SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.04.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs noch teils unwetterartige Gewitter mit kleinkörnigem Hagel und Starkregen über der
Mitte. Am Montag vor allem im Osten erneut auflebende Gewitteraktivität, lokal mit
Unwettern.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt in der Höhe ein Höhentiefkomplex mit mehreren Zentren quer über Europa
von Nordwest nach Südost. Ein Höhentief bewegt sich von Südwestengland nach Frankreich,
ein weiteres liegt bei Mittelitalien und ein drittes über der Ägäis. Gleichzeitig findet
man ein Höhenhoch zwischen Dänemark und Südschweden. Dieses sorgt im Norden und Nordosten
von Deutschland für Absinken. Der Höhentiefkomplex zeichnet sich auch im Bodendruckfeld ab
mit einem steuernden Tief über dem Ärmelkanal und mehreren Tiefs von Mittelitalien bis zum
Balkan. Dazwischen erstreckt sich quer über Deutschland eine Tiefdruckrinne. Darin
eingelagert ist eine nahezu stationäre Front, die kühle und feuchte Luftmassen im
Südwesten von wärmerer Luft im Nordosten trennt. Knapp vorderseitig dieser
Luftmassengrenze findet man auf der warmen Seite eine stark ausgeprägt Konvergenz mit
östlichen Winden stromab und westlichen Winden stromaufwärts. Die Konvergenz wird zudem
durch die Entwicklung einer Sekundärzirkulation gestützt. Diese ergibt sich aus bedeckten
und deutlich kühleren Verhältnissen im Südwesten (12 bis 14 Grad), sowie Sonne bei 19 bis
22 Grad im Nordosten und daraus resultierenden horizontalen Temperaturunterschieden.
Infolge geringer Windgeschwindigkeiten in mittleren Niveaus und ppw-Werten zwischen 24 und
28 mm stellen vor allem Starkregen und die Ansammlung größere Mengen an kleinkörnigem
Hagel die größte Gefahr da. Da zum Teil mehrere Gewitter über die gleichen Gebiete hinweg
ziehen, besteht zudem die Möglichkeit von unwetterartigen 6-std. Regenmengen. Dies wird
gestützt von hohen Wahrscheinlichkeiten in den COSMO-DE EPS Wahrscheinlichkeiten. So
ergeben sich für Teile Thüringens und Südniedersachsens Wahrscheinlichkeiten über 60 % für
das Überschreiten von 35 l/qm in 6h. Es sind sogar geringe Wahrscheinlichkeiten für mehr
als 60 l/qm in 6h gegeben.
Auf der kalten Seite der Front (Anafrontcharakter) gibt es länger anhaltende skalige
Niederschläge, in denen einzelne konvektive Verstärkungen eingeschlossen sind.

In der Nacht auf Montag verlagert sich die Luftmassengrenze kaum weiter nach Nordosten. Es
nehmen aber die thermischen Gegensätze entlang der Front tagesgangbedingt ab. Entsprechend
schwächen sich frontale Querzirkulation und damit auch die Stärke der Konvergenz
allmählich ab. Bis in die Nacht hinein gibt es im Bereich vom Vogtland über Thüringen bis
in den Süden von Niedersachsen noch Schauer und Gewitter. Diese können in der ersten
Nachthälfte anfangs auch noch unwetterartig sein. Insgesamt schwächt sich die konvektive
Aktivität aber immer mehr ab. Skalige Niederschläge gibt es vor allem noch südlich der
Donau, während der Nordosten Deutschlands weiter von Absinken profitiert. Dort, wo die
Wolkendecke stärker auflockert bilden sich in der feuchten Luft gebietsweise Nebelfelder
mit Sichtweiten unterhalb von 150 m.

Montag ... verändert sich an der Großwetterlage nichts Wesentliches. Von Großbritannien
bis zum Schwarzen Meer verläuft in der Höhe weiterhin ein umfangreicher Höhentiefkomplex
mit mehreren Zentren. Das Hauptzentrum liegt weiter über Nordfrankreich. Davon ausgehend
erstreckt sich auch am Boden eine Tiefdruckrinne von Nordfrankreich über Deutschland bis
zum Balkan. Damit bleibt auch die Zweiteilung in Deutschland erhalten mit feuchten und
kühleren Luftmasse im Südwesten und deutlich wärmerer Luft in Richtung Nordost. Diese
Luftmassenunterschiede sind weiterhin mit einer Front markiert. Die Hauptwetteraktivität
wird sich erneut im Bereich dieser Grenze in einer stark konvergenten Strömung abspielen.
COSMO-EU simuliert vor allem im Bereich von Südbrandenburg und Sachsen bis hinein in die
Südhälfte von Sachsen-Anhalt und Ostthüringen verstärkte Labilität in Form von erhöhten
Lapse Rates (starke vertikale Temperaturabnahme in mittleren Niveaus). Diese überlappen
mit Werten der spezifischen Feuchtigkeit zwischen 8 und 10 g/kg. Das resultiert in CAPE
Werten die am Nachmittag zwischen 400 und 800 g/kg vorhergesagt werden. Mit Einsetzen der
frontalen Querzirkulation im Laufe des Tages und damit einem verstärkten Hebungsinput ist
mit einem erneuten Aufleben der Gewitteraktivität in den angesprochenen Gebieten zu
rechnen. Diese Randwerte werden auch von externen Modellen wie beispielsweise WRF und ECMW
simuliert. Der Flüssigwassergehalt liegt in dem betroffenen Bereich mit Werten zwischen 20
und 23 mm allerdings nicht mehr so hoch wie noch am Vortag, sodass auch die resultierenden
Begleiterscheinungen der Gewitter nicht mehr ganz so heftig ausfallen werden. Allerdings
sind einzelne unwetterartige Starkregenereignisse aufgrund der weiterhin geringen
Zuggeschwindigkeit (Wind in 500 hPa: 5 bis 10 kn) erneut möglich. Weiter westlich wird es
im Bereich der Luftmassengrenze aufgrund fehlender Labilität eher Niederschläge skaliger
Natur geben. Über der Südwesthälfte von Deutschland muss im Einflussbereich des Höhentrogs
und unter dem Vorherrschen feuchter Luftmassen mit zeitweiligen Niederschlägen gerechnet
werden. Zudem sind die Höchstwerte mit 12 bis 17 Grad recht verhalten. Der Norden und
Nordosten profitieren vom Absinken unter dem Einfluss eines Höhenhochs mit Zentrum bei
Dänemark. Längerer Sonnenschein unter dem Einfluss trockenerer Luftmassen und Höchstwerte
zwischen 17 und 21 Grad sind die Folge.

