SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.05.2016 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu TM
Häufige, teils unwetterartige Gewitter in schwülwarmer Luft
Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Samstag... befindet sich ein eigenständiges Höhentief mit mehreren Zentren über
dem nahen Ostatlantik knapp westlich von Irland und Frankreich. Auf der
Vorderseite werden mit einer südwestlichen Höhenströmung feuchtwarme Luftmassen
nach West- und Mitteleuropa und damit auch in große Teile von Deutschland
geführt. Allerdings biegt die Höhenströmung durch ein weiteres kleines Teiltief
des Höhentiefkomplexes über Deutschland etwas auf westliche Richtungen, sodass
zumindest der Norden und Nordosten des Landes noch nicht vollends von der
feuchten Luft erfasst wird.
Am Boden zeigen sich nur geringe Druckgegensätze wobei sich eine zonal
orientierte Tiefdruckrinne ausgebildet hat, die sich derzeit über dem Süden von
Deutschland befindet und im Tagesverlauf auch nur geringfügig verlagern soll.
Schon aus der Nacht heraus ist im Moment schon Konvektion aktiv, die aber
zunächst noch verhältnismäßig schwach ausgeprägt ist und sich auf wenige Gebiete
beschränkt. Insgesamt sind derzeit ziemlich viele Wolken unterwegs, allerdings
deutet sich zumindest für die Mitte ein Gebiet mit größeren Wolkenauflockerungen
an, was Platz für Einstrahlung vor allem über den mittleren Landesteilen bildet.
Den Süden erreichen hingegen Reste es konvektiv durchsetztes Niederschlagsgebiet
von der Schweiz kommend. Dieses recht unaufgeräumte Gesamtbild macht eine
Detailprognose auch am heutigen Tag wieder recht diffizil. Vor allem weil von
der aktuellen Modelllage (z.B. Reflektivitäten COSMO-DE) bestimmte mesoskalige
Strukturen nicht mit der Realität übereinstimmen bzw. andere überbetont werden.
Ein Beispiel: Das größere Auflockerungsgebiet wird von den PseudoSatBildern des
COSMO-DE weniger stark betont.
Als Zutaten stehen eine erhöhte Labilität in den unteren und mittleren Schichten
überlappend mit einem erhöhten Feuchtegehalt zur Verfügung, der nicht nur die
bodennahen Schichten betrifft (verbreitet morgendlicher Nebel über der Mitte),
sondern auch die mittleren Schichten bis etwa 500 hPa (siehe Sounding von
Idar-Oberstein 00 UTC). Das angesprochene Sounding zeigt auch sehr schön das
Potential für den Tag, wenn man die bodennahen Schichten auf die zu erwartenden
Höchstwerte erwärmt. Dann stehen um die 1000 J/kg an Labilitätsenergie zur
Verfügung, was recht gut mit den Modellprognosen des COSMO-EU übereinstimmt.
Dementsprechend sind die Vorrausetzung für Konvektion in einem breiten Streifen
über die Mitte gut gegeben. Eben dort sind am Nordrand der Bodentiefdruckrinne
auch die hochreichenden Scherbedingungen recht ideal mit Werten von 15 bis 20
m/s. Bodennah östliche Winde überlagert von westlichen bis südwestlichen Winden
ab etwa 850 hPa. Die Geschwindigkeitsscherung ist im Vergleich zur
Richtungsscherung aber eher mau, mit Winden von 10 bis 15 kn bis etwa 700 hPa
hinauf.
Kurzum: für die Mitte sind die Vorrausetzungen für unwetterartige Entwicklungen
aufgrund der Randbedingungen und der aktuellen Beobachtungen deutlich erhöht.
