SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.04.2014 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SEz
Weiterhin Gewitter mit Hagel und Starkregen, teils bis in den Unwetterbereich.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Sonntag... befindet sich ein bis in große Höhen reichendes Tief über dem Westausgang des
Ärmelkanals und zeigt nur wenig Verlagerungstendenz nach Südosten. Im Tagesverlauf weitet
sich das Höhentief allerdings Richtung Golf von Genua aus. Diesem Potentialgebilde steht
ein Höhenhoch über der nördlichen Nordsee bzw. Südskandinavien gegenüber. Somit dreht die
Höhenströmung über Deutschland mehr auf Südost. Nach Nordwesten ablaufende kurzwellige
Anteile, die mit dem Auge kaum erkennbar sind, sorgen für gewisse Hebungsantriebe, die die
frontalen Hebungsprozesse unterstützen.
Im Bodendruckfeld erstreckt sich eine Tiefdruckrinne vom östlichen Mittelgebirgsraum quer
über die Mitte und den Nordwesten des Vorhersagebereichs bis zum Emsland. In der aktuellen
Analyse ist am Nordrand dieser Tiefdruckrinne eine Konvergenz erkennbar, an der es aktuell
noch Gewitter gibt. Der Südrand der Rinne ist durch eine Kaltfront bzw. Okklusion
markiert, die sich im Tagesverlauf über Westdeutschland nur allmählich, über
Südostdeutschland etwas rascher nordostwärts verlagert. Aktuell hat diese Front
Anafront-Charakter, d.h. die schauerartigen Niederschläge, die in der vergangenen Nacht in
Südwestdeutschland noch lokal eng begrenzt unwetterartig ausfielen, finden überwiegend auf
der kalten Seite, also südwestlich der Front statt. Im Tagesverlauf schwächen sich die
Regenfälle aber mehr und mehr ab, Warnschwellen für Dauerregen sollten dann auf der
"kalten" Seite nicht mehr erreicht werden.
Somit verlagert sich der Fokus des Wettergeschehens im Tagesverlauf wieder mehr und mehr
in den Bereich der Tiefdruckrinne. Sie ist nach wie vor angefüllt mit einer warmen,
potentiell instabilen Luftmasse. COSMO_EU simuliert für den heutigen Nachmittag in einem
relativ schmalen Streifen vom Westerzgebirge über Thüringen, das südöstliche Niedersachsen
bis zum nördlichen Emsland reichend ppw- Werte von mehr als 25 mm und punktuell mehr als
500 J/kg ML-Cape. Somit sollte vor allem in diesen Regionen - nach vorübergehender
Abschwächung am Vormittag - etwa ab der Mittagszeit die Gewittertätigkeit wieder aufleben,
unterstützt durch die oben genannten Hebungsprozesse und zusätzlich noch getriggert durch
die mit der Tageserwärmung wieder zunehmenden frontalen Querzirkulation.
Erneut werden seitens der Modelle wieder Hinweise auf ein Überschreiten der warnschwellen
vor allem für Starkregen gegeben, auch die EPS-Verfahren deuten darauf hin. Da sich die
Zellen wieder nur langsam von Südost nach Nordwest verlagern und einige Regionen auch von
mehreren Gewittern getroffen werden können, dürfte nicht nur das stündliche, sondern sogar
eher das sechsstündige Kriterium für Unwetter- Starkregen eine Rolle spielen. COSMO-DE EPS
zeigt vor allem für Thüringen und das südöstliche Niedersachsen recht hohe
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 35 mm innerhalb von 6 Stunden und etwas geringere
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 25 mm innerhalb von einer Stunde. COSMO_EU simuliert
entlang der Weser bei Hameln sechsstündige Mengen bis 60 mm zwischen 12 und 18 UTC. Auch
Hagel dürfte wieder eine Rolle spielen, allerdings zumindest bzgl. der Körnergröße eher
weniger im Unwetterbereich, die simulierte ML-Cape ist etwas niedriger als an den
Vortagen. Dennoch sind erneut auch unwetterartige "Hagelansammelungen" denkbar.
