SXEU31 DWAV DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST (Morgen)

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.07.2013 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW; heute Kaltfrontpassage mit teils schweren Unwettern.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein markanter Langwellentrog vor dem westlichen
Europa, während Mitteleuropa von einem LW-Rücken dominiert wurde, in den gerade über
unserem Gebiet ein kurzwelliger Rücken regenerierend einlief. Bis zum Tagesende kräftigt
sich der Rücken damit noch und verkürzt auch seine Wellenlänge. Er liegt dann über Polen,
womit auch das östliche Deutschland ab heute morgen in den rückseitigen Bereich der Achse
mit leichter Hebung gerät. Auch der Trog verkürzt seine Wellenlänge und liegt um 24 UTC
über der Biscaya und Katalonien.
In die südsüdwestliche Höhenströmung sind sehr kurzwellige, recht intensive Hebungs- und
Absinkzonen eingelagert, womit die feuchtlabile Luftmasse immer wieder unter zeitweiligen
Hebungsantrieb gerät, wobei sich die intensiveren Vorgänge in der Nordwesthälfte
abzuspielen scheinen, die allerdings von der thermischen Schichtung her weniger
prädestiniert ist für schwere Gewitter als die Südosthälfte.

Während aktuell im Nordosten noch WLA herrscht (vor der über Deutschland liegenden
Konvergenzlinie), ist diese mittags verschwunden und KLA dominiert besonders im
Nordwesten. Die KLA ist einerseits der dann über den östlichen Bundesländern liegenden
Konvergenz zuzuschreiben (die dann Kaltfrontcharakter annimmt), als auch der eigentlichen
Kaltfront, die allmählich von Westen her auf unser Gebiet übergreift. Abends kommt es im
Osten, vor der Kaltfront, nochmals zu WLA.

Über der östlichen Hälfte Frankreichs haben sich vor der Kaltfront Gewitter gebildet, die
am Vormittag auf den äußersten Westen Deutschlands übergreifen könnten. Jedoch zeigen sich
aktuell im nördlichen Bereich der Gewitterzone Auflösungserscheinungen. Die Anfachung
dieser Vorgänge durch sehr kurzwellige PVA-Gebiete kann nur warntechnisch im
Kürzestfristbereich angegangen werden, zumal in letzter Zeit selbst die feinmaschigsten
Modelle eher keine guten Ergebnisse brachten.
Was die Wahrscheinlichkeit für Niederschlag über 25 mm/h betrifft, sieht das COSMO-DE EPS
28 km von 00 UTC für den Südwestteil der RZ Offenbach relativ hohe Wahrscheinlichkeiten
für Unwetter-Mengen (z.B. Saarland für 05 UTC: ist nicht eingetroffen!). Nach 08 UTC wird
sich die Intensität dann dort beruhigen (ebenfalls Fehlprognose). Ab 18 UTC soll sich dann
im Südwesten die präfrontale Gewitteraktivität intensivieren und am späten Abend in die
mittleren Teile Deutschlands ausweiten.

Die primäre Unwettergefahr liegt auch nicht in Regenmengen über 25 mm/h, wenngleich ein
sehr hoher Flüssigwassergehalt (00 UTC-Temp über Belgien 44 mm) vorliegt, denn die
Zuggeschwindigkeit der Gewitterzellen wird recht schnell sein (mittags in 700 hPa vielfach
30 bis 55 kt Wind). Sie liegt eher im Auftreten der schweren Sturmböen oder orkanartigen
Böen, die in der Umgebung der Gewitter auftreten, sowie auch in der Größe des Hagels, wie
ja die gestrigen Fälle gezeigt haben. Hohe CAPE KKN`s mit über 1000 J/kg beschränken sich
ab Mittag im wesentlichen auf die Südosthälfte Deutschlands. Ähnliches gilt für CAPE ML.
Ab 18 UTC werden vom C-EU auch - zunächst im Südwesten, später nordostwärts verlagernd -
sehr hohe SRH-Werte (bis 3 km) berechnet. Auch die SRH bis 1 km lässt in einem Streifen
von Baden-Württemberg über Nordbayern bis hin zur Lausitz eine Tornadogefahr vermuten
(Werte bis über 700!). Damit wäre ab Abend in den RZ-Bereichen Stuttgart, München, Leipzig
und Potsdam auch eine gewisse Gefahr des Auftretens von Tornados gegeben. Die
Windscherungswerte in der untersten Schicht erfüllen jedoch nicht das Kriterium für das
Auftreten von Tornados (> 20 m/s). Auch der SWEAT-Index detektiert im Südosten die Gefahr
schwerer Gewitter.