Was fehlt ist einzig ein klarer synoptisch-skaliger Antriebsfaktor, sodass
mesoskalige Faktoren wie Orographie und Konvergenzeffekte in der bodennahen
Strömung herhalten müssen. Als Begleiterscheinungen steht vor allem wieder der
Hagel aufgrund der erhöhten hochreichenden Scherung und CAPE im Fokus. Neben
Hagel bis 3 cm, sollten aufgrund des hochreichend feuchten Vertikalprofils auch
wieder große Hagelansammlungen im Fokus stehen. Bei ppw-Werten bis 30 mm und
verhältnismäßig moderaten Höhenwinden muss zudem mit Starkregen zum Teil über 25
l/qm gerechnet werden. Da in den mittleren Winden die Geschwindigkeiten nur
gering sind (850+ 700 hPa: 5 bis 10 kn) sollte der Wind abgesehen von lokalen
Entwicklungen allgemein nicht im Vordergrund stehen.
Für den Süden sorgt die aktuell aktive Konvektion noch für einige Fragezeichen.
Aber auch dort besteht bei ähnlichen Bedingungen im Tagesverlauf ein erhöhtes
Risiko für unwetterartige Entwicklungen, die entgegen der gestrigen Vermutungen
durch den aktuellen Feuchteintrag auch den direkten Alpenrand betreffen können.
Eine eher ruhige Kugel kann man wohl in Richtung Norden und Nordosten schieben.
Dort zeigen die morgendlichen Taupunkte von 8 bis 11 Grad bereits eine deutlich
trockenere Luftmasse, die auch von den Modellen so vorhergesagt wird. Kaum oder
kein CAPE, stabilere LapseRates und geringere Werte an spezifischer Feuchte
dürften dort größere Konvektion unterbinden. Einzig an der Grenze zu Polen sind
einzelne Gewitter nicht ganz ausgeschlossen.
In der Nacht auf Sonntag ändert sich zunächst nur wenig an der großräumigen
Konstellation. Es ist davon auszugehen, dass sich insbesondere über der Mitte
die Konvektion des Tages noch längerfristig halten wird und auch weiter
unwetterartige Entwicklungen im Bereich des Möglichen sind. Von den Gewittern
wird im Laufe der Nacht auch der Nordosten erreicht.
Interessant wird es dann im weiteren Verlauf der Nacht, wenn sich am Rande des
westeuropäischen Höhentiefs ein Kurzwellentrog über Südfrankreich intensivieren
kann. Dieser führt dazu, dass die Höhenströmung über Deutschland zunehmend auf
südliche Richtungen dreht. Getriggert von kurzwelligen Anteilen auf der
Vorderseite der neuen Trogachse wird nicht nur bodennahe Zyklogenese über
Frankreich prognostiziert, sondern von der Modellwelt auch recht einhellig die
Entwicklung eines mesoskaligen Konvektionskomplexes (MCS) vorhersagt. Dieses
soll nach jetzigem Modellstand in den Morgenstunden und am Vormittag von
Südwesten her auf Deutschland übergreifen. Aufgrund des Alterungsprozesses
sollte dann vor allem der Starkregen im Fokus stehen. Gut möglich, dass dann
lokal auch wieder unwetterartige Entwicklungen möglich sind. Abhängig vom
genauen zeitlichen Eintreffen kann auch der Wind eine gewisse Rolle spielen.
Zumindest Sturmböen sollte man mit im Hinterkopf haben.
Sonntag... kann sich das Bodentief deutlich intensivieren und verlagert sich
gleichzeitig mit seinem Zentrum nach Deutschland. Das Wettergeschehen im Westen
und Südwesten sollte in der ersten Tageshälfte geprägt sein von dem teils
gewittrigen Starkregen des MCS aus der Nacht. Die große Frage ist und bleibt,
wie der genaue zeitliche Ablauf ist. Davon ist auch abhängig in welchen Gebieten
es vorderseitig nochmal zu Einstrahlung und damit Aufheizung kommt.