Aufgrund der recht guten Eingrenzung der unwettergefährdeten Regionen erscheint die
Ausgabe einer Vorabinformation, zumindest für Thüringen und Niedersachsen, vielleicht noch
für die angrenzenden Regionen (Westsachsen, Nordostbayern, Nordhessen, Ostwestfalen)
durchaus sinnvoll.
In den äußersten Norden und in den Nordosten strömt am Südrand des Hochs von Osten her
eine etwas trockenere und stabilere Luftmasse, zudem macht sich dort leichtes Absinken
bemerkbar, so dass neben lockeren Wolkenfeldern häufig die Sonne scheint.
Die Höchstwerte liegen im Süden und Westen in der einströmenden Meeresluft nur noch
zwischen 11 und 16, mit etwas Sonne am Nachmittag entlang und westlich des Rheins
vielleicht auch bis 18 Grad. Im Nordosten und Norden werden dagegen nochmals 17 bis 22
Grad erreicht, lediglich an den Küsten bleibt es bei auflandigem Wind kühler.
Der Ostwind frischt vor allem in der Nordhälfte tagesgangbedingt ein wenig auf, punktuell
können mal die 7 Bft. erreicht werden. Gegenüber dem konvektiven Warngeschehen spielt er
aber nur eine untergeordnete Rolle.

In der Nacht zum Montag ändert sich an der großräumigen Potenzialverteilung nur wenig; das
Höhentief verlagert sein Drehzentrum zusammen mit dem Bodentief nach Nordwestfrankreich.
Die Tiefdruckrinne bleibt nahezu quasistationär, füllt sich aber vor allem in ihrem
Westteil ein wenig auf Die Lage der als Okklusion weiter geführten Luftmassengrenze ändert
sich ebenfalls nur marginal. An ihr kommt es nach wie vor zu konvektiven Umlagerungen,
wobei die Gewittertätigkeit im Laufe der Nacht aber allmählich abklingt. Nach wie vor
tauchen in den EPS-Verfahren Signale für einstündigen, später hauptsächlich sechsstündigen
Starkregen auf, die nach den COSMO-DE EPS in Ostthüringen/Westsachsen zumindest in der
ersten Nachthälfte noch in den Unwetterbereich reichen. COSMO_EU simuliert zwischen 00 und
06 UTC punktuell noch einmal mehr als 25 mm im Raum Kassel. GFS zeigt dagegen ein
deutliches Abschwächen der Niederschlagstätigkeit im Laufe der zweiten Nachthälfte.
Auch südlich der Donau und im Südwesten gibt es schauerartige Regenfälle, Gewitter sollten
dort aber die Ausnahme bleiben und die simulierten Mengen bewegen sich deutlich unterhalb
der Warnschwellen für Stark- oder Dauerregen. Ansonsten kann sich gebietsweise auch Nebel
bilden.
Trocken und teils auch gering bewölkt bleibt es nach wie vor im Norden und Nordosten.


Montag... weitet sich der vom Baltikum über Dänemark und der Nordsee bis nach Schottland
reichende Höhenrücken etwas nach Süden aus. Dem gegenüber stehen nach wie vor das
Höhentief über Nordwestfrankreich, welches sich allmählich etwas auffüllt und ein weiteres
Höhentief über Mittelitalien. Somit befindet sich der Vorhersagebereich nach wie vor
unterhalb einer ostsüdöstlichen Höhenströmung, wobei im Geopotentialfeld kaum erkennbare
Kurzwellentröge vor allem über der Südosthälfte und der Mitte für allerdings nicht
sonderlich ausgeprägte dynamische Hebungsprozesse sorgen.
