SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.09.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wa (West antizyklonal), am Wochenende kurzzeitig auch mal Wz (West
zyklonal)

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... verbleibt Deutschland auf der Vorderseite eines breiten Höhentroges
über dem Ostatlantik unter einer relativ glattkonturierten südwestlichen
Höhenströmung. Noch am Vormittag läuft von der Irminger See her ein KW-Trog in
den breiten LW-Trog, so dass dieser sich etwas formiert - zunächst noch ohne
Wirkung für unseren Raum, wenn man mal davon absieht, dass die Höhenströmung
minimal zurückdreht.
So richtet sich unser Blick eher auf die untere Troposphäre respektive die
bodennahen Luftschichten, wo sich an der großräumige Druckverteilung gegenüber
gestern nicht allzu viel verändert hat. Tiefem Luftdruck über Nordeuropa steht
hoher Luftdruck über Südeuropa gegenüber, so einfach ist das. Das Haupttief,
Sturmtief WALPURGA, hat mittlerweile Lappland erreicht, von wo aus es langsam
gen Nordkap zieht. Weit genug weg, möchte man meinen, um den Einfluss auf unser
Wetter gering zu halten, was aber nur bedingt stimmt. Merklich wird die große
Entfernung vor allem bei der Windentwicklung sein, die heute deutlich schwächer
ausfällt als das gestern noch der Fall war. So fokussieren sich einige steife
Böen 7 Bft aus Südwesten im Wesentlichen auf die Küste, stürmische Böen 8 Bft
werden nur noch in einigen wenigen exponierten Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge (Brocken, Fichtelberg, Feldberg) hin und wieder erreicht.
Nachhaltiger ist der Einfluss der guten WALPURGA hingegen durch die zugehörige
Kaltfront, die den Norden und große Teile Westdeutschlands bereits überquert hat
und in den frühen Morgenstunden etwa von der Mosel bis in den Berliner Raum
verortet war. Diese Kaltfront kommt aufgrund ihrer strömungsparallelen
Exposition sowie einer im Tagesverlauf von Frankreich her nordostwärts an ihr
ablaufenden Welle nur wenig süd-südostwärts voran. So soll sie am Abend laut
ICON (Referenz ist die pseudopotenzielle Temperatur in 850 hPa) etwa vom
Saarland bis hinüber zum Erzgebirge verlaufen, was keinen wirklich großen Sprung
gegenüber jetzt darstellt.
Wie auch immer, die Kaltfront sorgt heute dafür, dass wir es grob gesprochen mit
drei verschiedenen Wetterzonen zu tun haben, die von Süd nach Nord wie folgt
aussehen.
Präfrontal fließt bei weiterhin leicht antizyklonalen Rahmenbedingungen noch mal
warme und ziemlich trockene Subtropikluft ein, die in großen Teilen Bayerns und
BWs (Ausnahme die nördlichen Landesteile) einen sonnigen und warmen, nur mit
wenigen Wolken versehenen letzten Septembertag bringt. Dabei steigt die
Temperatur auf 23 bis 27°C, lokal mit etwas Leewirkung (die Startwerte sind auch
hoch) vielleicht sogar 28°C.
Nördlich davon schließt sich nach einer schmalen Übergangszone das frontale
Geschehen an, das quasi große Teile des Mittelgebirgsraums überdeckt, im Osten
etwas bis BB reicht und im Laufe des Tages aus den genannten Gründen nur wenig
nach Süden vorankommt. Mit Annäherung der Welle bzw. in der Höhe ablaufender
sehr kurzwelliger Tröge(lchen) wird sich der momentan nur schwache
Regen/Nieselregen etwas intensivieren, die 10mm-Marke innert 12 Stunden dürfte
aber nur lokal knapp erreicht bzw. überschritten werden. Temperaturmäßig ist
dieser Bereich ungefähr zwischen 14 und 18°C, teils bis 20°C anzusiedeln.
Blieben als drittes noch der postfrontale Norden und Nordwesten, in den erwärmte
und nicht besonders labile Meereskaltluft aus subpolaren Breiten einströmt. Sie
sorgt zunächst für starke, später wechselnde Bewölkungsverhältnisse mit
Tageshöchstwerten zwischen 16 und 20°C. Die höchste Labilität ist über der
Nordsee sowie im äußersten Norden gegeben, wo etwas höhenkalte Luft (T500 unter
-20°C) ins Spiel kommt. Entsprechend ist dort die Schauerwahrscheinlichkeit am
höchsten und besonders über der Nordsee sind einzelne Gewitter nicht
ausgeschlossen, die nach Schleswig-Holstein reinziehen können. Dabei ist ein
kurzer Platzregen ebenso wenig ausgeschlossen wie eine steife bis stürmische
Böen 7-8 Bft.

In der Nacht zum Samstag zieht die besagte Welle nordostwärts ab, es folgt von
Frankreich her aber eine weitere. Sie sorgt für eine Verstärkung der Regenfälle
im SW, wo bis morgen früh stellenweise durchaus mal 10 bis 15 mm, lokal eng
begrenzt und staubedingt vielleicht auch etwas mehr zusammen kommen können.
Dabei werden nun auch Teile BWs und Frankens von dem Regen tangiert, der dort
zum Teil schauerartig verstärkt und möglicherweise sogar gewittrig ist, was von
einigen Modellen angedeutet wird. Nach Osten und Nordosten hingegen lässt der
Regen nach bzw. hört ganz auf.
Im SO, wo es noch längere Zeit gering bewölkt bleibt, kann sich örtlich Nebel
bilden. Auf der anderen Seite sind auch in der Nacht über der derzeit noch
vergleichsweise warmen Nordsee weitere konvektive Umlagerungen (Stichwort
diabatische Komponente) in Form von Schauern und kurzen Gewittern zu erwarten,
die in Richtung Schleswig-Holstein ziehen.

