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Thema des Tages

Unwetternachlese

Auch gestrigen Sonntag (29.05.) ist es wieder zu extremen Gewittern
und Niederschlägen gekommen. Insofern verlangt es die
Chronistenpflicht, hier einen kurzen Abriss der Ereignisse des
gestrigen Sonntags und der letzten Nacht zu geben.

Schon am Nachmittag hatten sich in einem Bereich vom westlichen
Alpenrand bis nach Schwaben einige sehr kräftige Gewitter gebildet,
die sich mit einer schwachen südlichen bis südwestlichen Strömung
nach Norden verlagerten (in der angehängten Grafik, die den Süden
Deutschlands zeigt, oben links zu sehen). Bereits zu diesem Zeitpunkt
kam es in einem Streifen von Ulm bis zum Wettersteingebirge zu
heftigem Starkregen, am Hohenpeissenberg wurden von 18 bis 19 Uhr
(alle Zeiten in MESZ) 53 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Im Laufe des Abends bildete sich eine Gewitterlinie aus, die von der
unteren Donau bis in den Norden Baden-Württembergs reichte (in der
Grafik oben rechts). Im Bereich dieser Gewitterlinie kam es zu teils
extremen Unwettern, die höchste im DWD-Messnetz in einer Stunde
registrierte Regenmenge wurde an der Station Hohenthann etwa 70 km
nordöstlich von München gemessen. Von 20 bis 21 Uhr MESZ fielen dort
65 Liter auf den Quadratmeter, im benachbarten Landshut-Reithof waren
es im gleichen Zeitraum noch 57 Liter.

Da sich zu diesem Zeitpunkt das Zentrum des für die heftigen
Gewitter- und Wettererscheinungen verantwortlichen steuernden Tiefs
ELVIRA über dem Südwesten Deutschlands befand, wurde die
Gewitterlinie entgegen dem Uhrzeigersinn nach Nordwesten gesteuert
(in der Grafik unten die Termine 00 und 03 Uhr). In den Regionen, die
sehr nahe am Drehzentrum lagen, ging die Verlagerung der Regenfälle
am zögerlichsten von statten (In der Grafik beim Vergleich zwischen
dem 21 Uhr und dem 00 Uhr Termin gut erkennbar). Dies ist durchaus
ungewöhnlich, denn in der Regel nimmt in einem Tief die
Windgeschwindigkeit (vorausgesetzt, man ist nicht zu nahe am
Druckzentrum) mit der Nähe zum Zentrum zu.

Wie dem auch sei - der Norden Baden-Württembergs und der Süden
Hessens waren am Ende am stärksten von den Unwettern betroffen. An
den Stationen Öhringen (Baden-Württemberg) und Birkenau (Hessen)
wurden jeweils 78 Liter Regen in den 12 Stunden bis heute Morgen um 6
Uhr gemessen. In Kirchberg-Herboldshausen an der Jagst
(Baden-Württemberg) sind im gleichen Zeitraum sogar 93 Liter Regen
gefallen. Auch im Messnetz unserer ehrenamtlichen Wetterbeobachter
wurden teils extreme Niederschläge registriert. So meldeten die
Beobachter an den Stationen Neustadt am Kocher und Gundelsheim, beide
bei Pforzheim (Baden-Württemberg) gelegen, 123,8 bzw. 122,1 Liter in
24 Stunden (!), wobei der größte Teil dieser Mengen am Abend und in
der Nacht gefallen sein dürfte.

Und wie geht es weiter? Nun, überstanden haben wir die Unwetterlage
noch nicht, allerdings ist heute voraussichtlich eher der Norden
dran. Vom Emsland bis nach Polen und Tschechien sind wieder
Unwettergewitter mit heftigem Starkregen, größerem Hagel und Sturm zu
erwarten. Am Dienstag wird es dann im Südwesten und Westen wohl
trocken bleiben, bevor am Mittwoch, mit Ausnahme der Küsten, wieder
allgemein mit mehr Niederschlägen und auch wieder verbreiteter mit
Gewittern zu rechnen ist, wobei das Unwetterpotential im Vergleich zu
gestern nicht mehr ganz so hoch sein sollte.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.05.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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