SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.08.2018 um 10.30 UTC



Zeit- und gebietsweise Schauer und Gewitter sowie Abkühlung. Zum Wochenende hin
nachlassende Niederschläge und wieder häufiger sommerliche Höchsttemperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 02.09.2018


Der ab kommenden Mittwoch beginnende Mittelfristzeitraum wird dem aktuellen
EZMW-Lauf von heute 00 UTC nach zunächst von einer Omegawetterlage geprägt,
wobei Deutschland bereits auf der Rückseite eines sich von Nordafrika bis zum
Bottnischen Meerbusen aufspannenden Rückens liegt. Auf der westlichen Flanke hat
sich dabei ein Trog über dem Nordostatlantik etabliert, der im Tagesverlauf die
Britischen Inseln und Frankreich erreicht. An diesem Langwellentrog macht sich
ein vorlaufender Randtrog zum Tagesende hin nach Deutschland auf. Er sorgt für
PVA und entsprechende Hebung, sodass im Westen in zunehmend feuchter Luft
Schauer und teils kräftige Gewitter aufkommen. Zuvor erreichen die T850 hPa
nochmals 10 Grad im Norden bis 19 Grad im Süden. Am Boden wird durch den
Randtrog ein Bodentief induziert, dessen Kaltfront zum Tagesende nach
Deutschland vordringt. Nach derzeitigem Stand dürften die Gewitter zwar zum Teil
stark ausfallen, eine großräumige Schwergewitterlage steht aber wohl nicht ins
Haus. Dafür ist einerseits der Randtrog zu schwach aufgestellt, andererseits
scheint auch nicht genügend Energie in der Atmosphäre vorhanden zu sein. So
liegen die CAPE-ML-Werte im Norden im homöopathischen Bereich, im Süden sind sie
mit Werten um 1000 J/kg immerhin etwas erhöht. Unwetterartige Entwicklungen
dürften auf den Süden begrenzt bleiben und dort nur lokal auftreten.

Am Donnerstag zieht der erste Randtrog über den Nordosten Deutschlands in die
Ostsee weiter. Das zugehörige Bodentief verlagert sich zur Südspitze Schwedens,
womit auch seine Ausläufer nach Osten abziehen. Im Süden geraten sie an den
Alpen allerdings ins Schleifen und am Alpenrand rückt Dauerregen in den Bereich
des Möglichen. Zudem wird im Süden die warme Luft mit T850 hPa über 10 Grad
nicht vollständig ausgeräumt, während hinter der Kaltfront die T850 hPa auf 3
bis 9 Grad sinken.

Am Freitag überquert uns der Haupttrog, von Westen her folgt rasch ein flacher
Rücken nach. Durch den Trog werden vor allem in der Mitte und im Süden
Hebungsantriebe und damit konvektive Umlagerungen simuliert. Nach Norden hin
wird die Konvektion zumeist jedoch durch Absinken unterdrückt. Dafür sorgt der
Rücken, der die Ausbildung eines neuen Hochs mit Zentrum über der Nordsee
begünstigt.

Am Samstag zieht der flache Rücken über Deutschland hinweg nach Polen weiter. Es
folgt nochmals ein schwacher Randtrog, der aber nur im Nordwesten ein wenig
Bewölkung und vielleicht etwas Regen bringt. Ansonsten dominiert
Hochdruckeinfluss, lediglich im äußersten Süden ist in feuchterer Luft von
einzelnen Schauern oder Gewittern auszugehen. Die warme Luft breitet sich wieder
etwas nach Norden hin aus. So liegt die 10 Grad-Isotherme in 850 hPa mittags
über der Mitte Deutschlands.

Am Sonntag wölbt sich von Nordwestafrika über die Iberische Halbinsel ein neuer
kräftiger Rücken in Richtung Deutschland auf. Der Hochdruckeinfluss nimmt
dadurch weiter zu, ebenso steigen die Temperaturen in 850 hPa auf 8 Grad im
Nordosten bis 15 Grad im Südwesten.

