DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.06.2013 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu WW (Winkel West) sommerlicher Prägung

Heute "Ruhe im Karton", nur an der Ostsee einige 7er-Böen.
Morgen im Norden und Westen mit Annäherung einer Kaltfront einzelne Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt unter einer nordwestlichen Höhenströmung, die zwischen einem
Rücken über Westeuropa und einem Langwellentrog, der vom Europäischen Nordmeer über das
östliche Mitteleuropa bis zur Balkanhalbinsel reicht, verläuft. Eingelagert in den Trog
ist ein abgeschlossenes Höhentief über Südschweden, das mit einem Bodentief korreliert und
seine Position im Laufe des Tages nur marginal nach Osten verlagert. Der Höhenrücken kommt
ebenfalls nur wenig ostwärts voran und wird dabei in seinem Nordteil von einem aus dem
Raum Island ost-südostwärts schwenkenden Trog langsam angebaut. Trotzdem reicht seine
Wirkung noch aus, in großen Teilen des Landes Absinken zu induzieren und für einen summa
summarum ruhigen Sonntag zu sorgen.

Das wird auch deutlich, wenn man auf die Bodendruckverteilung schaut. Die zeigt einen bis
zum östlichen Mitteleuropa reichenden Keil des nach wie vor über dem Ostatlantik liegenden
Hochdruckgebietes. An den Alpen befinden sich aktuell noch Reste der Kaltfront, die
gestern unseren Raum passiert hat. Ihre Wirkung beschränkt sich auf dichte Wolken und
örtlich etwas Regen mit Tendenz zur Wetterbesserung im Tagesverlauf.
Darüber hinaus nähert sich auf der Nordflanke des Hochkeils von Westen her die Warmfront
eines Tiefs, das südlich an Island vorbei langsam ostwärts zieht. Die Front bringt
zunächst nur tiefe Bewölkung in den Westen und Nordwesten, weil die vorhandene WLA durch
den Höhenrücken überkompensiert wird. Das ändert sich mit Verlagerung nach Osten, wenn die
Warmfront sozusagen die Höhenkeilachse überlaufen hat und beginnt, mit dem Höhentief über
Südschweden zu interagieren. Noch im Laufe des Vormittags setzt in Schleswig-Holstein von
der Nordsee her leichter Regen oder Sprühregen ein, der sich bis nach
Mecklenburg-Vorpommern ausbreitet. Die Mengen halten sich aber soweit in Grenzen, dass
zwar ein grauer und trister Sonntag, aber keine warntechnischen Arbeiten auf der Agenda
stehen.

Das sieht beim Wind geringfügig anders aus. Am Rande des sich nur langsam auffüllenden
Tiefs über Südschweden frischt der westliche Wind im äußersten Norden und Nordosten
mitunter auf, wobei an der Ostsee Böen 7 Bft, auf Rügen vielleicht auch mal ein 8 Bft
auftreten. Die Tageshöchsttemperatur reicht von 15°C in Teilen Norddeutschlands bis zu
23°C Grad mit Sonnenunterstützung in Südwestdeutschland.

In der Nacht zum Montag ändert sich nicht viel an der Gesamtsituation. Im Norden und
Nordosten fällt im Warmsektor bzw. an und vor der noch etwas nach Osten vorankommenden
Warmfront gebietsweise meist leichter Regen oder Sprühregen. Der Wind lässt angesichts des
etwas auffächernden Gradienten nach.
Im Süden klart es vielerorts auf, stellenweise bildet sich Nebel. Außerdem geht die
Temperatur dort verbreitet in den einstelligen Bereich bis zu 7°C zurück, während die
Nacht im Norden unter den Wolken mit 10 bis 14°C deutlich milder wird als die vergangene.


Montag... zieht das Höhentief entlang der schwedischen Ostküste allmählich nach Norden und
entfernt sich somit vom Vorhersageraum. Der inzwischen weiter abgeflachte Höhenrücken
schwenkt relativ zügig über Deutschland ost-nordostwärts, "gepusht" von einem
nachfolgenden Höhentrog, der gegen Abend von der Nordsee her den Nordwesten des Landes
erreicht. Bereits vorher dringt die Kaltfront des inzwischen im Seegebiet östlich von
Island angelangten Tiefs nach Nordwestdeutschland ein, wobei die Front nach Süden hin
mangels Schubkomponente deutlich zurückhängt.
Während rückseitig ein Schwall erwärmter Meereskaltluft subpolaren Ursprungs herangeführt
wird (T850 um oder etwas unter 5°C), beginnt die präfrontale Warmluft allmählich etwas zu
labilisieren. Bis in die mittleren Landesteile simuliert COSMO-EU eine Erhöhung der
ML-CAPE-Werte auf zum Teil über 250 J/kg, örtlich sogar auf über 500 J/kg. Auch wenn das
vielleicht etwas übertrieben ist, ist doch die Labilisierung nicht wegzudiskutieren.
Allerdings wird das Ganze zur Mitte und nach Osten hin durch etwas CIN gedeckelt, so dass
die Gewitterwahrscheinlichkeit dort eher als gering einzuschätzen ist. Dafür sprechen auch
die hohen Auslösetemperaturen von 25 bis knapp 30°C sowie die fehlenden dynamischen
Antriebe.
Im Norden und Nordwesten sieht es - bedingt durch die Frontannäherung - diesbezüglich
schon "günstiger" aus. Dort ist im Tagesverlauf eher mit der Auslöse von Schauern und
Gewittern zu rechnen. Bei PPWs um 25mm und moderater Zuggeschwindigkeit ist durchaus
Starkregen möglich, auch Windböen (oder stürmische Böen) und kleinkörniger Hagel sind
nicht ausgeschlossen. Das "U-Wort" sollte - trotz der Geschichte mit den Pferden vor der
Apotheke - allerdings noch nicht auftauchen, dazu mangelt es sowohl an Dynamik als auch an
"Treibstoff" in der beteiligten Luftmasse. Die Temperatur jedenfalls steigt auf 18 bis
24°C.

