SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.05.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Täglich schwere Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... lag um 12 UTC in 300 hPa ein Höhentiefkomplex über dem östlichen
Nordatlantik, der über einen Trog mit einem weiteren Höhentief im Raum Stockholm
verbunden war. Von Algerien über das westliche Mittelmeer erstreckte sich ein
Langwellenrücken bis nach Österreich. Bis Tagesende kräftigt sich dieser Rücken
noch etwas.

Die aktuelle Lage und Frontensituation über Mitteleuropa stellt sich recht
komplex dar. Über Deutschland haben wir es derzeit mit zwei zonal ausgerichteten
Fronten zu tun: Eine Kaltfront, die in den äußersten Norden mit etwas kühlerer
und vor allem trockenerer Luft eingedrungen ist und einer Warmfront, die um 12
UTC vom nördlichen Rheinland-Pfalz über das Rhein-Main-Gebiet bis nach
Niederbayern reichte. Letztere gehört zu einem System, dessen Kaltfront um 12
UTC über Zentralfrankreich lag.

Im Bereich der Warmfront und südlich davon kam es in den vergangenen Stunden zu
zum Teil heftigen Gewitterentwicklungen, besonders im Westen und Süden. In der
Eifel deuteten Doppler-Radarbilder auf einen Tornado hin.
Weitere unwetterartige Zellen waren am Nachmittag vor allem in Teilen
Baden-Württembergs, später auch in Bayern aktiv.
Im norddeutschen Tiefland ist die Schichtung stabiler, so dass sich dort kaum
intensivere Zellen entwickeln.

Die Schauer- und Gewittertätigkeit in den mittleren und südlichen Teilen dauert
nach COSMO-EU auch durch die Nacht hindurch noch an, wobei von 18 bis 05 UTC
keine intensiveren stündlichen Mengen fallen sollen; erst von 05 bis 06 UTC
berechnet dieses Modell 24 mm nördlich von Ingolstadt. C-DE hat dagegen dort gar
keinen Niederschlag, was erneut vor Augen führt, dass auf die Modellvorhersagen
derzeit kaum Verlass ist und man die Lage nur kurzfristig aufgrund der
Entwicklungen im Radar abschätzen kann. C-DE hat bis 22/23 UTC noch kräftigere
Entwicklungen im Focus und dann wieder für 05/06 UTC. ICON6_NEST bleibt von 18
bis 06 UTC immer deutlich unter 10 mm bei den stündlichen Niederschlägen.
COSMO-DE EPS von 12 UTC setzt für die Nacht Schwerpunkte in den beiden südlichen
Bundesländern sowie in Sachsen.


Samstag ... schwenkt vom südlichen Höhentief über dem Ostatlantik ein Trog
nordostwärts zur Iberischen Halbinsel und positioniert sich zum Tagesende über
Nordspanien. Rückseitig des nach Polen weitergezogenen Rückens ist die südliche
bis südwestliche Höhenströmung über Deutschland leicht antizyklonal gekrümmt.

Das Bodendruckfeld bleibt äußerst schwachgradientig über Deutschland; die
wärmere Luft über dem Süden gewinnt nach Norden hin an Raum, womit sich auch die
am stärksten labile Zone in die mittleren Teile unseres Landes verschiebt. Die
WLA über dem Norden intensiviert sich im Tagesverlauf noch etwas.
Angesichts der heutigen Unwetter ist damit auch für den Samstag von verbreitet
möglichen Unwettererscheinungen auszugehen, wobei exaktere regionale
Eingrenzungen faktisch unmöglich sind, zumal die Modelle einerseits von Lauf zu
Lauf keine gute Konsistenz aufweisen und auch untereinander (selbst innerhalb
der deutschen Modellkette) äußerst starke Differenzen aufweisen.

Betrachtet man die 24stündigen Niederschläge von 00 bis 24 UTC, so zeichnet sich
bei C-EU die labilste Zone durch (sehr moderaten) Niederschlag ab - maximal 11
mm an der Mosel, während der Süden und der Norden vielfach trocken bleiben
sollen. ICON6_NEST hat insgesamt flächendeckend höhere Summen als C-EU, die aber
im Maximum auch nicht mehr als 13 mm betragen.

