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Thema des Tages

Vor dem Monsun...

Geologisch betrachtet stellt der indische Subkontinent eine eigene
tektonische Einheit dar, die sog. Indische Platte. Er wird im Norden
durch das Himalaya-System von Zentralasien getrennt, in östlicher
Nachbarschaft zu Hinterindien durch das Patkai- sowie das
Arakan-Joma-Gebirge gesäumt, im Westen durch das Bergland von
Belutschistan begrenzt und im Süden vom Indischen Ozean umspült, mit
dem Arabischen Meer westlich und dem Golf von Bengalen östlich der
Halbinsel Vorderindien. Sieben Staaten liegen auf dem Subkontinent,
und zwar Bangladesh, Bhutan, Indien, die Malediven, Nepal, Pakistan
und Sri Lanka. Etwa die Hälfte der Landmasse liegt südlich des
Wendekreises des Krebses, also in den Tropen.

Diese geografische Lage und seine starke Gliederung in verschiedene
Landschaftsformen, von tief liegenden Küstenstreifen und Flussebenen
über ausgedehnte Hochflächen bis zu den höchsten Bergen der Erde,
bewirken eine außerordentliche klimatische Vielfalt. Andererseits
wird das Klima des indischen Subkontinents in erster Linie durch das
Himalaya-Massiv und die Flussebene des Punjab bzw. die angrenzende
Wüste Thar dominiert. Die weitgehend zonal verlaufenden Gebirgsketten
verhindern den Zustrom von Kaltluftmassen aus dem Hochland von Tibet
und den winterkalten Ebenen Zentralasiens. Über dem Punjab und der
Thar indes entsteht im Sommer ein geräumiges Hitzetief, welches eine
wesentliche Ursache für die Monsunzirkulation in Südasien darstellt.


In Südasien bestimmt der Monsun ("Regen- und Trockenzeit") das Dasein
der Menschen, als Wasserspender, in wirtschaftlicher Hinsicht,
oftmals aber auch mit drastischen Folgen für Leib und Leben im Falle
von Dürren oder Überschwemmungen. Er ist sozusagen Fluch und Segen
zugleich. Der indische meteorologische Dienst (India Meteorological
Department, abgekürzt IMD) unterscheidet vier offizielle
Jahreszeiten, und zwar den Winter von Dezember bis April, den Sommer
von April bis Juni/Juli, den MONSUN (eigtl. Sommermonsun) von
Juni/Juli bis September/Oktober und die Nachmonsunzeit von
September/Oktober bis Dezember. Normalerweise verlagert sich die
Nordwestbegrenzung des indischen Monsuns im Verlaufe der ersten
Hälfte des nordhemisphärischen Sommers vom Golf von Bengalen in
Richtung Pakistan und erreicht etwa Mitte Juli über dem Indus-Tal
ihre größte nordwestliche Ausdehnung (siehe die selbsterklärende
Karte "Advance of Monsoon 2017" des IMD).

Ende Mai/Anfang Juni, also zu Beginn des indischen Sommermonsuns, ist
die Region die heißeste Gegend auf der ganzen Erde. Verbreitet
herrschen Tageshöchsttemperaturen von mehr als 40 °C, im
pakistanischen Indus-Tal örtlich sogar über 50 °C. Beispielsweise
wurden am heutigen 28. Mai 2017 im pakistanischen Sibi (im Indus-Tal,
29°33'N, 67°53'E, 133 m Höhe) 52,0 °C gemessen, in Jacobabad (im
Indus-Tal, 28°38'N, 68°31'E, 55 m Höhe) waren es gestern 51,0 °C.
Nagpur (21°09'N, 79°05'E, 306 m Höhe) auf dem indischen
Dekkan-Plateau brachte es gestern immerhin auf 46,0 °C.

Währenddessen hat der Sommermonsun Sri Lanka mit voller Stärke
erreicht: nach heftigen Regenfällen, die zu Überschwemmungen und
Erdrutschen führten, waren zunächst über 100 Tote zu beklagen, etwa
ebenso viele werden noch vermisst und Tausende sind obdachlos. Laut
einheimischem Wetterdienst handelte es sich um die stärksten
Monsunregen seit dem Jahre 2003. Beispielsweise wurden in Ratnapura
(06°41'N, 80°24'E, 130 m Höhe) innerhalb von 24 Stunden bis Freitag,
den 26.05.2017, 06:00 Uhr UTC eine Regenmenge von 384 L/m²
registriert, das sind ca. 81 % der mittleren monatlichen
Niederschlagssumme des regenreichsten Monats Mai.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.05.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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