SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.05.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
An allen Tagen Gefahr schwerer Gewitter in weiten Landesteilen. Unwetter vor
allem durch heftigen Starkregen, zum Teil auch durch größere Hagelansammlungen,
vereinzelt auch durch größeren Hagel oder Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland an der Vorderseite eines Höhentiefkomplexes, der
sich mit Zentren über der Iberischen Halbinsel und der Biskaya befindet. In der
hieraus resultierenden südlichen, durch einen sich nach Norden verlagernden
Kurzwellentrog leicht zyklonal deformierten Strömung gelangt Subtropikluft in
weite Teile Deutschlands.
Nach Osten und Norden hin wird dieser Trog durch ein blockierendes Hoch
flankiert. In den Norden und Nordosten Deutschlands strömt aus dem
korrespondierenden Bodenhoch trockene und stabil geschichtete Luft ein. Zwischen
beiden Luftmassen ergibt sich eine bodennahe Konvergenz, die frontogenetisch
wirkt. In deren Bereich waren die Voraussetzungen für eine ausgewachsene
Schwergewitterlage gegeben, wenngleich der dynamische Antrieb (in Form der
trogvorderseitigen Hebung) zwar vorhanden, aber nur schwach ausgeprägt war. Das
war genau dort der Fall, wo die Labilität am höchsten ist. In dieser extrem
labilen Luftmasse (CAPE bis über 2000 J/kg, Gehalt an niederschlagbarem Wasser
bis annähernd 40 mm, Kondensationsniveau unterhalb von 850 hPa) ist es zur
Auslösung zahlreicher Gewitter gekommen, die häufig Unwettercharakter aufwiesen.
Teils wurden (vor allem durch heftige Starkregen) extreme Unwetterwarnungen
erforderlich. Die heftigsten Entwicklungen traten in einem Bereich vom Westen
Deutschlands bis zu den östlichen Mittelgebirgen und den Ostalpen auf.
Aber auch abseits dieses breiten, mittels Unwettervorabinformation
gekennzeichneten Streifens traten einzelne Gewitter bis in den Unwetterbereich
hinein auf, allerdings war dies bei weitem nicht so häufig der Fall wie in dem
oben genannten Gebieten.
In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der über Süddeutschland liegende
Kurzwellentrog eher noch etwas nach Osten aus, ohne noch viel Dynamik zu bieten.
Da aber nach wie vor noch etwas Hebung geliefert wird, schwächt sich die
Konvektion nur sehr zögernd ab. Bis weit in die erste Nachthälfte hinein sind
dabei Unwetter durch heftigen Starkregen vorstellbar. Erst in der zweiten
Nachthälfte sollte die Unwettergefahr geringer werden.
Für den Südwesten und die alpennahen Gebiete zeichnet sich infolge der
Überströmung der Alpen eine leichte Austrocknung ab. Zudem ist dort keine
bodennahe Konvergenz gegeben, so dass dort die hochreichende Konvektion als
erstes zusammenbrechen dürfte.

Mittwoch ... verlagert sich der Kurzwellentrog, der von dem Höhentiefkomplex
über Westeuropa ausgeht, nordwärts und überquert den Mittelgebirgsraum.
Hierdurch verschiebt sich der Bereich maximaler Labilität und der bodennahen
Konvergenz, ohne wesentliche Intensitätsänderung, etwas nach Norden und
erstreckt sich dann vom Emsland über die nördlichen Mittelgebirge hinweg in den
östlichen Mittelgebirgsraum. In diesen Gebieten entwickeln sich erneut Gewitter
bis hin zum Unwetter, auch extreme Ereignisse sind nicht auszuschließen.
Unwettergefahr besteht in erster Linie durch heftigen Starkregen, ferner auch
durch Hagel und Sturmböen.
Südwestlich davon ergibt sich infolge einer leicht antizyklonalen Strömung kein
Hebungsantrieb mehr; zudem gelangt in diese Gebiete ein wenig stabilere Luft.