Dort wo da MCS schon früh wirksam ist, ist der konvektive Kuchen sich weitgehend
gegessen, da im Nachgang stabilere Luftmassen einfließen. Vorderseitig deuten
die Modelle allerdings nochmal eine Erhöhung der Labilität und Feuchte des
Vortages an. Die ppw-Werte liegen bei 30 bis 35 mm und CAPE wird bis zu 2000
J/kg. Allerdings sind die Werte der hochreichenden Scherung eher niedrig. Es
deuten sich letztlich zwei Schwerpunkte an. Eher unorganisierte, aber aufgrund
der Randbedingungen dennoch unwetterträchtige Konvektion vorderseitig in
Richtung Osten und Norden. Außerdem entlang der Konvergenz eingelagert in das
Bodentief über der Mitte Deutschlands. Besonders dort sind bei dem gegebenen
Feuchtegehalt der Atmosphäre sehr hohe Niederschlagmengen denkbar. Insbesondere
auch, wenn man auf den 6 h Zeitraum abzielt und man beachtet, dass sich die
Tiefdruckrinne nur langsam verlagert(Stichpunkt wiederholte Konvektion). In der
Modellwelt gibt es diesbezüglich schon deutliche Hinweise und auch die Ensemble
(selbst ECMW-EPS) liefern durchaus Signale. Einzig bei der genauen
Positionierung hapert es noch. Es scheint sich aber eine Region von Nordbayern
und Thüringen über Mittel/Nordhessen bis nach NRW herauszukristallisieren.
Die Regionen, wo wohl am wenigsten passiert liegen südwestlich der Rinne und im
äußersten Nordwesten.
In der Nacht auf Montag verbleibt die Höhenströmung ähnlich und auch das
Bodentief liegt weiter über Deutschland. Darin eingelagert sind auch weiterhin
konvektiv verstärkte Niederschläge bis in den warnrelevanten Bereich möglich.
Wobei der Schwerpunkte eher in die westlichen Gefilde verlagert, wo auch der
Kern des Bodentiefs allmählich sich hinbewegt. In dem angesprochenen Gebiet
können auch weiterhin Gewitter eingelagert sein.
Im Rest des Landes gibt es im Einflussbereich des Tiefdruckgebietes viele Wolken
und auch immer wieder schauerartige verstärkte Niederschläge. Gewitter sollten
die Ausnahme bilden, sodass dort zumeist keine Warnrelevanz besteht.
Zu erwähnen wäre noch der Wind, der vor allem an der See und im Bergland
auffrischt. An der See sind Böen Bft 7 und in den Kammlagen des Schwarzwaldes
auch Bft 9 möglich.
Montag... wird das sich verstärkende Höhentief und das zugehörige Bodentief
zwischen dem westlichen Deutschland, BeNeLux und dem östlichen Frankreich
vorhergesagt. An der Nordostflanke des Tiefs verbleibt man in der feuchtwarmen
Luftmasse mit ppw-Werten um 30 mm und CAPE bis 1000 J/kg. Betroffen davon ist
der Osten und Norden des Landes. Dort werden sich im Tagesverlauf wieder einige
Gewitter entwickeln. Bei hochreichenden Scherwerten bis 15 m/s sind auch wieder
unwetterartige Entwicklungen in Bezug auf Starkregen und großen Hagel denkbar.
Im Rest des Landes sind stabilere Luftmassen aktiv. Abhängig davon wo der Kern
des Bodentiefs zum Liegen kommt ergibt sich natürlich auch ein erhöhtes Risiko
für intensivere Niederschläge. Derzeit wird der Schwerpunkt aber noch meist
westlich von Deutschland vorhergesagt, wenngleich nicht ausgeschlossen ist, dass
vielleicht auch Teile von NRW mit betroffen sein können.
Dafür bedarf es dann aber einer genaueren Erörterung in den kommenden
synoptischen Übersichten.
Sonst bleibt noch der Wind zu erwähnen, der vor allem im Norden und im höheren
Bergland stark böig daherkommt. Im Süden aus West bis Südwest, im Norden aus
Nordost. In Kammlagen des Schwarzwalds sind Sturmböen möglich.
Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die großräumige Entwicklung wird von den verschiedenen Modellen einheitlich
vorhergesagt. Unterschiede ergeben sich in der genauen Positionierung des
Bodentiefs über Deutschland und der daran gekoppelten Bodenkonvergenz.
