SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.09.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunehmend windig. An den Küsten und im Bergland stürmische Böen oder Sturmböen,
im norddeutschen Binnenland steife Böen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... schiebt sich - nachdem der Cut-Off-Prozess des vor allem in der
vergangenen Nacht wetterwirksamen Troges vollzogen ist - von Westen her ein
recht markanter Höhenrücken bis in die Mitte Deutschlands. Dieser wird gestützt
durch kräftige WLA an der Südostflanke der kräftigen Frontalzone über dem
Nordatlantik, die sich im Laufe der Nacht ostwärts, Richtung Skandinavien,
ausweitet und den Höhenrücken wiederum ein wenig nach Süden abdrängt. Im Laufe
der zweiten Nachthälfte überquert ein in die Frontalzone eingebetteter Höhentrog
die Norwegische See bzw. die Nordsee und greift auf Skandinavien über. Im Zuge
dieses Prozesses dreht die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet auf
Westnordwest, die Trogpassage ist dabei vor allem über Norddeutschland mit einer
kräftigen Zunahme der Höhenwinde verbunden.
Die signifikantesten Hebungsprozesse spielen sich dabei allerdings nördlich des
Vorhersagegebietes ab.
Im Bodenfeld ist aktuell noch immer die von Nordost nach Südwest quer über
Deutschland hinweg verlaufende und wellende Kaltfront erkennbar, die aber mit
Annäherung des Rückens zunehmend an Wetteraktivität verliert und nach Osten
abgedrängt wird, so dass die letzten Schauer im Südwesten sich im Laufe des
Abend auflösen. Vor allem über Süddeutschland steigt der Luftdruck vorderseitig
sich dorthin verlagernden Höhenrückens sogar noch etwas an, der Schwerpunkt des
Hochs befindet sich mit über 1030 hPa in den Frühstunden über dem südlichen
Alpenraum.
In der Nordhälfte setzt dagegen bereits aktuell auf der Vorderseite eines vom
Seegebiet nordwestlich Schottlands zur südlichen Norwegischen See ziehenden
Sturmtiefs Druckfall ein. Somit verschärft sich der Gradient und der Wind
frischt im Norden weiter auf. An den Küsten von zunächst Nord-, später auch
Ostsee gibt es steife Böen (Bft. 7) aus West bis Südwest, an der Nordsee später
auch stürmische Böen (Bft. 8). Auch auf dem Brocken muss im Laufe der Nacht mit
stürmischen Böen gerechnet werden. Die Warmfront des Tiefs greift im Laufe der
Nacht auf den Norden und Westen des Landes über. Die Kaltfront erreicht in der
Früh den äußersten Nordwesten. Mangels Hebung erweist sich das Frontensystem als
wenig wetteraktiv. Lediglich im Nordseeumfeld werden leichte Niederschläge
simuliert.
Während der Norden und Westen von dichten Wolkenfeldern überquert werden, bleibt
es im Süden und Südosten teils gering bewölkt oder klar. Vor allem entlang und
südlich der Donau, aber auch am Main in Unterfranken simuliert MOS hohe
Nebelwahrscheinlichkeiten.

Mittwoch ... verlagert sich der Trog über Skandinavien allmählich weiter
nordostwärts. Gestützt durch WLA auf der Vorderseite eines weiteren langwelligen
Höhentroges über dem nahen Ostatlantik wölbt sich über den Britischen Inseln ein
Höhenrücken nach Norden auf und kommt bis zum Abend zur Nordsee voran. Auch der
zum Alpenraum gerichtete Höhenrücken kann sich noch etwas verstärken.
Er stützt nach wie vor ein Bodenhoch über dem Alpenraum und Süddeutschland. Die
Warmfront des bis zum Abend zur Haltenbank ziehenden Tiefs kommt im Tagesverlauf
bis in die mittleren Landesteile Deutschlands voran, die Kaltfront gerät über
der Nordhälfte mangels Schubkomponente ins Schleifen und geht über in die
Warmfront eines mit dem Ostatlantik korrespondierenden Sturmtiefs nordwestlich
von Schottland. Dazwischen tut sich ein breiter Warmsektor auf, die Temperaturen
steigen in 850 hPa im Westen bis zum Abend auf etwa 13 Grad.
Niederschläge werden im Frontbereich nach wie vor so gut wie keine simuliert.
Der Druckgradient bleibt zunächst noch scharf ausgeprägt. Mit der im Tagesgang
besseren turbulenten Durchmischung kann es auch im norddeutschen Binnenland
steife Böen aus westlichen Richtungen geben. An den Küsten gibt es stürmische
Böen, exponiert, genauso wie auf den Gipfeln einiger Mittelgebirge, auch
Sturmböen. Eventuell ist auf dem Brockenplateau auch mal eine schwere Sturmböe
möglich. Nachmittags und abends fächert der Gradient über Norddeutschland etwas
auf und der Wind nimmt zögernd ab.