Im Bodendruckfeld bleiben Tiefdruckrinne und die als Luftmassengrenze fungierende
Okklusion nahezu quasistationär und verlaufen vom ostdeutschen Bergland über die Mitte
Deutschlands bis etwa zum Niederrhein. Insgesamt füllt sich die Tiefdruckrinne vor allem
über der Westhälfte Deutschlands noch ein wenig auf. Nach wie vor ist die in ihr lagernde
Luftmasse potentiell instabil. Allerdings werden seitens COSMO_EU etwas niedrigere
ppw-Werte und über der Westhälfte auch kaum mehr Cape simuliert. Die höchste ML-Cape wird
(vom COSMO_EU, aber auch vom GFS) mit 500 bis 700 J/kg über Sachsen und Südbrandenburg
simuliert. Auch die Prognosesoundings zeigen für Ostsachsen und Südbrandenburg eine
hochreichend (bis etwa 10, 11 km) labil geschichtete Luftmasse.
Somit sollte im Tagesverlauf im Bereich dieser Tiefdruckrinne die Schauer- und
Gewittertätigkeit erneut aufleben. Wieder muss dabei mit Starkregen und kleinkörnigem
Hagel gerechnet werden, vor allem im östlichen Bereich der Rinne. Unwetter sind erneut
denkbar, wobei die Wahrscheinlichkeit dafür vor allem nach Westen zu abnimmt. COSMO_EU
simuliert sogar für den westlichen Rinnenabschnitt in der zweiten Tageshälfte kaum mehr
Niederschläge, während vom osthessischen Bergland bis zum Erzgebirge punktuell wieder mehr
als 20 mm innerhalb von sechs Stunden in der Niederschlagsparametrisierung auftauchen.
Regen oder einzelne Schauer gibt es weiterhin auch auf der "kalten" Seite der
Luftmassengrenze im Südwesten und Richtung Alpen, allerdings bewegen sich die simulierten
Mengen nach wie vor weit unterhalb jeglicher Warnschwellen.
Zeitweise sonnig und trocken bleibt es dagegen nach wie vor im äußersten Norden und
Nordosten im Bereich des Höhenhochs. Die Höchstwerte liegen im Süden und Westen meist
zwischen 12 und 17 Grad, während es im Norden und Nordosten mit 17 bis 22 Grad erneut
recht warm wird, lediglich an den Küsten bleibt es bei auflandigem Wind kühler.

In der Nacht zum Dienstag gerät fast das gesamte Vorhersagegebiet in den Einflussbereich
des Höhenhochs, das seinen Schwerpunkt nach Norddeutschland verlagert. Das Höhentief über
Nordwestfrankreich bleibt quasistationär, weitet sich aber wieder etwas nach Osten aus,
womit das Geopotentialfeld über Südwestdeutschland eine zyklonalere Struktur annimmt.
Dabei wird vor allem entlang und westlich des Rheins auch etwas Hebung simuliert.
Im Bodendruckfeld bleiben Tiefdruckrinne und Okklusion nahezu stationär. Dabei werden nach
wie vor schauerartige, mit Gewittern durchsetzte Niederschläge simuliert, die sich nach
COSMO_EU aufgrund der oben genannten Hebungsprozesse vor allem über der Mitte noch
verstärken sollen. Punktuell werden im aktuellen Lauf wieder mehr als 35 mm in sechs
Stunden simuliert (östlich von Frankfurt und im Thüringer Wald). Die meisten externen
Modelle haben diese hohen Mengen aber nicht auf der Agenda.
Im Norden und Nordosten bleibt es weiterhin trocken und auch südlich der Luftmassengrenze
ist es zwar eher stärker bewölkt, die dort simulierten schauerartigen Niederschläge fallen
aber nicht allzu intensiv aus, die simulierten Mengen liegen meist unter 5 mm innerhalb
von 12 Stunden. Dort, wo die Wolken in der feuchten Luftmasse mal länger auflockern, kann
sich wieder Nebel bilden.


