SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.04.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Bis in die Nacht hinein Schauer und Gewitter. Am Sonntag erneut auflebende
Gewittertätigkeit, vor allem von Südost nach Nordwest.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines voll entwickelten, bis in große
Höhen reichenden Tiefs südlich von Irland, das sich nur sehr schleppend ostwärts
verlagert. Zwischen dem Tief und einem Höhenhoch über Südskandinavien liegen wir unter
einer schwachen, von Westen her allmählich aber zunehmenden Höhenströmung, in der
kurzwellige Tröge nordwärts geführt werden.
Zunächst mal geht der Blick aber in die unteren Gefilde der Troposphäre, wo sich -
ausgehend von dem Tief bei Irland - eine Tiefdruckrinne über den Vorhersageraum
südostwärts bis in den zentralen Mittelmeerraum erstreckt. Eingelagert in die Rinne sind
zum Teil gut strukturierte konfluente Zonen, die in der 15 UTC-Analyse mit zwei
Konvergenzlinien und nach Westen hin mit einer Okklusion markiert werden. Letztlich trennt
die Rinne instabil geschichtete Warmluft im Nordosten von etwas weniger warmer und
stabilerer Luft im Südwesten. Im Bereich der Rinne (mehr zur warmen Seite hin), aber auch
weiter ost-nordöstlich, wo sich zudem noch ein Höhentief über Polen bemerkbar macht, kam
und kommt es noch zahlreichen konvektiven Umlagerungen bis in den Unwetterbereich. Die
vielen Gewitterzellen sind dabei vielfach zu Multizellenclustern zusammengewachsen, die
zunächst noch munter vor sich hin pulsieren. So dürfte es im Bereich der Rinne bis weit in
die Nacht hinein zu weiteren schauerartigen Regenfällen und Gewittern kommen, wobei
COSMO-EU für die Region Westfalen/Nordhessen in der ersten Nachthälfte sogar eine
Intensivierung in petto hat (punktuell um 40mm/6h), die synoptisch aber nicht eindeutig
nachvollziehbar ist und von anderen Modellen bzw. auch von COSMO-DE-EPS so nicht bestätigt
wird. Tatsache ist, dass aufgrund der geringen Strömungsgeschwindigkeit nach wie vor die
Komponente Starkregen im Fokus steht, aber auch Hagel kommt vor, wenn auch aufgrund der
limitierten CAPE-Werte der Durchmesser der Hagelkörner nicht übergroß ausfällt. Vielmehr
könnte die Hagelandauer bzw. -intensität eine Rolle spielen, wie einige Beispiele vom Tag
eindrucksvoll belegen.
Die Schauer und Gewitter, die sich im Osten und Nordosten des Landes entwickelt haben,
dürften sich in der Nacht nicht so lange halten wie die Gewitter im Bereich der Rinne.
Dafür deutet sich im Süden ein vorübergehendes Aufleben der Gewittertätigkeit, was zum
einen mit den o.e. kurzwelligen Trögen, zum anderen mit der Annäherung einer weiteren
Okklusion in Verbindung stehen könnte. Die Okklusion, die zu dem erwähnten Tief bei Irland
gehört, greift mit ihrem Regengebiet von Frankreich und Belgien her auf den Westen und
Südwesten über, wobei sie sich immer weiter der quasistationären Tiefdruckrinne nähert.
Zwar deuten einige Modelle für den SW, besonders für den Schwarzwald, Mengen bis zu 25,
GME sogar bis 50mm/12h!! an, was trotzt schauerartiger Verstärkung aber übertrieben
scheint. Möglich ist allerdings, dass sich auf der unmittelbaren Vorderseite des
Regenbandes noch Gewitter entwickeln, was aber unsicher ist. Immerhin ist derzeit eine
erhöhte Schaueraktivität über Ostfrankreich, Westdeutschland und Teilen von Benelux zu
verzeichnen. Hier gilt es, die Entwicklung genau zu beobachten.
Ansonsten sei noch erwähnt, dass sich bei längerem Aufklaren Nebel bilden kann,
insbesondere dort, wo es ordentlich geregnet hat.

Sonntag ... erreicht das hochreichende Tief den Westen Frankreichs, wobei es sich
zusehends auffüllt. Auf der Südostseite des Höhentiefs löst sich ein kurzwelliger Anteil
Richtung Golf von Genua ab, so dass das gesamte Potenzialgebilde einen dipolartigen
Charakter annimmt. Entsprechend dreht die Höhenströmung über Deutschland auf Südost
zurück, wobei sie ihre zyklonale Kontur beibehält. Nach NW ablaufende, mit dem Auge kaum
zu erkennende KW-Tröge sorgen für gewisse Hebungsantriebe, die die frontalen
Hebungsprozesse unterstützen.