Dieser neue kräftige Rücken dominiert auch die erweiterte Mittelfrist, in der es
ab Montag zu einer weiteren Zunahme der T850 hPa auf 10 bis 17 Grad kommt und
Tiefausläufer ferngehalten werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs von heute 00 UTC zu seinen beiden
gestrigen Vorläufen ist nur sehr eingeschränkt gut. Die grundlegenden Muster
sind zwar wiederzuerkennen, in einigen Abläufen gibt es aber größere
Abweichungen. Vor allem die Behandlung des Langwellentrogs ab Mittwoch erfährt
dabei immer wieder Modifikationen mit den jüngsten Läufen. Neu im Spiel ist ein
Randtrog, der aus dem Langwellentrog vorab herausläuft. Danach gelangt der
Haupttrog erst ab Freitag zu uns. Damit wird vor allem der Freitag in der Mitte
und im Süden niederschlagsreicher vorhergesagt als gestern noch angedacht. Auf
der anderen Seite hingegen dürfte es am Samstag nun unter Hochdruckeinfluss
vielfach trocken bleiben. Die gestrigen Läufe simulierten noch einen
zusätzlichen Trog, der nun nur noch schwach zu erkennen ist und uns erst Sonntag
erfasst. Der Sonntag wiederum sollte nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf bereits von
dem neuen Rücken beeinflusst werden, während der gestrige 12 UTC-Lauf den
zweiten Trog voll entfaltete und gar ein Höhentief über Deutschland daraus
entstehen ließ. Dem neuesten Lauf nach gerät nun wieder der neuen Rücken in den
Blickpunkt, wobei der schwache Randtrog noch vereinzelt Schauer generieren kann.
In der erweiterten Mittelfrist setzt der neueste Lauf dann wieder auf den
kräftigen Rücken und damit Hochdruckeinfluss bei ansteigenden Temperaturen.
Diese Entwicklung war auch im gestrigen 00 UTC-Lauf zu sehen, im 12 UTC-Lauf
dafür nur sehr abgeschwächt, da der Rücken in diesem Lauf deutlich flacher
ausfallen sollte. __________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS ist dem EZMW heute ziemlich ähnlich. Einzig der am Samstag und Sonntag vom
EZMW gebrachte schwache Randtrog wird im GFS nicht mitgetragen. ICON ähnelt dem
EZMW bis zum Freitag stark, ab Freitag hängt der Langwellentrog jedoch zurück
und spaltet ein Höhentief ab, das gen Löwengolf wandert. Damit stehen vor allem
im Südwesten einige Schauer und Gewitter bis zum Samstag auf der Agenda. Ab
Sonntag übernimmt dann ebenfalls ein Rücken die Wetterregie über Deutschland.
GEM stellt im Wesentlichen die Strukturen des EZMW nach. NAVGEM orientiert sich
am ICON und spielt am Freitag und Samstag ebenso mit einem Höhentief über
Frankreich und damit unbeständigerem Wetter im Südwesten Deutschlands.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte zeigen bis zum Donnerstag noch einen
geringen Spread und damit eine hohe Vorhersagesicherheit. Ab Freitag öffnen sich
die Streuungen bei T850 hPa und beim Geopot 500 hPa immer mehr. Haupt- und
Kontrolllauf verbleiben aber gut im Median. Insgesamt weisen beide Kurven etwa
am Freitag ein Minimum auf, um danach einen kontinuierlichen Anstieg zu bringen.
Beim Geopot 500 hPa stoppt der Anstieg am Sonntag, danach vollführen die Kurven
bei recht hohen 580 gpdam meist eine Seitwärtsbewegung.

Gleich 5 Cluster werden für das EZMW-Ensemble für Freitag bis Sonntag
analysiert. Unterschiede existieren bezüglich des Langwellentrogs und des
nachfolgenden Randtrogs. Dabei wird auch das von NAVGEM und ICON gelieferte
alternative Szenario mit einem Höhentief über Frankreich in C1 und C5 als
mögliche Variante aufgezeigt. C2 verzichtet dagegen auf den nachfolgenden
Randtrog, C3 und C4 sind dem Hauptlauf weitgehend ähnlich. Für Montag bis
Mittwoch liegen sogar 6 Cluster vor. Bei allen lässt sich der kräftige
Höhenrücken über uns wiederfinden, in C5 und C6 wird dieser allerdings von
Höhentiefs südlich von Deutschland unterwandert. Das könnte für den Süden
erhöhte Schauer- und Gewitterneigung bedeuten.

FAZIT: Bis zum Mittwoch ist die Wetterlage mit dem Aufkommen von Schauern und
Gewittern von Westen her und der anschließenden Abkühlung klar. Eine
Schwergewitterlage ist derzeit nicht zu erkennen. Ab Donnerstag ist aufgrund der
Vielzahl von Lösungen der Modelle und Ensembles eine Prognose schwierig, am
ehesten aber dürfte zyklonaler Einfluss (sei es durch Randtröge, dem Haupttrog
oder sogar durch ein Höhentief) mit zeitweiligen Schauern und Gewittern
vorherrschen. Dabei sollten die Temperaturen langsam wieder etwas ansteigen. Ab
Sonntag und in der erweiterten Mittelfrist deutet vieles auf hohes Geopotenzial
bzw. Hochdruckeinfluss hin. Die Temperaturen steigen dann noch etwas an, sodass
wahrscheinlich wieder häufig sommerliche Werte erreicht werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt mit Werten um 0.5 am Donnerstag Hinweise für überdurchschnittlich viel
Regen am Alpenrand. EZMW-EPS und COSMO-LEPS liefern dort Wahrscheinlichkeiten
bis etwa 20 % für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden bis Freitagfrüh. Bei noch
höheren Regenmengen fehlen jedoch Signale.

Zudem treten zeit- und gebietsweise Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel
auf. Am Mittwoch besteht nach Süden hin vereinzelt die Gefahr lokal eng
begrenzter unwetterartiger Entwicklungen. Ganz auszuschließen ist das dort auch
am Donnerstag nicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler

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