Dementsprechend ist die genaue Positionierung der vom Starkregen betroffenen
Regionen für den morgigen Tag auch noch nicht sicher. Genauere Details wurden
bereits im Text erläutert.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.05.2016 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu TM
Häufige, teils unwetterartige Gewitter in schwülwarmer Luft
Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... befindet sich ein eigenständiges Höhentief mit mehreren Zentren über
dem nahen Ostatlantik knapp westlich von Irland und Frankreich. Auf der
Vorderseite werden mit einer südwestlichen Höhenströmung feuchtwarme Luftmassen
nach West- und Mitteleuropa und damit auch in große Teile von Deutschland
geführt. Allerdings biegt die Höhenströmung durch ein weiteres kleines Teiltief
des Höhentiefkomplexes über Deutschland etwas auf westliche Richtungen, sodass
zumindest der Norden und Nordosten des Landes noch nicht vollends von der
feuchten Luft erfasst wird.
Am Boden zeigen sich nur geringe Druckgegensätze wobei sich eine zonal
orientierte Tiefdruckrinne ausgebildet hat, die sich derzeit über dem Süden von
Deutschland befindet und im Tagesverlauf auch nur geringfügig verlagern soll.
Schon aus der Nacht heraus ist im Moment schon Konvektion aktiv, die aber
zunächst noch verhältnismäßig schwach ausgeprägt ist und sich auf wenige Gebiete
beschränkt. Insgesamt sind derzeit ziemlich viele Wolken unterwegs, allerdings
deutet sich zumindest für die Mitte ein Gebiet mit größeren Wolkenauflockerungen
an, was Platz für Einstrahlung vor allem über den mittleren Landesteilen bildet.
Den Süden erreichen hingegen Reste es konvektiv durchsetztes Niederschlagsgebiet
von der Schweiz kommend. Dieses recht unaufgeräumte Gesamtbild macht eine
Detailprognose auch am heutigen Tag wieder recht diffizil. Vor allem weil von
der aktuellen Modelllage (z.B. Reflektivitäten COSMO-DE) bestimmte mesoskalige
Strukturen nicht mit der Realität übereinstimmen bzw. andere überbetont werden.
Ein Beispiel: Das größere Auflockerungsgebiet wird von den PseudoSatBildern des
COSMO-DE weniger stark betont.
Als Zutaten stehen eine erhöhte Labilität in den unteren und mittleren Schichten
überlappend mit einem erhöhten Feuchtegehalt zur Verfügung, der nicht nur die
bodennahen Schichten betrifft (verbreitet morgendlicher Nebel über der Mitte),
sondern auch die mittleren Schichten bis etwa 500 hPa (siehe Sounding von
Idar-Oberstein 00 UTC). Das angesprochene Sounding zeigt auch sehr schön das
Potential für den Tag, wenn man die bodennahen Schichten auf die zu erwartenden
Höchstwerte erwärmt. Dann stehen um die 1000 J/kg an Labilitätsenergie zur
Verfügung, was recht gut mit den Modellprognosen des COSMO-EU übereinstimmt.
Dementsprechend sind die Vorrausetzung für Konvektion in einem breiten Streifen
über die Mitte gut gegeben. Eben dort sind am Nordrand der Bodentiefdruckrinne
auch die hochreichenden Scherbedingungen recht ideal mit Werten von 15 bis 20
m/s. Bodennah östliche Winde überlagert von westlichen bis südwestlichen Winden
ab etwa 850 hPa. Die Geschwindigkeitsscherung ist im Vergleich zur
Richtungsscherung aber eher mau, mit Winden von 10 bis 15 kn bis etwa 700 hPa
hinauf.
Kurzum: für die Mitte sind die Vorrausetzungen für unwetterartige Entwicklungen
aufgrund der Randbedingungen und der aktuellen Beobachtungen deutlich erhöht.
