SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.11.2016 um 10.30 UTC



Im Nordosten nasskalt und teils windig, in den südöstlichen Bergen zunehmend
winterlich. Im Südwesten dagegen überwiegend Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.12.2016


Angesichts des schon weit fortgeschrittenen Jahres und dem milden Wetter der
vergangenen Tage richtet sich der Blick nun wieder auf mögliche winterliche
Wetterszenarien. Stellt sich also die Frage, ob die Abkühlung in der Kurzfrist
sich auch in der Mittelfrist fortsetzt und es sogar einen Wintereinbruch bis ins
Flachland gibt.

Ein Blick in die Karten des heutigen 00 UTC EZMW-Laufs zeigt zu Beginn des
Mittelfristzeitraums am kommenden Mittwoch einen ausgedehnten Langwellentrog
über Skandinavien, dem Baltikum und dem westlichen Russland. Er ist mit
reichlich Kaltluft angefüllt, die bei entsprechender Lage des Trogs für einen
Wintereinbruch bei uns in Deutschland sorgen könnte.

Dieses Gebilde wird während des gesamten Mittelfristzeitraums beständig durch
Kurzwellentröge, die von Grönland und dem Nordmeer kommen, regeneriert und
ändert seine Lage nur unwesentlich. Dem Langwellentrog steht ein Höhenrücken
über dem Atlantik gegenüber, der eine Bodenhochzone über West-, dem westlichen
Mittel- und Südeuropa stützt. Die Frontalzone ist entsprechend von der Südspitze
Grönlands über Island und der Nordsee bis zum Balkan zu finden. Somit ergibt
sich für Deutschland eine nordwestliche Strömung, die insbesondere nach
Nordosten hin feucht und mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 0 und -4 Grad auch
recht kalt ist. Darüber hinaus weht dort stark böiger Wind. Nach Südwesten hin
dominiert dagegen der Hochdruckeinfluss bei 850 hPa-Temperaturen knapp über 0
Grad.

An der Nordwestströmung ändert sich bis zum Freitag nur wenig, wobei die
großskaligen Zirkulationsmuster weitgehend erhalten bleiben, der Langwellentrog
dadurch aber auch nicht näher kommt und somit die Wetterzweiteilung über
Deutschland aufrechterhalten wird. Zwar sinkt die 850 hPa-Temperatur bis zum
Freitag noch ein wenig ab, bei -1 bis -6 Grad fallen Niederschläge aber
bevorzugt im Bergland als Schnee, während in tieferen Lagen die nass-kalte
Komponente überwiegt. Möglicher Schneefall bleibt dort dann eher nur lokal in
den Frühstunden auch mal liegen.

Am Samstag zeigt sich an der Westflanke des Langwellentrogs vor der norwegischen
Küste ein neuer Kurzwellentrog, der bis zum Sonntag in die Ostsee vorstößt. Es
löst Zyklogenese aus, sodass sich über dem Bottnischen Meerbusen ein neues Tief
formiert, das den Nordosten von Deutschland beeinflusst. Bei 850
hPa-Temperaturen um -7 Grad kann es im äußersten Nordosten bis in tiefe Lagen zu
Schneefällen kommen. Weiter nach Südwesten bleibt der antizyklonale Einfluss
jedoch weiterhin vorherrschend, wobei die 850 hPa-Temperatur dort wieder auf
knapp über 0 Grad steigt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag ziehen Höhen- und Bodentief nach
Weißrussland weiter, womit sich über Deutschland mit Hilfe eines flachen Rückens
Zwischenhocheinfluss einstellen kann. Bereits am Dienstag kommen wir aber in den
Wirkungsbereich eines Tiefdruckkomplexes über den Britischen Inseln. Auf dessen
Vorderseite dreht der Wind auf Südwest zurück, womit milde Luft advehiert wird
und die 850 hPa-Temperaturen verbreitet auf über 0 Grad steigen.

