SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.09.2018 um 10.30 UTC



Im Norden bis Montag zunächst leicht unbeständig ohne großartige Niederschläge
und nur mäßig warm, sonst oft sonniges Spätsommerwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.09.2018


Die Wetterentwicklung zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, also am kommenden
Wochenende, steht noch ganz im Zeichen der Großwetterlagen "West antizyklonal"
bzw. "Brücke Mitteleuropa".
Am Samstagvormittag passiert ein Höhentrog den Norden und Nordosten Deutschlands
rasch ostwärts. Die Kaltfront des korrespondierenden, von Mittelschweden bis
Sonntag, 00 UTC zum Bottnischen Meerbusen ziehenden Bodentiefs überquert den
Nordosten des Landes ohne nennenswerte Niederschläge (höchstens vereinzelte
kurze Schauer, am ehesten an den Küsten) ebenso rasch südostwärts. Sie gerät
dabei zunehmend in den Einflussbereich eines sich von Frankreich und
Südwestdeutschland bis ins östliche Mitteleuropa ausweitenden Bodenhochkeils,
der durch einen, sich von den Britischen Inseln zur Nordsee verlagernden
Höhenrücken gestützt wird, und schwächt sich ab bzw. löst sich in der Nacht zum
Sonntag auf. Dabei kann in die Nord- und Osthälfte des Landes noch einmal ein
Schwall subpolarer Meeresluft mit Temperaturen knapp unter 5 Grad in 850 hPa
vordringen.
Am Sonntag schwenkt der Höhenrücken rasch über das Vorhersagegebiet hinweg
ostwärts und wir geraten auf die Vorderseite eines Höhentroges mit Drehzentrum
knapp südlich von Island, wobei die großräumige Potenzialverteilung zonal
gefärbt bleibt. Insgesamt dominiert dabei lediglich im Norden Deutschlands ein
leicht zyklonal konturiertes Muster, ansonsten bleibt die Großwetterlage
antizyklonal geprägt. Somit gerät Norddeutschland im Laufe des Sonntags noch
einmal in den Einflussbereich eines schleifenden Frontensystems, wobei aber
zumindest nach Lesart des IFS wohl erst in der Nacht zum Montag leichte
Niederschläge simuliert werden. In der Mitte und im Süden kann sich die
Luftmasse bei viel Sonnenschein dagegen wieder erwärmen, bis Montag, 00 UTC
steigt die Temperatur in 850 hPa auf Werte zwischen 9 Grad auf Rügen und 15 Grad
im äußersten Süden.
Am Montag zieht der Höhentrog mit seinem Drehzentrum allmählich ins Nordmeer und
in der Nacht zum Dienstag weiter Nordskandinavien. Weiter westlich erfolgt -
wohl auch mit Unterstützung durch den Tropensturm "Helene" - die Umstellung auf
ein zunehmend meridionales Muster: Ein zunächst noch flacher Höhenrücken knapp
westlich der Britischen Inseln verlagert sich bis Dienstagfrüh ins westliche
Mitteleuropa bzw. zur Nordsee und kann sich durch kräftige WLA, die eben durch
"Helene" vorderseitig eines Langwellentroges über dem mittleren Nordatlantik
noch zusätzlich verstärkt wird, nordwärts aufwölben.
Im Bodenfeld kommt die schleifende Front über Norddeutschland somit am Montag
nur kurzzeitig etwas nach Süden voran (ohne großartige Niederschläge), ehe sie
in der Nacht zum Dienstag als Warmfront wieder ein wenig nach Norden verlagert.
Der Süden und auch weite Teile der Mitte verbleiben im Einflussbereich des
allmählich seinen Schwerpunkt nach Osteuropa verlagernden Hochdruckgebietes.
Am Dienstag schwenkt der Höhenrücken rasch über das Vorhersagegebiet hinweg
ostwärts, gefolgt von einem flachen kurzwelligen Höhentrog in der Nacht zum
Mittwoch, der aber so weit nördlich abläuft, dass er grade so den äußersten
Norden des Landes (und auch dort wohl quasi ohne Niederschläge) beeinflusst.
Dahinter wölbt sich auf der Vorderseite des sich erneut regenerierenden
Langwellentroges über dem nahen Ostatlantik am Mittwoch ein deutlich breiter
angelegter Höhenrücken über Mitteleuropa auf. Dieser bleibt wohl auch bis in die
erweiterte Mittelfrist wetterbestimmend.
Mit der niedertroposphärisch auf Südwest drehenden Strömung gelangen somit
zunehmend sehr warme Luftmassen subtropischen Ursprungs nach Deutschland, auch
im Norden steigt die Temperatur in 850 hPa auf nahe 15 Grad. Somit steht ein
recht sonniger, meist trockener (vielleicht reicht es im Bergland mal für ein
Gewitter) und vor allem für die Jahreszeit sehr warmer Witterungsabschnitt ins
Haus. Der Sommer "hat wohl noch nicht fertig".
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Insgesamt kann dem aktuellen Lauf trotz der Einmischung des Tropensturms
"Helene" eine gute Konsistenz zu seinen Vorgängern bescheinigt werden. Vor allem
der gestrige 00 UTC-Lauf des IFS hatte allerdings für den Samstag und Sonntag
ein noch zonaler konturiertes Muster auf der Karte als die beiden Nachfolger. Am
Montag wurde die Trogpassage über Norddeutschland dagegen etwas markanter
simuliert, so dass die schleifende Front über Norddeutschland ein wenig weiter
nach Süden vordringen konnte. Die Trogpassage in der Nacht zum Mittwoch hatte
der gestrige 00 UTC-Lauf gar nicht im Programm, wobei sie vor allem nach dem
aktuellen Lauf so weit nördlich ablaufen soll, dass sie nicht wirklich
prognoserelevant sein sollte. Eine Außenseiterversion zeigte der gestrige 12
UTC-Lauf, der den Trog etwas markanter simulierte und ab Mittwochabend den Trog
über den Nordosten Deutschlands nach Südosten ablaufen ließ. Zwar ist auch nach
dieser Version der Trog kaum wetterwirksam, allerdings wird der nachfolgende
Höhenrücken weiter westlich simuliert, womit die Advektion subtropischer
Luftmassen nach Mitteleuropa erst zeitlich verzögert eintritt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der grobe Fahrplan steht auch nach Durchsicht anderer Globalmodelle fest.
Unterschiede ergeben sich aber immerhin noch im Detail: So fährt das ICON am
Sonntag für Norddeutschland eine etwas zyklonalere Variante (mit Niederschlägen
in Schleswig-Holstein und dem Nordseeumfeld) und hat den Trogdurchgang am Montag
erst einmal progressiver, vor allem aber auch etwas markanter auf der Karte. Im
Bodenfeld soll die Kaltfront am Montagabend sogar bis in die mittleren
Landesteile vorankommen, was in etwa der Version des gestrigen 00 UTC-Laufes vom
IFS entspricht. GFS und GEM unterscheiden sich hingegen kaum vom IFS.
Ab Dienstag sind aber kaum mehr prognoserelevante Unterschiede auszumachen. Der
Kurzwellentrog, der knapp nördlich des Vorhersagegebietes ostnordostwärts
schwenken soll, wird vom GFS etwas markanter und weiter nach Süden ausgreifend
simuliert (allerdings ohne Niederschläge) als vom IFS, während ICON ihn gar
nicht auf der Karte hat. GEM simuliert die Achse des Höhenrückens ab Mittwoch
geringfügig weiter östlich, ICON etwas weiter westlich als GFS und IFS. Das hat
aber lediglich Auswirkungen auf die Intensität der WLA zu Wochenmitte: ICON
simuliert am Mittwoch, 12 UTC Temperaturen in 850 hPa zwischen 12 Grad im
Nordosten und 17 Grad an den Alpen, IFS und GFS dagegen allgemein, also auch im
Norden, um 15/16 Grad, GEM sogar zwischen 15 und 19 Grad.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung des IFS zeigt im Zeitraum 72 bis 96 Stunden (15. und 16.9.) drei
Cluster, die sich für Mitteleuropa allerdings kaum unterscheiden. Das ändert
sich im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden, also 17. bis 19.9,), der
4 Cluster zeigt (jeweils 19, 11, 11 und 10 Member, Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 1) auch nur wenig. Cluster 1 und 2 sind sich - die Wetterlage in
Mitteleuropa betreffend - sehr ähnlich, Cluster 3 fährt die GEM-Variante mit
einem etwas markanteren, geringfügig nach Osten verschobenen Höhenrücken ab
Wochenmitte, während Cluster 4 die Achse des Rückens weiter westlich zeigt und
somit dem ICON ähnelt.
Die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, also 20. bis 22.9.) hat dann
nur noch zwei Cluster auf der Karte (34 bzw. 17 Member, Haupt- und Kontrolllauf
weiterhin in Cluster 1). Beide zeigen einen markanten, sich vor allem ab Freitag
weit nach Norden aufwölbenden Höhenrücken, dessen Achse in Cluster 1 knapp
östlich, in Cluster 2 knapp westlich bzw. in weiterer Folge über Mitteleuropa
hinweg verläuft.

Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte verlaufen bis
einschließlich Sonntag eng gebündelt und dicht angelehnt an die Prognose des
Hauptlaufs mit steigenden Temperaturen in 850 hPa ab Samstag. Daran ändert sich
zumindest in der Mitte und im Süden auch im Zeitraum Montag bis Mittwoch nur
wenig. Immerhin gibt es dann aber einige wenige Ausreißer nach unten, während
sich das Gros der Member z.B. für die Rauchfahne Offenbach am Mittwoch im
Temperaturbereich (in 850 hPa) zwischen 12 und 16 Grad bewegt. Im Norden und
Nordosten ist die Schwankungsbreite vor allem im Bereich der schleifenden Front
am Montag größer mit mehreren Ausreißern nach unten. Auch ab Mittwoch/Donnerstag
nimmt die Anzahl der Ausreißer nach unten (weiterhin bezogen auf die 850
hPa-Temperatur) erneut zu.
Dennoch kann konstatiert werden, dass der grobe Fahrplan - mit den
entsprechenden Schönheitsfehlern vor allem im Norden und Osten - eigentlich bis
in die erweiterte Mittelfrist, sprich: Bis Ende nächster Woche, einigermaßen
steht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen sind im Mittelfristzeitraum eigentlich so gut
wie keine zu erwarten. Mit der zyklonaleren Variante des ICON könnte es am
Sonntag und Montag an den Küsten für stürmische Böen (Bft 8) aus Südwest
reichen, auch die probabilistischen verfahren deuten das mit allerdings relativ
geringen Wahrscheinlichkeiten an.
Mit dem Vordringen subtropischer Luftmassen ab Dienstag oder Mittwoch kann auch
das ein oder andere kräftige Gewitter - am ehesten wohl im süddeutschen
Mittelgebirgsraum und an den Alpen - nicht ausgeschlossen werden, wenngleich die
Wahrscheinlichkeiten dafür angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit doch wohl
eher als gering beziffert werden dürften.
EFI gibt ab Dienstag Signale für ungewöhnlich hohe Temperaturmaxima vor allem im
Südwesten und in der Mitte Deutschlands.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff

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