SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.08.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Mit Kaltfrontpassage im Südosten anfangs noch teils kräftige Gewitter, später
örtlich auch mehrstündiger Starkregen. Am Donnerstag Wetterberuhigung.
Freitagmittag bis Samstagmittag an den Alpen Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... gerät das Vorhersagegebiet zunehmend in den Einflussbereich eines
Höhentroges, dessen Achse sich momentan über der westlichen Nordsee und
Frankreich befindet. Kurzwellige Anteile auf dessen Vorderseite haben vor allem
über dem Westen und Südwesten Deutschlands in erster Linie aufgrund von PVA
recht markante Hebungsprozesse in Gang gesetzt. Im Laufe der Nacht schwenkt der
Trog mit seiner Achse allmählich Richtung Westhälfte Deutschlands. Der
vorderseitige Hebungsantrieb schwächt sich dabei generell allmählich ab und
bleibt lediglich im äußersten Südosten sowie Richtung Ostsee noch recht kräftig
ausgeprägt.
Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief hat den Westen des Landes erreicht
und zieht unter anfangs noch leichter Vertiefung bis Donnerstagfrüh über
Niedersachsen und Westmecklenburg zur südwestlichen Ostsee. Die Warmfront hat -
abgesehen vom äußersten Norden und Nordosten - weite Teile des Landes überquert.
Ihr folgte ein Schwall sehr warmer Luft subtropischen Ursprungs, die vor allem
im Süden und Südwesten auch potenziell instabil geschichtet ist, allerdings
konnten nur gebietsweise mehr als 500 und maximal etwa 1000 J/kg ML-Cape
generiert werden. Allerdings ist die Luftmasse mit einem recht hohen Gehalt an
spezifischer Feuchte ausgestattet und die PPW-Werte sind auf über 30 mm
gestiegen. Die Folge sind linienförmig angeordnete Schauer und vor allem nach
Süden zu auch Gewitter, die sich von Westen her im Vorfeld der Kaltfront aktuell
auch auf die mittleren und südlichen Landesteile ausweiten. Dabei gibt es lokal
eng begrenzt Starkregen, kleinkörnigen Hagel und Böen Bft 8 bis 9, vereinzelte
Unwetter trotz limitierter Cape in erster Linie aufgrund von Starkregen nicht
ausgeschlossen. Im Laufe der Nacht greifen die Schauer und Gewitter auch auf die
Osthälfte aus, schwächen sich aber mit abnehmendem Hebungsantrieb und aufgrund
des Tagesganges ab.
Die Kaltfront greift am späteren Abend auf den Westen Deutschlands über und
erreicht in den Frühstunden bereits die Osthälfte, hängt aber ganz im Süden noch
etwas nach Westen zurück. Nach Frontpassage beruhigt sich das Wetter wieder
rasch, lediglich im Westen/Nordwesten und später Norden kann es nahe am
Bodentiefkern auch postfrontal noch längere Zeit schauerartig regnen (ICON-EU
mit 10 bis 15 mm in 12 Stunden im Emsland), die Signale für warnrelevante Mengen
(über 20 mm in 3 bis 6 Stunden) sind allerdings nur schwach.
Anders im äußersten Süden und Südosten: Hier bleibt markanter Hebungsantrieb
aufrecht und so ist im Vorfeld der Kaltfront die ganze Nacht über mit
schauerartigen, vor allem anfangs auch mit Gewittern durchsetzten Regenfällen zu
rechnen. Vom Allgäu bis zum Bayerischen Wald zeigt C-D2-EPS recht hohe
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen.
Im Laufe der Nacht verschärft sich mit einem nach Frankreich vorrückendem
Bodenhochkeil der Druckgradient an der Südwestflanke des Bodentiefs und der Wind
frischt aus Nordwest auf. Für warnrelevante Böen reicht es aber später wohl nur
im Nordseeumfeld (Bft 7).
Ansonsten lockern die Wolken nach Frontpassage im Westen und in der Mitte hier
und da mal auf und es kann sich örtlich Nebel bilden.

Donnerstag ... schwenkt der Höhentrog über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts.
