SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.08.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang von TrM (Trog Mitteleuropa) zu BM (Brücke Mitteleuropa).

Heute von Westen her Zwischenhocheinfluss, ab der kommenden Nacht aber schon das
nächste Tief bzw. Frontensystem mit Windauffrischung.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein Blick auf die aktuellen Drucktendenzen genügt, um anzuzeigen, in
welche Richtung der Wetterkarren bei uns heute steuert. "Blau" signalisiert
Anstieg, und somit bekommen wir es zunehmend mit Zwischenhocheinfluss zu tun,
der sich bereits in den Wetterkarten in Form eines von Frankreich vorstoßenden
Bodenkeils widerspiegelt und von der FU Berlin sogar einen Namen bekommen hat
(NIKLOT). Dagegen füllt sich das über Skandinavien befindliche Tief - von Haus
schon kein Adonis und vielleicht deswegen auch namenslos - immer weiter auf, so
dass der Gradient an der Küste zusehends aufweicht. Ansonsten ist die frisch
eingeflossene polare Meeresluft in der vergangenen Nacht nicht nur weitgehend
zur Ruhe gekommen, es hat z.T. auch ganz schön abgekühlt. Am kältesten ist es in
den zentralen und südwestlichen Mittelgebirgen geworden, wo die Temperatur
stellenweise auf unter 5°C zurückgegangen ist und am Boden punktuell die "null"
aufpoppte. Bemerkenswert auch die 27 mm in Sigmarszell (D) sowie die 39 mm in
Bregenz (A) am Ostrand des Bodensees, wo stationäre bzw. immer wieder anbauende
Schauer durch den Lake-Effekt ordentlich zugeschlagen haben
Zurück zur Gegenwart, wo nicht nur der Luftdruck steigt, sondern auch das
Potenzialfeld gerade dabei ist, seine bis dato stark zyklonale Färbung zu
verlieren. So tropft der über Deutschland liegende markante Höhentrog heute früh
knapp südlich der Alpen ab (das Cut-Off-Tief zieht im weiteren Verlauf genau
über Italien südostwärts) und das nördliche Residuum zieht mit dem fast
1:1-korrespondierenden thermischen Trog (T500 unter -20°C) rascher als bisher
angenommen (ca. um 6 h beschleunigt) ost-nordostwärts ab. Nachfolgend kommt es
von Westen her mit einsetzender WLA zu Potenzialanstieg in Form eines flachen
Rückens, der aber bereits jetzt schon von Cirrusbewölkung überlaufen wird. Zuvor
verlagert sich die anfangs im Norden und dort besonders am und über dem warmen
Wasser noch aktive konvektive Zone mehr und mehr nach Osten, wobei die Gefahr
einzelner kurzer Gewitter (mit Böen 7 Bft) sukzessive nachlässt. Nachgelassen
hat auch der Regen im Chiemgau bzw. Berchtesgadener Land, weil durch das
Abtropfen die Gegenstromlage zusammenbricht und dem Regen im wahrsten Sinne des
Wortes der Saft abgedreht wird.
So erleben weite Teile des Landes heute einen ruhigen Sonntag mit einem heiter
bis wolkigen und trockenen Wettercharakter. Die Quellwolken kommen nicht höher
als rund 700 hPa, weil sich in diesem Niveau eine Absinkinversion aufbaut bzw.
das schon getan hat. Im Tagesverlauf greifen dann die WLA-getriggerten hohen und
später auch mittelhohen Wolken auf die westlichen Landesteile über. Sie
signalisieren die Annäherung eines Frontensystems, das zu einem Tief knapp
nordwestlich Schottlands (12 UTC, UTE) gehört. Bis zum Abend sollte aus diesen
Wolken aber noch kein Regen fallen.
Die Temperatur erreicht Höchstwerte von 17 bis 22°C, Richtung Königssee, wo sich
noch längere Zeit Restbewölkung hält, eher etwas darunter.

In der Nacht zum Montag wandert der flache Höhenrücken nach Osten ab, wobei er
noch flacher wird als er ohnehin schon ist. Somit gelangen wir auf die
diffluente Vorderseite eines zur Nordsee ziehenden Randtrogs, so dass sich die
weiterhin aktive WLA und leichte PVA überlappen. Mit Übergreifen des okkludieren
Frontensystems - das zugehörige Tief orientiert sich inzwischen in Richtung
nördliche Nordsee - setzen von Westen her skalige Regenfälle ein, die sich unter
Abschwächung bis zum Morgen etwa bis zu einer Linie
Lübecker-Bucht-Osthessen-Nordschwarzwald vorarbeiten und leider nicht so
intensiv ausfallen, wie man sich das vielleicht wünschen würde. So bleibt die
5mm-Marke einmal mehr ein utopisches Ziel, einzig im westlichen
Mittelgebirgsraum mag es staubedingt vereinzelt mal etwas mehr sein.
Weitaus signifikanter als der Regen ist die Windentwicklung. Der dreht auf der
Vorderseite des Tiefs respektive des Frontensystems zurück auf südliche
Richtungen und frischt im Westen und Nordwesten merklich auf. Dabei ist sogar
ein von Süd nach Nord verlaufender Low-Level-Jet erkennbar (Maximum von 30-40 Kt
in 925 hPa), der aber aufgrund stabiler Schichtung nicht bis ganz nach unten
durchgreift. So werden sich warnwürdige Böen vor allem auf die Nordsee (später
auch die westliche Ostsee), dem unmittelbaren Küstenstreifen sowie freien Hoch-
und exponierten Leelagen der betroffenen Mittelgebirge beschränken. Am
stürmischsten wird es an und auf der Nordsee mit Spitzen 8 bis 9 Bft, an der
nordfriesischen Küste mit geringer Wahrscheinlichkeit (EPS-Verfahren) sogar 10
Bft.
Erwähnenswert ist das nächtliche Temperaturgefälle zwischen Nordwest und Südost.
Während unter den Wolken im Westen sowie unmittelbar an der See bei 14 bis 15°C
Schluss ist mit der Abkühlung, geht es im Südosten bei klarem Himmel runter auf
unter 5°C. An den Alpen und in einigen Mittelgebirgstälern dürfte es sogar für
leichten Frost in Bodennähe reichen.

