DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.05.2013 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht, neben Dauerregen in Teilen Norddeutschlands, im Westen teils kräftiger
Regen. Im Norden und der Mitte stark böiger Wind, an den Küsten auch Sturmböen, im Osten
und Südosten noch einzelne Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt über dem Nordosten Deutschlands ein abgeschlossenes, insgesamt aber
kleinräumiges Cut-Off-Tief, das im Südwesten bis etwa zum Mainlinie, nach Nordosten bis
zur südlichen Ostsee reicht. Allerdings ist schon zu erkennen, dass es seine
"Eigenständigkeit" verlieren wird, da vom Nordmeer aus ein Langwellentrog über die Nordsee
hinweg nach Südosten ausgreift. Da ein zweites abgeschlossenes Höhentief über der
Iberischen Halbinsel zu finden ist, dominiert praktisch über dem gesamten westlichen und
mittleren Europa tiefes Geopotential. Die bodennahe Drucksituation gestaltet sich
entsprechend, laut GME sind in der Nacht drei (teils leicht diffuse) Tiefdruckzentren
auszumachen, die sich über dem Nordmeer, Südschweden und dem zentralen Mittelmeerraum
befinden. Mithin kann von einer Tiefdruckrinne gesprochen werden, die speziell auch
Deutschland beeinflusst. Dabei kann in der Nacht ein Frontensystem des über Südschweden
liegenden Tiefs weiter auf Deutschland übergreifen. Speziell COSMO-EU deutet im Westen
unseres Landes höhere Niederschlagsmengen um 30 mm in 6 Stunden an, die übrigen Modelle
verhalten sich defensiver. Unbestritten ist aber, dass Rückseitig der Luftmassengrenze
kältere Luft einströmt. So sinken die Temperaturen in 850 hPa im Westen und Nordwesten auf
Werte um 0 Grad, im Osten und Südosten bleiben sie (noch) bei Werten um 4 Grad.


Mittwoch ... gelangt Deutschland vollständig unter den Höhentrog, der sich im Laufe der
zweiten Tageshälfte nach Süden über die Alpen hinweg ausweitet und über Nordwesteuropa
eine bauchige Struktur annimmt. Das Bodentief über Südschweden verlagert sich sehr
zögerlich in Richtung Westen, wobei es sich vertieft und in der Nacht zu Donnerstag einen
Kerndruck von etwa 990 hPa haben soll. Die zugehörige Kaltfront überquert den
Vorhersageraum mit ihrem Regengebiet ost-südostwärts, dabei kommt es im Osten und Süden zu
länger andauernden Regenfällen, präfrontal vielleicht sogar noch einzelne Gewitter
möglich. Postfrontal gelangt erwärmte Polarluft arktischen Ursprungs in den
Vorhersageraum, deren Labilität sich allerdings in Grenzen hält. Die Temperaturdifferenz
zwischen 850 und 500 hPa liegt etwa bei 20 Grad (um oder etwas unter 0°C in 850 hPa, um
-20°C in 500 hPa), was nicht für übermäßige Labilität spricht. Gleichwohl sind einzelne
kurze Schauer nicht ausgeschlossen, Kaltluftgewitter dagegen unwahrscheinlich. Auf der
Südwestflanke des o. e. Südskandinavien-Tiefs bzw. auf der Rückseite des Frontensystems
verschärft sich der Gradient im Tagesverlauf deutlich. So muss nördlich der Mainlinie
praktisch überall - zumindest vorübergehend - mit einem auffrischen des Windes gerechnet
werden, was starke, in exponierten Lagen auch stürmische oder Sturmböen zur Folge haben
sollte.
Der Schwerpunkt der Windaktivität liegt aber eindeutig in Norddeutschland, wo verbreitet
mit Böen der Stärke 7 bis 8 Bft, Richtung Küste und SH auch 9 Bft zu rechnen ist. Der
scharfe Gradient sorgt dabei auch für einen deutlichen Rückgang der 850 hPa Temperaturen,
die in der Nacht zu Donnerstag im gesamten Bundesgebiet unter 0 Grad fallen. In der Nacht
zum Donnerstag zieht das Bodentiefs langsam nord-nordwestwärts. Dadurch fächert der
Gradient bei uns auf und der Wind schwächt sich merklich ab. An der Küste bleibt es aber
zunächst noch windig, teils auch stürmisch. An den Alpen ist noch staubedingte Hebung zu
Beobachten, dazwischen beruhigt sich die Situation im Bereich eines kleinen
Zwischenhochkeils, so dass es gebietsweise zu Absinken und Aufklaren kommen kann. In
exponierten Lagen ist dabei durchaus leichter Bodenfrost möglich.

Donnerstag ... ändert sich an der Gesamtsituation nur wenig, und so setzt sich, wie schon
vom Vorgänger beschrieben, das "kalte Grauen des Mais" nahtlos fort. In der Höhe bleibt
der bauchige Langwellentrog dominierend. Seine über die Alpen nach Süden in Richtung
Mittelmeer ausgreifenden Ausläufer werden insgesamt schwächer und verlagern sich nach
Osten, so dass sie in der Nacht zu Freitag über dem Balkan zu liegen kommen. Das Bodentief
über dem Mittelmeer verlagert sich in ähnlicher Weise, während es am Tagesanfang noch über
der Adria liegt, erreicht es in der Nacht zu Freitag die Ukraine. Im Bodendruckfeld bildet
sich südlich des nunmehr über der nördlichen Nordsee angelangten skandinavischen Tiefs ein
Randtief, das nach Norddeutschland zieht und dort quasistationär wird. Das zugehörige,
schon teilokkludierte Frontensystem, schwenkt ost-südostwärts und führt rückseitig einen
neuerlichen Schwall Kaltluft heran, der nun aber auch in der mittleren Troposphäre spürbar
ist. Mit Ausnahme des Ostens und Südens geht die Temperatur in 500 hPa auf Werte um oder
unter -30°C zurück, was, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Temperaturen in 850
hPa sich nicht wesentlich ändern, die konvektive Aktivität nachhaltig anregt.

Freitag ... liegt Deutschland im Bereich eines umfangreichen Höhentiefs. Auch in der
unteren Troposphäre dominiert tiefer Luftdruck, der Kern des umfangreichen
Tiefdruckgebietes kommt dabei über Osteuropa zu liegen. Hoch reichende Kaltluft gestaltet
den Wettercharakter konvektiv. Temperaturen, die in 500 hPa zwischen -25 und unter -30 und
im 850 hPa-Niveau zwischen +5 und unter 0 Grad liegen, führen zu einer labilen Schichtung
mit wiederholten Schauern und auch kurzen Gewittern. Die Temperaturen werden wohl kaum
über die 15 Grad-Marke hinaus kommen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptischen Strukturen werden von den neuen Läufen ähnlich eingeschätzt wie von den
Vorläufen. Bei der Prognose der Niederschläge schätzt COSMO-EU die Mengen jetzt deutlich
niedriger ein als im Vorlauf, so dass auch nach diesem Modell eine Starkregenwarnung in
der kommenden Nacht im Westen nicht mehr in Frage kommt. GME zeigt von der Menge her
ähnliche Niederschlagssignale wie der Vorlauf, allerdings wird die regionale Verteilung
jetzt - geringfügig - anders eingeschätzt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

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