Samstag... rückt der o.e. Höhentrog dichter an das europäische Festland heran.
Zum Tagesende reicht seine Achse (ICON, 500 hPa) von Westfrankreich, den
Ärmelkanal und die Nordsee bis nach Südnorwegen. Bei uns dreht die südwestliche
Höhenströmung dadurch noch etwas zurück. In Bodennähe beschäftig uns weiterhin
die Kaltfront, an der sich die besagte zweite Welle noch etwas formiert bei
gleichzeitiger Verlagerung nach Nordosten. Letztlich nehmen die Front und das
von ihr bzw. der Welle verursachte, nach Südwesten hin zunehmend konvektiven
Charakter annehmende Regengebiet eine diagonal von SW nach NO orientierte
Position ein, wobei bis zum Abend innerhalb von 12 Stunden 1 bis 10 mm, lokal um
15 mm Regen fallen sollen.
Teile Bayerns (Osten und Süden) werden tagsüber noch nicht vom frontalen
Geschehen erfasst, so dass in der dort noch immer lagernden Warmluft bei leicht
föhniger Tendenz zumindest zeitweise die Sonne scheint (am längsten zwischen
Bayerischem Wald und östlichem Alpenrand) und die Temperatur auf 22 bis 25°C
steigt. Interessant ist dabei die Frage, ob sich an der Kaltfront sowie im
Übergangsbereich vom Regen weiter westlich zum heiteren Gebiet im SO Gewitter
bilden. Entsprechende Labilität ist in der Warmluft durchaus gegeben, ebenso
etwas CAPE sowie unmittelbar vor der Front auch recht hohe Low-Level-Scherung.
Fraglich ist, ob die Feuchtigkeit ausreichen wird, zeichnet sich doch die
Warmluft durch ein recht hohe Trockenheit aus. Sollte es zu Gewittern kommen,
ist durchaus die Gefahr stürmischer Böen oder gar Sturmböen gegeben, wird doch
der frontale Bereich von einem Low-Level-Jet überlagert, aus dem höhere
Windgeschwindigkeiten heruntergemischt werden können.
Nach NW hin bleibt es postfrontal bei wechselnder Bewölkung mit einzelnen
Schauern, die ab dem Abend mit Trogannäherung sowie dem Heranschwenken einer
weiteren Kaltfront von der Nordsee und Benelux her gewittrig ausfallen können.
Die erste Kaltfront bricht in der Nacht zum Sonntag bis zu den Alpen durch, so
dass sich der zugehörige Regen bis in den SO Bayerns verlagert.
Noch ein Wort zur Temperatur und zum Wind. Abgesehen vom SO Bayerns liegen die
Tageshöchstwerte zwischen 15 und 21°C, im Bergland und bei andauerndem Regen
etwas darunter. Der SW-Wind frischt besonders im Frontbereich sowie unmittelbar
davor mitunter böig auf und erreicht im höheren Bergland sowie bei möglichen
Gewittern sogar Stärke 8 Bft.

Sonntag... greift der Höhentrog auf Deutschland über, wobei die höhenkälteste
Luft den Norden und Westen erfasst. Dort ist mit der stärksten konvektiven
Aktivität in Form wiederholter Schauer und auch kurzer Gewitter zu rechnen.
Dabei können insbesondere an der Nordsee aufgrund der hohen Feuchteeintrags von
der See her sowie durch akkumulierte Schauer- und Gewitteraktivität durchaus mal
etwas höhere Regenmengen zusammenkommen, was vor allem von der deutschen
Modellkette propagiert wird. Auch Böen 7 Bft sind als begleitende
Konvektionsparameter wahrscheinlich.
Im SO, vornehmlich an den Alpen, im Vorland sowie in Teilen Niederbayerns und
der Oberpfalz kommt es zu Aufgleitprozessen ergo länger andauernden Regenfällen,
auch wenn die Front die Alpen bereits überquert hat. Zwischen diesem Regen und
der Konvektionszone im N und W stellt sich ein diagonal von SW nach NO
verlaufender Streifen ein (BW bis Vorpommern), in dem kompensatorisch eher wenig
passiert, sprich, sich hin und wieder sogar die Sonne zeigt und die
Schauerneigung gering ist. Die Tageshöchstwerte liegen zwischen 14 und 19°C, am
Oberrhein lokal mit etwas Glück 20°C, am Alpenrand bei Dauerregen nur wenig über
10°C. Abgesehen von Konvektionsböen frischt der aus westlichen Richtungen
kommende Wind vor allem in einigen Hochlagen böig auf (7-8 Bft).

Modellvergleich und -einschätzung
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Die beschriebene Entwicklung wird in ihren Grundfesten von den externen Modellen
bestätigt. Dass dabei trotzdem Differenzen hinsichtlich der erwarteten
Regenfälle (Intensität, räumliche Verteilung) auftreten, liegt in der Natur der
Sache. Diese sind aber nicht so groß, als dass daraus warnrelevante Folgen
entstehen könnten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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