Was fehlt ist einzig ein klarer synoptisch-skaliger Antriebsfaktor, sodass
mesoskalige Faktoren wie Orographie und Konvergenzeffekte in der bodennahen
Strömung herhalten müssen. Als Begleiterscheinungen steht vor allem wieder der
Hagel aufgrund der erhöhten hochreichenden Scherung und CAPE im Fokus. Neben
Hagel bis 3 cm, sollten aufgrund des hochreichend feuchten Vertikalprofils auch
wieder große Hagelansammlungen im Fokus stehen. Bei ppw-Werten bis 30 mm und
verhältnismäßig moderaten Höhenwinden muss zudem mit Starkregen zum Teil über 25
l/qm gerechnet werden. Da in den mittleren Winden die Geschwindigkeiten nur
gering sind (850+ 700 hPa: 5 bis 10 kn) sollte der Wind abgesehen von lokalen
Entwicklungen allgemein nicht im Vordergrund stehen.
Für den Süden sorgt die aktuell aktive Konvektion noch für einige Fragezeichen.
Aber auch dort besteht bei ähnlichen Bedingungen im Tagesverlauf ein erhöhtes
Risiko für unwetterartige Entwicklungen, die entgegen der gestrigen Vermutungen
durch den aktuellen Feuchteintrag auch den direkten Alpenrand betreffen können.
Eine eher ruhige Kugel kann man wohl in Richtung Norden und Nordosten schieben.
Dort zeigen die morgendlichen Taupunkte von 8 bis 11 Grad bereits eine deutlich
trockenere Luftmasse, die auch von den Modellen so vorhergesagt wird. Kaum oder
kein CAPE, stabilere LapseRates und geringere Werte an spezifischer Feuchte
dürften dort größere Konvektion unterbinden. Einzig an der Grenze zu Polen sind
einzelne Gewitter nicht ganz ausgeschlossen.
In der Nacht auf Sonntag ändert sich zunächst nur wenig an der großräumigen
Konstellation. Es ist davon auszugehen, dass sich insbesondere über der Mitte
die Konvektion des Tages noch längerfristig halten wird und auch weiter
unwetterartige Entwicklungen im Bereich des Möglichen sind. Von den Gewittern
wird im Laufe der Nacht auch der Nordosten erreicht.
Interessant wird es dann im weiteren Verlauf der Nacht, wenn sich am Rande des
westeuropäischen Höhentiefs ein Kurzwellentrog über Südfrankreich intensivieren
kann. Dieser führt dazu, dass die Höhenströmung über Deutschland zunehmend auf
südliche Richtungen dreht. Getriggert von kurzwelligen Anteilen auf der
Vorderseite der neuen Trogachse wird nicht nur bodennahe Zyklogenese über
Frankreich prognostiziert, sondern von der Modellwelt auch recht einhellig die
Entwicklung eines mesoskaligen Konvektionskomplexes (MCS) vorhersagt. Dieses
soll nach jetzigem Modellstand in den Morgenstunden und am Vormittag von
Südwesten her auf Deutschland übergreifen. Aufgrund des Alterungsprozesses
sollte dann vor allem der Starkregen im Fokus stehen. Gut möglich, dass dann
lokal auch wieder unwetterartige Entwicklungen möglich sind. Abhängig vom
genauen zeitlichen Eintreffen kann auch der Wind eine gewisse Rolle spielen.
Zumindest Sturmböen sollte man mit im Hinterkopf haben.
Sonntag... kann sich das Bodentief deutlich intensivieren und verlagert sich
gleichzeitig mit seinem Zentrum nach Deutschland. Das Wettergeschehen im Westen
und Südwesten sollte in der ersten Tageshälfte geprägt sein von dem teils
gewittrigen Starkregen des MCS aus der Nacht. Die große Frage ist und bleibt,
wie der genaue zeitliche Ablauf ist. Davon ist auch abhängig in welchen Gebieten
es vorderseitig nochmal zu Einstrahlung und damit Aufheizung kommt.