In der Nacht auf Dienstag verlagert das Höhenhoch seinen Schwerpunkt nach Norddeutschland
und beeinflusst damit große Teile der Nordhälfte mit Absinken. Über der Mitte befindet
sich weiter die Luftmassengrenze, wobei die konvektive Aktivität allmählich nachlässt. Es
sind aber noch weiter schauerartig verstärkte Niederschläge möglich. Einzig COSMO-LEPS
bringt dabei im Bereich des Sauer- und Siegerlandes Wahrscheinlichkeiten für markante
12-stündige Regenmengen, was von anderen Modellen und statistischen Verfahren nicht
gestützt wird. Der Südwesten verbleibt unter dem Einfluss des Höhentiefs über
Nordfrankreich. Bei vielen Wolken fällt dort gebietsweise etwas Niederschlag.

Dienstag ... bleibt das Höhentief über Nordfrankreich bzw. dem Ärmelkanal weiter nahezu
ortsfest liegen. Damit ändert sich auch an der Großwetterlage über Deutschland nichts
Wesentliches. Der Südwesten des Landes liegt weiter im Einflussbereich des Höhentroges und
der damit verbundenen feuchten Luftmassen. Zeitweilige schauerartige Niederschläge sind
die Folge. Zudem schwenkt im Tagesverlauf die Achse des Troges nach Südwestdeutschland.
Die damit in Verbindung stehenden dynamischen Prozesse sorgen für einen verstärkten
Hebungsantrieb. Dies ist vor allem für die weiter quer über Deutschland liegende
Luftmassengrenze von Interesse. Insbesondere das europäische Modell simuliert ein Aufleben
der konvektiven Umlagerungen im Tagesverlauf, was offensichtlich mit dem erneuten
Einsetzten der frontalen Querzirkulation im Zusammenhang steht. Die Hauptgewitteraktivität
wird vom Bayerischen Wald über Thüringen und Westfalen bis nach Südwestniedersachsen
vorhergesagt. Die deutsche Modellkette ist bezüglich der Gewittertätigkeit etwas
verhaltener als das ECMW. GFS zeigt ebenso eine stärkere konvektive Aktivität als am
Montag, die Linie wird aber etwas weiter nordöstlich simuliert. Die Randwerte für die
Gewitter sind ähnlich wie an den Vortagen (gleiche Luftmasse), sodass vereinzelt auch
wieder unwetterartige Entwicklungen möglich sind.
Der Nordosten und Norden von Deutschland profitiert weiterhin von trockneren Luftmassen.
Sonne und Temperaturen bis 22 Grad sind die Folge. Auf der kalten Seite der
Luftmassengrenze werden nur 12 bis 18 Grad erreicht.

In der Nacht auf Mittwoch verlagert sich das Höhentief über Frankreich etwas weiter nach
Südosten. Damit kommt auch die Luftmassengrenze über Deutschland etwas weiter nach
Nordosten voran. Tagesgangbedingt nimmt aber die konvektive Aktivität an dieser Linie ab.
Gleichzeitig schiebt sich in den Südwesten Deutschland ein skaliges Niederschlagsgebiet,
das in Zusammenhang mit Hebungsantrieb durch PVA ausgehend von dem Höhentief steht und von
allen Modellen vorhergesagt wird. Im Nordosten bleibt es weiter trocken.

Mittwoch ... verlagert sich das Höhentief mit seinem Zentrum unter Abschwächung nach
Ostfrankreich. Damit gelangen große Teile von Deutschland in seinen Einflussbereich. Nur
noch der äußerste Nordosten profitiert noch von Absinken. Dort bleibt es meist trocken und
es scheint zeitweise die Sonne. Sonst muss im Einflussbereich des Troges mit
schauerartigen Niederschlägen gerechnet werden. Im Übergangsbereich zu den trockeneren
Luftmassen im Nordosten Deutschlands sind auch wieder Gewitter möglich, die vor allem von
Starkregen begleitet sind. Über Skandinavien weitet sich ein kräftiger Trog allmählich
nach Süden aus. Dieser wird aber erst im mittelfristigen Bereich interessant für die
weitere Wetterentwicklung.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die verschiedenen Modelle stehen in guter Übereinstimmung. Kleinere Unterschiede wie die
genaue Lage der Luftmassengrenze oder die Stärke der konvektiven Aktivität wurden im Text
beschrieben.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer

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