DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 30.07.2013 um 10.30 UTC



Allgemein sommerlich, dabei sehr warm bis heiß. Ab dem Wochenende einzelne, teils kräftige
Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.08.2013


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Freitag hat die neuerlich aufkeimende
Hitzewelle über Mitteleuropa respektive Deutschland bereits schon wieder große
Fortschritte gemacht. Dabei liegt der Vorhersageraum unter einem veritablen Höhenrücken,
der vom zentralen Mittelmeer bis nach Skandinavien reicht. Er wird flankiert von einem
Langwellentrog über dem nahen Ostatlantik und einem etwas schwächer ausgeprägten Trog im
Bereich westliches Russland/Weißrussland.
Das korrespondierende Bodendruckfeld weist eine umgangreiche Hochdruckzone auf, deren
Achse bereits leicht östlich von uns liegt, sowie ein kräftiges Tief nördlich von Irland.
Entsprechend dieser Konstellation gelangt mit südlicher Strömung heiße Subtropikluft
nordwestafrikanischen Ursprungs nach Deutschland, die für einen markanten
Temperaturanstieg gegenüber der ersten Wochenhälfte sorgt. Am Samstag 00 UTC werden große
Teile des Vorhersageraums von der 20°C-Isotherme in 850 hPa überdeckt.

Am Wochenende zeigt sich das das gesamte Strömungsmuster leicht progressiv. Der
Höhenrücken verlagert sich zum östlichen Mitteleuropa, während der westliche Höhentrog
sich in Richtung europäisches Festland ausbreitet. Seine Hauptachse verbleibt aber im
Bereich UK/Irland/naher Ostatlantik.
Im Bodenniveau schwenkt schon am Samstag eine flache Rinne mit eingelagerter Kaltfront von
West nach Ost durch und führt rückseitig einen Schwall weniger heißer, aber immer noch
sehr warmer Luft heran. Am deutlichsten fällt die Abkühlung im Nordwesten aus, wo die
850-hPa-Temperatur auf unter 10°C zurück geht. Dagegen wird die heiße Luft im äußersten
Süden und Südosten nicht so richtig weggeräumt, die 20°C-Isotherme in 850 hPa verbleibt im
Bereich der Alpen (Stand 12 UTC). Bedingt durch die leichte KLA steigt der Luftdruck
wieder etwas an und es stellt sich Zwischenhocheinfluss ein. Einzelne Schauer oder
Gewitter sind danach am ehesten im Süden und Südosten im Bereich der etwas zurückhängenden
Front zu erwarten.

Zu Beginn der neuen Woche beginnt der Druck bereits wieder zu fallen, wodurch sich eine
indifferente, ziemlich amorph anmutende Druckverteilung der Marke "Sumpf" ergibt. Zwischen
dem Rücken östlich und dem Trog westlich von uns stellt sich eine südwestliche
Höhenströmung ein, die vor allem nach Süden hin eine leicht antizyklonale Kontur aufweist.
Das ändert wahrscheinlich aber nichts daran, dass sich bei weiterhin hochsommerlichen
Temperaturen (T850 im Süden 20°C und mehr, im Norden mit Ausnahme der Küstenregionen um
15°C) in der potenziell instabil geschichteten Luftmasse Schauer und Gewitter entwickeln,
die dem Energiegehalt entsprechend lokal sehr kräftig ausfallen können.