Dort wo da MCS schon früh wirksam ist, ist der konvektive Kuchen sich weitgehend
gegessen, da im Nachgang stabilere Luftmassen einfließen. Vorderseitig deuten
die Modelle allerdings nochmal eine Erhöhung der Labilität und Feuchte des
Vortages an. Die ppw-Werte liegen bei 30 bis 35 mm und CAPE wird bis zu 2000
J/kg. Allerdings sind die Werte der hochreichenden Scherung eher niedrig. Es
deuten sich letztlich zwei Schwerpunkte an. Eher unorganisierte, aber aufgrund
der Randbedingungen dennoch unwetterträchtige Konvektion vorderseitig in
Richtung Osten und Norden. Außerdem entlang der Konvergenz eingelagert in das
Bodentief über der Mitte Deutschlands. Besonders dort sind bei dem gegebenen
Feuchtegehalt der Atmosphäre sehr hohe Niederschlagmengen denkbar. Insbesondere
auch, wenn man auf den 6 h Zeitraum abzielt und man beachtet, dass sich die
Tiefdruckrinne nur langsam verlagert(Stichpunkt wiederholte Konvektion). In der
Modellwelt gibt es diesbezüglich schon deutliche Hinweise und auch die Ensemble
(selbst ECMW-EPS) liefern durchaus Signale. Einzig bei der genauen
Positionierung hapert es noch. Es scheint sich aber eine Region von Nordbayern
und Thüringen über Mittel/Nordhessen bis nach NRW herauszukristallisieren.
Die Regionen, wo wohl am wenigsten passiert liegen südwestlich der Rinne und im
äußersten Nordwesten.
In der Nacht auf Montag verbleibt die Höhenströmung ähnlich und auch das
Bodentief liegt weiter über Deutschland. Darin eingelagert sind auch weiterhin
konvektiv verstärkte Niederschläge bis in den warnrelevanten Bereich möglich.
Wobei der Schwerpunkte eher in die westlichen Gefilde verlagert, wo auch der
Kern des Bodentiefs allmählich sich hinbewegt. In dem angesprochenen Gebiet
können auch weiterhin Gewitter eingelagert sein.
Im Rest des Landes gibt es im Einflussbereich des Tiefdruckgebietes viele Wolken
und auch immer wieder schauerartige verstärkte Niederschläge. Gewitter sollten
die Ausnahme bilden, sodass dort zumeist keine Warnrelevanz besteht.
Zu erwähnen wäre noch der Wind, der vor allem an der See und im Bergland
auffrischt. An der See sind Böen Bft 7 und in den Kammlagen des Schwarzwaldes
auch Bft 9 möglich.
Montag... wird das sich verstärkende Höhentief und das zugehörige Bodentief
zwischen dem westlichen Deutschland, BeNeLux und dem östlichen Frankreich
vorhergesagt. An der Nordostflanke des Tiefs verbleibt man in der feuchtwarmen
Luftmasse mit ppw-Werten um 30 mm und CAPE bis 1000 J/kg. Betroffen davon ist
der Osten und Norden des Landes. Dort werden sich im Tagesverlauf wieder einige
Gewitter entwickeln. Bei hochreichenden Scherwerten bis 15 m/s sind auch wieder
unwetterartige Entwicklungen in Bezug auf Starkregen und großen Hagel denkbar.
Im Rest des Landes sind stabilere Luftmassen aktiv. Abhängig davon wo der Kern
des Bodentiefs zum Liegen kommt ergibt sich natürlich auch ein erhöhtes Risiko
für intensivere Niederschläge. Derzeit wird der Schwerpunkt aber noch meist
westlich von Deutschland vorhergesagt, wenngleich nicht ausgeschlossen ist, dass
vielleicht auch Teile von NRW mit betroffen sein können.
Dafür bedarf es dann aber einer genaueren Erörterung in den kommenden
synoptischen Übersichten.
Sonst bleibt noch der Wind zu erwähnen, der vor allem im Norden und im höheren
Bergland stark böig daherkommt. Im Süden aus West bis Südwest, im Norden aus
Nordost. In Kammlagen des Schwarzwalds sind Sturmböen möglich.
Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die großräumige Entwicklung wird von den verschiedenen Modellen einheitlich
vorhergesagt. Unterschiede ergeben sich in der genauen Positionierung des
Bodentiefs über Deutschland und der daran gekoppelten Bodenkonvergenz.
Dementsprechend ist die genaue Positionierung der vom Starkregen betroffenen
Regionen für den morgigen Tag auch noch nicht sicher. Genauere Details wurden
bereits im Text erläutert.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer