SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.06.2018 um 10.30 UTC



Hochsommerlich warm. Andauer der Trockenheit. Im Süden und Westen ab der
Wochenmitte leichte Gewitterneigung, dort zusehends schwülwarm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 06.07.2018


Von Montag bis Mittwoch liegt Deutschland an der Südflanke eines blockierenden
Hochs über dem Nordmeer. Durch dieses Höhenhoch wird ein ausgedehntes Bodenhoch
gestützt, dessen Schwerpunkt sich vom Nordmeer allmählich nach Skandinavien
verlagert. An dessen Südflanke wird mit einer schwachen und weiter abnehmenden
östlichen bodennahen Strömung trocken-warme, aber nicht extrem heiße
Festlandsluft advehiert. Hierdurch sind Höchsttemperaturen im hochsommerlichen
Bereich zu erwarten. Lediglich zu Wochenbeginn hält sich im Nordosten und ganz
im Osten noch etwas kühlere Luft, die aus dem über Osteuropa liegenden Höhentief
resultiert. Ab der Wochenmitte sollte aber auch dort die 30 Grad-Marke
erreichbar sein.
An der Vorderseite eines Höhentiefkomplexes, der bis Mittwoch auf die Irische
See übergreift, dringt feuchtwarme und labil geschichtete Luft nach Osten vor.
Diese Luftmasse erfasst den äußersten Südwesten Deutschlands und den Alpenrand,
so dass dort am Mittwoch im späteren Tagesverlauf und gegen Abend einzelne
Wärmegewitter nicht ganz auszuschließen sind.
Am Donnerstag und Freitag rückt das Zirkulationsmuster ein wenig nach Osten vor,
so dass Deutschland in den Achsenbereich des nach wie vor blockierenden
Höhenkeils gelangt. Feuchtere und labil geschichtete Luft dringt dann in den
Westen und Südwesten vor, wodurch sich dort bevorzugt über den Gebirgen sowie an
den Alpen einzelne und zum Teil heftige Gewitter entwickeln können. In diesen
Gebieten wird es zusehends schwülwarm. Im Norden und Osten sowie zumeist auch in
den mittleren Gebieten hält sich bei hochsommerlichen Temperaturen sehr trockene
Luft. Auch wenn sich im Süden und Westen einzelne Gewitter entwickeln können, so
muss doch von einer Andauer der Trockenheit ausgegangen werden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich der vor
Westeuropa liegende Höhentiefkomplex ins westliche Mittelmeer. Der über
Skandinavien liegende Höhenkeil schwenkt ostwärts, gleichzeitig beginnt sich
über dem nahen Ostatlantik erneut ein breiter Rücken aufzuwölben. Das
korrespondierende Bodenhoch etabliert sich unmittelbar westlich von Irland und
schiebt einen Keil in Richtung Nordsee. Mit einer auf nördliche Richtungen
drehenden Strömung wird dann die feuchtwarme Luft aus dem Westen und Süden
Deutschlands wieder in Richtung Alpen abgedrängt, wodurch die Gewitterneigung
wieder nachlässt. Die hochsommerliche und sehr trockene Witterung dauert daher
an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Modelllauf ist gegenüber den gestrigen Modelläufen bis
einschließlich Mittwoch konsistent. Am Donnerstag und Freitag ließ der gestrige
Modellauf auf die Britischen Inseln einen Kurzwellentrog mit einem eingelagerten
Höhentief übergreifen. Der aktuelle Lauf sieht diese Struktur weiter westlich.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgt eine erneute
Angleichung zu den gestrigen Simulationen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag werden die synoptischen Basisfelder von den
verfügbaren Modellen ähnlich gezeigt. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich
bis dahin nicht ableiten.
Danach versieht GFS das über Osteuropa liegende Höhentief mit einem
"Satelliten", d.h. einem kleinräumigen Höhentief, das über Polen hinweg
süd-südostwärts gesteuert wird. Dies hätte im Nordosten und Osten einen erneuten
leichten Temperaturrückgang zur Folge, was in diesen Gebieten Höchsttemperaturen
von teils unter 25 Grad bedeuten würde. Das Modell des kanadischen
Wetterdienstes zeigt diese Entwicklung in abgeschwächter Form. ICON und EZMW
folgen der oben beschriebenen Entwicklung, wobei ICON eine bis in den Südwesten
Deutschlands vordringende flache Tiefdruckrinne im Programm hat.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzen GFS und das kanadische
Vorhersagemodell auf eine antizyklonal geprägte Nordwestlage, was mit einem
leichten, im Norden und Westen mit einem deutlicheren Temperaturrückgang
einhergehen würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wobei ab der
Wochenmitte deutschlandweit Signale für eine zunehmende Gewitterneigung (CAPE
als Indiz) zu sehen sind. Der leichte Temperaturrückgang, der aus dem über Polen
hinweg südostwärts ziehenden Höhentief resultieren soll, wird vom EPS nicht
mitgetragen. Vielmehr ergibt sich bis zum Ende des Vorhersagezeitraumes ein
nahezu unverändertes Temperaturniveau, was eine Andauer des hochsommerlich
warmen, aber nicht extrem heißen Wetters bedeutet.
Das EPS des EZMW wird bis H + 168 in 4 Cluster unterteilt, wobei sich drei der
Cluster (mit einem mehr oder weniger schwachen Trog vor Westeuropa und einer
ausgewachsenen Blockierung über Fennoskandien) weitgehend ähneln. Dem hiervon
etwas abweichenden Cluster, das einen Höhentiefkomplex auf Westfrankreich
übergreifen lässt, sind der deterministische wie auch der Kontrolllauf
zugeordnet. Allerdings ist dieses Cluster nur mit 14 Membern besetzt. Für den
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich nur noch ein Cluster
mit einem blockierenden Hoch über Fennoskandien. Die Einzellösungen divergieren
nur wenig. Im äußersten Südwesten werden ausgeprägte Niederschlagssignale
gezeigt. Ansonsten sind selbst im Westen und Süden die Hinweise auf
Niederschläge nur sehr schwach ausgeprägt. An einer Andauer des größtenteils
trockenen Sommerwetters sollte daher kein Zweifel bestehen. Für die
amerikanische Variante (antizyklonale Nordwestlage) lassen sich keine Indizien
finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Dienstag sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu
erwarten. Ab Mittwoch können sich über dem südwestdeutschen Bergland, am
Donnerstag und Freitag auch in anderen Regionen West- und Süddeutschlands (und
auch dort bevorzugt über den Mittelgebirgen sowie unmittelbar an den Alpen)
einzelne Gewitter entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist, abgesehen vom
äußersten Südwesten, nur gering. Sollten sich aber Gewitter bilden, sind
aufgrund von deren langsamer Verlagerung Unwetter durch heftigen Starkregen und
größere Hagelansammlungen nicht auszuschließen. Abgesehen vom Südwesten
Deutschlands dauert größtenteils die Trockenheit an, was eher als markantes
Wetterereignis zu werten ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann

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