DWD -> Thema des Tages: Gluthitze und Unwetter - ein heißes Wochenende in der Nachsicht

Thema des Tages

Gluthitze und Unwetter - ein heißes Wochenende in der Nachsicht

Es deutete sich schon länger an. Schon frühzeitig sagten die
Meteorologen ein heißes, vielleicht auch das heißeste Wochenende in
diesem Jahr voraus. Auf der Vorderseite eines hoch reichenden Tiefs
westlich der Britischen Inseln stellte sich eine ausgeprägte
südwestliche Strömung ein, die uns am Wochenende die Luft direkt aus
der Sahara über das Mittelmeer hinweg nach Deutschland führte. In ca.
1500 Meter wurden dabei für unsere Regionen mit fast 25°C
ungewöhnlich hohe Temperaturen erreicht. Durch zusätzliche
Sonneneinstrahlung konnte sich die Luft über Deutschland noch weiter
aufheizen und sich gefühlt zur "Gluthitze" entwickeln. Den Höhepunkt
erreichte die Hitze dabei entgegen der Prognosen am Samstag. Durch
einen vorzeitigen Bewölkungsaufzug im Süden und Osten, konnte die
Sonne am Sonntag die Luft dort nicht mehr entsprechend aufheizen.
Daher konnte auch der Allzeitrekord von 40,2 Grad in einigen Orten
Baden-Württembergs und Bayerns im August 2003 nicht erreicht werden.
Doch auch die maximalen Temperaturen von Samstag brachten uns das
bisher heißeste Wochenende des Jahres. Der Höchstwert vom 19. Juni,
der bei 37,2 Grad in Kitzingen lag, wurde teils deutlich
überschritten. In Rheinfelden am Hochrhein ist am Samstag ein
maximaler Wert von 38,6 Grad gemessen worden. Weitere Topwerte sind:

Kitzingen 38,4 Grad
Freiburg 38,3 Grad
Rheinstetten 38,1 Grad
Ohlsbach 37,7 Grad
Schwandorf 37,6 Grad
Lahr 37,6 Grad
Waghäusel 37,6 Grad
Emmendingen 37,6 Grad

Da sich die Saharaluft über dem Mittelmeer auch noch kräftig mit
Feuchte anreicherte, entwickelte sich zudem eine explosive
Luftmischung. Das nötige Aufsteigen der Luft zur Gewitterbildung
wurde entweder durch die Entstehung kleiner Hitzetiefs,
orographischen Erhebungen (Berge) oder von Westen durchziehender
Luftmassengrenzen erzeugt. Die in den Gewitterwolken entstehenden
Aufwinde waren teilweise so stark, dass die Wolkentropfen bzw.
Eispartikel immer wieder nach oben gewirbelt wurden und sich dabei zu
sehr großen mehrschichtigen Hagelkörnern ausbilden konnten, bevor sie
zum Boden fielen. Stellenweise haben bei den schweren unwetterartigen
Gewittern tennisballgroße Hagelgeschosse und erhebliche Wassermassen
große Schäden verursacht. In 48 Stunden, insbesondere im Bereich des
Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb, wurden Niederschlagsmengen
zwischen 30 und 72 Liter pro Quadratmeter gemessen. Davon fielen z.B.
in Wassertrüdingen 46,9 Liter oder in Schwäbisch Gmünd 42,8 Liter
pro Quadratmeter in nur einer Stunde. Folgende Messwerte
vervollständigen die Hitliste:

Leck 40,9 Liter pro Qm pro Stunde
Freudenstadt 32,9 Liter pro Qm pro Stunde
Dornum 31,9 Liter pro Qm pro Stunde
Metzingen 25,0 Liter pro Qm pro Stunde
Pommelsbrunn 20,7 Liter pro Qm pro Stunde
Lauchheim 20,5 Liter pro Qm pro Stunde

Freudenstadt 71,4 Liter pro Qm in 48 Stunden
Schwäbisch Gmünd 55,3 Liter pro Qm in 48 Stunden
Wassertrüdingen 49,5 Liter pro Qm in 48 Stunden
Breitnau 49,3 Liter pro Qm in 48 Stunden
Renningen 46,5 Liter pro Qm in 48 Stunden
Rottenburg 46,0 Liter pro Qm in 48 Stunden
Stuttgart 44,2 Liter pro Qm in 48 Stunden
Leck 43,2 Liter pro Qm in 48 Stunden

Insbesondere mit Durchgang der Kaltfront am Sonntag, aber auch im
Bereich der riesigen Gewitterzellen frischte der Wind stark auf. Die
Böen erreichten häufig Windgeschwindigkeiten über 60 km/h (Bft 8 -
10). Die Spitzenböe wurde dabei in Würzburg mit 94 km/h (Bft 10,
schwere Sturmböen) beobachtet. Weitere Sturmböen meldeten auch:

Memmingen 78 km/h (Bft 9)
Greifswald Oie 72 km/h (Bft 8)
Harburg 68 km/h (Bft 8)
Landsberg 68 km/h (Bft 8)
Bad Kissingen 65 km/h (Bft 8)
Nümbrecht a. d. L. 65 km/h (Bft 8)

Bei den Messwerten muss aber immer berücksichtigt werden, dass das
meteorologische Messnetz nicht flächendeckend ist, und somit durchaus
auch noch höhere Werte möglich sind. Insbesondere bei Gewittern, die
ein sehr lokales Phänomen darstellen, können die Niederschlagsmengen
oder auch Spitzenböen fernab von den Messstellen noch deutlich höher
liegen.

Nächstes Wochenende werden wir sehen, ob die hier dargstellten
Jahreshöchstwerte von Dauer sind, denn schon ab Donnerstag soll die
Temperatur wieder ansteigen. Ein Comeback der Gluthitze ist nach
derzeitigem Stand nämlich sehr wahrscheinlich. Hitzeempfindliche
Menschen sollten also die nächsten 3 Tage genießen, bevor ab
Donnerstag die Temperaturen wieder über die 35 Grad-Marke ansteigen
können.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.07.2013

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