SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.08.2018 um 10.30 UTC



Leicht wechselhaftes Spätsommerwetter. Abseits von Schauern und einzelnen
Gewittern wahrscheinlich weiterhin keine nennenswerten Regenfälle.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 06.09.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Sonntag - übrigens dem zweiten
Tag des meteorologischen Herbstes - sticht in der großräumigen
Potenzialverteilung ein großes Höhentief ins Auge, dessen Drehzentrum um 12 UTC
im Bereich Norditalien/nördliche Adria liegt. Bei dem Tief handelt es sich um
das Cut-Off-Produkt einer Abtropfung, die sich am Samstag aus dem aktuell über
Mitteleuropa liegenden Höhentrog vollzieht. Flankiert wird das Höhentief auf
seiner West- und Nordseite von einem Rücken, der sich von Südwesteuropa bis hoch
nach Fennoskandien erstreckt. Er stützt eine langgestreckte Bodenhochdruckzone,
die vom Ostatlantik (wo das etwas nach Norden verschobene Azorenhoch liegt) bis
in den Nordwesten Russlands reicht. Deutschland liegt am südlichen Rand dieser
Hochdruckzone, was am Sonntag für die Nordhälfte und den Westen
sonnenscheinreiches und relativ warmes (T850 um 8°C) Spätsommerwetter bedeutet.
Der Süden und Südosten hingegen hängen noch am "Tropf" des besagten Höhentiefs,
was nicht nur mehr Bewölkung, sondern auch schauerartigen Regen und einzelne
Gewitter bedeutet.
Zu Beginn der neuen Woche verabschiedet sich das Höhentief in Richtung Balkan.
Gleichzeitig splittet sich der nördliche Teil des Höhenrückens vom südwestlichen
ab, was bei uns eine geopotenzielle Schwachstelle zur Folge hat. Bei extrem
schwachem Gradienten kann sich ein KW-Trog von UK/Irland her der Nordsee nähern,
von dem noch die Rede sein wird. Fakt ist, dass bei ebenfalls geringen
Luftdruckgegensätzen am Boden sich die schauerartigen Regenfälle und Gewitter
aus dem Süden bis in die Mitte ausbreiten. Daran ändert sich auch am Dienstag
nicht viel, außer dass der KW-Trog noch etwas dichter an den Vorhersageraum
heranrückt (Nordfrankreich/Benelux). Entsprechend wird nach Westen hin etwas
dynamische Hebung generiert, die dort für eine Intensivierung der Schauer und
Gewitter sorgt.
Am Mittwoch schwenkt der KW-Trog ost-südostwärts über den Vorhersageraum hinweg,
wobei es in weiten Teilen des Landes zu weiteren Schauern und Gewittern kommt,
bevor die sich am Donnerstag mehr und mehr in den Süden zurückziehen. Der
Schwerpunkt der Bodenhochdruckzone verlagert sich allmählich gen UK, wodurch der
Wind im Norden auf Nord bis Nordwest dreht. Dort wird moderat temperierte, aber
nicht wirklich kühle Luft herangeführt (T850 um 7°C), während im Süden weiterhin
Warmluft (T850 10 bis 14°C) den Ton angibt.
In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag deutet sich antizyklonal geprägtes,
regenarmes Spätsommerwetter an mit leichten Schwachstellen im äußersten Osten
und Süden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der heutige 00-UTC-Lauf von IFS (ECMF) weist auf den ersten Blick große
Ähnlichkeiten zu den jüngsten Vorgängerversionen auf. Das trifft besonders auf
die Druckverteilung zu, die Deutschland in der nächsten Woche am Südrand einer
vom Ostatlantik über Skandinavien bis in den Nordwesten Russlands reichenden
Hochdruckzone sieht.
Schaut man sich dagegen das (hochaufgelöste) Geopotenzialfeld respektive die
Höhenströmung, vor allem aber die Niederschlagsprognosen an, stellt man nicht
unerhebliche Unterschiede fest. Die Höhenströmung wird im Laufe der nächsten
Woche zyklonaler gesehen als das gestern noch der Fall war, was wiederum einen
nicht unerheblichen Einfluss auf die Regen- und Gewitterentwicklung zur Folge
hat. So fallen die konvektiv geprägten Niederschläge nach heutiger Lesart nicht
nur intensiver aus, sie greifen ab Montag von Süden her nun auch deutlich weiter
nach Westen und Norden aus, bevor sie sich erst zum Donnerstag wieder
zurückziehen.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle zeigen - nimmt man Luftdruck, Potenzial und T850 als
Referenz - gar nicht mal so weit voneinander abweichende Prognosen. Allen gemein
ist, dass Potenzial- und Druckgradienten über dem Vorhersageraum sehr sehr
dürftig ausfallen, was sich letztlich in unsicheren Niederschlagsprognosen
niederschlägt. Die trockenste und somit aus Sicht der Natur am wenigsten
herbeigesehnte Variante bietet ICON an, bei der ab Montag so gut wie gar kein
Regen fallen soll. GFS wiederum läuft am Montag noch auf der Spur von IFS
(Schauer und Gewitter bis Mitte), lässt diese sich dann aber bis Mittwoch mehr
und mehr in den Osten und Süden des Landes zurückziehen. GEM zeichnet ein recht
heterogenes Niederschlagsbild, favorisiert aber wie GFS den Osten und Süden.
FAZIT: Aus rein deterministischer Sicht birgt insbesondere die
Niederschlagsvorhersage für nächste Woche noch einige Unsicherheiten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


An dieser Aussage ändert auch die Betrachtung der EPS-Prognosen nichts, wie fast
zu befürchten war. Betrachtet man nur die RR-Signale in den IFS-EPS-Prognosen
verschiedener deutscher Städte, so stellt man fest, dass der Hauptlauf im Westen
(Essen) und Norden (Hamburg) sowie in der Mitte (Offenbach) nur bedingt gestützt
wird (etwas mehr als die Hälfte der Ensemblemitglieder lassen es trocken oder
weitgehend trocken). Nach Süden und Osten hin (Ulm/Leipzig) fällt der Support
etwas nachhaltiger aus, was eher in Richtung GFS tendiert.
Bei den Kurven Pot500 und T850 nimmt die Streuung ab Dienstag zu, wobei das Gros
der Lösungen spätsommerlich warme Verhältnisse bei relativ hohem Potenzial
favorisiert.
Ansonsten werden für den Zeitraum T+120...168h (Dienstag bis Donnerstag) nur zwei
Cluster angeboten (33 und 18 Fälle; HL und KL in CL 1). CL 2 ist deutlich
antizyklonaler aufgestellt und will von dem von Westen heranschwenkenden KW-Trog
nichts wissen. Für Freitag bis Sonntag (T+192...240h) erhöht sich die Anzahl der
Cluster auf sechs, wobei aber alle Cluster stark antizyklonal gefärbt sind.
FAZIT: Die im Kapitel zuvor angesprochene Unsicherheit bleibt auch nach Sichtung
der EPS-Vorhersagen bestehen, der Hauptlauf scheint tendenziell aber etwas zu
progressiv hinsichtlich der Niederschläge aufgestellt zu sein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bei gradientschwacher Wetterlage fokussierten sich mögliche signifikante
Wettererscheinungen auf das Thema "Gewitter" mit primärer Begleiterscheinung
Starkregen. Die räumliche Verteilung ist dabei genau so unsicher wie die
Niederschlagsverteilung als solche (siehe oben).
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix (als Kompromisslösung zwischen den beiden Extrema IFS und ICON) in
Verbindung mit IFS-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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