Rückseitig bleibt das Geopotenzialfeld im Groben zyklonal konturiert, bei
genauerem Hinsehen ist allerdings vorderseitig eines weiteren Troges, der abends
den Süden der Britischen Inseln und Frankreich erreicht, ein flacher Höhenrücken
auszumachen, der sich abends über dem Westen Deutschlands befindet.
Das Bodentief verlagert sich nur sehr langsam weiter nach Südschweden. Dahinter
weitet sich ein Keil des von den Azoren bis zu den Britischen Inseln reichenden
Hochdruckgebietes bis nach West- und Südwestdeutschland aus. Somit bleibt der
Druckgradient an der Südwestflanke des Tiefs scharf ausgeprägt und an den Küsten
von Nord- und später auch Ostsee ist weiterhin mit steifen, exponiert auch
stürmischen Böen aus West bis Nordwest zu rechnen, die mit dem Tagesgang auch
durchaus etwas ins Binnenland reichen können. Auf dem Brocken reicht es
ebenfalls wohl für warnrelevante Böen um Bft 8.
Die Kaltfront überquert am Vormittag auch die Osthälfte des Landes und bleibt an
den Alpen "hängen". Dort dauert es bis zum Abend, bis die potenziell instabile
Luftmasse endgültig verdrängt wird, so dass dort vor allem bis mittags noch mit
teils kräftigen schauerartigen Regenfällen, vereinzelt auch mit Gewittern zu
rechnen ist. Gebietsweise gibt es mehrstündigen Starkregen. Nachmittags klingen
die Niederschläge allmählich ab.
Weitere Schauer gibt es anfangs noch mit Kaltfrontpassage in der Osthälfte, die
aber am Vormittag rasch nachlassen. Ansonsten fällt in der Peripherie des Tiefs
im Norden noch gebietsweise schauerartiger Regen oder es gibt dort Schauer, die
Gewitterwahrscheinlichkeit bleibt aber eher gering.
Im übrigen Land bleibt es weitgehend trocken und vor allem im Westen/Südwesten
sowie im Nordseeumfeld kann sich auch mal länger die Sonne durchsetzen. Der
Kaltfront folgt ein Schwall erwärmter Polarluft, die Temperatur in 850 hPa sinkt
bis zum Abend auf 4 Grad an der Nordsee und 10 Grad ganz im Süden. Somit fällt
der morgige Tag mit Höchstwerten zwischen 17 Grad an der Nordsee und knapp 24
Grad im südlichen Oberrheingraben deutlich kühler als der heutige aus.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der flache Höhenrücken über das
Vorhersagegebiet hinweg allmählich ostwärts. Der westeuropäische Höhentrog kommt
ebenfalls ein wenig nach Osten voran und befindet sich morgens über Frankreich
und Benelux.
Das Bodentief über Südschweden zieht weiterhin nur zögernd ostnordostwärts,
beginnt sich aber aufzufüllen, während sich der von den Britischen Inseln bis in
die Mitte Deutschlands reichende Hochkeil nur wenig verstärkt. Somit fächert der
Gradient im Norden/Nordosten auf und der Wind schwächt sich allmählich ab,
zuletzt wohl in der zweiten Nachthälfte entlang der vorpommerschen Ostseeküste.
Somit steht eine warntechnisch ruhige Nacht ins Haus. Die Regenfälle im
äußersten Südosten kommen nach und nach zum Erliegen. Vor allem im Westen und in
der Mitte lockern die Wolken zeitweise stärker auf, so dass sich gebietsweise
Nebel bildet. Im Westen macht sich später allerdings WLA vorderseitig des Troges
in Form dichterer mittelhoher Wolkenfelder bemerkbar, bis zum Morgen bleibt es
aber wohl noch trocken.

Freitag ... kommt der Trog über Frankreich und Benelux unter Amplifizierung nur
sehr langsam nach Osten voran und erreicht abends mit seiner Achse den Westen
des Vorhersagegebietes. Vorderseitig macht sich vor allem an der Südostflanke
des Troges im Tagesverlauf verstärkt WLA auch über Süddeutschland bemerkbar, so
dass im Bodenfeld Druckfall einsetzt, während der Hochkeil über der Mitte des
Landes etwas nach Norden abgedrängt wird. Somit kommt es über Süddeutschland zur
Ausbildung einer flachen, zonal ausgerichteten Tiefdruckrinne, wobei ein flaches
Bodentief sich entlang des südlichen Alpenvorlandes allmählich ostwärts nach
Österreich verlagert. An dessen Nord- bzw. Westflanke wird eine Gegenstromlage
in Gang gesetzt mit südwestlicher Höhenströmung und nordöstlichen Bodenwinden.
Unterstützt durch die aufgrund der WLA generierten Hebung führt dieser Prozess
zu einsetzendem Regen, der sich vom Schwarzwald bis zum späten Nachmittag oder
Abend über das südliche Baden-Württemberg hinweg allmählich bis nach Südbayern
ausweitet. Vor allem an den Alpen und im Alpenvorland dauern die Regenfälle auch
bis weit in den Samstag hinein an, dabei werden dort von einigen Modellen 20 bis
50 mm in 24 Stunden (Zeitraum Freitagmittag bis Samstagmittag) simuliert. Auch
die probabilistischen Verfahren deuten ein Überschreiten der Kriterien für
Dauerregen an, vor allem COSMO-LEPS, während ICON-EU-EPS nur geringe
Wahrscheinlichkeiten dafür zeigt. Der aktuelle ICON-EU-Lauf hat die Mengen am
Alpenrand und im angrenzenden Vorland gegenüber den Vorläufen allerdings
deutlich reduziert und simuliert kaum mehr als 20 mm bis Samstagnachmittag. GFS
von 12 UTC dagegen hat dagegen für Südostbayern nach wie vor warnrelevante
Mengen auf der Karte.
Im übrigen Süddeutschland fallen die Mengen deutlich geringer aus, generell sind
wohl lediglich die Regionen vom Schwarzwald über die Alb bis zum Oberpfälzer
Wald und südlich davon betroffen.
Im übrigen Land sind keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten, auch im
Trogbereich über der Westhälfte bleibt es meist trocken (ein kurzer Schauer
nicht ausgeschlossen), da im Bodenfeld der antizyklonale Einfluss eindeutig
dominiert. Die höchsten Wahrscheinlichkeiten für einzelne kurze, aber wohl eher
unergiebige Schauer haben die Modelle noch für das Ostseeumfeld auf der Karte,
die sich noch immer im Einflussbereich des inzwischen erst über der mittleren
Ostsee angelangten Bodentiefs befindet. Dort weht auch noch spürbarer
Nordwestwind, der aber wohl keine Warnrelevanz mehr aufweist.
Während es im Süden und Südwesten wohl eher stark bewölkt bis bedeckt bleibt,
kann sich sonst ab und zu die Sonne durchsetzen, am ehesten im Nordwesten,
später auch ganz im Westen und in der Lausitz. Dabei ist nach wie vor die
einströmende maritime Polarluft wetterbestimmend, die sich kaum erwärmen kann.
Entsprechend liegen die Höchstwerte zwischen 17 und 23 Grad, bei Dauerregen im
äußersten Süden werden kaum 15 Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag tropft der Trog über Südostfrankreich ab, das
Cut-Off-Tief zieht bis zum Morgen zum Golf von Genua. Vor allem über dem
Alpenraum können sich die Hebungsprozesse aufgrund von WLA noch etwas
verstärken.
Das flache Bodentief über dem bayerischen bzw. oberösterreichischem Alpenvorland
füllt sich wieder auf, übrig bleibt noch eine flache Tiefdruckrinne, so dass die
Gegenstromlage über dem Alpenvorland noch aufrecht bleibt und die Regenfälle im
Alpenvorland und an den Alpen weiter andauern.
