liegt Deutschland in einer
westlichen bis südwestlichen, schwach antizyklonal geprägten Höhenströmung. Allerdings
schwenkt schon in der zweiten Tageshälfte von Westen her ein kurzwelliger Trog heran, der
den Norden in der Nacht zum Dienstag ostwärts überquert. Vorderseitig des Höhentrogs
überquert das Frontensystem eines mittlerweile über dem Nordmeer angelangten Tiefs den
Norden Deutschlands. Damit verbunden ist ein Niederschlagsband, das vor allem den Norden
und die Mitte tangiert. Bei der Einschätzung der daran gekoppelten Niederschläge liegen
die Prognosen der Modelle aber noch etwas auseinander. Warnschwellen werden aber
sicherlich nicht überschritten. Allerdings kann es mit Passage der Kaltfront zu Schauern
und teilweise auch Gewittern kommen. Bei ppw-Werten von über 25 mm ist dann allerdings
auch Starkregen nicht ausgeschlossen. Auch nach Süden zu, wo die Kaltfront nicht
durchzieht, kann die Hebung des durchschwenkenden Troges am Abend und in der Nacht zum
Dienstag einzelne Schauer und Gewitter auslösen.
Ansonsten zeigt sich der Montag im Süden aber von der freundlichen Seite. Die Temperaturen
steigen aufgrund der Einstrahlung kräftig an. So können sie in der Südhälfte verbreitet
über 23 Grad steigen. Im Südwesten ist auch ein Sommertag mit Temperaturen über 25 Grad
möglich. Im Norden wird allerdings rückseitig der durchschwenkenden Kaltfront wieder
kühlere Luft herangeführt, so dass die Tageshöchstwerte im Norden und Nordwesten kaum die
20 Grad erreichen werden.

Dienstag ... liegt Deutschland im Bereich einer recht kräftigen westsüdwestlichen
Höhenströmung. In diese liegt strömungsparallel eingebettet noch die Kaltfront, die aber
allmählich an Wetterwirksamkeit verliert, da keinen nennenswerten Hebungsantriebe aus der
Höhe mehr gegeben sind. Gleichwohl tritt sie aber als Luftmassengrenze noch deutlich in
Erscheinung. So werden im 850-hPa-Nievau in Südschleswig nur 3 Grad erreicht, am Alpenrand
dagegen 13 Grad. Dementsprechend groß ist auch der Unterschied bei den erwarteten
Höchstwerten, die zwischen 16 Grad in Flensburg und 27 Grad in Freiburg liegen. Das Wetter
gestaltet sich dabei wechselnd wolkig, wobei im Tagesgang vor allem im Süden und Osten
auch wieder einzelne Schauer und Gewitter auf dem Programm stehen, die aber sicherlich
nicht den Unwetterbereich erreichen sollten. Der Norden wird dagegen von einer neuen
Warmfront erreicht, die sich mit viel Bewölkung und im Tagesverlauf auch mit Regen
bemerkbar macht. Auch der Gradient nimmt an der Südostflanke eines nach England ziehenden
Tiefs wieder zu. Somit frischt der Wind wieder auf und kann an der Küste in Böen Stärke 7
erreichen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich Montag sind sich die Modelle bezüglich der synoptischen Basisfelder
weitgehend einig. Zum Dienstag ergeben sich aber deutliche Unterschiede. GFS ist mit dem
Übergreifen von Wolken und Niederschlag auf den Norden Deutschlands deutlich langsamer und
zurückhaltender. Noch etwas langsamer sind EZMW (00 UTC) und LFPW. Diese lassen die Front
dagegen viel weiter nach Süden ausgreifen, so dass sie weniger nur den Norden streift,
sondern vielmehr ganz Deutschland von Westen her überqueren soll. Weiteres
Unsicherheitspotenzial besteht bezüglich der Niederschläge an den Alpen. Sowohl bei der
Menge als auch bei der Andauer des Regens gibt es immer noch Unterschiede zwischen den
Modellen. Allerdings werden wohl keine Warnschwellen mehr überschritten, so dass die
Warnungen auslaufen können.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann

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