Ab Wochenmitte (erweitere Mittelfrist) nähert sich dann von Westen her der Höhentrog, was
weiteren Druckfall zur Folge hat. Über Frankreich wird ein eigenständiges Tief generiert,
das unter Vertiefung in Richtung Ostsee zieht. Vorderseitig wird die heiße Luft aus dem
Süden noch etwas weiter nach Norden transportiert, während aber gleichzeitig ein sich
entwickelndes Tief über Skandinavien kühle Luft aus dem Nordmeerraum südwärts lenkt. So
entsteht bereits im Laufe des Mittwochs über Norddeutschland vorübergehend eine
frontogenetische Situation mit einem scharfen Temperaturgradienten (am Donnerstag 00 UTC
in 850 hPa 10°C an der Nordseeküste, 20°C am nördlichen Mittelgebirgsrand), die zu
erhöhter Wetteraktivität insbesondere im Norden und Nordwesten führen könnte. Die
Niederschlagssimulation des operationellen ECMF-Laufs jedenfalls reagiert mit hohen
Regenmengen, die bei diesen synoptischen Rahmenbedingungen nicht nur konvektiver Natur
sein dürften - so es denn überhaupt so kommt.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Für den ersten Teil des Mittelfristzeitraums zeigt der aktuelle ECMF-Lauf von heute 00 UTC
eine sehr ähnliche Lösung wie seine Vorgänger (neuerliche Hitzewelle). Allerdings erfolgt
die Kaltfrontpassage nach jetziger Lesart um etwa 24 Stunden früher (nämlich am Samstag)
als das nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf der Fall war. Außerdem wird der Kaltfront jetzt
mehr Wetterwirksamkeit zugetraut, was der dynamischen Unterstützung aus der Höhe
geschuldet ist, weil der Höhentrog über Westeuropa nun deutlich weiter Richtung
europäisches Festland ausgreift.
Eine Änderung ergibt sich auch für den weiteren Verlauf ab Beginn der kommenden Woche.
Zwar bleibt es hochsommerlich, allerdings stellt sich ein insgesamt zyklonaleres Szenario
mit mehr Gewittern und Regenfällen (erweiterte Mittelfrist in Nordwestdeutschland) ein.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Sowohl GME als auch GFS ähneln zunächst sehr der ECMF-Version, wobei GME mit der
Kaltfrontpassage noch einen Tick schneller, GFS etwas langsamer ist. Am Wochenanfang
simulieren die beiden Modelle dann etwas antizyklonalere Rahmenbedingungen bei leicht
niedrigeren Temperaturen. Hochsommerlich bleibt es aber allemal.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die aktuelle ECMF-Rauchfahne von Offenbach spricht bis kommenden Samstag eine eindeutige
Sprache (Temperatur- und Potenzialanstieg). Danach gibt es vor allem bei der
T850-Temperatur vorübergehend einen Rückgang, wobei die Intensität der Abkühlung aber noch
offen ist (erhöhter Spread). Der Haupt- und Kontrolllauf liegen eher im unteren Drittel
der Ensembles. Zu Wochenbeginn erfolgt ein neuerlicher Anstieg, der von fast allen
Ensemblemitgliedern signalisiert wird. Im Laufe der Woche nimmt der Spread dann allgemein
zu, wobei aber an der Aussage "weiterhin sommerlich warm bis heiß" kaum Zweifel bestehen.
Das wird auch deutlich, wenn man sich die Clusterung von ECMF-EPS anschaut. Für den
Zeitraum T+120...168h werden drei Cluster angeboten (20, 16, 15 Fälle), die sich im Bereich
des Vorhersageraums kaum unterscheiden. Allen Clustern ist gemein, dass Deutschland
zwischen den Trog im Westen und den Rücken weiter östlich gelangt, wobei die Höhenströmung
mal etwas mehr, mal etwas weniger antizyklonal gekrümmt ist.
Für den erweiterten Mittelfristzeitraum T+192...240h liegen sogar nur zwei Cluster vor (38,
13 Fälle). Cluster 1 lässt den Höhentrog unter Abschwächung auf unseren Raum übergreifen,
wobei sich aber über Westeuropa schon wieder ein neuer Rücken aufwölbt. Cluster 2
signalisiert den Übergang zu einem Großwetterlagentypus Wa (West antizyklonal).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Donnerstag setzt von Südwesten her eine neuerliche Hitzewelle ein, die sich an den
Folgetagen auf ganz Deutschland ausbreitet. Verbreitet tritt dann eine hohe Wärmebelastung
auf. Inwieweit die Passage der Kaltfront dann eine Abkühlung bringt, ist noch offen. Am
nachhaltigsten dürfte diese im Nordwesten des Landes ausfallen.
Nach trockenem Beginn nimmt ab Samstag von Westen her die Wahrscheinlichkeit für Gewitter
wieder zu. Dabei muss - ohne jetzt schon zu regionalisieren - lokal auch mit kräftigen
Entwicklungen bis in den Unwetterbereich gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS und den Modellen.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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