Mit einzelnen Gewittern, die vor allem mit Hilfe der Orografie ausgelöst werden,
muss auch in diesen Gebieten gerechnet werden, wobei die Unwettergefahr deutlich
geringer ist als in dem vom Emsland zu den östlichen Mittelgebirgen gerichteten
Streifen.
Im Nordosten und ganz im Norden hält sich der Einfluss des über Nordeuropa
liegenden Bodenhochs. Bedingt durch eine Trogbildung über Nordwestsibirien
weicht dieses Hoch etwas nach Südwesten zurück, so dass der Zustrom trockener
und stabil geschichteter Luft schwächer wird. In diesen Gebieten ist die Gefahr
von Gewittern am geringsten.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 26 bis 32 Grad, wobei es im
Nordostdeutschen Tiefland am wärmsten wird. An der Küste und im Bergland sind 19
bis 25 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der o.g. Kurzwellentrog weiter nach
Norden und wird dabei zugeschüttet. Danach bleibt die südliche und leicht
mäandrierende Strömung bestehen. Dabei kann erneut ein Kurzwellentrog von Süden
her auf Deutschland übergreifen. Hierdurch kann schauerartiger und zum Teil
gewittriger Regen auf den Südwesten Deutschlands übergreifen. Ob dieser zu
Unwettern führen kann, ist noch nicht sicher. In den anderen Gebieten sollte die
hochreichende Konvektion alsbald, und zwar rascher als in der vorherigen Nacht,
zum Erliegen kommen. Da das schwachgradientige Umfeld bestehen bleibt, kann sich
dort, wo es zuvor längere Zeit geregnet hat, Nebel bilden.

Donnerstag ... verschiebt sich das gesamte Zirkulationsmuster ein wenig nach
Westen, was durch die Verlagerung des Höhentiefkomplexes auf den nahen
Ostatlantik bedingt ist. Dieser Prozess geht mit einem leichten
Geopotentialgewinn einher, wenngleich die schwache südliche und leicht
mäandrierende Strömung bestehen bleibt. Daher ändert sich am oben beschriebenen
Zustand nur wenig. Von der Nordsee über den zentralen Mittelgebirgsraum hinweg
bis zum östlichen Alpenrand bleibt die Schichtung hochgradig labil, wobei sich
im Tagesverlauf erneut Gewitter bis hin zum Unwetter entwickeln können.
Unwettergefahr besteht im Wesentlichen durch heftigen Starkregen, weniger durch
größeren Hagel. Gegenüber den Vortagen werden die dynamischen Antriebe eher
geringer.
Der Nordosten wird von diesen Gewittern verschont. Das Bodenhoch, das sich
allmählich nach Fennoskandien verlagert, lenkt in diese Gebiete ein wenig
trockenere Luft. Die Schichtung ist dort zwar ebenfalls labil, aber in Bodennähe
einfließende trockenere Luft sollte in diesen Gebieten konvektive Umlagerungen
weitgehend unterbinden. Zudem frischt ganz im Nordosten der Wind etwas auf, aber
für warnrelevante Böen sollte es, falls überhaupt, nur an einigen Abschnitten
der Ostseeküste reichen. Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber dem
Vortag nur unwesentlich.
In der Nacht zum Freitag schwenkt ein weiterer, in der südlichen Strömung
eingelagerter Kurzwellentrog über die Westalpen hinweg nordwärts. Dieser lässt
die Konvektion im Süden und Westen Deutschlands erneut aufleben. Da die
Schichtung nicht mehr so labil ist wie bisher, sollte es sich dabei im
Wesentlichen um Starkregen mit eingelagerten Gewittern handeln, wobei auch hier
unwetterartige Niederschlagssummen nicht auszuschließen sind.
In den anderen Gebieten dürfte die Konvektion alsbald in sich zusammenfallen.