Während es im Norden eher bewölkt bleibt, scheint in der Mitte und vor allem im
Süden vielerorts die Sonne. Lediglich in Teilen Bayerns, insbesondere an der
Donau, kann es etwas dauern, bis sich der Nebel aufgelöst hat. Es wird in gut
durchmischter Biskayaluft spätsommerlich warm mit Höchstwerten zwischen 18 und
22 Grad im Norden und 20 bis 25 Grad sonst. Lediglich dort, wo sich der Nebel
länger hält, bleibt es kühler.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der Höhenrücken über der Nordsee weiter
ostwärts, morgens befindet sich dessen Achse über der Osthälfte Deutschlands.
Dahinter dreht die Höhenströmung auf Westsüdwest, wobei der breit angelegte
nordostatlantische Langwellentrog sich allmählich zu den Britischen Inseln bzw.
zur nördlichen Nordsee ausweitet.
Im Bodenfeld überquert die Warmfront des ins Seegebiet nördlich Schottlands
ziehenden Sturmtiefs Norddeutschland, die Kaltfront erreicht in der Früh die
mittlere Nordsee. Auch mit Warmfrontpassage werden so gut wie keine
Niederschläge simuliert, lediglich an den Küsten simulieren einige Modelle
(ICON-Nest Nord- und Ostsee sowie auch an Oder und Neiße, COSMO-EU nur
Nordfriesland) geringe Mengen.
Nach vorübergehender Auffächerung verschärft sich der Druckgradient im Laufe der
zweiten Nachthälfte wieder. Zunächst gibt es auch an den Küsten lediglich steife
Böen, später ist im Nordseeumfeld mit Winddrehung auf Südwest wieder mit
stürmischen Böen zu rechnen, das gleiche gilt für die Gipfel einiger
Mittelgebirge, insbesondere des Brockens.
In der Nordhälfte wird die Nebelbildung durch die dichten Wolkenfelder wieder
unterbunden. Vor allem im Südosten, in Teilen Bayerns, kann sich aber wieder
gebietsweise dichter Nebel bilden, wobei MOS geringe Wahrscheinlichkeiten dafür
simuliert als in der Vornacht.

Donnerstag ... verlagert sich das Drehzentrum des Nordostatlantiktroges ins
Seegebiet östlich von Island, ausgehend davon, greift an Randtrog auf
Skandinavien über. Dadurch kann sich die westsüdwestliche Höhenströmung vor
allem über der Nordsee, Ostsee und Norddeutschland weiter verschärfen.
Großartige Hebungsantriebe sind dabei aber keine auszumachen, da der gesamte
Bereich von KLA überlaufen wird. Am Südrand der Frontalzone gelangt allerdings
in breitem Strome niedertroposphärisch warme Biskayaluft vor allem in den Süden
und in die Mitte Deutschlands. Die Temperaturen in 850 hPa bewegen sich
weiterhin zwischen 9 und 13 Grad. Die Kaltfront des nach Mittelskandinavien
ziehenden Sturmtiefs kommt mangels Schubkomponente nur sehr zögernd nach
Südosten voran und erreicht erst am Abend das Nordseeküstengebiet. Im
unmittelbaren Frontbereich setzen schauerartige Regenfälle ein, die sich bis zum
Abend in etwa bis zu einer Linie Ostfriesland - Lübecker Bucht ausweiten. Dabei
werden von ICON-Nest und COSMO-EU in Schleswig-Holstein Mengen zwischen 5 und 15
mm in 12 Stunden simuliert, in Nordfriesland auch etwas mehr. GFS simuliert an
der dänischen Grenze um 15 mm in sechs Stunden.
Mit Frontannäherung setzt auch in Süddeutschland Druckfall ein, der Gradient
verschärft sich vor allem im Nordwesten weiter. Dabei treten an den Küsten
stürmische Böen aus Südwest auf, an der Nordsee auch Sturmböen, COSMO_EU hat in
exponierten Lagen (Helgoland) gar schwere Sturmböen in petto. Mit Frontpassage
dreht der Wind an der Nordsee auf West. In den Kamm- und Gipfellagen gibt es
ebenfalls Sturmböen, exponiert eventuell auch schwere Sturmböen. Im nord- und
nordwestdeutschen Binnenland kann es trotz recht stabiler Schichtung im
Warmsektor starke Windböen geben.
Im Nordwesten und Norden bleibt es meist stark bewölkt bei Höchstwerten von
zumeist knapp unter 20 Grad. Sonst steigen die Temperaturen auf Maximalwerte
zwischen 22 und 26 Grad, im Südwesten vielleicht auch knapp darüber.

In der Nacht zum Freitag verbleibt der Vorhersagebereich unterhalb der recht
glatt konturierten westsüdwestlichen Höhenströmung. Die Frontalzone weitet sich
noch etwas nach Süden aus, gleichzeitig fächert der Gradient aber ein wenig auf.