Der Resttrog zieht über Nordwest- und Norddeutschland allmählich ostwärts und
kann sich etwas verschärfen. Rückseitig kommt es zu etwas kräftigeren
Druckanstieg im Bodenfeld und über Benelux und West-/Nordwestdeutschland
entsteht eine abgeschlossene Hochdruckparzelle. Mit Trogpassage gelangt
kurzzeitig etwas höhenkältere Luft ins norddeutsche Küstengebiet, innerhalb
derer es vor allem über der See und an den Küsten für einzelne kurze Schauer
reichen könnte. Ansonsten klart der Himmel aber vor allem im Westen und in der
Mitte bis in die Norddeutsche Tiefebene vielerorts auf, dabei kann sich örtlich
Nebel bilden. Somit steht auch eine frische Nacht bevor mit Minima vor allem im
zentralen Mittelgebirgsraum von häufig unter 5 Grad.
Vor allem im ostbayerischen Mittelgebirgsraum kann der Wind - je nach Stärke des
Bodentiefs - aus Ost bis Nordost vorübergehend auffrischen, später auch in den
Hochlagen des Schwarzwaldes, für warnrelevante Böen dürfte das aber kaum
reichen.

Samstag ... bleiben der Alpenraum und auch der äußerste Süden Deutschlands noch
im Einflussbereich des Höhentiefs über dem Golf von Genua, das sich nur langsam
südwärts verlagert und an dessen Nordflanke Aufgleitprozesse und WLA noch
weiteren zu Niederschlägen im Alpenvorland und an den Alpen führen, die sich
nach Lesart des aktuellen ICON-Laufes noch etwas Richtung Bayerischen Wald
ausweiten sollen. Diese schwächen sich im Tagesverlauf nur zögernd ab, so dass
bis zum Abend Richtung Alpen nochmals 10 bis 15 mm in 12 Stunden zusammenkommen.

Der Resttrog über Norddeutschland kommt nur sehr langsam ostwärts voran und
weitet sich über der Osthälfte erneut nach Süden aus. Abends verläuft dessen
Achse von der Odermündung über die Osthälfte Deutschlands hinweg bis ins
westliche Bayern. Vor allem im Nordosten kann es nach Lesart einiger Modelle
eventuell nochmals für den ein oder anderen kurzen Schauer reichen, am ehesten
wohl an der Ostsee. Dahinter wölbt sich ein Höhenrücken über die Nordsee hinweg
nordostwärts bis nach Südnorwegen auf und kommt etwas nach Südosten voran. Somit
kann sich das Bodenhoch über Nordwestdeutschland weiter verstärken und verlagert
seinen Schwerpunkt bis zum Abend zur Deutschen Bucht. Somit wird der Zustrom
maritimer Luftmassen von Nordwesten her allmählich gekappt, die Luft kann sich
erst einmal aber kaum erwärmen, die Temperatur in 850 hPa steigt bis zum Abend
gegenüber dem Vortag kaum an. Während es im Südosten meist stark bewölkt bleibt
und auch über den Norden und Nordosten zeitweise lockere Wolkenfelder ziehen,
scheint sonst aber vielerorts die Sonne. Die Höchstwerte liegen zwischen 18 und
24 Grad, an den Alpen und im angrenzenden Alpenvorland werden allerdings kaum 15
Grad erreicht.



Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen simulieren die Modelle die Wetterentwicklung im
Kurzfristzeitraum sehr ähnlich. Unterschiede ergeben sich aber im Detail, vor
allem für die kommende Nacht und den morgigen Vormittag, was eventuelle
Starkregenereignisse in Süddeutschland angeht. ICON-EU simuliert vor allem am
Vormittag relativ großflächig nochmals recht hohe Mengen über 20 mm in 6 Stunden
im Alpenvorland, C-D2-EPS zeigt vor allem am Alpenrand recht hohe
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen (kleinräumig sogar bis in den
Unwetterbereich), GFS und ECMWF haben dagegen keine warnrelevanten Mengen auf
der Agenda. Im Vorfeld schon mit großräumigen Starkregenwarnungen zu agieren,
erscheint deshalb nicht zielführend, so dass eventuelle Starkregenereignisse
wohl relativ zeitnah abgewarnt werden dürften.
Bezüglich einer eventuellen Dauerregenlage am Freitag und Samstag in Südbayern
gibt es auch noch Modelldifferenzen, die im Text besprochen wurden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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