Im Nordosten hält sich trockenere Luft, so dass es dort gebietsweise aufklaren
kann.
Da die Lage ausgesprochen schwachgradientig bleibt, muss dort, wo es zuvor viel
geregnet hat mit der Bildung flacher Nebelfelder gerechnet werden.

Freitag ... schwenkt der "neue" Kurzwellentrog nordwärts und erreicht den Süden
Deutschlands. Vorderseitig kommt wieder mehr Hebung ins Spiel, was sich zu einem
erneuten Höhepunkt der nunmehr schon seit vielen Tagen andauernden Gewitterlage
entwickeln könnte. In einem breiten Streifen vom Niederrhein und dem südlichen
Emsland über den nördlichen und zentralen Mittelgebirgsraum hinweg bis nach
Niederbayern und zum Westerzgebirge sind die Voraussetzungen für hochreichende
und unwetterträchtige Konvektion am günstigsten. Wenngleich CAPE nicht mehr ganz
so hoch ist wie bisher und maximal noch zwischen 1000 und 1500 J/kg liegt, so
erreicht der Gehalt an niederschlagbarem Wasser in diesem Bereich zum Teil mehr
als 40 mm. Zudem dürfte im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne sich eine
Feuchtekonvergenz ausbilden. In diesen Regionen sind Gewitter bis hin zum
Unwetter am wahrscheinlichsten.
Nach Südwesten hin ist die Schichtung weniger labil; zudem gelangt die Trogachse
über diese Gebiete, so dass der Hebungsantrieb zur tagesgangsbedingt aktivsten
Zeit geringer wird. Folglich sind konvektive Umlagerungen in diesen Gebieten
weniger wahrscheinlich als in dem breiten Streifen nördlich davon. Hochreichende
Konvektion dürft jedoch mit Hilfe der Orografie ausgelöst werden können, wobei
Unwetter, vor allem durch heftigen Starkregen, auch dort nicht auszuschließen
sind.
Im Nordosten Deutschlands lässt der antizyklonale Einfluss nach. Das Hoch über
Osteuropa zieht zur Ukraine ab, lässt aber einen Keil zurück, der über
Südskandinavien hinweg nach Nordwesten gerichtet ist und die Verbindung zu einem
Hoch nordwestlich von Island darstellt. Somit wird der Zustrom trockenerer Luft
in diesen Gebieten schwächer, kommt aber nicht vollends zum Erliegen. Dennoch
dürfte vor allem nordöstlich der Elbe das Absinken andauern, so dass dort
längere sonnige Abschnitte zu erwarten sind. Dies dürfte die Konvektion noch
weitgehend unterbinden, wenngleich auch in diesen Gebieten die Gewitterneigung
etwas zunimmt. Von Unwettern sollten allerdings diese Regionen verschont
bleiben. Eher unwahrscheinlich sind Gewitter allenfalls im nördlichen
Schleswig-Holstein sowie in Ostseenähe.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen im Norden und Nordosten noch einmal 26 bis
32 Grad, wobei es in Brandenburg am wärmsten wird. In den anderen Gebieten wird
es mit 20 bis 25 Grad nicht mehr so warm wie bisher. Im höheren Bergland sowie
bei auflandigem Wind an der See werden kaum mehr als 18 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Hinsichtlich der Ergebnisse der hoch auflösenden Modelle ergeben sich jedoch
Differenzen. Einigkeit besteht darin, dass sich der Bereich mit der höchsten
Unwetterwahrscheinlichkeit etwas nach Norden und Nordosten verlagert, die Region
in Ostseenähe hiervon ausgenommen bleibt und auch im Westen und Südwesten
unwetterträchtige konvektive Umlagerungen eher weniger wahrscheinlich werden.
Tendenziell sollte aber auch in dem Streifen, in welchem die Labilität am
höchsten ist, die Gefahr von Unwettern oder gar extremen Entwicklungen nicht
mehr ganz so hoch sein wie heute.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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