SXEU31 DWAV DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST (Morgen)

SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.07.2013 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu einer Mischung aus WW (Winkel West) und Wa (West antizyklonal)

Heute im Südosten schwere Gewitter (UNWETTER) möglich. Sonst vor allem im Süden
gebietsweise schauerartig verstärkter, teils gewittriger Stark- bzw. Dauerregen. Im Norden
und Westen Schauer und einzelne Gewitter (meist markant, lokale UNWETTER nicht ganz
ausgeschlossen).

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines Höhentroges, der im
Tagesverlauf unter Verkürzung seiner Wellenlänge bei gleichzeitiger Abflachung der
Amplitude ostwärts vorankommt. Dahinter kommt es zu einer deutlichen Zonalisierung der
Höhenströmung, was bei uns in den nächsten Tagen eine Westlage sommerlicher Prägung zur
Folge hat.

Zunächst gestaltet sich die Angelegenheit aber so, dass unter der südwestlichen
Höhenströmung eine schleifende, zur Wellenbildung (aktuell von der Schweiz her) neigende
Kaltfront liegt, die diagonal über Deutschland von Südwest nach Nordost positioniert ist.
Sie trennt Reste der zuletzt wetterbestimmenden heißen Subtropikluft (die Achse der
heißesten Luft liegt bereits östlich von uns) im äußersten Osten und Südosten von mäßig
warmer Meeresluft in den übrigen Regionen. Die Front hat Anacharakter, will heißen, auf
der "kalten" Seite kommt Südwest nach Nordost zu schauerartig verstärkten Regenfällen, in
die im Tagesverlauf auch das eine oder andere Gewitter eingelagert sein kann. Bedingt
durch in der südwestlichen Höhenströmung ablaufende, sehr kurzwellige Trog-Keil-Strukturen
kommt es zu Intensitätsschwankungen der Niederschläge, die sich schwerpunktmäßig langsam
nach Osten verschieben, was letztlich der Annäherung des Höhentroges geschuldet ist.
Warnschwellen für Stark- oder Dauerregen werden am ehesten in den südlichen Landesteilen
überschritten, was synoptisch auch nachvollziehbar ist, weil dort mit Annäherung der recht
scharfen Trogspitze der dynamische Hebungsantrieb am größten ist.

Die große Frage, die sich nun stellt, ist die, ob sich im präfrontalen Bereich, also im
äußersten Südosten, noch mal schwere Gewitter mit Unwetterstatus entwickeln können.
Leichter Druckfall lässt zwar eine Tiefdruckrinne entstehen, die sich mit ihrer
konfluenten Struktur wahrscheinlich aber leicht östlich von uns etabliert. Gleichzeitig
hat sich an den Alpen vorübergehend eine Föhnsituation eingestellt (mit z.T. schweren
Sturmböen 10 Bft aus südlichen Richtungen auf den Gipfeln), die eher dämpfend auf
signifikante konvektive Umlagerungen wirkt. Auf der anderen Seite ist - wenn auch nicht
mehr ganz so hoch wie in den vergangenen Tagen - noch CAPE vorhanden, besonders über
Niederbayern mit Werten von z.T. 1500 J/kg oder etwas darüber. Außerdem liegen relativ
entwicklungsgünstige Scherungsbedingungen vor (0 bis 6 km über 20 m/s, anfangs z.T. sogar
über 30 m/s), was sehr für organisierte Strukturen spricht. Fraglich ist, ob und wo genau
es zur Auslöse kommt. Die Auslösetemperaturen von 30°C oder darüber werden mangels
Einstrahlung wahrscheinlich nicht erreicht, dafür könnte der Impuls von "oben" durch den
heranschwenkenden Trog oder durch einen sehr kurzwelligen "Vorläufer" kommen.
Möglicherweise bilden sich ein oder mehrere MCS, die vor allem die Regionen von
Niederbayern über die Oberpfalz und das Erzgebirge bis zur Niederlausitz traktieren und
dort schwere Gewitter mit großkörnigem Hagel, Sturm- oder Orkanböen und starkem Platzregen
bringen. Vorstellbar ist aber auch Szenario, in dem sich das Ganze etwas weiter östlich
abspielt (Österreich, Tschechien, Polen) und die genannten Regionen nur gestreift werden.
Wie so häufig fällt die Entscheidung und somit auch die Herausgabe entsprechender
Warnungen in den Nowcastbereich.