Montag... schwenkt der o.e. Randtrog nur langsam ostwärts, wobei er sich auf
Kosten der Verlagerungsgeschwindigkeit etwas intensiviert. Am Abend reicht seine
Achse vom Skagerrak über die Deutsche Bucht bis zur Eifel. Die dynamischen
Hebungsprozesse schwächen sich aber trotz Intensivierung des Troges ab, weil zur
nachlassenden PVA übergreifende KLA von Westen her ins Spiel kommt. Auch das
mittlerweile vollständig okkludierte, vor allem in seinem Nordteil zügig
ostwärts vorstoßende Frontensystem vermag in diesem Umfeld nicht mehr allzu viel
auszurichten. So verlagert sich der morgendliche Regen zwar noch etwas nach
Osten, wird dabei aber immer schwächer. Im Norden entwickeln sich in der
postfrontal einfließenden subpolaren Meeresluft einzelne Schauer, für Gewitter
wird es mangels höhenkalter Luft sehr wahrscheinlich aber nicht reichen.
Vom Alpenrand über Ostbayern bis zur Lausitz scheint bei anfänglich schwachem
Hochdruckeinfluss zunächst noch die Sonne, bevor auch dort mehr und mehr Wolken
aufziehen, die aber keinen Regen bringen. Im größten Teil des Landes startet die
neue Woche ohnehin mit einem Überangebot an Bewölkung, auch wenn es im
Tagesverlauf mal die eine oder andere Lücke am Himmel zu sehen gibt.
Am meisten Arbeit bereitet morgen das vor die norwegische Südspitze ziehende
Tief UTE, die - ausgestattet mit einem Kerndruck von etwas unter 1000 hPa (12
UTC) - besonders dem Westen und Nordwesten, der gesamten Küste sowie einigen
Hoch- und Leelagen der Mittelgebirge einen relativ windigen Montag beschert. Der
Wind dreht dabei von südlichen Richtungen auf Südwest und erreicht bei zunehmend
guter Durchmischung Maxima der Stärke 7 Bft, an der See sowie in Hochlagen 8
Bft, an der Nordsee exponiert anfangs 9 Bft und auf dem Blocksberg sogar mal
eine 10 Bft.
Die Temperatur steigt verbreitet auf 20 bis 24°C, in der Lausitz und am
Oberrhein sogar etwas darüber, ganz im Norden bei reger Schauertätigkeit eher
etwas darunter.

In der Nacht zum Dienstag passiert UTE den Skagerrak, um letztlich schwedisches
Festland zu erreichen, wo ihr mächtig die Puste ausgeht und sie deutlich von
ihrer bisherigen Leichtigkeit verliert. Für uns hat das den Vorteil, dass der
Gradient zusehends aufweicht und der Wind mit Unterstützung des Tagesgangs in
die Knie geht. Nur an der See treten in der ersten Nachthälfte noch vereinzelte
7er-Böen auf, danach sollte dann Schluss mit Windwarnungen sein.
Auch sonst gibt es von dieser Nacht nicht allzu viel zu berichten. Ganz im
Norden fallen noch ein paar Schauer, sonst zeigt sich die inzwischen im Süden
angekommene Front zwar wolkenaffin, aber nur wenig wetterwirksam. Von Nordwesten
her lockern die Wolken teilweise sogar auf. Mit Ausnahme einiger Mittelgebirge
bleiben die Tiefstwerte nun wieder im zweistelligen Bereich.

Dienstag... schiebt sich von Westen her ein gut situierter Höhenrücken bis nach
Mitteleuropa respektive Deutschland vor, der für Absinken sorgt. Zwar bleibt der
Druckanstieg verhalten, so dass sich am Boden kein richtig fettes Hoch ausbilden
kann (für ein flaches "1020iger" über den Alpen reicht es aber), was aber nicht
viel ausmacht. Insbesondere der Süden und die Mitte bekommen - nachdem sich
nächtliche Restwolken unterschiedlich schnell aufgelöst haben bzw. abgezogen
sind - ´ne ordentliche Portion Sonne ab, während sich im Norden einige tiefe
Wolken halten. Viel Regen ist dort aber nicht zu erwarten, vielleicht hier und
da mal ein paar Tröpsche. Warntechnisch jedenfalls herrscht landesweite Flaute,
so dass man ausgiebig den Tagesgang der Temperatur beobachten kann, der in der
Mitte und im Süden einen Anstieg auf 24 bis 29°C (T850 am Abend 10 bis 15°C),
sonst auf 20 bis 25°C bringt.

In der Nacht zum Mittwoch formiert sich über Westeuropa eine Tiefdruckrinne, die
aber noch keinen substanziellen Einfluss auf unser Wetter ausübt. Für mehr als
ein paar Cirren in den westlichen Landesteilen wird es (noch) nicht reichen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die beschriebene Entwicklung ist unstrittig, geht aber etwas schnelle vonstatten
als in den letzten Tagen angenommen (siehe Text).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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