Bis 24 UTC hat die Kaltfront schon den größten Teil der Nordhälfte Deutschlands überquert,
hängt aber im Südwesten noch zurück, da sie dort als Warmfront in ein Mittelmeertief
hineinführt.


Montag... rückt der Trog bis 24 UTC unter weiterer Verkürzung seiner Wellenlänge nach
Deutschland vor und nimmt dann eine Position mit seiner Achse von Nordrhein-Westfalen bis
hin nach Niederbayern ein. Im Laufe der ersten Tageshälfte intensivieren sich die
vorticitybedingten Hebungs- und Absinkzonen über Deutschland deutlich und spätabends
werden auch um die scharfe Trogachse starke Vertikalbewegungen in beide Richtungen
erwartet. Von der Temperaturadvektion ist eher eine Absinktendenz zu erwarten, da WLA kaum
noch auftritt.

Bis zum Mittag hat die Kaltfront Deutschland weitestgehend verlassen; von Westen folgt
eine Okklusion/Kaltfront nach, die zu diesem Zeitpunkt gerade den äußersten Westen
erreicht. In ihrem Bereich bzw. präfrontal entwickeln sich erneut Schauer und Gewitter,
die sich abends in den Ostteil unseres Landes zurückziehen. Vom C-EU werden teilweise sehr
hohe 24stündige Niederschlagsmengen berechnet - über dem südlichen Brandenburg bis 148 mm;
GME setzt den Schwerpunkt mit 75 mm in den südlichen Schwarzwald. LFPW simuliert 24stündig
keine Unwettermengen. ECMF16 rechnet über Sachsen und dem südlichen Brandenburg ebenfalls
Mengen über 50 mm (im Erzgebirge bis 63 mm); die dreistündige Menge von 38 mm von 21 bis
24 UTC über Ostsachsen deutet aber auf einen konvektiven Charakter der
Niederschlagsprozesse hin. C-EU glänzt im gleichen Zeitraum mit 123 mm über dem südlichen
Brandenburg. Zumindest zeigen damit schon zwei Modelle für die Nacht zu Dienstag starke
gewittrige Niederschläge im Osten an. Die ppw-Werte sind noch sehr hoch, was die hohen
Niederschlagsmengen insbesondere der deutschen Modellkette erklärt. Nach Passage der
zweiten Front sollen diese auf 20 bis knapp 30 mm absinken. Auch die thermische Schichtung
der Atmosphäre ist nicht mehr so labil wie vor der ersten Kaltfront. Unwetter durch
Starkregen/Hagel sind weiterhin möglich; die Gefahr von schweren Sturmböen bzw.
orkanartigen Böen ist dagegen im Vergleich zu heute kaum noch gegeben.


Dienstag... verlagert sich der Trog bis zum frühen Nachmittag über Deutschland hinweg
weiter nach Nordosten. Rückseitig liegen wir dann in einer westlichen Höhenströmung, in
der am Abend ein flacher Rücken unser Land rasch ostwärts passiert. Auch rückseitig des
Troges ist, zumindest bis in die zweite Tageshälfte hinein, mit der raschen Abfolge recht
kräftiger Hebungs- und Absinkzonen zu rechnen.

Nach Abzug der Okklusion nach Osten setzt von Westen her in der ersten Tageshälfte leichte
Wetterberuhigung im Bereich einer schwachen antizyklonalen Aufwölbung ein. Gegen Abend
kann es dann im Westen durch aufkommende WLA etwas neuen Regen geben, die im Zusammenhang
mit einem neuen, vom Ostatlantik nahenden Frontensystem steht.

C-EU rechnet von 00 bis 24 UTC mit den meisten Niederschlägen im Osten (südliches
Brandenburg bis 37 mm), ECMF16 hat an der Neiße ebenfalls über 30 mm. Die anderen Modelle
prognostizieren weniger als maximale Menge, insbesondere ECMF und LFPW überdecken jedoch
das ganze Land relativ gleichmäßig mit zeitweisen Regenfällen.
Im Norden und in der Mitte ist verbreitet mit Böen Bft 6 zu rechnen, an der See und in
Schleswig-Holstein auch Bft 7, ebenso vereinzelt im Binnenland, vor allem in Schauernähe.

Die Höchsttemperaturen liegen im ganzen Land zwischen 20 und 28 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle stimmen alle recht gut überein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.

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