Das gilt übrigens auch für den Westen und Norden des Landes, wo der sich nähernde
Höhentrog für eine zunehmende Labilisierung der mäßig warmen maritimen Luftmasse sorgt.
Mit thermischer Unterstützung kommt es etwa ab Mittag zur Bildung von Schauern und
Gewittern. Die Rahmenbedingungen mit PPW-Werten um 30 mm und CAPE um 500 J/kg deuten
durchaus auf markante Entwicklungen mit Starkregen, kleinkörnigem Hagel und stürmischen
Böen hin, Unwetter sollten in dieser Luftmasse aber eher die Ausnahme bleiben.
Die Temperatur erreicht heute nur noch Maxima zwischen 22 und 27°C bei länger andauerndem
Regen z.T. nicht mal 20°C. Nur wenn sich im südöstlichen Bayern noch eine länger
andauernde Wolkenlücke auftut, was nicht überdurchschnittlich wahrscheinlich ist, sind
dort noch mal nahe 30°C möglich.

In der Nacht zum Dienstag zieht die wellende Kaltfront endgültig nach Osten ab und ein
Keil des Azorenhochs schiebt sich bis zu den Alpen vor. Anfangs können im Osten und
Südosten noch Starkregen oder kräftige Gewitter auftreten, Tendenz aber allmählich
nachlassend. Auch die Schauer und Gewitter im Westen und Norden lassen mehr und mehr nach
bzw. fallen zusammen. Dort, wo es längere Zeit aufklart, bildet sich Nebel.

Dienstag... zieht der Höhentrog endgültig nach Osten ab und wir gelangen unter die relativ
glatte Frontalzone, in der zunächst eine ganz flache antizyklonale Kontur auszumachen ist,
bevor etwa zum Abend hin die Vorderseite eines flachen Randtroges auf die westlichen und
nordwestlichen Landesteile übergreift.

Mit dem abziehenden Trog können sich im äußersten Norden und Nordosten anfangs noch
einzelne Gewitter entwickeln. Ansonsten stellt sich zwischen dem bis nach Süddeutschland
bzw. den Alpen gerichteten Bodenochkeil und einem Tiefkomplex über Nordwesteuropa eine
südwestliche Bodenströmung ein, mit der mäßig warme Meeresluft advehiert wird. Dabei
gestaltet sich Wetterablauf wechselhaft mit einzelnen Schauern. Vornehmlich im Norden
sowie in einigen Hochlagen frischt der Südwestwind böig, an der See und in exponierten
Kammlagen mit Böen 7 Bft.

Am späten Nachmittag bzw. zum Abend hin erreicht dann eine in die Grundströmung
eingebettete stabile Welle den Westen und Nordwesten, um in der Nacht zum Mittwoch über
Norddeutschland ostwärts zu schwenken. Dabei setzt von Benelux und der Nordsee her Regen
ein, der sich etwa über Nordhälfte nach Osten ausbreitet. Warnschwellen werden dabei sehr
wahrscheinlich nicht gerissen. Im Norden bleibt es relativ windig mit 7er-Böen.
Die Temperatur erreicht Höchstwerte zwischen 20°C an der Küste und bis zu 27°C im
äußersten Südwesten.

Mittwoch... schwenkt der o.e. Randtrog über den äußersten Norden ostwärts. Insgesamt
bleibt die Höhenströmung über dem Vorhersageraum aber noch ziemlich zonal konturiert,
während die Frontalzone weiter westlich bereits wieder beginnt, stark zu mäandrieren.
Die stabile Welle zieht in Richtung Südschweden, wobei die zugehörige Kaltfront etwa bis
zur Mitte vorankommt, nach Westen hin aber rückläufig wird und in die Warmfront eines
Tiefs südwestlich von Irland übergeht. Rückseitig gelangt ein Schwall erwärmter
Meereskaltluft subpolaren Ursprungs in den Vorhersageraum, in der sich das Wetter
besonders in Norddeutschland wechselhaft gestaltet. Dort entwickeln sich Schauer,
vereinzelt auch kurze Gewitter, die mit Böen der Stärke 7-8 Bft einhergehen können. Auch
außerhalb der Schauer kann der Südwestwind zumindest an der Küste Stärke 7 Bft erreichen.


Nach Süden hin kräftigt sich das Hoch, indem sich aus dem Keil eine eigenständige Parzelle
bildet. Längere sonnige Abschnitte sorgen dort für eine Erwärmung der alternden mäßig
warmen Luftmasse auf etwa 25 bis 29°C, während im Norden 19 bis 24°C auf der Karte stehen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Unsicherheiten bzgl. der heutigen Wetterentwicklung im Südosten des Landes wurden im
Text bereits angerissen. Die Numerik kann zwar als Signalgeber fungieren, Details müssen
aber aus dem aktuellen Geschehen extrahiert werden. Dabei gilt zunächst mal, die aktuelle
Gewitterlinie auf der Vorderseite der o.e. Welle, die sich von Süden her dem
Vorhersageraum nähert, genaustens zu verfolgen.
Ansonsten fällt auf, dass die von COSMO-DE-EPS angebotenen Signale für Starkregen im
Nordosten am heutigen Vormittag auf Basis der aktuellen Situation nicht nachvollziehbar
sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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