Die o.e. Okklusion befindet sich zum Mittagstermin - eingebettet in eine von Mittelitalien
über die nördliche Adria und die Ostalpen bis nach Nordwestdeutschland reichenden
Tiefdruckrinne - über dem SO des Landes, biegt aber in der Mitte in Richtung Nordsee ab.
Vor allem auf der kalten Seite der Front kommt es zunächst zu weiteren, teils schauerartig
verstärkten Regenfällen, die vornehmlich den Süden und Westen des Landes treffen.
Warnschwellen vor Dauerregen werden dabei wahrscheinlich nicht überschritten.
Auf der warmen Seite der Front respektive der Rinne kommt es - nicht zuletzt auch
getriggert durch frontale Querzirkulation - erneut zu konvektiven Umlagerungen in Form
schauerartiger Regenfälle und Gewittern. Als Areal der höchsten Aktivität kristallisiert
sich abermals ein Streifen heraus, der von den ostbayerischen Mittelgebirgen über die
Mitte bis nach NW-Deutschland reicht. Dabei gibt es Anzeichen für Starkregen, der nicht
zwingend innerhalb einer Stunde fallen muss, sondern auch akkumuliert über mehrere Stunden
zusammenkommen kann. Von den EPS-Verfahren wie COSMO-LEPS und ECMF-EPS liegen schwache
Signale für Mengen von >25mm/h vor, was auf lokale Unwetter hindeutet. Auch die
synoptische Ausgangssituation lässt punktuelle Unwetter erwarten. Ebenso ist auch wieder
Hagel möglich, auch wenn die prognostizierten CAPE-Werte nicht mehr so hoch sind.
Nach Norden und Nordosten hin ist die Niederschlagsneigung nur gering. Dort macht sich die
Nähe zu einem Höhenhoch über Südskandinavien durch leichtes Absinken bemerkbar. Zudem
fließt von NO her wieder etwas stabilere Luft ein. Allerdings lässt sich nicht
ausschließen, dass nicht zumindest bis in den Süden Brandenburgs Schauer oder Gewitter
auftreten.
Die Temperatur erreicht in der rückseitig der Front einfließenden Meeresluft (W und S)
meist nur noch 10 bis 15°C, sonst 14 bis 19°C, im Norden und Osten gebietsweise um 20°C.
Der nordöstliche Wind frischt in Küstennähe mitunter böig auf, Böen 7 Bft sollten aber
eher die Ausnahme darstellen.

In der Nacht zum Montag dreht die Höhenströmung noch etwas zurück auf östliche Richtungen.
Im Bodenfeld bleibt die Okklusion mitten über Deutschland von SO nach NW orientiert
liegen. An ihr kommt es zu weiteren schauerartigen und teils kräftigen Regenfällen und
Gewittern. Allen voran COSMO-EU agiert dabei ziemlich forsch mit Starkregensignalen
(Nordhessen um 30mm/6h).
Nach Norden und Osten hin bleibt es überwiegend trocken, während es im Süden gebietsweise
regnet, allerdings mit moderater Intensität.

Montag ... liegt der Vorhersageraum zwischen Höhentiefs über Italien und Frankreich (12
UTC) und einem zonal ausgerichteten Höhenrücken, der von Irland/UK bis zum Baltikum
reicht. Am Boden bleibt die Druckverteilung flach, wobei nach wie vor die alte Okklusion
von O-SO nach W-NW zu finden ist. Sie trennt warme und nach Norden hin stabile Warmluft
von etwas kühlerer Luft im Süden. So scheint in Teilen Norddeutschlands die Sonne, und es
bleibt trocken, während in den übrigen Landesteilen schauerartige Regenfälle und Gewitter
auf der Tageskarte stehen. Letztere dürften vor allem über der Mitte auftreten (also im
unmittelbaren Frontbereich), wobei es einmal mehr Signale für Starkregen gibt.

Dienstag ... schwenkt der o.e. Höhenrücken etwas nach Süden. Er sorgt in Norddeutschland
vielerorts für trockenes und sonniges Wetter.
Ansonsten reicht die Wirkung aber nicht, konvektive Umlagerungen - insbesondere in der
Mitte - zu unterbinden. Dort liegen nämlich noch Reste der instabilen Warmluft, in der
sich Schauer und Gewitter entwickeln. Dabei muss nach wie vor mit Starkregen gerechnet
werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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