Dienstag... weitet das Höhentief über Nordfrankreich seinen Einfluss weiter ins
Vorhersagegebiet aus, die dabei simulierten dynamischen Hebungsprozesse vor allem über dem
Westen und der Mitte Deutschlands halten sich aber in Grenzen.
Im Bodendruckfeld kann sich die quasistationäre Tiefdruckrinne aufgrund der Hebung wieder
geringfügig vertiefen. Nach wie vor befindet sich in ihrem Einflussbereich eine potentiell
instabile Luftmasse, mit dieses Mal vor allem im Westteil recht hohen ppw- Werten von um
oder teils über 25 mm. Erneut dürfte ein Streifen, ausgehend von Sachsen nordwestwärts bis
zum Emsland betroffen sein. Punktuell werden dort auch wieder mehr als 500 J/kg ML-Cape
simuliert, sowohl vom COSMO_EU als auch vom GFS. Somit dürfte dort im Tagesverlauf erneut
die Gewittertätigkeit aufleben, wobei wieder mit Starkregen, teils bis in den
Unwetterbereich, und Hagel zu rechnen ist.
COSMO_EU simuliert im Bereich der Luftmassengrenze punktuell bis 25 mm innerhalb von 12
Stunden, wobei die höchsten Mengen unmittelbar südlich von ihr, also auf der kalten Seite,
auftreten sollen und dort in überwiegend skaliger Form fallen.
In den Norden und Nordosten strömt von Osten her weiterhin warme und trockene Luft, dort
scheint meist die Sonne und es bleibt trocken. Im Süden und Südwesten kann es im Bereich
der dort einströmenden etwas kühleren Luftmasse eventuell auch noch den ein oder anderen
kurzen Schauer geben, nennenswerte oder warnwürdige Regenmengen sind dort aber nicht zu
erwarten.
Die Höchstwerte ändern sich gegenüber den Vortagen nur wenig. Sie bewegen sich nach wie
vor zwischen 12 und 18 Grad im Westen und Süden und 17 bis 22 Grad im Nordosten und
Norden.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Höhentief nach Ostfrankreich, wobei vor allem
über Südwestdeutschland hauptsächlich PVA- induzierte Hebung simuliert wird. Die damit
einhergehenden schauerartigen Niederschläge greifen im Laufe der Nacht auf den Südwesten
Deutschlands über, wobei kurze Gewitter nicht ausgeschlossen sind. Ein Überschreiten der
Warnschwellen für Stark- oder Dauerregen ist aber nicht zu erwarten.
Die Luftmassengrenze bzw. Tiefdruckrinne verläuft nach wie vor quasistationär von Sachsen
bis ins nordwestliche Niedersachsen. Hautsächlich auf der "kalten" Seite werden
Niederschläge simuliert, die nach COSMO_EU punktuell auch wieder die 25 mm in 12 Stunden
überschreiten. Nach wie vor muss somit im Einflussbereich mit schauerartigen, teils
gewittrig durchsetzten Regenfällen gerechnet werden, wobei die Unwettergefahr bzgl.
Starkregens im Laufe der Nacht wieder abnimmt.
Nördlich der Luftmassengrenze bleibt es meist gering bewölkt und trocken, südlich von ihr
kann sich in der feuchten Luft stellenweise Nebel bilden.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die großskalige Wetterentwicklung wird von den externen Modellen ähnlich simuliert wie von
der deutschen Modellkette. Unterschiede gibt es - wie bei solchen Lagen üblich - bzgl. der
räumlichen Verteilung und auch Intensität der Niederschläge. Vor allem die
deterministischen COSMO_DE- Läufe simulieren für heute in Thüringen und im südöstlichen
Niedersachsen lokal eng begrenzt zum Teil mehr als 80 mm innerhalb von sechs Stunden.
Zumindest für heute simulieren die hochauflösenden Modelle bzgl. der räumlichen Verteilung
ähnliche Schwerpunkte (Thüringen, Südostniedersachsen).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)