Markante, von oben gesteuerte dynamische Hebungsantriebe sind somit nicht
auszumachen, die Niederschläge im Bereich der Kaltfront resultieren
hauptsächlich aus nieder- maximal mitteltroposphärisch frontal generierten
Hebungsprozessen und fallen deshalb nicht sonderlich intensiv aus.
Das Bodentief zieht bis Freitagfrüh nach Lappland, die Kaltfront greift dabei
auf Norddeutschland über, zeichnet sich aber weiterhin durch eine nur sehr
langsame Verlagerungsgeschwindigkeit aus. Mit Frontpassage und noch knapp
dahinter werden schauerartige Regenfälle leichter Intensität simuliert, die sich
im Laufe der Nacht sogar noch abschwächen. Zwölfstündig werden dabei in etwa von
der Eifel bis nach Nordbrandenburg und weiter nördlich 1 bis knapp über 5 mm
simuliert, nach ICON-Nest nördlich der Eifel auch bis etwas über 10 mm.
Postfrontal ist die Luftmasse innerhalb der advehierten subpolaren
Meeresluftmasse nicht sonderlich labil geschichtet, so dass es höchstens im
Nordseeumfeld für einzelne Schauer reicht.
Der Druckgradient fächert mit dem Vorankommen der Kaltfront nach Süden wieder
auf, da der Druckanstieg dahinter nur sehr moderat ausfällt und vorderseitig
kaum Druckfall auszumachen ist. Entsprechend schwächt sich der Wind im Laufe der
Nacht wieder etwas ab. Später gibt es lediglich an den Küsten und in einigen
Kammlagen der Mittelgebirge noch starke bis stürmische Böen aus West bis
Südwest.
Das dichtere frontale Gewölk kommt bis in die mittleren Landesteile voran, im
Süden bleibt es noch teils gering bewölkt. Vor allem im Süden Bayerns kann sich
somit wieder Nebel bilden.

Freitag ... ändert sich an der recht kräftigen und glatt konturierten
westsüdwestlichen Höhenströmung über Deutschland zunächst nur wenig. Erst zum
Abend hin nähert sich von Westen her das trogvorderseitige Hebungsgebiet eines
kurzwelligen Randtroges, der dann England erreicht.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront über der Mitte des Landes zunächst kaum nach
Süden voran. Nach wie vor werden im Frontbereich anhaltende Niederschläge,
allerdings nur mit leichter Intensität simuliert. Mengenmäßig reicht es in einem
mehr oder weniger breiten Streifen von Nordrhein-Westfalen über Hessen und
Sachsen-Anhalt bis nach Brandenburg für zwölfstündige Mengen zwischen 1 und 7 mm
(COSMO-EU) bzw. stellenweise (Harzstau) auch bis über 10 mm (ICON-Nest). GFS hat
etwas geringere Mengen auf der Karte bei ähnlicher räumlicher Verteilung.
Mit Annäherung des oben erwähnten Kurzwellentroges verwellt die Front im
Tagesverlauf über Nordfrankreich und es setzen dort intensivere Niederschläge
ein, die abends auch auf den äußersten Westen Deutschlands übergreifen.
Postfrontal gelangt nur mäßig labile subpolare Meeresluft nach Norddeutschland,
für einzelne Schauer, eventuell auch kurze Gewitter reicht es aber wohl nur über
der offenen See bzw. an den Küsten.
Windmäßig ändert sich nur wenig, vorderseitig der entstehenden Welle fächert der
Gradient über dem Vorhersagegebiet sogar noch ein wenig auf. An den Küsten gibt
es weiterhin steife Böen aus West bis Südwest, exponiert oder in Schauernähe
vielleicht auch mal eine stürmische Böe. Auch in den Kamm- und Gipfellagen
einiger Mittelgebirge kann es stürmische Böen, exponiert Sturmböen geben.
Während es im Frontbereich überwiegend stark bewölkt bis bedeckt bleibt, lockern
die Wolken weiter nördlich wieder auf. In der Südhälfte, etwa ab Mosel, Main und
Erzgebirgsvorland südwärts, scheint dagegen noch häufig die Sonne. Dort können
nochmals Höchstwerte zwischen 22 und 26 Grad erreicht werden. Aber auch weiter
nördlich bleibt es mit 17 bis 22 Grad noch immer mild bis mäßig warm.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle unterscheiden sich im Kurzfristbereich nur wenig voneinander,
prognoserelevant sind diese Differenzen kaum.
Die höchsten Wahrscheinlichkeiten für markante Böen (Bft. 8 bis 9) zeigen
ECMWF-EPS und COSMO-LEPS am Donnerstagnachmittag und in der ersten Nachthälfte
zum Freitag. COSMO-LEPS gibt sogar schwacher Signale für schwere Sturmböen (Bft.
10) über der offenen Nordsee.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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