Nach Süden hin setzt zwar ebenfalls Druckfall ein, so dass sich der Bodenkeil etwas nach
Westen zurückzieht, einen substanziellen Einfluss auf die Wetterentwicklung hat das
allerdings kaum. Die eingeflossene Luftmasse erwärmt sich weiter, so dass die Temperatur
verbreitet auf 23 bis 27°C, am Hochrhein vielleicht sogar auf 28°C steigt. Dazu scheint
verbreitet die Sonne und lediglich unmittelbar an den Alpen, wo die Luftmasse etwas
feuchter und labiler ist, sind ein lokaler Schauer oder auch ein Gewitter nicht ganz
ausgeschlossen.

In der Nacht zum Dienstag kommt die Kaltfront noch etwas südostwärts bis zur Mitte voran.
Dabei kann es im Frontbereich sowie im unmittelbaren Vorfeld noch Schauer, anfangs auch
Gewitter geben. Tendenziell lässt die Gewitterneigung aber nach. Im äußersten Norden
schwenkt der Höhentrog durch, wobei es ebenfalls einzelne Schauer oder ein kurzes Gewitter
auftreten können.


Dienstag... trogt es über Westeuropa erneut aus, so dass wir unter eine südwestliche
Höhenströmung gelangen. Vom zentralen Mittelmeer bis zum östlichen Mitteleuropa baut sich
eine schwache Hochdruckzone auf (unter 1020 hPa), während sich der Keil des
ostatlantischen Hochs noch etwas zurückzieht. Von der Iberischen Halbinsel bis nach UK und
noch etwas darüber hinaus etabliert sich eine Tiefdruckrinne, in der zum Mittagstermin ein
Randtief über Irland mit eigenständigem Frontensystem zu finden ist, was am Mittwoch auch
für unser Wetter zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Zunächst mal ist es aber so, dass zwischen dem Hoch und der Rinne eine schwache südliche
Bodenströmung in Gang kommt, mit der die Luftmassengrenze als Warmfront wieder langsam
nach Norden transportiert wird. Ihre Wetterwirksamkeit hält sich nach Lesart der deutschen
Modellkette und GFS ziemlich in Grenzen, was den Niederschlag angeht. Offensichtlich fehlt
es an entsprechenden Antrieben aus der Höhe, wenngleich ECMF (von gestern 12 UTC) aber für
den Osten teilweise um 10mm/12h simuliert.
Fakt ist auf alle Fälle, dass die Luftmassengrenze labil geschichtete Warmluft im Süden
und in der Mitte von kühlerer Meeresluft im Norden trennt. So liegt die 850-hPa-Temperatur
im Küstenbereich bei 3°C, während es am Alpenrand 14°C sind. Projiziert auf das 2m-Niveau
bedeutet das etwa 17 oder 18°C an der deutsch-dänischen Grenze und bis zu 28°C im
äußersten Südwesten.

In der Warmluft, möglicherweise auch im Bereich der Warmfront entwickeln sich einzelne
Gewitter, die bei PPWs zwischen 20 und 25mm vor allem mit Starkregen verbunden sein
können.

In der Nacht zum Mittwoch nähern sich von Westen her das Frontensystem und der Höhentrog.
Dadurch kommt dynamische Hebung ins Spiel, die sich in z.T. kräftigen Regenfällen mit
eingelagerten Gewittern in den westlichen Landesteilen widerspiegelt. Ob dabei
Warnkriterien für Stark- oder Dauerregen gerissen werden, wie z.B. von der deutschen
Modellkette für Südwestdeutschland signalisiert wird, ist noch offen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder werden von den Modellen ähnlich gesehen. Somit steht die geschilderte
Entwicklung nicht in Frage. Allerdings gibt es hinsichtlich der Auswirkungen, vor allem
beim Parameter "Niederschlag", durchaus Unterschiede, die z.T. im Text schon angesprochen
wurden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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