Nach diesem Szenario scheint es in tiefen Lagen keinen durchgreifenden
Wintereinbruch zu geben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Samstag hat der aktuelle EZMW-Lauf im Vergleich zu seinen beiden
gestrigen Vorläufen eine gute Konsistenz, sodass an der Vorhersage nicht viel
geändert werden muss. Am Sonntag sollte nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf das neue
Höhentief nicht nur bis zur Ostsee, sondern bis in den Nordosten Deutschlands
vorstoßen. Damit wäre auch der Südwesten Deutschland zyklonaler beeinflusst
worden. Zudem hätte sich nach dem alten Lauf die kalte Luft bis in den Süden
Deutschlands ausgebreitet, nun bleibt es dort aber etwa 5 Kelvin wärmer. In der
erweiterten Mittelfrist ab Montag zieht das neue Höhentief nun auf östlicherer
Bahn durch, womit im ganzen Land neben etwas höherem Druck bzw. etwas weniger
Niederschlägen ebenfalls um 5 Kelvin höhere Temperaturen zu erwarten sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON zeigt bis zum Freitag eine dem EZMW sehr ähnliche Lösung. Anschließend wird
der neue Kurzwellentrog vor Norwegen bzw. das neue Bodenief etwas anders
berechnet. Nach ICON werden beide ein wenig weiter südlich vorhergesagt, womit
sich der zyklonale Einfluss weiter in den Südwesten vorarbeitet und die
Temperaturen niedriger liegen. Insgesamt ähnelt diese Lösung stark dem gestrigen
00 UTC-EZMW-Lauf. Auch GFS ist dem EZMW bis zum Freitag sehr ähnlich. Dem
nachfolgenden Kurzwellentrog wird dann jedoch keine Bedeutung beigemessen,
wodurch sich über Mitteleuropa ein recht kräftiges Hoch bilden kann. Diese
Lösung ab Samstag favorisiert auch GEM, während JMA dann eine Art "Mittelding"
zwischen der EZMW- und der GFS-Lösung zeigt. Beide Modelle sind zuvor aber auf
einer Linie mit dem EZMW. NAVGEM wiederum ist dem ICON am nächsten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPa Temperatur-Rauchfahne des EZMW-Ensembles für Offenbach ist bis zum
Freitag recht eng gebündelt. Danach nimmt die Streuung zu, wobei auffällt, dass
einige negative Ausreißer bis etwa -10 Grad existieren, aber auch ein paar
positive bis +10 Grad. Haupt- und Kontrolllauf liegen etwas oberhalb der Mitte
der Streuung. Bei der 500 hPa Geopotenzial-Rauchfahne nimmt die Streuung
insbesondere ab Freitag zu. Daraus lässt sich ableiten, dass die genaue Lage zum
Langwellentrog und zum darin integrierten neuen Kurzwellentrog nur unsicher
vorhergesagt werden kann.

Das spiegelt sich dann auch in den Clusteranalysen wieder. So treten bei t+72_96
(Mittwoch bis Donnerstag) 5 Cluster auf (17, 13, 9, 7 und 5 Mitglieder, Haupt-
und Kontrolllauf in C1), die sich über Mitteleuropa nur in Nuancen bezüglich der
Lage des Langwellentrogs unterscheiden. Aber gerade diese sind eben relevant für
Deutschland. Bei t+120_168 (Freitag bis Sonntag) gibt es nur 2 Cluster (28 und
23 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf in C2), wobei C2 den Langwellentrog viel
deutlicher nach Mitteleuropa vorstoßen lässt als C1.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass das durch die nordwestliche Strömung
geprägte Wetter bzw. die Wetterzweiteilung bis zum Freitag als recht sicher
angesehen werden kann. Anschließend bietet die Vorhersageunsicherheit bezüglich
der Entwicklung des Langwellentrogs Raum für Spekulation auch bezüglich eines
Wintereinbruchs in tieferen Lagen. Wohin das Pendel letztlich ausschlägt, lässt
sich zum jetzigen Zeitpunkt aber kaum zufriedenstellend beantworten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mit der strammen nordwestlichen Strömung treten am Mittwoch, insbesondere aber
am Donnerstag stürmische Böen an der See und Sturmböen oder schwere Sturmböen
auf den Berggipfeln auf, vereinzelt sind sogar orkanartige Böen möglich. EFI
untermauert dies mit leichten Signalen im Nordosten Deutschlands am Mittwoch und
starken Hinweisen am Donnerstag. Ab Freitag treten Sturmböen nur noch auf
höheren Gipfeln auf.

Für Donnerstag und Freitag gibt es von EFI zudem Signale für Schneefall in den
östlichen und südöstlichen Bergen in Lagen ab etwa 800 m. 24-stündig gesehen
sind bei COSMO-LEPS und EZMW-EPS sogar gute Wahrscheinlichkeiten für 10 bis 20
cm Neuschnee vorhanden. Zusammen mit dem Wind kommt es dann auch zu
Schneeverwehungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS. Ab dem Wochenende EZMW-MOS als mögliches Mittel
aller Lösungen der globalen Modelle bzw. der Ensembleergebnisse.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler

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