CAPE ML erreicht am Abend (18 UTC) südlich des Mains die höchsten Tageswerte -
bis über 1500 J/kg. Im nördlichen Viertel Deutschlands sollten keine Gewitter,
zumindest keine Unwettergewitter auftreten, denn die Auslösetemperaturen werden
nachmittags nicht erreicht. Gleiches gilt aber auch für Regionen wie den Süden
trotz hoher Labilität. Dort gibt es aus der Dynamik des Höhendruckfeldes kaum
Anzeichen für Hebungsantriebe und auch aus der Konfiguration des
Bodendruckfeldes kann man im Süden kaum Derartiges ableiten, eher in den
mittleren Teilen, wo eine zyklonale horizontale Windgeschwindigkeitsscherung
einen etwas stärkeren Hebungseffekt auslösen könnte. Auf jeden Fall werden wir
es wieder mit orographisch getriggerter Auslösung zu tun haben.
Südlich des Mains können sich Superzellen bilden; am größten ist die Scherung
zwischen 0 und 6 km um den Oberrhein herum (über 20 m/s).


Sonntag ... verlagert sich der anfangs über Nordspanien liegende Trog unter
Bildung eines Cut-Off-Tiefs über Südfrankreich weiter nordwärts und weitet sich
auch nach Osten hin aus. Somit reicht um 24 UTC von dem Höhentief westlich der
Biscaya ein Trog über dieselbe nach Südfrankreich hinein und weiter zur Schweiz
und zum österreichisch-deutschen Grenzgebiet. Damit dreht die Höhenströmung über
Deutschland auf meist südöstliche Richtungen zurück.

Am Sonntag zeigt sich ein eindeutiger Labilitätsschwerpunkt in den östlichen
Bundesländern sowie in Niedersachsen und Nordostbayern; die maximalen CAPE
ML-Werte liegen über 2000 J/kg.
Der Luftdruck fällt weiter und zum Tagesende liegt ein Tief mit Kerndruck 1000
hPa über dem zentralen Deutschland (ICON). Somit sind besonders dort
Hebungsprozesse zu erwarten. Über dem Süden herrscht zudem leichte PVA und die
WLA über dem Norden bleibt erhalten, so dass quasi ganz Deutschland in einer
Hebungszone zu verorten ist.

Mit Ausnahme des äußersten Nordens (Nordteil Schleswig-Holsteins und der Norden
von Vorpommern) ist überall mit Gewittern zu rechnen, in der Nordosthälfte
Deutschlands vielfach auch mit schweren Gewittern (Unwettern), wobei der
Hauptfocus auf Starkregen/Hagel liegt.

24stündig prognostiziert C-EU vor allem in Bayern und Niedersachsen teils sehr
hohe Niederschlagsmengen (129 mm im Nordosten Bayerns, 98 mm bei Hamburg),
ICON6_NEST hat bis 45 mm am Harz.


Montag ... etabliert sich eine eigenständige Antizyklone im Höhenfeld über dem
südlichen Schweden. Über Deutschland schwenkt bis 12 UTC der Trog von Österreich
her nordwestwärts und nimmt dann eine Position von Baden-Württemberg nach
Thüringen und Sachsen-Anhalt ein.

Bis Mittag treten in der Osthälfte vornehmlich Schauer und Gewitter auf, während
im Westen, im Süden und teils auch in der Mitte gebietsweise stratiforme
Regenfälle niedergehen.
Um 12 UTC ist intensivere Labilität nur im Norden und Osten anzutreffen.

Von 00 bis 12 UTC sollen die meisten Niederschläge nach C-EU und ICON6_NEST in
Thüringen und im südlichen Niedersachsen fallen (bis 77 resp. 34 mm).


Modellvergleich und -einschätzung
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In den großscaligen Feldern des Druckes und der Temperatur zeigen die Modelle
kurzfristig nur wenig Differenzen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Kirsch.

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