SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.05.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNFz Übergang zu TM

Mäßig warm mit Schauern und Gewittern. Gewitterneigung insgesamt, wie auch
Gefahr von Unwettern von Tag zu Tag ansteigend. Vor allem Starkregen und Hagel
möglich, in starken Zellen (Superzellen) aber auch Sturmböen möglich. Auch
abseits von Gewittern Starkregen bis Unwetter möglich, vor allem am Sonntag.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegen wir im Bereich geringer Luftdruckunterschiede, wobei sich von
Westen her eine Tiefdruckrinne mit eingelagerter Luftmassengrenze nach Süd- und
Westdeutschland vorarbeitet. In der mittleren Troposphäre liegen wir in einer
südwestlichen bis westlichen Strömung vorderseitig eines markanten Troges vor
dem europäischen Kontinent und an der Nordflanke eines Rückens über Südeuropa
und den Alpen. An der Luftmassengrenze hat sich, verstärkt durch einen
Kurzwellentrog, ein markantes Regengebiet mit Starkregen gebildet, das über die
Mitte Richtung Brandenburg und Sachsen zieht. Dabei ist anfangs gebietsweise
Starkregen möglich, wobei sich die Niederschläge im Tagesverlauf abschwächen und
nach Nordosten hin keine weiteren Warnungen erforderlich sein werden.

Südlich der Warmfront fließt von Südwesten her bodennah sehr feuchte und
insgesamt labile Luft ein, was sich schon aktuell in Gewittern über
Baden-Württemberg äußert. Zusätzlicher Feuchteeintrag liefert das abziehende
Regengebiet. Des Weiteren soll die Wolkendecke langsam auflockern. Mit der
Einstrahlung baut sich vor allem im Süden CAPE bis um 1000 J/kg auf, allerdings
wirkt sich ganz im Süden der Rücken dämpfend auf möglich Konvektion aus, auch
das Überströmen der Alpen trocknet die Luftmassen im äußersten Süden aus.

Ansonsten bilden sich über der Mitte und dem Süden im Tagesverlauf wieder teils
kräftige Gewitter mit Unwetterpotential, die sich nach Nordosten ausbreiten und
abends und in der ersten Nachthälfte den Osten überqueren. Vor allem Starkregen
und Hagel stehen warntechnisch im Vordergrund. Auch im Westen wird für den
Nachmittagsverlauf mit Auslösung von Gewittern gerechnet, allerdings liegen dort
die CAPE Werte nicht ganz so hoch wie im Süden. Ansatzweise sind in den Modellen
auch Signale für die Entwicklung von Superzellen zu finden. Entsprechend sind
auch unwetterartige Entwicklungen möglich.
Außen vor bleibt wohl (neben dem äußersten Süden) der Norden und Nordosten, wo
die kühlere und stabilere Luft wetterbestimmend bleibt.
In der Nacht zum Samstag beruhigt sich das Wetter nur vorübergehend. Bereits im
Laufe der Nacht greift von Südwesten her vornehmlich durch positive
Vorticityadvektion getriggerte Hebung über die wieder zur Auslösung von
schauerartigen Regenfällen mit Gewittern führt. Wo es mal für längere Zeit
auflockert bildet sich teils dichter Nebel.



Samstag... steilt sich der Langwellenrücken über dem östlichen Mitteleuropa auf
und der vom Ostatlantik-Höhentief zunächst südwärts weisende Trog schwenkt zur
Iberischen Halbinsel. Seine Achse liegt am Tagesende über Nordspanien und dem
westlichen Mittelmeer. Bei insgesamt abnehmender südwestlicher Höhenströmung
sind um 24 UTC die Isohypsen über Deutschland leicht antizyklonal gekrümmt.
Weiter wird durch schwache Kurzwellentröge ein gewisses, wenn auch nicht sehr
großes, Maß an Hebungsantrieb geliefert.

Im Bodendruckfeld wird Deutschland zyklonal bestimmt, wobei große Teile
Deutschlands von der feuchtwarmen Luft überflutet werden. Die CAPE Werte sind
mit verbreitet 1000 - 1500 J/kg noch etwas höher als heute. Die DLS ist im
Norden mit 10 - 15 m/s relativ schwach. In der Nordhälfte besteht nur ein
schwacher Deckel, sodass Konvektion voraussichtlich gut ausgelöst werden kann
und sich rasch kräftige Zellen bilden, die zu Multizellen verclustern. Die
Hauptgefahr geht dabei von heftigem Starkregen und Hagel aus.

Die Hauptaktivität wird von den Modellen unterschiedlich gelegt, wirklich guten
Gewissens lassen sich nur Gebiete eingrenzen in denen weniger oder nichts
passiert. Da ist vor allem der Nordosten zu nennen in der stabileren Luftmasse
und zum anderen der äußerste Süden, wo durch den Rücken noch ein gewisser Deckel
vorhanden ist, auch wenn dieser nicht ausreichen dürfte, jegliche
Gewitterbildung zu unterdrücken. Auch dort sind demnach einzelne, teils starke
Gewitterzellen möglich, bei größerer DLS auch Superzellen.

Die Unwettergefahr ist insgesamt bei steigender Labilität und hohem Wassergehalt
der Luftmasse größer als am Freitag. Die Gewitter dürften bei dem großen
Energiegehalt der Luft auch in der Nacht zum Sonntag andauern, bzw. in
schauerartigen/gewittrigen Regen übergehen.



Sonntag... kommt der Trog weiter östlich voran. Die Höhenströmung dreht auf Süd
bis Südost. Vorderseitig des Langwellentroges simulieren die Modelle ein
Tiefdruckgebiet mit Zentrum über Deutschland, wobei dessen Lage von den Modellen
mit größeren Unterschieden simuliert wird. Dies saugt von Südosten her weiter
feuchte und labile Luftmassen an. Die 850-hPa-Temperatur liegt zwischen 12 und
15 Grad. Bei CAPE-Werten von 1000 - 1500 J/kg muss weiterhin von lokal
unwetterartigen Gewittern ausgegangen werden.
Die meisten Modelle, vor allem ICON berechnen bereits am Vormittag einen
Gewittercluster bzw. die Reste eines
Gewitterclusters aus der Nacht über dem Südwesten und der Mitte Deutschlands,
der sich nach Norden verlagert und sich später abschwächt.
Allerdings deutet sich nach derzeitigem Stand an der Nordostflanke des Tiefs
über Ostdeutschland eine kräftigere Unwetterlage an, wenn der Bodenwind dort auf
östliche Richtungen dreht und damit die LLS deutlich steigt.
Dort liegt auch die instabilste Luftmasse mit den größten Cape Werten bis 2000
J/kg und einem prognostizierten Wassergehalt nahe 40 mm, während es nach Westen
und Südwesten hin mit Einströmen von niedertroposphärisch etwas kälterer Luft
wieder stabilisiert, ohne dass Gewitter dort ganz auszuschließen wären.

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Tief wahrscheinlich über Deutschland
langsam nordwärts. Dabei kommt es gebietsweise zu starken Schauern und
Gewittern, bis in den Unwetterbereich (Starkregen). Aber auch akkumuliert über
mehrere Stunden ist Starkregen gebietsweise möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Wie meist bei gradientschwachen Lagen, wenn kleinräumige, sich langsam
verlagernde Strukturen maßgebend werden, stehen die Modelle vor Problemen. Sie
simulieren auch aktuell sehr heterogen, was die Konvektion und die Regenfälle
angeht und oft auch nicht über mehrere Läufe konsistent. Am ehesten kann noch
abgeschätzt werden, wo keine oder wenig Konvektion entsteht. Selbiges wurde im
Text angesprochen. Unterschiede zwischen den Modellen im Detail zu erläutern,
macht keinen Sinn. Sie sind mit dem nächsten Modelllauf obsolet. Die Gewitter
können gleich zu Beginn markant bewarnt werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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